Cortinarienwoche 2019

Es gibt 19 Antworten in diesem Thema, welches 6.638 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Harald Andres Schmid.

  • Hallo, zusammen,


    Nach der Cortinarienwoche 2016

    und der Cortinarienwoche 2017

    und der Cortinarienwoche 2018

    nun den Bericht der

    Cortinarienwoche 2019


    Aus dem berüchtigten "Trio Infernale" auf der Bank

    ist mittlerweile ein Quartett geworden...



    Von links nach rechts:

    Uwe (im Forum: "Cortinarius"), Ingrid, Harald Andres, Anna Maria


    Unser "Basislager" war diesmal in Schiers, im Prättigau.

    Unterwegs waren wir in:

    Brambrüesch, Heuberge Friedrig, Buchwald Malans,

    St. Antönien, Conters, Schuders.

    Zu Beginn ein Rätsel:

    Wie viele Arten liegen in diesem Schälchen?



    (Auflösung des Rätsels weiter unten)


    Als Rätselhilfe hier zur Einstimmung ein paar blaue Pilze:


    Der untenstehende Pilz hatte uns beim Aufnehmen genarrt.

    Er war wegen der feuchten Witterung von oben bis unten

    mit einer Schleimschicht bedeckt, wie ein Schleimfuss,

    was er als brave Telamonie überhaupt nicht dürfte.

    Es gibt jedoch keine Myxacie mit solchen Velumgürteln.

    Beim Trocknen im Schälchen bestätigte sich dann seine Identität:

    Cortinarius alboviolaceus


    Dieser hier darf als Myxacie jedoch schleimig sein.

    Er ist von oben bis unten von stahlblauer Färbung.

    Das macht ihn eigentlich gut kenntlich.

    Häufig ist er allerdings nicht anzutreffen.

    Er gehört in den Bergnadelwald zu Fichten,

    ist ziemlich selten (in der Schweiz 5 Mal kartiert)

    und gehört zu den "Delibuti" mit subglobosen Sporen:

    Cortinarius emunctus


    Der Folgende ist aufgrund seiner Merkmalskombination kenntlich.

    - von unten wie Cortinarius anomalus

    - von oben ockerfarben

    Diese Kombination ist dann auch im Namen herauszuhören.

    Er ist jedoch keine Telamonie, wie C. anomalus, sondern Phlegmacie,

    und ebenfalls sehr, sehr selten (vier Einträge).

    Mit dunkler ockerfarbenem Hut wäre es C. riederi:

    Cortinarius anomaloochrascens




    Weitere schöne, blaue Pilze zur Inspiration

    sind bei den Caerulescentes zu finden.

    Die hatten sich in den vergangenen Cortinarienwochen rar gemacht.


    Diesmal waren sie da. Und wie!

    Zuerst mal der Typuspilz aus dem Laubwald.

    Er hat die charakteristischen weissen "Plaquen" auf dem Hut,

    die ziemlich schnell ins Ockerliche ausblassen,

    und sehr viel Velum, das beim Aufschirmen regelrechte Söckchen bildet.

    Cortinarius caerulescens


    Das eine Schwesterchen von C. caerulescens steht

    als einzige der Gruppe im Nadelwald:

    Cortinarius caesiocanescens




    Das andere Schwesterchen von C. caerulescens

    kommt wieder aus dem Laubwald und sieht im Vergleich

    sehr hell und sehr kahl aus, und hat eine bittere Huthaut.

    Verwirrend ist, dass sie sich über eine gerandete Knolle schlüsselt,

    was sie in der Realität nie so wirklich ausgeprägt hat,

    und gehört ebenfalls zu den Raritäten:

    Cortinarius caesiostramineus


    Das vierte Schwesterchen ist eine verwirrende Persönlichkeit.

    Zumindest was die Einordnung in der Literatur betrifft.

    Das folgende Bild ist keine Fehlbestimmung!

    Cortinarius terpsichores ist eine sehr blasse Art.

    Nur am Hutrand ist sie leicht bläulich. Sie gilbt.

    Die dunkelviolette Art heisst heute Cortinarius eucaeruleus

    (Wir beziehen uns dabei auf die Einordnung nach Funga Nordica,

    andere Auffassungen sind selbstverständlich erlaubt).

    Cortinarius terpsichores


    Unten etwas blau, aus der Verwandtschaft von Cortinarius anomalus

    ist der folgende, mit seinen roten Schuppen immer wieder hübsche Pilz:

    Cortinarius spilomeus


    Ein weiterer, wunderschöner blauer Pilz.

    Er ist das Schwesterchen der Schleiereule, Cortinarius praestans,

    mit ihrem wunderschönen, blauen Velum.

    Allerdings wohnt sie im Nadelwald (auch wenn sie schon

    ausnahmsweise unter Linde gefunden wurde).

    Cortinarius cumatilis


    So, war das genug Inspiration, das obige Rätsel zu lösen?

    Es ist tatsächlich alles dieselbe Art!

    Cortinarius Salor kann völlig ins Gelbe ausblassen im Alter.

    Cortinarius salor


    Nur im Schnitt blau ist die folgende Phlegmacie.

    Sie steht im Buchenwald und hat als kleinen Gag

    ein grünes, schleimiges Velum auf grünem Hut,

    was das Ganze natürlich unsichtbar macht.

    Es ist sehr bitter.

    Cortinarius anserinus


    Bei den gelben Klumpfüssen hatten wir auch eine neue Art.

    Die vergangenen Jahre hatten wir ja öfters C. meinhardii.

    Er gilt als tödlich giftig und wohnt im Bergnadelwald.

    Hier also zuerst nochmals C. meinhardii:

    Cortinarius meinhardii


    Das Schwesterchen aus dem Laubwald hiesse C. splendens.

    Mit etwas weniger leuchtendem, aber grünerem Fleisch,

    was ihm auch den Namen Grünlings-Klumpfuss eingetragen hat,

    ebenfalls aus dem Laubwald hatten wir die folgende Art.

    Wenn die Farben nicht klar sind, kann man die Sporengrösse prüfen.

    Sie sind bei C. citrinus deutlich kleiner.

    Die Art ist auch seltener (im Bündnerland bisher nur 2 Einträge):

    Cortinarius citrinus




    Zur Ergänzung, einfach weil er so schön ist,

    eine weitere gelbe Art, mit Geruch nach Banane oder Cox orange.

    Sie gehört zur schwierigen Gruppe um C. mussivus,

    die wir letztes Jahr ausführlich besprochen hatten.

    Cortinarius percomis


    Derzeit ein Massenpilz in den Bergen ist die folgende Art.

    Frage: Um was handelt es sich, wenn man milchkaffeebraune,

    grosse Phlegmacien findet, die vom Habitus her

    sehr an Cortinarius elegantior erinnern?

    Natürlich um diesen hier:

    Cortinarius corrosus




    Hier zum Vergleich Cortinarius elegantior,

    mit seinem strohgelben, messingfarbenen bis caramelfarbenen Hut

    und der schönen, zarten rosafarbenen KOH-Reaktion im Fleisch

    und den charakteristischen, riesigen Sporen:

    Cortinarius elegantior


    Und hier nochmals zum Vergleich Cortinarius corrosus,

    der Vergrabener Klumpfuss heisst, was man beim Aufnehmen begreifft.

    Er ist häufig anzutreffen, aber anscheinend unbekannt

    (die drei bisherigen Einträge im Bündnerland stammen von uns):

    Cortinarius corrosus


    Bei den schön sattgelben Arten mit lilafarbenen Lamellen,

    bei denen man beim Aufnehmen pauschal an etwas aus den Calochroi denkt,

    hatten wir sehr schöne, schwierige und faszinierende Kollektionen.

    In der Literatur falsch beschrieben ist die KOH-Reaktion der folgenden Art.

    Sie reagiert weder auf dem Hutrand noch auf dem Knollenrand.

    Das Macel ist weisslich, der Knollenrand gelblich-braun

    (nicht schwefelgelb!), der Stiel weisst kaum blaue Töne auf.

    Cortinarius piceae

    (Cortinarius callochrous var. coniferarum)





    Sehr ähnlich, aber mit leuchtendgelben Mycelsträngen (s. Bild)

    und lange blauer Tönung im Stiel und kräftigen Fruchtkörpern:

    Cortinarius haasii




    Der absolute Star aus der Gruppe ist diese Art hier:

    Sie hat goldenes Velum am Knollenrand und heisst darum

    zu Recht Goldstaub-Klumpfuss.

    Auffallend ist die KOH-Reaktion, sie ist blitzschnell!

    Gleich bei Berührung (auch mit nur 3% KOH!!!)

    gibt es einen leuchtend blutroten Fleck!

    Cortinarius aureopulverulentus


    Aber es kommt noch toller!

    Jung hat die Art auf dem Hut ein grau-violettes Velum universale,

    dass abfällt und die schleimige, goldgelbe Schleimschicht freigibt.

    Wie geil ist das denn!

    So sieht das aus, wenn man den Pilz staunend in Händen hält:



    Etwas langsamer ist die KOH-Reaktion bei dieser Art (ca. eine halbe Sek.)

    und die Reaktion geht auch mehr ins Rosaliche:

    Cortinarius barbarorum


    Die folgende Art hat cremefarbene Lamellen

    und ist zu Beginn für den Bestimmer nicht ganz einfach.

    Sie muss nämlich über KOH-Reaktion ohne Rosa

    am Knollenrand geschlüsselt werden, was verwirrend sein kann.

    Der Pilz zeigt nämlich eine leichte Reaktion.

    Der Hut ist gelblich, dunkelt jedoch vom Zentrum her schnell nach,

    und bekommt oft radiale, geflammte Streifen.

    Die Lamellen können leicht gesägt sein.

    Die Sporen sind subglobos, pflaumenförmig, und sehr rauh.

    Einfach kenntlich wäre die Art,

    wenn man beim Aufnehmen die Stielbasis genauer betrachten würde,

    sie ist nämlich charakteristisch pfeilartig zugespitzt.

    Cortinarius caesiocortinatus





    Bei den Arten aus der Sekt. glaucopodes

    hatten wir dieses Jahr, wie auch die vergangenen Jahre

    als Massenpilz C. dionysae, mit seinem heftigen Mehlgeruch,

    dem geflammten Hut und dem schön gelben Velum am Knollenrand.

    Cortinarius dionysae


    Hier noch der Typuspilz, mit seinen charakteristisch kleinen Sporen

    und dem verräterischen blauen, metallischen Schimmer in der Stielspitze:

    Cortinarius glaucopus


    Ein sehr hübscher Vertreter der Gruppe ist diese Art hier.

    Er wächst bei Laubbäumen, hat eine auffallend ausgeprägte Knolle

    mit Tendenz zum Wurzeln, dunklere Olivtöne und sehr reichliches Velum.

    Cortinarius magicus


    Bei der folgenden, kleinen, zierlichen Art

    würde wohl kaum jemand an eine Phlegmacie denken.

    Und doch ist es eine!

    Die KOH-Reaktion auf dem Hut ist rotbraun, im Fleisch negativ.

    Cortinarius gracilior




    Wenn wir grad noch bei den Phlegmacien sind -

    die folgende Art ist da drin auch etwas problematisch.

    Sie erinnert eher an eine Telamonie, da sie kaum schleimig ist.

    In der Literatur ist man sich auch nicht einig,

    ob die Lamellen cremefarben oder aber jung violettlich sind,

    entsprechend schlüsselt man sich da ins Niemandsland.

    Schön ist er allerdings, der Fuchs-Dickfuss, und sein Schwesterchen,

    subsp. pseudovulpinus, hat im Schnitt gilbendes Fleisch.

    Unsere Kollektion hat auffallend dunkel-rotbraune Hüte.

    Cortinarius vulpinus


    Ähnlich ist die folgende Art, die sich leicht schlüsseln lässt,

    und die wir die vergangenen Jahre genauer vorgestellt haben (siehe dort).

    Cortinarius saginus


    Ebenfalls aus den Cliduchi stammt der Namensgeber,

    Cortinarius cliduchus, ehem. C. olidus,

    der das Cover von Band 5 der "Pilze der Schweiz" ziert:

    Cortinarius cliduchus


    Bei den Phlegmacien der sect. variecolores

    mit ihrer typisch heftigen, gelbgerandeten KOH-Reaktion im Fleisch

    hatten wir dieses Jahr die kartoffelfarbene Variante

    mit dem im Schnitt hübsch blauem Fleisch.

    Er stinkt nicht so nach feuchtem Keller wie C. variecolor:

    Cortinarius largus




    Die folgende Art würde man wegend es schleimigen Hutes

    bei den Phlegmacien vermuten, es ist jedoch eine Telamonie,

    gut gekenntzeichnet durch die schönen Blautöne

    und das heftig rötende Fleisch

    Cortinarius cyanites


    Wären wir bei den Telamonien angelangt?

    Oh weh!

    Uwe zweifelt oft an meinem Geisteszustand,

    wenn ich kleine, braune Telamonien aufnehme,

    und seine "Lass-das-bleiben"-Ratschläge ignoriere.

    Ich nenne ihn dafür einen Feigling, wenn er mir nicht helfen will,

    bei meinen (zugegeben meist aussichtslosen und oft sehr fragwürdigen)

    Bestimm-Versuchen...

    (vielleicht ist Uwe einfach ein bisschen vernünftiger als ich).

    Bei den folgenden Arten, sind wir uns jedoch einig,

    dass die Bestimmung so einigermassen gelten darf.


    Wenn man eine hübsch orangene Telamonie aufnimmt,

    die an getrocknete Aprikosen erinnert

    (und darum bei der Sect. armeniaci "versorgt" werden könnte),

    wenn sie dann noch langstielig ist und subglobose Sporen hat,

    dann darf man dem Pilzchen getrost Illuminus sagen.

    Cortinarius illuminus




    Wenn man eine braune Telamonie aufnimmt,

    die im Hutzentrum grauslich schwärzlich nachdunkelt,

    dann darf man getrost an die Sect. sordescentes denken.

    Cortinarius sordidemaculatus


    Wenn man eine schon von Anfang an sehr dunkle Telamonie aufnimmt,

    und sie ein hübsch weisses, oft schräges Bändchen am Stiel hat,

    mit auffallend entferntstehenden Lamellen,

    dann darf man ihr getrost Brunneus sagen.

    Cortinarius brunneus


    Wenn man kartonfarbene Telamonien aufnimmt, wird es schon schwieriger.

    Sect. malachii ist dann schon eine Option, aber man muss sauber schlüsseln,

    und oft bleiben halt zu Recht heftige Zweifel.

    Wenn das Fleisch in der Stielspitze violettlich ist,

    darf man dem Pilzchen allerdings getrost Malachius sagen.

    Cortinarius malachius




    Die Telamonien werden allerdings immer noch sequenziert,

    und vielleicht sind die obigen Bestimmungen bereits überholt.


    Gut kenntlich ist jedoch die folgende Art,

    mit ihrer wunderschönen Hutoberfläche,

    die im Wald schon von weitem warm leuchtet

    und nichts anderes (Name!) als eine untergehende Sonne bedeutet!

    Das Fleisch muss allerdings im Stiel violett sein, sonst ist es C. laniger.

    Cortinarius solis-occasus




    Ebenfalls gut kenntlich sind die "Stockschwämmchen",

    Cortinarien ohne Cortina, die häufig sind, aber wohl oft übersehen werden.

    Cortinarius renidens




    Cortinarius rubicundulus gehört zu den wenigen Cortinarien,

    die über auffallende Zystiden verfügen.

    Er hat deutlich gilbendes Fleisch, wie C. bolaris,

    und ist doch einfach eine Schönheit, oder?

    Cortinarius rubicundulus


    Ob es die folgende Art wirklich gibt, weiss ich nicht,

    es wäre die Nadelwaldform des leicht kenntlichen C. turgidus:

    Cortinarius turgidoides


    Eindeutig ist jedoch die folgende Art, die etwas rötet,

    kaum schleimig ist, und doch zu den Phlegmacien gehört,

    auch wenn sie völlig als Telamonie daherkommt:

    Cortinarius fraudulosus


    Grosse Freude machte der folgende, wunderhübsche Fund,

    ein Pilz mit leuchtend roter Stielbasis

    (leider auf dem Bild schlecht zu sehen):

    Cortinarius bulliardi


    Die Art gehört zu der Sect. cinnabarini,

    in der auch der Namensgeber versteckt ist, C. cinnabarinus.

    Er war früher bei den Hautköpfen, Dermocybe, eingeordnet,

    aber Hautköpfe sollten nun mal nicht hygrophan sein.

    Cortinarius cinnabarinus


    Der Doppelgänger von C. limonius, der aber im Sauren wächst,

    ist C. callisteus, mit seinem "Lokomotivengeruch".

    Wer sich darunter nichts vorstellen kann:

    Geruch nach heisser, öliger Maschine, heissem Metall.

    Cortinarius callisteus


    Den folgenden Pilz lässt Uwe noch sequenzieren.

    Man gelangt beim Schlüsseln immer wieder zu C. populinus,

    auch wenn er etwas merkwürdig aussieht, dafür.

    Die Art gehört zu den Cliduchi, und sie stand unter Birke statt Espe

    (was sie jedoch laut Funga Nordica gern darf).

    Jedenfalls ein faszinierendes Teil, das uns beschäftigt hat:

    Cortinarius populinus?


    Damit die Rauhköpfe nicht zu kurz kommen:

    Er sieht aus wie ein farbverfälschter C. violaceus,

    stinkt nach Rettich, hat einen plüschigen Hut,

    kommt aus dem Laubwald und ist sehr hübsch:

    Cortinarius cotoneus




    Das Schwesterchen kommt aus dem Nadelwald,

    hat dunkle Schuppen auf dem Hut

    und riecht nach Petersilie:

    Cortinarius melanotus


    So, das wär's denn bald.

    Die anderen Arten könnt Ihr bei den Berichten

    der vergangenen Jahre nachlesen.


    Vielleicht lädt Uwe ja noch die ganze Fundliste hoch.


    Ach ja, weil er so schön ist, ein Schleimfuss:

    Cortinarius trivialis


    Und hier noch ein Rätsel.

    Was zeigt das folgende Bild?

    (Vorsicht, Falle!)



    Die Fotos sind von mir,

    die schönen Standortfotos sind jedoch von unserem

    geduldigen, unermüdlichen Mentor Uwe Winkler,

    dem wir hier nochmals unseren lieben Dank aussprechen.

    Wie kann man nur so viele Cortinairen auswendig im Kopf haben?

    Du erstaunst mich immer wieder...


    Und an Euch:

    Danke fürs Interesse!

    Euer getreuer Harald Andres

  • Hallo Harald,

    ich habe irgendwann aufgehört zu zählen. So viele Schleierlinge, das ist schier unglaublich! Wenn ich mir Euer Gruppenfoto ansehe, sehe ich, wie viel Spaß Ihr mit den Pilzen hattet. Kin Wunder, denn wenn ich Dich richtig verstanden habe, sind das jetzt nur die, die Du nicht bereits ausführlich vorgestellt hattest. Immerhin von einem hatte ich schon gehört- von Uwe, der mir einen Fund als C. anomalus bestimmt hatte. Aber so schick mit roten Stielschüppchen war der nicht. Eher ein einfaches Modell. Der C. cinnabarinus ist der Hingucker schlechthin. So einen Pilz würde ich gern einmal sehen. In den habe ich mich spontan verguckt.

    Ich habe sehr großen Respekt davor, dass Ihr sogar den kleinen braunen Pilzen einen Namen geben könntet. Das ist wirklich erneut ein klasse Beitrag für Cortinarien-Fans. Ich danke Dir, dass Du auch die Beiträge der letzten Jahre verlinkt hast. So kann man das alles in Ruhe noch einmal nachlesen.


    Eine sehr laienhafte Frage habe ich zur Sequenzierung. Wenn Ihr ein Ergebnis habt, müsst ihr das ja einer Pilzart zuweisen. Das funktioniert doch nur, wenn die Art bereits sequenziert und irgendwo in einer Datenbank hinterlegt ist, richtig? Wenn ihr nicht Übereinstimmendes findet, hilft die Sequenzierug bei der Artbestimmung auch nicht hundertprozentig, oder? Es könnte ja sein, dass die Art zwar bekannt aber noch nicht sequenziert isr. Was tut man mit solchen Ergebnissen? Warten, bis andere, ähnliche Funde dieselben Sequenzierungsergebnisse produzieren und dann einen Namen dran schreiben?

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


    Hier im Forum gibt es grundsätzlich keine Verzehrfreigaben.

    Pilzsachverständige findest du hier.

  • Hallo Harald,


    wie schön, dass du dir doch nochmal die Arbeit gemacht hast, um diesen Bericht zu schreiben. Die Artenvielfalt ist ja echt ein Traum. Von Cortinarien habe ich sehr wenig Ahnung. Aber mit solchen Berichten kann ich wenigstens mal mehr mit der Gattung warm werden. Und falls ich in diesem Herbst noch welche finden sollte, schaue ich auch gerne mal genauer hin.



    Liebe Grüße

    Rotfüßchen

    "Pilze sind erst einmal nicht anwesend, sie verstecken, verbergen, verschließen und tarnen sich, aber es gibt eine Wahrscheinlichkeit und eine Hoffnung, sie zu finden. Die Suche bedeutet Aufbruch, Verheißung, Abenteuer, und je vergeblicher und erfolgloser der letzte Pilzgang war, desto mehr Spannung, Erfüllung, Belohnung verspricht der nächste." (Hans Helmut Hillrichs: Pilze sammeln)


    Pilzmärchen

  • Hallo Harald,


    :gkrass: Wow. Das muss ich mir alles nochmal in Ruhe anschauen. Tolle Funde, gute Bilder, schöner Bericht - scheint eine tolle Woche gewesen zu sein. Das motiviert, sich Cortinarien zu widmen und schürt die Vorfreude auf den Kurs im Oktober.


    LG


    Andreas


    Ach ja - das Rätsel: Rechts im Bild würde ich C.varius vermuten, dann bin ich raus :gpfeiffen:

  • Lieber Uwe,

    Wenn da jemand vielen Dank sagen darf, dann wir!

    Ohne Dich wären wir nie so weit gekommen, mit den Cortinarien.

    Du bist schlicht unglaublich...

    Dankbaren Gruss aus der Schweiz, Dein Harald Andres

  • ...denn wenn ich Dich richtig verstanden habe, sind das jetzt nur die, die Du nicht bereits ausführlich vorgestellt hattest.


    Eine sehr laienhafte Frage habe ich zur Sequenzierung. Wenn Ihr ein Ergebnis habt, müsst ihr das ja einer Pilzart zuweisen. Das funktioniert doch nur, wenn die Art bereits sequenziert und irgendwo in einer Datenbank hinterlegt ist, richtig? Wenn ihr nicht Übereinstimmendes findet, hilft die Sequenzierug bei der Artbestimmung auch nicht hundertprozentig, oder? Es könnte ja sein, dass die Art zwar bekannt aber noch nicht sequenziert isr. Was tut man mit solchen Ergebnissen? Warten, bis andere, ähnliche Funde dieselben Sequenzierungsergebnisse produzieren und dann einen Namen dran schreiben?

    Hallo,

    Schön, dass es gefällt! Ja, ich habe hauptsächlich die Arten genauer besprochen, die in den vergangenen Jahren etwas zu kurz kamen, oder die nicht da waren. Natürlich gibt es "Doppelspurigkeiten". C. corrosus und C. barbarorum hatte ich schon letztes Jahr gezeigt, aber hier beim Erklären in einen anderen Zusammenhang gestellt. Andere Pilze, die wir öfters gezeigt hatten, wie C. venetus, habe ich dieses Mal weggelassen.

    Bei den Fragen zur Sequenzierung hast Du ja selber schon die Antworten gegeben, was Schwierig an der Sache ist. Ich verstehe selbst nicht viel davon, vielleicht kann Uwe da noch ein wenig mehr dazu sagen, wie er in da vorgeht.

    Lieben Gruss, Harald Andres


  • Hallo,

    zur Sequenzierung:

    1. Man findet eine Sequenz mit 99%- 100% Ähnlichkeit
    Prüfen: stammt diese Sequenz von einem anerkannten Gattungsspezialist
    Unter Umständen diesen Anschreiben , Beschreibung , Sequenz und Bilder schicken oftmals wird der Fund dann bestätigt
    Falls kein Art Name in der Datenbank hinterlegt ist, wird oft der entsprechende Fachartikel erwähnt, dort findet man dann die Art


    Im idealfall stimmt die Sequenz mit der Typus Sequenz überein, dann ist man sicher das diese Art ist


    2. Die Sequenz passt nicht zu mind. 98% zur einer hinterlegten Sequenz

    Vergleichen mit der ähnlichsten Sequenz , weiteres Vorgehen wir oben
    Jetzt wird es komplizierter:
    Man kann einen Phylogentischen Baum erstellen um Verwandschaftsverhältnisse festzustellen

    In solchen Fällen sollte man eine ausführliche Makroskopische/ Mikroskopische Beschreibung des Fundes haben

    Wenn nach einer intensiven Nachfrage bei Gattungsspezialisten keine eindeutige Zuordnung möglich ist, könnte man theoretisch eine neue Art beschreiben

    Das ist aber mein laienhafte Sicht der Dinge


    Ich hatte bisher meistens das Glück, das ich Ergebnisse der Nr. 1 hatte


    beste Grüße

    Uwe





    wenn es keine Vergleichssequenz mit min. 98-99% Ähnlichkeit gibt wird es schwierig.


    Mein Vorgehen ist dann die Sequenz an einen wissenschaftlich arbeiteneden Gattungspezialisten zu schicken,
    Dann müsste man einen Phylogentischen Baum mit ähnlichen Arten machen und schauen mit welchen Arten Verwandschaftsverhältnisse bestehen.
    Dann braucht es eine genaue Makroskopisch/Mikroskopische Beschreibung

  • .


    Bei den Fragen zur Sequenzierung hast Du ja selber schon die Antworten gegeben, was Schwierig an der Sache ist. Ich verstehe selbst nicht viel davon, vielleicht kann Uwe da noch ein wenig mehr dazu sagen, wie er in da vorgeht.

    Lieben Gruss, Harald Andres

    Hallo Andreas, danke für Deine Einschätzung. Dann kann man das wohl so zusammenfassen: Die Sequenzierung macht die Pilzbestimmung zwar nicht einfacher, aber sicherer.



    Ah ja, danke Uwe, jetzt hab ich erst einmal den phylogenetischen Baum gegoogelt. Gabs in meiner Schulzeit noch nicht. Da existiert ja offenbar schon eine ganze Menge Datenmaterial, das einen Abgleich erst möglich macht. Ich hatte so die Vorstellung, dass das erst zusammengetragen und sortiert werden muss.

    Ich wünsche Euch jedenfalls, dass Ihr einen Schleierling findet, der nicht beschrieben ist und weniger als 98% Übereistimmung hat und dem Ihr dann einen Namen geben dürft. Das habt Ihr Euch verdient.

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


    Hier im Forum gibt es grundsätzlich keine Verzehrfreigaben.

    Pilzsachverständige findest du hier.

  • Hallo Harald Andres,

    danke für Deinen großartigen Bericht. Da ich ca. 25 der Arten aus der Eifel kenne, wenn auch nicht alle direkt wiedererkannt, war es zum Glück nicht völlig verwirrend ;)
    Es ist großartig so viele weitere zum Teil ähnliche Arten vorgestellt zu bekommen. Momentan liegt meine Beschäftigung auf Frischpilzen, aber ich werde mir Eure Berichte aus den Vorjahren noch sehr genau ansehen.

    LG Karl

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Harald-Andres!


    Überwältigend - aber vor allem überwältigend schön.
    Danke, daß du dir trotz der Mißlichkeiten der Software (da hapert's hin und wieder mit dem Hochladen vor allem von vielen Bildern) die Mühe gemacht hast, diese Sammlung einzustellen.
    Merken kann ich's mir natürrlich nicht alles auf einmal, aber einige Eindrücke waren schon mal sehr gut.


    Auf dem letzten Bild würde ich auch glauben, daß nur einer der beiden Cortinarius varius ist. Der andere scheint mir sowas wie den Ansatz einer gerandeten Knolle zu haben?



    LG; Pablo.

  • Hallo, zusammen,

    Danke, für die vielen Rückmeldungen.

    Schön, dass es gefällt!


    Ich denke, irgend jemand wird das Rätsel

    auf dem letzten Bild doch noch lösen können?

    Kleine Hilfe:

    Die Falle besteht darin, dass zwei verschiedene Arten auf dem Bild sind.

    Keiner hat eine gerandete Knolle.

    C. varius ist drauf. Aber welcher von denen?


    Lieben Gruss, Harald

  • Hallo,:)


    das ist wirklich ein super Bericht! Die Formenvielfalt der Schleierlinge ist auch einfach grandios.

    Das Rätsel vermag ich nicht zu lösen, aber eines fällt mir an dem Bild auf. Ich sehe bei beiden Fruchtkörpern den Lamellenabdruck in Form eines lila Rings an der Stielspitze. Ich dachte bisher, das wäre so eine Besonderheit von C. varius. Daher bin ich auf jeden Fall sehr an der Auflösung interessiert!

    Da sich die Gelegenheit gerade anbietet hätte ich noch eine Frage. Bei der Cortinarienwoche 2018 wurde der C. stillatitius vorgestellt und dazu kam noch folgendes:

    Ich verstehe das so, dass die beiden Arten zusammengefasst werden sollen, da sie molekular wohl identisch sind. Gibt es da irgendwelche neuen Erkenntnisse, ob das wieder verworfen wurde? Konntes bisher nicht weiteres darüber in Erfahrung bringen. Wenn sich schon mal etwas tut bei Cortinarien, welche ich mich traue mit Vornamen anzusprechen... ;)


    LG Steigerwaldpilzchen

    Bestimmungen anhand von Fotos sind immer unter Vorbehalt und mit Restrisiko!

    Sichere Freigabe zum Verzehr können nur Pilzsachverständige vor Ort geben!

  • Hallo,

    Ich wollte nicht sagen, das C. collinitus

    mit C. stillatitius zusammengelegt wurde.

    Soweit ich es verstanden habe,

    ist C. collinitus zu C. muscigenus gestellt.

    Aber vielleicht ist das ja schon wieder veraltet...


    Lieben Gruss, Harald Andres

  • Hallo Harald,

    Wahnsinnig tolle Zusammenstellung - vielen Dank dafür. Ich bewundere immer die, die in diesem Artendschungel den Überblick behalten.

    beim Rätselbild tippe ich

    links: C. varius

    rechts: C. delibutus

    Viele Grüße

    Thomas

    ==11
    91-10 APR2018=81+5 APR2018 - 10APR2019 = 76 - 10 APR2020 +5 APR2020 = 71 Chips

  • Hallo, Thomas,

    Super!
    Das ist richtig!

    Damit wäre das Rätsel doch noch gelöst.

    Die beiden Pilze sind sich sehr ähnlich.

    C. varius ist ein Schleimkopf,

    C. delibutus ein Schleimfuss.

    Beides recht häufige Arten im Bergnadelwald.

    Lieben Gruss, Harald Andres

    • Offizieller Beitrag

    MoinMoin!


    Ach, der ist das!

    Da kam ich gar nicht drauf, obwohl ich selbst schon mal davor stand, mit etwas kräftigerem, abgetrocknetem delibutus in der Hand.

    Wirklich bemerkenswert, wie ähnlich die sich sehen können.



    LG, Pablo.

  • Hallo,


    Vielen Dank für die Aufklärung. Da hatte ich dann etwas missverstanden.
    Das C. delibutus so groß werden kann wusste ich gar nicht. Ich hatte ihn bisher nur als kleinen Pilzfruchtkörper in der Hand. Die sehen sich dann bis auf die Stielbasis wirklich verflixt ähnlich.

    LG Steigerwaldpilzchen

    Bestimmungen anhand von Fotos sind immer unter Vorbehalt und mit Restrisiko!

    Sichere Freigabe zum Verzehr können nur Pilzsachverständige vor Ort geben!

  • Hallo, zusammen,

    Ja, C. delibutus, der Blaublättrige Schleimfuss,

    kann, untypisch für eine Myxacie,

    geradezu riesige Fruchtkörper bilden.

    Die können einen dann narren,

    besonders bei älteren Exemplaren.

    Typisch sind die subglobosen Sporen.

    Verwechslungen mit C. varius wären nicht tragisch,

    da beide Arten essbar sind.

    Hier nochmals zwei Fotos von C. delibutus:

    Cortinarius delibutus



    Ähnlich, und an ähnlichen Standorten,

    aber sehr bitter,

    und ohne subglobose Sporen

    ist C. vibratilis

    Cortinarius vibratilis


    Lieben Gruss, Harald Andres