Grüngelber Ritterling, Tricholoma sejunctum, Giftigkeit?

Es gibt 3 Antworten in diesem Thema, welches 2.671 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Hallo zusammen!


    Gestern war ich wieder für das "Amanita phalloides Analytik-Projekt" der Uniklinik Freiburg unterwegs, um Fruchtkörper des grünen Knollenblätterpilzes zu sammeln.


    Genarrt wurde ich von diesen Exemplaren, die von oben dem grünen Knolli frappierend ähnlich sehen. Nicht nur die Farbe ist fast identisch, auch der radialfaserige Hut und die Färbung der Hutmitte kann einen an der Nase herum führen:



    Von unten sieht das natürlich anders aus:



    Zum "Speisewert" findet man extrem unterschiedliche Angaben, von "tödlich giftig" über giftverdächtig wegen Ähnlichkeit zum Grünling bis hin zu "essbar, wird in vielen Regionen seit Jahrzehnten problemlos verzehrt".


    Essen will ich die nicht, aber mich interessiert der aktuelle Stand der Wissenschaft zu dieser Frage. Zum Grünling konnte ich diverse Studien finden, aber nichts zum grüngelben Ritterling. Gibt es dazu überhaupt Fakten oder sind das (z.B. aus Vorsichtsgründen) nur Mutmaßungen?


    Viele Grüße,


    Frank

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Frank!


    Gute Frage. Ritterilnge sind aber generell heikel zu Speisezwecken.
    Es gibt einige Arten mit bekannter, starker Magen-Darm-Giftigkeit (Tricholoma pardinum & Tricholoma filamentosum, ev. noch ein paar weitere) und einige kritische Arten, die offenbar irgendwie ungesund sind, wo aber recht unklar ist, was die so machen (Tricholoma saponaceum s.l.).

    Bei den Grünlingen (Tricholoma equestre s.l.) ist das vor allem eine Frage der Menge. Aber wenn man über eine Woche lang jeden Tag ein Kilo Steinpilze verzehrt, dürfte das auch ziemlich ungesund sein.

    Insofern ist Tricholoma equestre ein Pilz mit zwar gefährlicher Giftigkeit, bei zurückhaltendem Konsum (ein oder zwei Pfännchen im Jahr) harmlos (und saumäßig lecker).
    Tricholoma sejunctum ist so nahe mit Tricholoma equestre gar nicht verwand. Interessanter wären zB detaillierte toxikologische Studien zu Tricholoma frondosae s.l.

    Für mich persönlich sind die meisten Ritterlingsarten schlichtweg keine Speisepilze. Selbst tricholoma focale (wird gebietsweise auch gegessen) gegenüber bin ich persönlich skeptisch. Was ich bisher gefunden und verzehrt habe, waren Tricholoma terreum, Tricholoma equestre, Tricholoma portentosum und Tricholoma columbetta.

    Wenn ich mal was aus der caligatum - Gruppe finde, würde ich da vielleicht auch einen Kostversuch starten.
    Den Rest... Nö, das lasse ich lieber.


    Wie es sich mit Tricholoma sejunctum verhält, das wäre aber durchaus mal interessant zu wissen.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo!


    Wenn man den ganzen "Verdächtigungen" auf den Grund geht, findet man oft wenig Fakten. Hier scheint das nicht anders zu sein.Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste, keine Frage. Anders als zu Kriegszeiten ist ja auch praktisch niemand darauf angewiesen, jedenfalls bei uns (in Nordkorea sieht das vielleicht anders aus).


    Jedenfalls habe ich die fünf Exemplare zusammen mit meinem "falschen Perlpilz" in das Dörrgerät gelegt, vielleicht wird irgendwann irgendjemand Interesse daran haben und sich über ein Exsikkat freuen. Der grüngelbe Ritterling ist ja nicht gerade häufig, ich habe ihn gestern das zweite Mal gefunden.


    Gruß,


    Frank

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Frank!


    Ich habe ihn letzten Sonntag zum zweiten Mal gefunden.
    Wobei "selten" eher relativ ist. In Gebieten, wo es viele Laubwälder auf Kalk gibt (Eichen & Rotbuchen) dürfte die Art schon relativ verbreitet sein.


    Von der zuletzt gefundenen Kollektion habe ich auch mal einen Beleg getrocknet, mal sehen, wozu das mal noch gut sein wird.



    LG, Pablo.