Leccinum sp.

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 1.871 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Hallo zusammen,


    gestern bin ich auf dem Heimweg durch den Duisburger Stadtwald gegangen um zu schauen, was der Regen dort so alles angerichtet hat. Insgesamt alles sehr erfreulich: Die Pilze beginnen zu wachsen. Unter anderem fand ich folgenden Leccinum, der in direkter Nähe zu einem Teich wuchs (und deshalb auch voll mit so kleinen grünen Pflänzchen war). Zunächst deutete alles auf Leccinum scabrum hin. Beim Durchschneiden zeigte sich rein weißes Fleisch ohne Verfärbungen. Nach einer halben Stunde wurde dann die obere Hälfte des Pilzes braun. Nach circa 2 Stunden zeigte sich dann eine Bläung im unteren Stielteil. Heute morgen war der Pilz dann zweigeteilt mit braunem Fleisch in der oberen und bläulichem Fleisch in der unteren Hälfte.


    Pilz circa 2 Stunden nach dem Anschneiden

    Pilz heute morgen

    Huthaut

    Röhren. Zystiden mit auffälliger Spitze

    Sporengröße (15.9+-0.7) µm x (5.5+-0.2) µm, Q=2.9+-0.1


    Björn

  • Hallo Björn,

    dem Augenschein nach Leccinum variecolor (Vielfärbender Birkenpilz).

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Hm. Ja... oder besser "jein".

    Irgendwie sieht mir das nach einem dieser Pilze aus, die zwar recht nahe an Leccinum variicolor dran sind, aber eben doch nicht wirklich diese Art.
    Da sind ein paar Taxa beschrieben (bertauxii zB), die nachher wieder in Synymlisten verschwunden sind. Das alles gehört meienr Ansicht nach nochmal gründlich neu beobachtet - wenn man irgendwann wirklich grundlegend das ITS - Problem bei Leccinum lösen kann (die Mikrosatelliten in der Sequenz sind zwar bekannt, aber nach wie vor schwer zu definieren bzw. die Sequenzen sind immer noch nicht wirklich vergleichbar).



    LG; Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    In so einem Fall sollte nicht mit der ITS weitergeforscht werden, sondern mit anderen Loci. Die Mikrosatelliten bekommst du nicht so leicht raus. Maximal händisch aus den den Sequenzen löschen.


    l.g.

    Stefan

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Stefan!


    Also wenn es denn nicht noch mehr Aufwand bedeutet, eine andere Sequenz zu finden, die ebenso starke Aussagekraft hat, dann wäre das sinnvoll.

    Wenn sich die Mikrosatelliten denn händisch sicher rausbaldovern ließen, dann könnte man aber doch auch das machen?
    Ist halt super viel Arbeit (je nach Anzahl der Sequenzen), weil mans nicht einfach mit Mega oder so alignieren kann.
    Aber wenn abgesehen von den Mikrosatelliten halt die ITS die zuverlässigste Sequenz ist, müsste früher oder später doch jemand mal dran.


    Ach...

    Wenn man denn die Mikrosatelliten kennt, also wenn die immer gleich aussehen (gleiches Motif am Anfang und am Ende), dann kann man die theoretisch auch mit Mega raussortieren.



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    ITS allein ist meistens nicht zuverlässig, aus verschiedenen Gründen. Der einleuchtendste ist die irrige Annahme, dass alle tausende ITS-Kopien im Genom gleich evolvieren. Diese Einschätzung hat mir ein erfahrener Pflanzengenetiker von der TU-Dresden letztes Jahr im Rahmen eines Vortrages zu dem Thema bestätigt.


    Dass die ITS bei der genetischen Artbestimmung oft ungeeignet ist, siehst du bei Peziza, Hebeloma usw. Dazu müssen andere Loci erst gefunden werden. Ein zusätzliches Problem bei Leccinum ist die Polyploidie, d.h. du musst auch noch Chromosome zählen.


    Nur allein auf die ITS zu vertrauen ist nicht günstig. Ein besseres, diplomatisches Wort fällt mir gerade dazu nicht ein.


    l.g.

    Stefan

    • Offizieller Beitrag

    Guten Morgen Stefan!


    Ist doch ebenso diplomatisch wie deutlich genug ausgedrückt. :thumbup:
    Ich kann dir da auf jeden Fall folgen, würde aber die ITS dennoch nicht ganz in den Wind schießen, auch wenn sie gerade hier besonders schwer interpretiertbar ist.
    Es zeigt sich halt mehr nd mehr, daß Lebenwesen nochmal viel komplexer sind und mehr sind als nur die Summe ihrer Gene. :gzwinkern:



    LG, Pablo.