Liebe Foris,
nach 2017 (Bericht gibt es hier) hatte Harzi auch dieses Jahr in die Mitte Deutschlands eingeladen.
Und wie bereits vor zwei Jahren waren auch diesmal gut 20 Pilzler aus Nord und Süd, Ost und West dem Ruf Harzis gefolgt.
Unser „Basislager“ war zum wiederholten Male der „Braune Hirsch“/Sophienhof, der freundliche Braugasthof mit tollem Essen, hausgebrauten Bieren und seiner familiären Atmosphäre.
Im Gegensatz zu 2017 gab es leider im näheren Umkreis wegen der andauernden Trockenheit keine Pilze, sodass wir zu den Exkursionsgebieten (also, den wenigen Gegenden, wo es vor dem Treffen geregnet hatte) doch stets einige Kilometer fahren mussten, was allerdings der Stimmung keinen Abbruch tat. Zumal es da schöne Pilzfunde gab. Dazu gleich!
Ich lade alle, die nicht dabei sein konnten, herzlich ein, dieses traditionelle Treffen virtuell zu erleben! Und die, die dabei waren, bitte ich um ergänzende Bilder und Kommentare.
Genug gelabert.
Angereist bin ich gemeinsam mit Matthias (Mreul) am Donnerstagnachmittag.
Niemand da, alle auf Tour, sodass wir uns ein paar bereits gefundene Pilze im Ausstellungs-Pavillon ansahen.
Große Überraschung, da gab es tatsächlich schon viele Pilze zu sehen, u.a. den Gefleckthütigen Röhrling (Hemileccinum depilatum), den wir beide noch nicht live gesehen hatten.
Matthias drapierte ihn für ein Foto und hier ist das Ergebnis. Beide Fotos von Matthias.
An dieser Stelle ein Dankeschön an Dich, Matthias, dass ich diese und weitere Bilder von Dir verwenden darf!
Die erste Tour führte uns in die Nähe von Walkenried, wo es einige Tage zuvor reichlich geregnet hatte. Unmittelbar beim Parkplatz, an einem abgebrochenen Eichenast, die ersten Pilze.
Nichts besonderes, aber immerhin. Hier gibt es Pilze!
Gemeiner Schmutzbecherling (Bulgaria inquilans).
An dem vielen z.T. seit Jahren liegendem Totholz gab es so manches zu entdecken, was natürlich dokumentiert werden musste.
Und hier kommt das begehrte Fotomotiv.
Grobwarziger Flockenschüppling (Flammulaster muricatus). Alle drei Bilder von Matthias.
Natürlich gab es an dem Altholz auch diverse Porlinge zu bewundern, wie diese schön gefärbten, noch jungen Fruchtkörper des Zunderschwammes (Fomes fomentarius).
Oder den Eichhasen (Polyporus umbellatus). Foto: Matthias
Auch einige hübsche Helmlinge konnten wir entdecken,
wie z.B. den Lilaschneidigen Helmling (Mycena purpureofusca), Foto: Matthias
den Buntstieligen Helmling (Mycena inclinata), Foto: Matthias
oder den winzigen und farbenprächtigen Orangeroten Helmling (Mycena acicula), Foto: Matthias
Einige Schleimpilze, wie das Braune Fadenkeulchen (Stemonites axifera) konnten wir ebenfalls sichten.
An Eichelcupulen wuchsen winzige Fruchtschalen-Stielbecherchen (Hymenoscyphus fructigenus).
Auch erdbewohnende Pilze waren natürlich am Start, wie dieser Erdschieber (Lactifluus vellereus), der hier seinem Namen alle Ehre macht.
Oder dieser tödlich giftige Geselle: Grüner Knollenblätterpilz (Amanita phalloides).
Ein Highlight für uns war der Fund des Stäubenden Zwitterlings (Asterophora lycoperdoides), der recht häufig an faulenden Schwarztäublingen wuchs.
Dieses und das Foto der sternförmigen Chlamydosporen: Matthias
Abschließend möchte ich noch einige Eindrücke einer „Freaktour“ mit Euch teilen, die Hartmut am Samstagnachmittag mit dem Asco- und Kleinpilzfreund Matthias und mir, sowie der „ums Eck wohnenden“ Dagi unternahm. Wegen einer ca. 40-minütigen Anfahrt und quasi nicht vorhandener Parkplätze konnten leider nicht alle Interessierten teilnehmen, weswegen ich im folgenden etwas ausführlicher berichten möchte.
Unser Ziel war ein totholzreiches Bachtal, durch das wir ca. zwei Stunden lang wateten und dabei eine beachtenswerte Strecke von gut 200 Metern bewältigten!
Hier ein Eindruck vom Gebiet. Im Hintergrund Harzi.
An den im Wasser liegenden Ästen fanden wir eine Reihe von Kleinpilzen, die auf diesen Lebensraum spezialisiert sind.
Den Anfang machte das Großsporige Gelbbecherchen (Miladina lecithina), eine seltene Art. Hier eine Übersichtsaufnahme.
Die folgenden beiden Bilder steuert wieder Matthias bei.
Ascus mit Sporen, angefärbt mit Baumwollblau.
Ebenfalls nur von wenigen Fundorten bekannt, allerdings im Gebiet recht häufig, ist Thecotheus rivicola, ein graubrauner, ebenfalls operkulater Becherling. Fotos: Matthias
Reichlich „kleine schwarze Punkte“, also meist tief ins Holz eingesenkte Pyrenomyceten, fanden wir natürlich ebenfalls. Hier als Beispiel Phomatospora luteotingens.
Wer mag, kann sich gern das Portrait anschauen, welches ich vor einigen Jahren erstellt hatte.
Kommen wir nun zu zwei inoperculaten Becherchen.
Recht häufig fand sich das Flatterige Weichbecherchen (Mollisia ventosa), das an mehreren Stellen und sehr gesellig an untergetauchtem Holz siedelte.
Nur an einem Ast entdeckte ich deutlich größere (bis 1cm!) und an Hymenoscyphus erinnernde Stielbecherchen, die Matthias spontan als Tatraea dumbirensis, den Krummsporigen Tatra-Becherling, ansprach, eine ursprünglich aus der Niederen Tatra (Nomen est omen) beschriebene Art mit ganz charakteristischen Sporen. Natürlich war das, wie so vieles andere in diesem Beitrag, ein weiterer Neufund für mich.
Interessant war auch dieses Stöckchen mit dem weißlichen „Belag“.
Hier handelt es sich um den Körnchen-Rindenpilz (Bulbillomyces farinosus) mit seiner Anamorphe Aegerita candida (das sind die winzigen Kügelchen). Foto: Matthias
Neben diesen „Insiderpilzen“ wuchsen am Bachufer natürlich auch „richtige“ Pilze, wie z.B. der Tiegel-Teuerling (Crucibulum laeve), den Dagi als persönlichen Erstfund abhaken konnte.
Selbst Tintlinge hatte jemand gesät!
Gesäter Tintling (Coprinellus disseminatus), noch mit Babyflaum.
Nochmal kurz zurück ins Bachbett. Zwei Schildborstlinge möchte ich Euch noch gern zeigen.
Hier ein recht häufiger langhaariger. Scutellinia crinita, der oft mit dem deutlich selteneren Gemeinen Schildborstling (Scutellinia scutellata) verwechselt wird.
Und schließlich noch einer mit auffallend kurzen Haaren. Dies ist der recht seltene Kerguelenische Schildborstling (Scutellinia kerguelensis).
Was gab es sonst noch?
Unter anderen den Rostpilz Puccinia poarum auf Blättern vom Huflattich, der auf der Blattoberseite durch gelbliche, rotviolett gerandete Kreise auffällt
während sich blattunterseits die wunderschönen Sporenlager zeigen.
Natürlich gab es auch allerlei Gekrabbel, wie den Wald-Mistkäfer (Anoplotrupes stercoreus)
oder diese hübsche Purpur-Fruchtwanze (Carpocoris purpureipennis).
Diese hat mit Carpocoris pudicus einen Doppelgänger, welcher allerdings eher mediterran verbreitet ist.
Auch blühten noch einige Pflanzen, wie dieser Wald-Ziest (Stachys sylvatica), mit dessen Bild ich mich vorerst verabschieden möchte.
Vielen Dank nochmal an die Organisatoren Harzi und Silke sowie an alle anderen, die zum Gelingen dieses Pilzfreundetreffens beigetragen haben.
Gern bin ich beim nächten Mal wieder dabei.
Liebe Grüße vom Nobi