Hallo zusammen,
vom 21.- 25.10. hatte ich das Glück, den gut besuchten Schleierlingskurs bei Andreas Gminder in zu erleben. Tiefenentspannt, gute Stimmung, bestes Pilzwetter, was will frau mehr. Der Kurs fing gut an. Jan hatte wie versprochen die grandiosen Glimmerschüpplinge mitgebracht. Ich hatte die Größe total unterschätzt - Hutdurchmesser in etwa wie Frühstücksteller.
Die erste Exkursion führte zum Siegenbach/Luisenthal.
Die erwarteten Honig-Schleimfüße fanden wir nicht, dafür aber gleich den in Prüfungskörben sehr beliebten Spitzgebuckelten Raukopf.
Überaus zufrieden war ich mit der Coindiggerschen Avatartrompete - weniger Phantasiebegabte nennen diese Säufernase auch Stachelbeertäubling. Ersterer wäre für mich ein Erstfund:
Ebenfalls besonders war dieser Hallimasch. Erstaunlich, was die können. Allerdings ist es wohl eine Überlegung wert, weshalb so eng beieinander so viele Missbildungen auftreten. Die stelle ich aber erst jetzt bei Sichtung der Bilder an und kann daher keine Erklärung liefern.
Es kam auch etliches an Cortinarien zusammen. Wer schon einmal Pilzkurse besucht hat, wird feststellen, das die Systematik der Verteilung auf dem Tisch eine Andere ist als sonst. Eigentlich logisch, da Schleierling Braunsporer sind. Allerdings gab es einen Tisch für sonstige Funde und der war erfreulicherweise auch immer mit interessanten Pilzen bestückt.
Auf dem Tisch ging es mit Schleimfüßen los:
Klumpfüße und Schleimköpfe folgten:
Nach diversen Unterteilungen folgten die Rau- und Hautköpfe. Schließlich wurden die Telamonien - also der "Rest" oder fast alles an kleinen braunen, gegürteten und ungegürteten mit Wasser-,Glimmerkopf bzw. -Hut etc. ausgelegt. Wir haben mit gutem Erfolg belegen können, dass es sich bei allen Telamonien höchstwahrscheinlich um ein und dieselbe Art handen muss - (ich hoffe Uwe liest jetzt nicht mit).
Hier der Beweis: The Day after bei den Telamonien. Weshalb zum Teufel haben wir uns nach der Exkursion die Mühe gemacht, Unterschiede der Arten zu schlüsseln, wenn die am Ende sowieso alle gleich aussehen?
Vorher sah das nämlich im Seminarraum so aus: Nach einer Einführung in die Welt der Cortinarien durch Andreas....
... versuchten wir unser Bestimmungsglück mit schwergewichtiger Literatur, Mikroskop, Debatten und Teamwork.
Fundbesprechungen gab es natürlich auch nach jeder Exkursion und Cortinarius anomalus war ebenfalls bei jeder Exkursion dabei.
Manchmal häufte sich im Arbeitseifer das geballte schwerwiegende Wissen an einem Platz, während es anderswo vermutlich fehlte.
Mit Glück sah das Ergebnis des Schlüsselns so aus, dass wir z.B. Cortinarius suberi bestimmen konnten.
Aber wir hatten nicht immer solches Glück.
Pilztechnisch wurden auch die Abende bestmöglich genutzt. Mit drei anderen Mitgliedern des Kurses war ich im Jahr zuvor bei Andreas zum Mikroskopierkurs. Wir hatten Zimmer in einer Pension gebucht und abends Pilze verkostet. Hier exemplarisch die Menükarte und ein Blick hinter die Verkostungs-Kulissen. Es gab selbstverständlich auch jeweils eine vegetarische Variante. Am Ende bewerteten wir unsere Verkostung. Das Ergebnis werde ich gelegentlich in die küchenmykologischen Liste eintragen.
Mein absolutes Highlight war der Heideschleimuß. Solo in Butter gebraten, gesalzen
- für mich 10 Punkte.
Einzelverkostung verschiedenster Arten:
Hier die Maultaschenvariante für Menschen mit Fleischeslust, dank Helmut nicht nur mit original Schwäbischen Maultaschen, sondern auch mit den passenden Getränken. Danke, Helmut.
An einem anderen Tag selbstgemachte Semmelknödel mit Pilz-Sahnesoße. Verdammt lecker, Renate!
Das Fazit der Verkostung war neben der altbekannten Erfahrung, dass es sich nicht unbedingt lohnt, alles zu essen, was essbar ist, dass viele Cortinarienarten einen speziellen Cortinairen-Geschmack haben, der eben nicht jedermanns/fraus Geschmack ist und dass es gute Gründe dafür gibt, Suppenpilze wie Graublättrige Schwefelköpfe und Stockschwämmchen tatsächlich als Suppenpilze zu genießen, statt sie in der Pfanne zu braten. So viel vom Fakultativen.
Am zweiten Tag fuhren wir nach Unterpörlitz. Hiergab es neben neben Schleierlingen viele weitere spannende Pilze. Korkstachelinge habe ich noch nie selbst gefunden.
Kiefernsteinpilze habe ich in solchen Mengen auch noch nie gesehen.
Am Folgetag fuhren wir zur Hohen Maas bei Meiningen und auch hier gab es zahlreiche Pilzarten, unter Anderem verschiedene Arten Klumpfüße und andere Schleierlinge. Bemerkenswert fand ich den Semmelgelben Schleimkopf - Cortinarius varius, der alles mögliche ist, aber nicht variabel. Wer denkt sich nur diese Namen aus?
Diese Art ist wirklich gut erkennbar an der violettfarbenen Linie, die nach dem Abbrechen des Hutes an der Stielspitze verbleibt.
Ein paar Tischimpressionen, beginnend mit dem Semmelgelben Schleimkopf u.a.
Und wieder C. anomalus
Chemie im Einsatz:
Während ich den Heideschleimfuß unter "verdammt lecker" abgespeichert habe, rangiert der Blaustiel-Schleimfuß unter "muss wirklich nicht in die Pfanne".
Noch einmal C. varius. Er ist ein imposanter Pilz. Er ist essbar, aber muss m. E. nur gegessen werden, wenn man großen Hunger hat.
Neben den Cortinarien gab es, wie eingangs erwähnt, viele interessante Pilze:
Den Habichtspilz:
Die Habichte hatten ihre Habichtsstoppeln sogar im Stiel - völlig stillos.
Sehr gut erkennbar ist das Velum universale dieses Kuhmauls.
Herbst- und Grubenlorchel
Den Riesenkrempentrichterling kannte ich auch nur aus dem Pilzbuch.
Ein winzigkleiner Kleiner Erdstern
Fichtenreizker und Kiefernreizker durch einen Lärchenmilchling getrennt. Übrigens: Wer Reizker essen möchte, sollte sie bei starker Hitze scharf anbraten, dann sind sie gut. Im Mischpilzgericht gedünstet schmecken sie bitter.
Besonders hübsch finde ich diesen Schleimpilz, dessen Namen ich vergessen habe.
Der Parasitische Scheidling frisst gerade eine Nebelkappe, das habe ich auch zum ersten Mal gesehen.
Die vorletzte Exkursion führte uns nach Ilmenau West. Auch hier gab es viele Cortinarien. Der Heideschleimfuß trat massenhaft auf, ebenso wie der Kiefern-Steinpilz. Die gute Stimmung gab es aber schon, bevor das bekannt war.
Heideschleimfüße
Steinpilze - selbstverständlich durch mehrere Mitglieder gesammelt und daher überschreiten die Mengen die zulässigen Höchstmengen in Thüringen selbstverständlich nicht.
Am letzten Tag ging es zu den Saftlingswiesen bei Stützerbach. Auch hier wieder Schleierlinge, aber auch Saftlinge und anderes Kleinzeugs.
Erstfund:
Wiesenritterling
Morgens war es schon richtig Herbst.
Auch der letzte Abend stand vollständig unter dem Stern der Cortinarien und diesmal glücklicherweise ohne der Verkostung von Pilzen :
Bis ich die nicht eingebundenen Fotos bearbeitet habe, werde ich noch etwas Zeit brauchen. Ich lade den Beitrag aber erst einmal hoch, damit die Bilder nicht wieder weg sind. Ich danke jedenfalls allen, die die Schleierlingswoche zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht haben, ganz besonders Andreas, meiner Lieblingsmikroskopiergruppe, Christoph, Jan.......