Pilze braten / Röhren / Stiele

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 13.071 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Sachmet.

  • Hallo zusammen,


    ich weiss, es gibt zu dem Thema schon einige Threads, aber irgendwie widersprechen die sich alle etwas.
    Also grundsätzlich habe ich das so verstanden, dass bei alten Pilzen die Röhren ab müssen (da ich bislang noch keine gefunden habe: wie viel des Hutes ist denn das so grob?). Die Stiele kann man wohl mitessen, wenn sie nicht ungeniessbar sind. Schneidet ihr die in Längsstreifen oder in kleine Ringe?
    Und vor allen: Wie brate ich denn Pilze. Wie ein Steak? Also erst heiss, dann Temperatur runter? Ich rede NUR von den Durchschnittspilzen (also kein Hallimasch mit drei mal abkochen etc.). Und dann machen manche Sahne, manche Wasser, manche gar nichts dazu. Ist das je nach gusto? Oder anbraten und dann köcheln lassen? Von 10 bis 30 Minuten habe ich schon alles gelesen.
    Pilze wie gross denn schnippeln. Muss alles unter Wasser sein (falls überhaupt Wasser dazu gehört)?
    Danke, wenn jemand eine etwas präzisere "Brat-/Kochanleitung geben kann. Die Frage nach dem Einfrieren stelle ich bewusst nicht, weil da findet sich eh kein Konsens. 2 Pilzsammler, 3 Meinungen ;)
    Gruss Felix

  • Hi Felix.


    - Wie ein Steak braten kenne ich nur von Steinpilzen und dem Parasol. Ersteren kann man längst in Scheiben schneiden, bei letzterem nimmt man nur den Hut: beide kann man wie ein Schnitzel braten (Paniert oder unpaniert).


    - Ansonsten, bei einem Mischpilzgericht, entferne ich zunächst große und mittelgroße Röhren. Der Birkenpilz hat bspw. im Verhältnis zum Hutfleisch besonders viele und grobe Röhren (~2/3 des Hutes). Die Marone kleinere und weniger viel (~1/3). Kleine und feste Röhren kannst du dran lassen.


    Natürlich verbietet dir auch niemand größere Röhren am Pilz zu lassen, doch je mehr du dran lässt, desto schleimiger wird deine Pilzpfanne. Gerade, wenn man nur wenige Pilze gefunden hat, ist es besonders schmerzlich so viel wegzuschneiden: aber es lohnt sich meines Erachtens wirklich.
    - Bei Butterpilzen und anderen Pilzen mit schleimigem Hut entferne ich des Weiteren die Huthaut. Erstens weil an dieser meistens Dreck klebt, den man ansonsten nicht abbekommt und zweitens, da auch diese das Essen schleimig macht.


    - Stiele kann man mitessen, sofern sie nicht holzig sind. Beim "Ringeschneiden", also entgegen der Faserung merkst du das leicht.


    Kleiner Exkurs zum Hallimasch:Bei einem reinen H.-Gericht schütten wir ebenfalls das Kochwasser weg, aber nur einmal, nicht dreimal und wir leben noch. Wenn ich nur ein paar Hallimasch habe und diese ins Mischpilzgericht tue, koche ich vorher gar nichts ab. Wer einen empfindlichen Magen hat, sollte dies aber tun.


    - Wenn die Pilze geputzt sind, schneide ich sie in etwa 0,5 cm dicke Scheiben. Im nächsten Schritt scheiden sich die Geister: Waschen oder nicht. Köche waschen Pilze eher nicht, allerdings haben diese auch selten mit Wald- sondern eher mit Zuchtpilzen zu tun. Der Punkt ist, dass sie sich beim Waschen (vor allem, wenn die Röhren dran bleiben) mit unheimlich viel Wasser vollsaugen (wie ein Schwamm eben) und du die Pilze in der Folge eher kochst und nicht brätst. Das musst nun du entscheiden, inwieweit dich ein bisschen Waldstaub stört, denn der sichtbare Schmutz wurde ja bereits entfernt. Es ist auch immer abhängig von der Wetterlage: Ist es regnerisch und matschig und sind die Pilze ohnehin klatsch nass und schmutzig, wäscht man sie natürlich. Ist es trocken und die Pilze sind sauber, kann man überlegen, ob man sie ohne Wasser so gut wie möglich reinigt.


    - Nun geht es ans Braten: die Rede ist im Folgenden von einer "Basis-Pilzpfanne". Etwaige Extras kann man später immer noch machen.
    Die Pfanne wird erhitzt und etwas "edit:Fett" hinein gegeben, bspw. Butterschmalz. Dann kommen die Pilze dazu. Diese werden relativ schnell an Volumen verlieren und zusammenfallen. Des Weiteren wird mehr oder weniger viel Wasser aus ihnen austreten, in dem sie vor sich hinköcheln (Sind sie nass vom Regen oder vom Waschen kann auch die halbe Pfanne voll Wasser sein). Du brätst die Pilze zusammen mit einer Zwiebel an und etwas Knoblauch, sofern du magst. Würzen würde ich zunächst nur mit Salz, Pfeffer und etwas Muskat sowie ein paar Kräutern, sofern vorhanden. Nach etwa 10-15 Minuten wäre das Ganze dann fertig (Je nach Menge natürlich). Grundsätzlich sollten die Pilze gut durcherhitzt sein, um Bandwürmer etc. abzutöten. Du siehst aber selbst, wann die Pilze fertig sind: keine Sorge.
    Je nach verwendeten Pilzen wird deine Pilzpfanne nun mehr oder weniger aromatisch sein. Ich beispielsweise war gestern von einer Rotfuß-R.-Pfanne äußerst positiv überrascht, die zusammen mit Rotkappen mehr Geschmack ergaben, als ich dachte.
    Auf diesem Basis-Rezept kannst du in der Folge aufbauen, bspw. mit Sahne etc. Musst du aber nicht. Ich belasse es in der Regel dabei, da ich auf diese Weise den Pilzgeschmack unverfälschter habe.


    - Ich glaube, nun wären alle Fragen beantwortet. Natürlich gibt es viele Möglichkeiten Pilze zu putzen und zuzubereiten und manche würden es vielleicht anders machen. Du musst dann entscheiden, welcher Methode du folgen möchtest.


    Beste Grüße Charleston.

  • Vielen Dank Charleston für die ausführliche Antwort. Ich bin jetzt für den ersten grossen Ess-Fund und anschliessendem Braten und Essen bestens gerüstet. Jetzt muss ich die kleinen Dinger (oder auch gerne grosse) finden. Bis letzte Woche war total tote Hose. Die Woche MUSS es klappen

  • @ charleston, du hast das wunderbar auf den Punkt gebracht.
    @ Felix am besten du kochst mal mit jemanden zusammen Pilzgerichte. Pilzkochbücher sind auch gut und die gibt es an Mass.
    Manche Dinge musst du eben probieren. Habe gestern Parasole kleingeschnitten und Pilzomolett daraus gemacht, und meine Kinder haben das 1. mal bewusst ein richtiges Pilzgericht mitgegessen. Sonst war das immer nur meinem Mann und mir vorbehalten. Aber glücklicherweise ändern sich Geschmäcker.


    LG Heike

  • Falls jemandem ein sinnvolles Gericht mit dem violetten Lacktrichterling einfällt, was auch richtig lecker ist. nur raus damit. Ein spezielles Gericht habe ich leider bislang nirgend gefunden. Gerne auch Deine Suppe Eva. Was für eine wars denn?


  • Falls jemandem ein sinnvolles Gericht mit dem violetten Lacktrichterling einfällt, was auch richtig lecker ist. nur raus damit.


    Hi und hallo,


    ich kenne den Lacktrichterling auch nur als Beilage zu einem Mischpilzgericht oder als Essigpilz (eingelegt). Zum Einkochen oder Einlegen in Essig gibt es mit Netz viele Rezepte. Man kann z. B. auch Lacktrichterlinge zusammen mit Pfifferlingen verarbeiten, garen und in einer großen Portion Rührei untermengen - nicht nur geschmacklich, aber vor allem optisch ein Genuss!


    Lieber Gruß,
    Meinhard

    Erfahrungen sammelt man wie Pilze: einzeln und mit dem Gefühl, dass die Sache nicht ganz geheuer ist.

  • Hallo felix125,
    im Prinzip ist schon das Wesentliche über die Zubereitung, bzw. das
    Grundrezept, geschrieben worden.
    Aber laß Dir von einem alten Mann 2 Ratschläge geben:
    1. man darf, u. sollte (meiner Meinung nach), 90% der gängigsten
    Speisepilze ab der Hutgröße < 6-8 cm "stehen lassen". Dann er-
    sparst Du dir auch das Entfernen der "Röhren".
    2. fast jedes Dreibein kann sich eine Pfanne Bratkartoffeln zuberei-
    ten.
    Anstatt der Kartoffeln nimmst Du die gesammelten Pilze, Pfeffer,
    Salz, Zwiebeln u. Kümmel dran, u. abschließend noch 3 Eier dazu.


    LG Jürgen