Pilzvergiftungen in Sachsen deutlich gestiegen

Es gibt 17 Antworten in diesem Thema, welches 4.413 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Schwammerlkönig.

  • Hallo,


    laut einer Mitteilung des MDR sind in diesem Jahr in Sachsen die Pilzvergiftungs- und Verdachtsfälle von 39 im Jahr 2018 auf bisher 109 in diesem Jahr gestiegen.


    Guckst Du hier.


    Ich finde diesen Anstieg um fast 280% schon ziemlich heftig was aber auch am im letzten Jahr vergleichsweise geringen Pilzvorkommen liegen könnte.


    VG Jörg

  • Hallo Jörg,


    wäre spannend, noch mehr Jahre als Vergleich zu haben.

    Meine persönliche Theorie ist ja, dass viele Menschen aufgrund von YouTube Filmen eben mal losziehen und Speisepilze sammeln, obwohl ihnen grundlegende Kenntnisse fehlen.


    Filme im Internet waren und sind bis heute für mich wichtige Begleiter meines Pilzhobbys! Und ich liebe es, mit anderen auf Pilzpirsch zu gehen. Aber: Sie können niemals einen Grundlagen- Pilzkurs ersetzen! Oder Pilzwanderungen, bei denen man die Grundlagen und damit auch die wichtigsten Giftpilze, sowie Gefahren durch verdorbene Pilze, kennenlernt.


    Es ist immer wichtig, eine reale Person zu haben, die einem die Pilze und auch mögliche Gefahren näher bringt.


    Liebe Grüße

    Rotfüßchen

    "Pilze sind erst einmal nicht anwesend, sie verstecken, verbergen, verschließen und tarnen sich, aber es gibt eine Wahrscheinlichkeit und eine Hoffnung, sie zu finden. Die Suche bedeutet Aufbruch, Verheißung, Abenteuer, und je vergeblicher und erfolgloser der letzte Pilzgang war, desto mehr Spannung, Erfüllung, Belohnung verspricht der nächste." (Hans Helmut Hillrichs: Pilze sammeln)


    Pilzmärchen

  • Hallo guten Morgen

    Es ist ja schon so, jedes Jahr diese unnötigen Pilzvergiftungen, lange Trockenheit dann Regen und Wärme - die Pilze spriessen und die Menschen fallen in Massen über die Pilze her, jeder möchte so viel als möglich für sich vor andere ihm die Pilze vor der Nase wegschnappen.

    Denke mal es ist nicht nur derjenige selber schuld der in Unkenntnis mitnimmt und verzehrt was er findet, m.M. wird auch viel zu wenig auf die Gefahr aufmerksam gemacht- nur Kontrollstelllen bringen dem was der das auch kennt.

    Vielleicht sollte man im Lokalblatt mehrmals und explizit darauf aufmerksam machen und am Waldrand und Waldwegen entsprechende Tafeln aufstellen (anbringen) zum Schutz der Bevölkerung und Steuerzahler.

    Das Geld das Politiker jedes Jahr zum Fenster rausschmeissen wäre hier gut angebracht.

    War nur so meine persönliche Meinung -

    Grüßle anne

  • Warntafeln überallhin zu pflanzen sind rausgeschmissenes Geld.

    Wir müssen in unserer Filiale gelegentlich Schilder aufhängen wegen diesem und jenen. In einem einräumigen, übersichtlichen Ladenlokal. Sehen die Leute einfach nicht.


    Und wenn du dann so ein Schild hast "Vorsicht vor den Giftpilzen!", dann sagen sich die Leute "Ich kenn meine Pilze." und sammeln trotzdem. Oder sie sammeln tatsächlich Speisepilze und vergiften sich an deren Gammelzustand.

    Der Typ, der bei mir in der Stadt vor einiger Zeit sich und seiner Familie Pilze verfüttert hat, die gleich doppelt giftig waren (also: gammelige Giftpilze) dem fiel nichts besseres ein als auf einen Händler zu zeigen, da er seine Pilze ja "kannte".


    1000 deutschsprachige Schilder hätten keinen unserer Gäste aus dem Süden gerettet, die den weißen Knolli als Eierwulstling sammelten...

    Gruß,
    Marion


    Nein, ich esse meine Pilze nicht! :gklimper:
    Aber was essen meine Pilze? :gkopfkratz:

  • Hallo,


    Den Wald mit Warnschildern zuzupflanzen bringt gar nichts.

    An den Straßen stehen so viele Schilder und trotzdem passieren immer wieder Verkehrsunfälle.

    Pilzvergiftungen sind für die Presse immer ein gefundenes Fressen und da wird auch gerne mal dramatisiert.

    Setzt man die Anzahl der (tötlichen) Pilzvergiftungen ins Verhältnis zu den vielen Menschen, die Pilze sammeln,

    werden das prozentual vermutlich nicht mehr sein als die Opfer im Straßenverkehr.

    Das Problem ist halt, dass viele Leute den Bezug zur Natur verloren haben und Pilze als Konsumartikel betrachten.

    Daran werden aber auch Warnschilder nichts ändern.

    Wenn schon Bürokratie im Wald, wäre es vielleicht wirksamer, eine Art "Pilzführerschein" einzuführen, dass nur noch Leute sammeln dürfen, die zumindest über entsprechende Grundkenntnisse verfügen. Aber dann müßte es auch eine Art "Pilzpolizei" geben, die das ganze überwacht, oder die Krankenkasse beim "Pilzesammeln ohne Führerschein" die Zahlung der Behandlungskosten verweigern.

    Ich persönlich möchte das nicht. Der Wald ist für mich das letzte Stückchen Freiheit, dass wir noch haben und da sollte man uns nicht auch noch die Eigenverantwortung wegnehmen. Schade, dass heutzutage alles, was eigentlich selbstverständlich ist, reguliert werden muss. "Vorsicht, der Kaffee ist heiß, Sie könnten sich den Mund verbrennen" oder "Gehen Sie nicht ins Wasser, Sie könnten ertrinken"

    Damit möchte ich aber jetzt keinesfalls die Gefahr von Pilzvergiftungen herunterspielen oder ins Lächerliche ziehen.


    Anne, Deine Idee war an für sich gut, aber man kann nicht an jedem Waldweg für alles Warnschilder aufstellen. Die Gefahr, dass einem im Wald ein Ast auf den Kopf fallen oder man über eine Wurzel stolpern kann, ist sicherlich genauso groß. Dann müßte man auch dafür Schilder aufstellen. Was man vielleicht tun könnte, ist, auf den größeren Wanderparklätzen, wo sowieso schon alle möglichen Hinweisschilder stehen, einen solchen Hinweis anzubringen.


    Liebe Grüße

    Josef

  • Moin


    was wir festgestellten ist eine deutlich Überschätzung der Sammler...


    häufig hören wir bei dem erstgespräch mit den Patienten ... ich kenne die Pilze seit 30 Jahren ...


    Vergiftet mit Karbol Champignons

    Vergiftet mit Egerlingsschirmpilzen (roh gegessen)

    Vergiftet mit Panther Pilzen

    Vergiftet mit vergammelten Pilzen


    würden die Personen etwas mehr an sich und dem was sie meinen zu wissen, zweifeln ... würden viele Vergiftungen nicht auftreten ...


    Es fällt halt deutlich auf ... es muss alles in kopp... nur nicht vorher durchs Hirn...

    Hauptsache essen essen essen ... hatte ich gestern auch wieder bei einer Wanderung ... da wollte eine Dame nur wissen ob essbar oder nicht ... was das ist ... egal Hauptsache Pfanne 😑😑😑😑


    Alex

  • ...oder die Krankenkasse beim "Pilzesammeln ohne Führerschein" die Zahlung der Behandlungskosten verweigern.

    Dann würden die Leute erst recht die Spur verschleiern und behaupten, sie hätten das Zeug auf dem Markt gekauft. Bis man die Wahrheit raus hat und gezielt gegensteuern kann, kann dann im schlimmsten Fall das Gift schon volle Arbeit geleistet haben.


    ...aber man kann nicht an jedem Waldweg für alles Warnschilder aufstellen.

    Zumal dann immer noch niemad vor den Pilzen in Parks, Grünstreifen, Hinterhöfen und Gärten gewarnt wäre.

    Nachdem ich einges über den Kahlen Krempling gelernt hatte, war ich fast schon froh, dass von den etlichen Kilo, die bei mir im Hof 2008 auf nur 20qm hervorquollen, niemand was genommen hat.

    Gruß,
    Marion


    Nein, ich esse meine Pilze nicht! :gklimper:
    Aber was essen meine Pilze? :gkopfkratz:

  • Hallo Jörg,

    nach meiner Meinung sind sowohl das größere Pilzaufkommen dieses Jahr, wie auch die Leichtfertigkeit mit der in den sozialen Medien suggeriert wird, dass Pilze zu bestimmen sind, verantwortlich für die Zunahme der Pilzvergiftungen. Am Wetter werden wir kurzfristig nichts ändern können, nur am Klima vielleicht, sofern man gutgläubig ist,. Letzteres ist wie bei den Fake News. Die Menschen möchten gern den einfachen Botschaften glauben. Im Fall der Giftpilze folgt das böse Erwachen allerdings unmittelbar danach. Wenn diese These stimmt, werden Pilzvergiftungen erst einmal weiter zunehmen. Da helfen weder Warnschilder noch gut gemeinte politische Beschlüsse. Erst wenn es richtig weh tut, werden Menschen aufwachen. Da werden sich aber wohl noch etliche mehr vergiften müssen, damit das Thema auf die Topseiten der Printmedien kommt und die Kompetenzen der Menschen, die ihr Wissen ausschließlich aus den Sozialen Medien ziehen, gestärkt werden.

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


    Hier im Forum gibt es grundsätzlich keine Verzehrfreigaben.

    Pilzsachverständige findest du hier.

    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    ich hatte gestern 2 Fälle mit Karbolivergiftungen zu betreuen. Aufklärung tut schon Not; allerdings ist das immer so eine Kiste. Derzeit stehen die Karbolis massig in den Gärten/Hinterhöfen von Dresden rum. Die Leute meinen dann "leckere" ungiftige Champis zu essen und dann kommt das böse Erwachen. Es ist wirklich schlimm, wie viele Leute denken, dass es bei den Egerlingen keine Giftpilze gibt; Zuchtchampi du kannst auch ein Fluch sein.


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Hallo Stefan,


    Das erinnert mich an meinen ersten Karbolifund.

    O-Ton eines Arbeitskollegen: "Das sind eindeutig Wiesenchampignons. Die haben wir früher immer gesammelt"

    Da haben mich nur meine natürliche Skepsis und der Gang zur Pilzberatung vor einem Unglück bewahrt.


    Im übrigen halte ich öffentliche Pilzberatungsstellen mit regelmäßigen Öffnungszeiten für eine gute Einrichtung.
    Da ist die Scheu, dort hinzugehen vielleicht nicht so groß, als wenn die Leute erst einem PSV suchen und diesen telefonisch kontaktieren müssen. Leider stehen diese Beratungstellen aus finanziellen Gründen immer wieder auf der Kippe, weil die Träger immer weniger bereit sind, die entsprechenden Mittel dafür zur Verfügung zu stellen.


    LG, Josef

    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    ich wäre auch froh, wenn es hier in Dresden öffentliche Pilzberatungsstellen geben würde. Leider kostet so was Geld so bleiben uns Dresdner PSV nur unsere Privaträume. Leider ist es so, dass wir inzwischen auch noch recht wenige geworden sind.


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Griaß eich,


    die Dunkelziffer könnte noch um Einiges höher sein, Pilzvergiftungen sind auch in Ö nicht meldepflichtig.


    Lest bitte diesen Zeitungsartikel in Ruhe durch,



    Kann man so interpretieren, dass nur der Grüni Knolli tödlich giftig ist, die anderen Vergiftungsfälle gilt es durchzustehen. Außer, die Latenzzeit beträgt mehr als vier Stunden bzw. bis zu mehren Tagen. Dann kommen Erbrochenes, Speisereste und Pilzabfälle ins Spiel, sofern vorhanden. Die sieht sich kein Arzt unterm Mikroskop an, dafür werden geprüfte Pilzsachverständige herangezogen. Sofern die sich ziehen lassen ...


    So ein 'Seicherlseminar' hat Tricholomopsis in Wien abgehalten, Erbrochenes war leider gerade nicht verfügbar, ;.) Die Herausforderung war ein Mischgericht mit einigen Arten drinnen, die es zu trennen und über die Sporen zu bestimmen galt. Hat Spaß g'macht, der Bauchfleck.


    Heuer habe ich einen Anruf der Giftnotzentrale verpasst. Nachgefragt war sich ein älterer Mann unsicher, welcher Pilz auf seinem Teller gelandet ist. Noch ohne Symptome ...

    Voriges Jahr ist eine Familie, die Hallimasch firm ist, im Krankenhaus gelandet. Schlicht nicht genügend durchgegart, aus Zeitdruck. Wenn's ab in den Urlaub geht zählt jede Minute.


    Anders formuliert, es tut sich bei uns diesbezüglich erfreulich wenig, kann so bleiben. Zu einer Landplage sind allerdings Dummköpfe auf der Suche nach Kahlköpfen geworden,


    :gklimper:


    LG

    Peter

    "Die, die Kriege von oben führen sind feige Schreibtischtäter, die nicht wissen wie schrecklich Krieg ist".

    Quelle: "Masters Of War", Bob Dylan

  • Hierzu fand ich vor 2 Wochen dies in einem Kundenmagazins einer grenznahen Supermarktkette in Südwestdeutschland. Neben 5 relativ einfach zu bestimmenden Speisepilzen auch das Stockschwämmchen.

    Auf eine Nachfrage bei der Redaktion, kam die Antwort, sie hätten diese Auswahl auf der Homepage des NABU gefunden und ja auch einen Hinweis auf Giftpilze dazu geschrieben. Kein Hinweis auf PSV oder Kontrollstellen. So kann man unwissende Sammler auch zu Giftpilzen bringen.


    Auf der Homepage des NABU wurden dann sogar direkt verschiedene Pilzrezepte angehängt....


    Herzliche Grüsse, Reinhard

  • Hierzu fand ich vor 2 Wochen dies in einem Kundenmagazins einer grenznahen Supermarktkette in Südwestdeutschland. Neben 5 relativ einfach zu bestimmenden Speisepilzen auch das Stockschwämmchen. ... Auf der Homepage des NABU wurden dann sogar direkt verschiedene Pilzrezepte angehängt....


    Herzliche Grüsse, Reinhard

    Das ist in meinen Augen nicht nur ein bisschen, sondern grob fahrlässig. Ich gehe nun auch schon seit etlichen Jahren in die Pilze und würde mir auch zu 99% zutrauen, ein Stockschwämmchen zu identifizieren - trotzdem bleiben sie immer noch regelmäßig im Wald stehen, bis ich es einmal schaffe, einen PSV in der Nähe anzufahren (der nächste ist fast 40km weg und ich finde auch nicht immer Stockschwämmchen) oder eine Pilzführung inklusive Stockschwämmchenfund besucht habe. Aber völlig unbedarfte Einsteiger so "ins Messer laufen zu lassen", das finde ich absolut nicht gut!


    Grüße,

    Sebastian