heute im Wald

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 1.968 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von larchbolete.

  • hallo,


    ich sitze hier im Kraichgau, nördliches BW, etwas südöstlich von Heidelberg.


    ich bin heute 1,5 Stunden durch schöne Mischwälder in meiner Umgebung gelaufen. Ich war auf Löss und auf Buntsandstein. Das Ergebnis war ernüchternd:


    fünf trockene, alte Brennende Rüblinge


    ein Stubben mit alten Schwefelköpfchen


    ein paar Knopfstielrüblinge am Wegesrand.



    Das war alles, was ich gefunden habe. Noch nicht mal Klebrige Hörnlinge oder Breitblätter -nix-nix-nix-keine Helmlinge, noch nicht mal Rickenella fibula im schattigen Moos!!!


    Der Wald ist beängstigend trocken. Wir hatten im August nur drei Tage Regen-am 19.8. stellte sich dann wieder Trockenheit bis zum 8. September ein. Ein Regentag im September-seit dem wieder Trockenheit.


    Ich beneide alle hier im Forum, die von Steinpilzfunden berichten, eine Unmenge an Bilder hier einstellen, von schönen Täublingen, Milchlingen, Röhrlingen und von Pilzausstellungen berichten. Wäre ich im August nicht eine Woche in Hornberg gewesen, wäre ich diese Jahr total frustriert.


    Die Pilzbücher sind ständig in Gebrauch, das Pilzmesser gewetzt, das Mikro hab ich auf den Schreibtisch geräumt, nebendran liegen FN und Gröger. Meinen Pilzkorb fahre ich schon seit zwei Wochen im Kofferraum spazieren. Immer mal wieder das Regen-Symbol auf der Wetter-App und dann kommt wieder nix runter. Die ersten zwei Exkursionen hab ich schon abgesagt. Das Schlimme: die letzten Jahre waren auch nicht besser.



    Allen, die dieses Jahr schon Pilze für die Pfanne mit nach Hause gebracht haben und hier noch jammern, möchte ich sagen: ihr jammert auf sehr hohem Niveau!!!


    Grüße,

    Peter

  • Hallo Peter,


    es geht immer noch schlimmer. Offenbar wächst bei Dir noch weniger als hier im Thüringischen Schiefergebirge. Dabei denke ich schon immer, dass hier gerade so was wie die zweite Kalahari entsteht.


    Vielleicht kommt ja im Herbst das langersehnte Nass und es gibt für alle Regionen doch noch ein Happy-Pilz-end.

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


    Hier im Forum gibt es grundsätzlich keine Verzehrfreigaben.

    Pilzsachverständige findest du hier.

  • Hallo Peter,

    fünf trockene, alte Brennende Rüblinge

    da meckerst Du, die habe ich dieses Jahr überhaupt noch nicht gesichtet;(. Die Niederschlagsverteilung war in den beiden letzten Jahren sehr ungerecht. Man sollte einfach eine Petition starten und die dafür verantwortlichen Personen (Petrus & Co.) zwingen diesen Zustand zu ändern^^.


    Jetzt mal Spaß beiseite. An diese Trockenheit werden wir uns leider gewöhnen müssen da die Klimaveränderungen nicht mehr rückgängig gemacht werden können. Wenn sich Politik und Wirtschaft viel Mühe geben ist der jetzige Zustand vielleicht noch stabilisierbar aber daran glaube ich nicht. Ich hatte in diesem Jahr das Glück das immer wieder einmal etwas Regen herunterkam, vor allem vor zwei Wochen als es tatsächlich 28 Stunden Landregen gab.


    Für deine Gegend hilft wahrscheinlich jetzt nur noch :ganbeten: für :rain:.


    Hallo Claudia,


    von dort bist Du also. Das ist ja eine sehr schöne Gegend mit ihren tollen Bergen. Die wirken irgendwie wie gemalt. In Bad Blankenburg habe ich übrigens meine bisher einzigen Königsfliegenpilze meines Lebens gefunden.


    VG Jörg

    • Offizieller Beitrag

    Salut!


    Jetzt regnet es!

    Und wenn es gut läuft, bleibtv das Wetter zumindest mal die ganze Woche lang recht gut.

    Vielleicht hilft es, wobei ich die Beobachtungen von Peter unterschreiben kann: Die Böden sind hier in der Gegend zunehmend tot. Das ist aber nicht (nur) eine Folge der anhaltenden Dürrekatastrophe, auch andere Faktoren wie Vergiftung der Böden durch Stickstoff und Artenvernichtungsmittel wie Glyphosat etc. spielen eine erhebliche Rolle. Die Artenvielfalt und auch die Individuenzahl nimmt rasant ab, und zwar bei Tieren, Pilzen und Pflanzen (mal abgesehen von einigen extrem wiederstandsfähigen Arten). Das bedeutet, daß die Böden mit solchen Dürrekatastrophen wie jetzt viel schlechter umgehen können, insbesondere in den Wäldern sind natürliche Kreisläufe durchbrochen, die auch bei mehrjährigen, verheerenden Dürren noch eine einigermaßen stabile Feuchtigkeitsversorgung darstellen.


    Wenn's in dieser Woche in der Region aber wirklich so über die Tage verteilt mal 40 bis 50 Liter regnet, wäre das auf jeden Fall super und immerhin kurzfristig eine sehr große Hilfe.



    LG; Pablo.

  • Hallo Peter,


    seit 2 Jahren jammern wir hier im Forum auch schon dauernd herum (bzw. lassen hier jammern :gzwinkern:)

    Deinen Frust können wir sehr gut nachvollziehen. Wir hatten gerade gestern das Gefühl, dass wir dem Wald nur noch beim Sterben zusehen. Das ist kein wirklich schönes Gefühl. g:(

    Wir überlegen sogar schon, ob wir unser Mikroskop und so weiter verkaufen sollten...:gkopfkratz:

    Bei uns würde auch eine Woche Dauerregen nicht mehr viel bringen. Das Grundwasser ist inzwischen soweit gesunken, dass auch alte Buchen es nicht mehr erreichen können.


    Auf jeden Fall drücken wir Dir die Daumen, dass es vielleicht noch für eine Pilzpfanne dieses Jahr reicht.


    Liebe Grüße


    Holger und Sabine

  • Hallo Claudia,


    von dort bist Du also. Das ist ja eine sehr schöne Gegend mit ihren tollen Bergen. Die wirken irgendwie wie gemalt. In Bad Blankenburg habe ich übrigens meine bisher einzigen Königsfliegenpilze meines Lebens gefunden.


    VG Jörg

    Hallo Jörg, die Könige treffe ich genau so oft wie die roten Fliegenpilze, eigentlich eher häufiger. Landschaftlich ist es hier wirklich wunderschön, aber inzwischen hat das Waldsterben etwas Bedrohliches. Wie wird diese Landschaft in 30 Jahren aussehen?

    Hallo Pablo,

    Das ist jetzt wohl nicht mehr abzuwenden. Vielleicht bekommen wir auch mal ein paar Jahre mit Dauerregen, aber selbst das vermag die jetzt bestehenden Schäden nicht zu kompensieren. Aber Wetterextreme und Dürre werden wohl dominieren. Da niemand weiß, welche Pflanzengesellschaften mit dem inzwischen aridem Mittelgebirgsklima zurechtkommen, wird mir regelrecht schwindlig angesichts des Aktionismus: Aufforsten um jeden Preis. Aber womit denn zum Teufel? Welche Bäume extremer Trockenheit in unseren Breiten auf Dauer stand? Vermutlich hat noch niemand die richtige Antwort, also wird gepflanzt wie immer. Dabei sollte es im Moment doch nicht um forstwirtschaftliche Erwägungen gehen, sondern um Maßnahmen gegen die drohende Bodenerosion. Die ist hier ziemlich sicher, wenn das Baumsterben so weitergeht. Und natürlich langfristig um CO2- Speicher.


    Ich denke, die Pilze werden uns trotz allem erhalten bleiben. Mit denen hat alles angefangen und Sie werden alles überdauern. Zumindest die Saprobionten unter den Großpilzen werden uns noch eine lange Zeit erfreuen Was ich gern wüsste: wie lange halten die Mykorhizzapilze durch? Können die auf Jungbäume ausweichen, wenn die alten tot sind, oder sterben Sie mit dem Wald?

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


    Hier im Forum gibt es grundsätzlich keine Verzehrfreigaben.

    Pilzsachverständige findest du hier.

  • Wir überlegen sogar schon, ob wir unser Mikroskop und so weiter verkaufen sollten...:gkopfkratz:

    Ne, macht das nicht! Da gibt’s noch genügend Pilze zum Mikroskopieren. Pflanzenparasiten, Dungpilze, Flechten, Pyrenos, etc... Wenn die dann auch weg sind, kann man immer noch das männliche Postabdomen von Trauermücken studieren. Es wird nie langweilig 😉