Hallo zusammen,
gerade ist eine ereignisreiche Woche zu Ende gegangen. Andreas Gminder hatte eingeladen zum F2-Kurs und ich hatte das Glück, mir durch rechtzeitige Anmeldung einen Platz zu ergattern. Diesmal war es für mich ein ganz besonderer Kurs, denn ich hatte mich dazu durchgerungen, die Prüfung zu machen. Dementsprechend litt ich die ganze Woche mehr oder weniger unter einer spezifischen Art des Morchella Syndroms.
Nachfolgendes Bild gibt in etwa meine Befindlichkeiten wieder.
Ich will Euch aber aber nicht mit meinen Befindlichkeiten langweilen, sondern etwas vom Kurs berichten. Nach der langen Dürre hatten wir eine Woche wunderbarsten Regenwetters. Es gab keinen einzigen trockenen Tag, aber Andreas hatte offenbar einen Deal mit Petrus, und so goss es nie während unserer Exkursionen, sondern immer nur davor und danach, dann aber in Strömen. Optimale Voraussetzungen für Pilzwachstum - sollte man jedenfalls meinen. Auf alle Fälle ging es gut los:
Gleich am ersten Tag gab es zahlreiche Erstfunde für mich in einem kleinen Quellmoorgebiet. Unter anderem diesen wunderschöner Pilz, bei dem schon anhand der blauen Farbe sofort erkennbar ist, dass es sich um einen Rötling handeln muss, den Stahlblauen Rötling.
Eine kleine Wiesenkoralle tauchte ebenfalls auf und durfte auf der Wiese bleiben.
Hier ein weiterer Pers-er (persönlicher Erstfund) für mich, der Ohrlöffelseitling - Verursacher des Pleurocybella-Syndroms, wie jeder weiß, der sich auf die Prüfung vorbereitet hat.
Für mich war es nicht identifizierbar, das Graublatt.
Eigentlich der ganz gewöhnlicher Klebrige Hörnling und trotzdem vorzeigwürdig.
Funde in den Autos verstaut, klasse Stimmung.
Im Tagungsraum wurde die Beute sortiert, begutachtet und bestimmt.
Der Meister kontrolliert und legt das eine oder andere Exemplar an den richtigen Platz
Der zweite Tag lief ähnlich ab wie der erste.
Neben vielen anderen Pilzen hier die Grünspitzige Koralle
Nach der ersten Exkursion erkundeten wir ein Kalkgebiet gleich nebenan, wo zu guten Zeiten Satansröhrlinge wachsen sollen. Fehlanzeige. Aber es gab Spechttintlinge - immerhin wieder einen Perser.
Einen Leberreischling gab es auch. Den kannte ich zwar schon, aber die Röhren hatte ich noch nie so genau betrachtet. Sie sehen ein bisschen aus wie Makkaroni und lassen sich einzeln mit der Pinzette entfernen.
Am Nachmittag bei der Fundbesprechung wieder Regen, Regen, Regen. Einfach wunderbar nach diesem Sommer.
Am dritten Tag versuchten wir unser Pilzglück erneut auf kalkreichem Gebiet. Wieder vergebens. Allerdings führte uns der Weg in sonnige Gefilde.
Und es gab für mich wieder etwas Besonderes zu sehen. Wenn es nach diesen kleinen Teuerlingen auf Dung geht, wird das mit der Rezession nicht so schlimm. Da sind ordentlich Coins drin.
Es gab zwar wenig Pilze vor Ort, dafür aber diese bezaubernde Raupe, deren Namen ich schon wieder vergessen habe. edit: (Calliteara pudibunda) Buchen-Streckfuß
Um doch noch ein paar Pilze zu finden, gingen wir nachmittags kurz auf die Saftlingswiese hinter dem Hotel. Grandios, was dort alles wuchs. Auch Arten, die in Thüringen so gut wie gar nicht dokumentiert sind. Es gab Saftlinge, Rötlinge und es soll etliche seltene Pflanzen und Orchideen geben. Kaum zu fassen, dass es im Ort Bestrebungen gibt, aus der unter Schutz stehenden Wiese ein Golfplatz zu machen. Völlig plemplem!
Der Kupferbraune Champignon ist ein seltener Pilz - aber nicht auf dieser Wiese.
Saftlinge - wie unschwer an meinem Avatar zu erkennen, meine Lieblingspilze
Hier ein ganzer Schwung kleine Saftlinge und ein Blauer Rötling. Was für eine Farbenpracht!
Wiesen-Ellerlinge
Am vorletzten Tag zeigten uns die Pilze erneut, was sie drauf haben. Ich kann nur eine ganz kleine Auswahl zeigen.
Es gab die für mich selten gesehenen Erdsterne:
Die Wurzeltrüffel war überhaupt die erste, die ich zu Gesicht bekam.
Wir fanden vier verschiedene Arten Lärchenröhrlinge. Ein Bild vom Hohlfußröhrling vor Ort. Wieder ein Perser.
Hier sind (edit: alle vier Arten der lärchenbegleitenden Röhrlinge.
Wir fanden auch mehrere Kollektionen von Fuchsigen Röteltrichterlingen. Andreas zeigte anhand der Exemplare in den unterschiedlichen Wachstumsstadien vom selben Standort, dass es sich bei denen mit und ohne Wasserflecken nicht um zwei Arten, sondern um ein und dieselbe Art handelt. Auf dem Foto ist erkennbar, dass bei älteren Exemplaren nur noch Reste der Flecken im Zentrum erkennbar sind, die später völlig verschwinden. Also streiche ich den Wasserfleckigen jetzt aus meinem Pilzrepertoire.
Erstmals konnte ich einmal den Kastanienbraunen mit dem Horngrauen Butterrübling vergleichen.
Wir fanden viele Cortinarien, die ich wegen der großen Zahl hier nur als Gesamtkunstwerk zeige.
Am Abend folgte die schriftliche Prüfung und meine Befindlichkeit veränderte sich nach der Prüfung in etwa so:
Am letzten Tag gab es wenige, aber dafür recht charakteristische bzw. auch sonderbare Pilze zu sehen.
Junge Pantherpilze
Ein typischer Bilderbuch-Panther
Diese junge Parasolgruppe kommentiere ich besser nicht.
Am Nachmittag fand der praktische Prüfungsteil statt. Anfangs wollten sich 6 aus der Gruppe der Prüfung stellen. 3 entschieden sich während des Kurses dagegen und ein Teilnehmer, der das eigentlich nicht geplant hatte, nahm außerplanmäßig teil. Drei Prüflinge dieses Kurses haben es geschafft. Glückwunsch Euch! Ein wunderbares Gefühl, gelle? Mir ging es gestern so.
Weil es für mich bei der Prüfungs-Vorbereitung einige Unklarheiten über den Ablauf gab, will ich versuchen, mit Bildern zu dokumentieren, was bei der Prüfung gefragt wird und ein paar Tipps geben, wie Ihr Euch vorbereiten könnt. Den Link findet Ihr hier. Auf alle Fälle gilt mein großer Dank unserer Pilzforum-Lerngruppe hier. Dank unserer ausführlichen Diskussion der 582! Prüfungsfragen habe ich lediglich ein paar Flüchtigkeitsfehler bei der theoretischen Prüfung gemacht. Eigentlich habe ich immer auf die komplizierteren Fragen gewartet, für die ich wirklich bis zum Schluss gebüffelt hatte. Aber die hatte der Zufallsgenerator nicht ausgewählt.