Portrait: Der Parasitische Röhrling

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  • Hallo Pilzfreunde,


    Der Parasitische Röhrling (Pseudoboletus parasiticus) oder auch auch Schmarotzer-Röhrling genannt, ist bei uns der einzige bekannte Röhrling der als Parasit lebt. Er kommt ausschließlich auf Dickschaligen Kartoffelbovisten (Scleroderma citrinum) vor und ist wegen seiner Lebensweise kaum mit anderen Röhrlingen verwechselbar.


    Portrait



    Parasitischer Röhrling (Pseudoboletus parasiticus)



    Der Fruchtkörper ist ähnlich den einer Ziegelippe mit feinfilziger ockerbräunlicher bis gelbgrauer Kappenfarbe.



    Die Röhren und Poren sind jung schön gold bis zitronengelb, im Alter werden die Röhren bräunlichgelb und laufen am Stiel herab. Der Stiel ist ockerfarben bis braungelb.



    Das Fleisch ist im Schnitt hellgelb und in der Stielbasis meistens etwas bräunlich.



    Im Querschnitt: Der Parasitische Röhrling hindert den Dickschaligen Kartoffelbovisten bei der Sporenbildung.



    Geruch und Geschmack sind relativ unbedeutend.



    Dieser Röhrling ist zwar weit verbreitet kommt aber im Sommer bis Spätherbst eher in feuchten Gebieten wie z.b. in Mooren auf sauren Böden vor.



    Der Parasitische Röhrling ist in Deutschland eine gefährdete Art und sollte geschont werden, zumal er kein Speisepilz ist.


    Nächstes Portrait: Der Vielfärbende Raufuß (Leccinum variicolor) demnächst im Naturforum und der Hasenröhrling (Gyroporus castaneus) hier im Pilzforum.


    schöne Grüße,
    Andreas

  • Hallo Andreas,


    wusstest du das der Parasitische Röhrling ein Mykorrhizapilz ist?


    Er bildet Mykorrhiza mit Bäumen, bekommt von seinem Partner nicht genügend Energie zur Fruchtkörperbildung und zapft deshalb zusätzlich den Kartoffelbovist an.


    Ja es gibt sogar Fachleute die der Meinung sind dass zwischen beiden Pilzen eine Art Mykorrhiza gebildet wird. Wer in dieser Gemeinschaft der stärkere ist ist vollkommen offen. Gewinnt der Kartoffelbovist die Oberhand ist der Röhrling nicht in der Lage Fruchtkörper zu bilden. Ist der Röhrling der stärkere Partner bildet er zum Nachteil des Kartoffelbovisten seine Fruchtkörper aus. Scleroderma citrinum wird dabei etwas deformiert und ist weicher als sonst. Sterilität der " befallenen " Fruchtkörper ist aber eher selten. Auf deinem 5. Foto ist sehr schön zu sehen, dass der Kartoffelbovist nicht steril ist.


    Es scheint sich hier also nicht um einen astreinen Parasiten zu handeln.


    Gruß
    Harry

  • Hallo Harald,


    du siehst auf dem Foto dass das Innere des Kartoffelbovistes dunkel gefärbt ist, er ist also fertil. Das heißt dass er ist in der Lage ist keimfähige Sporen auszubilden. Sterile Basidiocarpien sind im Innern weiß, bilden also nie Sporen aus.


    Gruß
    Harry

  • Hi Andreas,


    vielen Dank für das interessante und lesenswerte Pilz-Portrait!:thumbup:


    Harry: ebenso vielen Dank für die sehr informativen Zusatz- und Hintergrundinformationen!:thumbup:


    So lernt man was!
    ;)


    Lieber Gruß,
    Meinhard

    Erfahrungen sammelt man wie Pilze: einzeln und mit dem Gefühl, dass die Sache nicht ganz geheuer ist.