Pilze im Garten

Es gibt 18 Antworten in diesem Thema, welches 7.767 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Pete Longhorn.

  • Hallo, schön dass es diese Forum gibt.
    Seit Tagen beschäftigt mich die Frage was das für Pilze sind die in meinem Tomatenbeet wachsen. Sehen aus wie Champignons allerdings ist der Hut dunkler und die Haut reißt ein. Zum Fundort: Die Erde ist stark lehmhaltig und wird jedes Frühjahr mit halbverrotteten Kiefernnadeln Laub und Kompost der eigentlich noch keiner ist untergraben. Daneben steht ein Sauerkirschbaum in einer Hecke aus allen möglichen Gehölzen. Ich habe einige Bilder dabei. Wenn es zuviele sind bitte einfach löschen.
    Ich würde mich über Eure Hilfe freuen.


    gruß Hannes

  • Hallo Hannes!


    Warten wir mal was die Profis Pete, Andreas und Gerd dazu sagen!
    Ich bin Anfänger und würde auf ein Zuchtchampignon tippen, Waldchampignon hat ein bisschen nen anderen Ring glaube ich, allerdings wächst das Zuchtchampignon erst im Spätsommer. Also wie gesagt, warten wir erst mal auf die Profis die wissen bestimmt mehr! ;)

  • Hallo Hannes,


    Zitat von Hannes


    Sehen aus wie Champignons allerdings ist der Hut dunkler und die Haut reißt ein. Zum Fundort: Die Erde ist stark lehmhaltig und wird jedes Frühjahr mit halbverrotteten Kiefernnadeln Laub und Kompost der eigentlich noch keiner ist untergraben. Daneben steht ein Sauerkirschbaum in einer Hecke aus allen möglichen Gehölzen.


    Erst einmal willkommen im Forum und danke für die vielen Bilder und Hinweise zum Substrat.


    -Ja, es sind zweifelsfrei Champignons/Egerlinge (Gattung Agaricus). Das Aufreissen des Hutes halte ich für Trockenrisse.
    - Champignons ( es gibt ca 70 Arten) nach Bild zu bestimmen, ist oft nicht möglich.
    Aber immerhin, da sind einige Merkmale zu erkennen, die eine Einengung auf wenige Arten zulassen:


    - schwaches Röten im Fleisch
    - nach unten abziehbarer Ring
    - helle Lamellenschneide
    - Hutrand-Behang
    - Hut-/Stielfarbe
    - Standort


    Mein Fazit:


    Ich halte das (sofern der Geruch nicht unangenehm ist) für


    Agaricus bisporus var. bisporus (Brauner Zweispor-Champignon)


    Das ist die Art, die als "Steinchampignon" in der Supermärkten angeboten wird.


    Sicher bin ich mir da nach Bild allerdings nicht, da es weitere ähnliche Arten (z.T. keine Speisepilze) gibt. Z.B.


    - Agaricus maleolens (Überriechender Champignon)
    - Agaricus vaporarius (Kompost-Champignon)
    - ...


    Grüße
    Gerd

  • Mhm... dachte mir auch gleich dass es ein Champignon ist. Was vielleicht noch zu erwähnen wäre, es gibt den giftigen Karbol-Champignon, der dürfte aber nicht so dunkel sein wie dein Champignon.


    Der giftige riecht unangenehm nach Karbol oder Tinte und läuft gelb am unteren Ende vom Stiel wenn man ihn da zusammendrückt. Frage - Muss man ihn da abschneiden und dann drücken oder drückt man ohne ihn "beschnitten" zu haben?

  • Hallo Xardonas,



    Zitat von Xardonas


    Mhm... dachte mir auch gleich dass es ein Champignon ist. Was vielleicht noch zu erwähnen wäre, es gibt den giftigen Karbol-Champignon, der dürfte aber nicht so dunkel sein wie dein Champignon.


    Der giftige riecht unangenehm nach Karbol oder Tinte und läuft gelb am unteren Ende vom Stiel wenn man ihn da zusammendrückt. Frage - Muss man ihn da abschneiden und dann drücken oder drückt man ohne ihn "beschnitten" zu haben?


    HORAK (2005) listet 7 Karbolchampignon-Arten, 5 davon haben keinen +- weißlichen Hut.


    Für alle Karbol-Champignons gilt:


    - sind giftig
    - haben einen unangenehmen Geruch nach Karbol, seltener nach Jodoform
    - Stielbasis wird im Schnitt auf der ganzen Fläche "Chromgelb". Drücken brauch man da nicht.
    - Ersatzweise kann man auch mit dem Fingernagel die verdickte Basis ankratzen. Auch da zeigt sich die Gelbverfärbung.


    Grüße
    Gerd

  • Danke für Eure Antworten. Vor 30 Jahren wäre ich mir sicherer gewesen. Ich stamme aus einer sehr waldreichen Gegend und bin schon als Kind mit Vater oder Großvater in den Pilzen gewesen. Nach 30 Jahren Großstadt verliert man seinen anerzogenen Instinkt und wird unsicher.
    Insofern fühle ich mich hier recht wohl.


    Chiao Hannes

  • Hallo Hannes,


    auch von mir ein herzliches Willkommen hier im Forum!
    [hr]
    Erstmal Lob an dich, Hannes, dass du den Standort so toll beschrieben hast :thumbup:.


    Zum Pilz:


    ---> Wie schon von allen richtig genannt, handelt es sich um einen Pilz der Gattung Agaricus (Champignons/Egerlinge). Gut zu erkennen an den im Alter dunkel werdenden, freien (am Stiel nicht angewachsenen) Lamellen.
    ---> In engere Wahl würden aufgrund des Standortes und des rötenden Fleisches nur A. bisporus var. bisporus (Brauner Zweispor-Champignon) und A. vaporarius (Kompost-Champignon) kommen. Der von Gerd genannte A. maleolens (Übelriechender Champignon) kommt zwar auch ausserhalb von Wäldern vor, braucht aber Laub- oder Nadelbäume als Mykorrhiza-Partner. Ein Sauerkirschbaum kommt dazu nicht in Frage und verschiedene Sträucher erst recht nicht.
    ---> Auf dem ersten Bild von Hannes ist sehr gut der aufsteigende Ring zu sehen, welcher A. vaporarius (Kompost-Egerling) ausschliessen würde (dieser besitzt einen hängenden Ring).


    Mein Fazit: Bei dem Pilz handelt es sich um Agaricus bisporus var. bisporus (Brauner Zweispor-Champignon) (Lge.) Imbach
    [hr]
    Xardonas:


    Bei A. xanthoderma (Karbol-Egerling) reicht es, wie Gerd schon schrieb, wenn man die Stielbasis leicht drückt oder verletzt.


    Hier eine kurze Liste der giftigen Champignons:


    A. phaeolepidotus
    A. praeclaresquamosus (Perlhuhn-Champignon)
    A. praeclaresquamosus var terricolor
    A. pseudopratensis
    A. pseudopratensis var. nivea (Pseudo-Karbolchampignon)
    A. xanthoderma (Karbol-Champignon)
    A. xanthoderma var. griseus (Grauer Karbol-Champignon)
    A. xanthoderma var. lepiotoides (Schirmlingsartiger Karbol-Champignon)


    Alle diese Arten haben eine gilbende Stielbasis und riechen nach Tinte oder Karbol.


    Schöne Grüsse
    Gernot

  • Jetzt hast du mich wirklich erwischt. Mit Gerüchen hab ich so meine Probleme. Also er stinkt jedenfalls nicht. Er riecht auch ähnlich ggf. etwas stärker als die aus dem Markt. Da ich Champignons schon oft roh gegessen habe und diesen auch gekostet habe würde ich eine Geschmacksähnlichkeit konstatieren. Das Fleisch verfärbt sich nach Aufschneiden langsam ins beige. Die Huthaut lässt sich bei intakten Hüten prima abziehen. Auf jeden Fall hat er keine Knolle und der Stiel färbt sich definitiv nicht gelb.


    Gruß Hannes

  • @Pete
    Interessant, ist das bei allen Champignons/Egerlingen so dass die Lamellen frei stehen, also nicht am Stiel fest sind? Nur im Alter oder immer?


    Wie riecht eigentlich Karbol, bzw. was ist das überhaupt, sowas wie Tinte? :/

  • Hallo Xardonas,


    die Lamellen sind immer frei.


    Karbol kann man vom Geruch her wohl am ehesten mit Tinte vergleichen. Karbol ist ein Desinfektionsmittel, das eigentlich wissenschaftlich als "Phenol" anzusprechen wäre. Verbessert mich bitte, wenn ich etwas falsches erzählt habe.


    Schöne Grüsse
    Gernot

  • Hallo Hannes,


    Zitat von Hannes


    Jetzt hast du mich wirklich erwischt. Mit Gerüchen hab ich so meine Probleme. Also er stinkt jedenfalls nicht. Er riecht auch ähnlich ggf. etwas stärker als die aus dem Markt. Da ich Champignons schon oft roh gegessen habe und diesen auch gekostet habe würde ich eine Geschmacksähnlichkeit konstatieren. Das Fleisch verfärbt sich nach Aufschneiden langsam ins beige. Die Huthaut lässt sich bei intakten Hüten prima abziehen. Auf jeden Fall hat er keine Knolle und der Stiel färbt sich definitiv nicht gelb.


    Ich will Dich nicht mit Feinheiten quälen und bringe nachfolgend einmal eine grobe systematische Einteilung der Champignons. Und dass es sich um eine Champigmon-Art handelt ist 100%ig sicher.


    Gruppe 1: Sektion "Karbol-Champignons" (Xanthodermatei)


    - Die kann man bei Deinem Fund völlig ausschließen, da sie durch die "chromgelbe" Verfärbung des Stielfleisches (insbesondere in der Stielbasis) eindeutig gekennzeichnet sind.
    ---> Der Geruch ist immer unangenehm, die Stielbasis bei einigen Arten (aber nicht allen) etwas verdickt, Hut und Stielfleisch zeigen absolut kein Spur von Röten, Huthaut ist je nach Art "kreideweiß,grau oder bräunlich" und kann auch Aufreißen.


    Gruppe 2: Gilbende Arten (Sektion Flavescentes)


    - Hut und Stiel gilben +- nur Außen, teilweise auch "chromgelb". Eine "leuchtende Gelbverfärbung" im Fleisch haben diese Arten nicht. Wenn im Fleisch gilbend, dann nur schwach und schmutzig gelb. In dieser Gruppe werden meist auch Arten geführt, die zusätzlich auch ein sehr leichtes Röten im Fleisch haben können.


    ---> Der Hut ist +- abgetönt weiß, grau bis (gelb-)bräunlich und kann bei wenigen Arten auch weinrötliche Anteile enthalten. Diese Gruppe hat meist einen +- angenehmen Geruch ("pilzig, Anis, Marzipan oder Bittermandeln)


    Auch diese Gruppe kann man bei Deinem Fund völlig ausschließen.


    Gruppe 3: Rötende Arten (Sektion Rubescentes)


    - Genau (und für mich zweifelsfrei), zu dieser Gruppe gehört Dein Pilzfund!!!


    ---> Das Röten kann sehr schwach (und nicht bei allen Fruchtkörpern nachvollziehbar) bis sehr intensiv sein.


    - Bei Deinem Fund kann man m.E. aus den von mir im Erstbeitrag genannten Gründen die in Frage kommenden Arten sehr stark einengen. Und nachdem Du einen "nicht unangenehmen Geruch festgestellt hast, würde ich auch "Agaricus maleolens (Überriechender Champignon)", kein Speisepilz", ebenso wie eine (von mir nicht erwähnte) nur auf salzhaltigem Substrat vorkommende Art ausschließen.
    -----------------------------------------


    Ich habe zwischenzeitlich versucht, Deine Art auszuschlüsseln:


    ---> Da lande ich (sofern nur 2-sporig) bei der von mir favorisierten Art "Zuchtchampignon"
    ---> Die Alternative (wenn nicht nur 2-sporig) wäre - Agaricus vaporarius (Kompost-Champignon)


    SORRY:
    - Nach Bild kann ich mich da nicht definitiv festlegen, auch wenn ich einen für mich klaren "Favoriten" sehe.
    - Ist halt ein gewaltiger Unterschied, ob man einen Fruchtkörper in der Hand hat oder nach Bild beurteilen muss.
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    ---> Wie bei der vorgenannten "gilbenden" Gruppe, muss man, wenn man die Art definitiv korrekt bestimmen will, evtl . durch's "scharfe Auge (Mikroskop schauen).


    Grüße
    Gerd


    PS.:
    Schauen wir einmal, ob Gernolt sich da weiter aus dem Fenster lehnt.

  • Hallo Gerd,


    schön, dass du die Gattung Agaricus mal grob eingeteilt hast!
    [hr]
    Für mich ist die Sache relativ klar: Es kann aufgrund folgender Merkmale nur Agaricus bisporus var. bisporus sein:


    ---> Einen aufsteigenden Ring hat nur A. bisporus var. bisporus, der Ring von A. vaporarius ist hängend.
    ---> A. vaporarius hat einen schmächtigeren Habtius, einen längeren Stiel und ist dünnfleischiger.
    ---> A. vaporarius hat einen unterseits braunen Ring sowie einen braunfaserigen Stiel (auf Hannes' Fotos gut zu sehen, dass das nicht der Fall ist). Auf den Fotos ist auch gut zu sehen, dass die Stielbasis weiss ist und dass der Ring nur am Rand braun gefärbt ist --> spricht alles für A. bisporus var. bisporus.


    Schöne Grüsse
    Gernot

  • Hallo Gernot,


    Zitat von Pete Longhorn


    ---> In engere Wahl würden aufgrund des Standortes und des rötenden Fleisches nur A. bisporus var. bisporus (Brauner Zweispor-Champignon) und A. vaporarius (Kompost-Champignon) kommen. Der von Gerd genannte A. maleolens (Übelriechender Champignon) kommt zwar auch ausserhalb von Wäldern vor, braucht aber Laub- oder Nadelbäume als Mykorrhiza-Partner. Ein Sauerkirschbaum kommt dazu nicht in Frage und verschiedene Sträucher erst recht nicht.
    ---> Auf dem ersten Bild von Hannes ist sehr gut der aufsteigende Ring zu sehen, welcher A. vaporarius (Kompost-Egerling) ausschliessen würde (dieser besitzt einen hängenden Ring).


    Mein Fazit: Bei dem Pilz handelt es sich um Agaricus bisporus var. bisporus (Brauner Zweispor-Champignon) (Lge.) Imbach
    [hr]


    Mich freut, dass auch Du meinen Favoriten (Zuchtchampignon (Handelsname "Stein-Champignon") bestätigst.
    ---> Doch für mich ist das erst bewiesen, wenn ich Fruchtkörper in der Hand habe oder mir bestätigt wird, dass diese Fruchtkörper nur 2-sporige Basidien haben. Anhand eines Bildes lehne ich mich da nicht so weit aus dem Fenster.
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    Ansonsten Einspruch "EUER EHREN":


    (1) Champignons/Egerlinge sind keine Mykorrhiza-Pilze, sondern "Saprobionten", die nur "organisches Totmaterial" abbauen.


    (2) A. maleolens (Übelriechender Champignon) habe ich nur erwähnt, da das Substrat auch "Nadelstreu" enthält.


    (3) A. vaporarius (Kompost-Egerling) hat (vergleiche Abb. in Breitenbach/Kränzlin) durchaus auch einen nach unten abziehbaren Ring.
    ---> Diese Art hatte ich vor Kurzem fotografiert. Und da melde ich mich wieder, wenn da der Ring hängend war.


    Grüsse
    Gerd

  • Hallo Gerd,


    Zitat von Gerd

    Champignons/Egerlinge sind keine Mykorrhiza-Pilze, sondern "Saprobionten", die nur "organisches Totmaterial" abbauen.


    das ist mir wirklich peinlich. Du hast natürlich recht und das hätte ich eigentlich selber auch wissen müssen. Ich habe keine Ahnung, wie dieser Fehler entstanden ist. Ich bitte um Entschuldigung für diese blöde, falsche Aussage.


    Zitat von Gerd

    A. vaporarius (Kompost-Egerling) hat (vergleiche Abb. in Breitenbach/Kränzlin) durchaus auch einen nach unten abziehbaren Ring


    Das stimmt, A. vaporarius kann (jung und kurz nach dem Aufreissen) einen aufsteigenden Ring haben. Diese Erfahrung habe ich an einer mir bekannten Stelle mit A. vaporarius machen können: Kurz nach dem Aufreissen des Velums ist der Ring leicht aufsteigend, aber sobald der selbe Pilz etwas älter wird, wird auch der Ring hängend. In dem Alter von dem Pilz auf den ersten 2 Fotos wäre der Ring schon hängend.


    Aber: Auch wenn man über den Ring (ob hängend oder aufsteigend) streiten könnte, so gibt es noch genug andere Merkmale, die A. vaporarius ausschließen (siehe mein letzter Beitrag).
    [hr]
    Letzte Sicherheit bringt natürlich nur das Mikroskop, aber ich denke, dass es trotzdem zu 90% A. bisporus var. bisporus ist. Denn es gibt a) nichts, was gegen selbigen und b) nichts, was für A. vaporarius spricht, was dann nicht auch für A. bisporus var. bisporus sprechen würde.


    Schöne Grüsse
    Gernot

  • Hallo Gernot,


    Zitat von Pete Longhorn
    Zitat von Gerd

    A. vaporarius (Kompost-Egerling) hat (vergleiche Abb. in Breitenbach/Kränzlin) durchaus auch einen nach unten abziehbaren Ring


    Das stimmt, A. vaporarius kann (jung und kurz nach dem Aufreissen) einen aufsteigenden Ring haben. Diese Erfahrung habe ich an einer mir bekannten Stelle mit A. vaporarius machen können: Kurz nach dem Aufreissen des Velums ist der Ring leicht aufsteigend, aber sobald der selbe Pilz etwas älter wird, wird auch der Ring hängend. In dem Alter von dem Pilz auf den ersten 2 Fotos wäre der Ring schon hängend.


    Aber: Auch wenn man über den Ring (ob hängend oder aufsteigend) streiten könnte, so gibt es noch genug andere Merkmale, die A. vaporarius ausschließen (siehe mein letzter Beitrag).
    [hr]


    Der Fall ist für mich (ich habe mir diverse Literatur und auch meine Aufnahme angeschaut) geklärt:


    (1) A. vaporarius hat einen "hängenden" Ring, der Ring läßt sich also nach oben abziehen. Und konsequenterweise kann man diese Art in den Schlüsseln auch nur über den Weg "mit hängendem, nach oben abziehbarem Ring ausschlüsseln.


    (2) Das Bild im Breitenbach täuscht nur einen nach unten abziehbaren Ring vor. Entscheidend ist, wie der Ring am Stiel befestigt ist.


    (3) Die Anheftung des Rings ist nicht immer leicht zu beurteilen. Da muss man der Rat von "MEUSERS (1986): Bestimmungsschlüssel für europäische Arten der Gattung Agaricus L.:Fr., BKPM II:27-56" befolgen :


    Zitat

    Anm.: Bei einigen Arten dieser Gruppe täuscht der Ring auf den ersten Blick eine Anheftung am oberen Ende vor. Im Zweifelsfall Ring mit einer breiten Pinzette rechtwinklig zum Stiel abziehen!


    (4) Was sagst Du zu folgendem Bild der DGfM-ONLINE-Kartierung:


    Artsuche


    ---> Erstaunlich, wie gut das Bild zu dem Fund von Hannes passen würde, wenn der Ring hier nicht hängend wäre.
    -------------------------------------------------------


    Zitat


    Letzte Sicherheit bringt natürlich nur das Mikroskop, aber ich denke, dass es trotzdem zu 90% A. bisporus var. bisporus ist.


    Ich stimme Dir zu: Mit 99,x %iger Sicherheit A. bisporus.



    Grüße
    Gerd


    Ich hier zeige ich noch einen Schlüsselversuch:


    MEUSERS (1986): Bestimmungsschlüssel für europäische Arten der Gattung Agaricus L.: Fr., BKPM II: 27-56


    1 Schäffer-Reaktion negativ; Fleisch im Schnitt meist rötend oder (gerieben) in der Stielbasis ± deutlich chromgelb; meist kräftigere Arten
    ---> 2


    2* Fleisch in der Stielbasis nicht chrorngelb, im Schnitt meist rötend oder seltener unveränderlich, nur ausnahmsweise schwach gilbend; Oberfläche nur selten (und dann meist schwach) auf Druck gilbend
    ---> 14


    14 Ring gestiefelt (zumindest der obere Teil), d. h. zur Basis abziehbar oder St. mit scheidenartigen Resten des Universalvelums (ähnl. Volvariella); Fleisch + rötend/bräunend
    ---> 15
    Anm.: Bei einigen Arten dieser Gruppe täuscht der Ring auf den ersten Blick eine Anheftung am oberen Ende vor. Im Zweifelsfall Ring mit einer breiten Pinzette rechtwinklig zum Stiel abziehen!


    15* Cheilo-Zystiden. vorhanden
    ---> 16
    Anm. Gerd:
    Auch wenn dies ein Mikromerkmal (sterile Zellen an der Lamellenschneide) ist, kann man auf Grund der hellen Lamellenschneide sicher sein, dass sogar sehr reichlich Cheilozystiden vorhanden sind.


    16 Basidien nur 2-sporig (A. bisporus nebst Varietäten)
    ---> 17


    17 a) Hut schon jung graubraun/haselbraun
    ---> c/d


    c) *Hut 5 - 15 cm. blass graubraun oder schmutzig bräunlich, zum Rand hin bald in breitere angedrückte Schüppchen auf blassem Grund aufbrechend, Rand weißlich


    - Lam gedrängt. schmal, lebhaft fleischrosa, schließlich schwarzbraun, Schneide weiß


    - Stiel 3 - 6 x 10 - 20, zylindrisch oder Basis etwas verdickt, ausgestopft, dann enghohl, über dem Ring glatt und fleischfarben, unterhalb des Rings weißlich, teilw. leicht fleckig; Ring dick, weiß, oberseits gefurcht/gestreift


    - Fleisch dick, weiß, im Schnitt +-weinrötlich; Geruch angenehm pilzartig


    - Cheilo-Z. sehr zahlreich, ...


    - Gärten, Wegränder, Komposthaufen, auf Mist


    d) Hut dkl. haselbraun, nicht schuppig
    ---> A. bisporus (Lange) Imbach var. avellaneus (Lange) Singer
    [/i]


    --------------------------------------------------------------------------------------------------------


    Bis auf Schlüsselpunkt 16 (2-sporige vs. 4-sporige Basidien) sind die Schlüsselpunkte eindeutig und können anhand der Bilder gut nachvollzogen werden.


    Ich habe deshalb auch erfolglos die Alternative ausgeschlüsselt:


    16* Bas zumindest teilw. bzw. überwiegend 4sporig, eventuell gleichzeitig auch ein-, zwei- oder dreisporige Bas vorhanden
    ---> 18


    18* Frk. ohne derartige (Basalscheide), mit +- deutlichem Ring.
    ---> 21


    21* Geruch schwach oder fehlend, zumindest nicht urin- oder fischartig
    ---> 23


    23* ...Hut filzig faserig bis faserschuppig, ausgewachsen schmutzig graubräunlich/bräunlich und /oder jung mit deutlichen Velumresten auf der Randzone
    ---> 25


    A. bernardiiformis ---> Fleisch nicht rötend, auf salzhaltigen Grasböden


    A. subfloccosus ---> Lamellen blassrosa-fleischfarben, Stiel unterhalb des "doppeltem–œ Rings grauockerlich oder dem Hut +-gleichfarben und mit weißl. Flöckchen belegt, Montaner Fichten-/Tannenwald, ...

  • Hallo Gerd,


    danke an dich, dasss du dir noch mal so viel Mühe gegeben und den Pilz aufgeschlüsselt hast! Mir fehlt für sowas leider die Literatur, aber ich bin sowieso jemand, der zuerst seine allerersten Gedanken mit Literatur überprüft und dann alles, was sonst noch möglich sein könnte. Weiters freut mich, dass wir es gemeinsam geschafft haben, einen braunen Champignon nach Bild zu bestimmen (das fällt oft in die Kategorie "unmöglich").


    Schöne Grüsse
    Gernot