Vom 30.10. bis 03.11.2019 fand im Raum Quedlinburg eine etwas spezielle Tagung statt.
Zum ersten Mal trafen sich Dünenpilzfreunde und Dungpilzler, um gemeinsam auf Trockenrasen, in Sandgruben oder auch einer Tongrube nach ihren kleinen „Lieblingen“ zu suchen.
Nachdem es vor fünf Jahren ein erfolgreiches erstes Dungpilztreffen gab, was ich unbedingt wiederholen wollte, kamen Harzi und ich auf die Idee, dieses Jahr eine gemeinsame kleine Tagung zu veranstalten.
Und so reisten schließlich bei schönem Spätherbstwetter knapp 20 Pilzfreunde- und ~freundinnen aus dem Norden, dem Süden, dem Westen und dem Osten Deutschlands an.
Einen kleinen Eindruck möchte ich mit diesem Beitrag vermitteln.
Harzi hatte wunderschöne Exkursionsgebiete ausgewählt, wo es auch ohne Pilze eine Freude gewesen wäre, durch die Landschaft zu streifen.
Ochsenkopf
Da schaut man auch schon mal genau hin! Schafköttel werden mit der Lupe begutachtet.
Teufelsmauer
Warnstedter Sandgrube
Trotz Nachtfrösten und wieder einsetzender Trockenheit gab es viele spannende Pilze zu entdecken, die natürlich auch bestimmt werden wollten.
Blick in unseren Arbeitsraum, wo die Abende wie im Flug vergingen.
Der „Dungi-Fungi-Tisch“mit Nobi, Wolfgang, Eberhard und Matthias (v.l.n.r.), hier noch ohne Peter W., der erst einen Tag später anreiste. Danke für das schöne Bild, Maren!
Nun möchte ich euch aber endlich ein paar Pilze zeigen. Beginnen will ich mit ein paar „Dungis“.
Immer wieder etwas Besonderes. Die Punktierte Porenscheibe (Poronia punctata), die wir am Ochsenkopf in ungeheuren Mengen an Schafdung fanden!
Das Substrat ist in diesem Fall sehr speziell, da die Art i.d.R. an Pferdedung fruktifiziert.
An Pferdedung fanden wir natürlich auch einige Arten wie den Dungbecherling Peziza fimeti, bei dem es sich möglicherweise um einen Artenkomplex handelt.
Neben der Poronia gab es jede Menge weiterer „Dung-Pyrenos“,
von denen ich wenigsten einen zeigen möchte.
Sporormiella octonalis, eine Art mit achtzelligen Sporen, gefunden und fotografiert von Matthias.
Die winzigen Pseudothezien (<0,5mm) machen makroskopisch nicht viel her.
Mikroskopisch geht dann allerdings die Post ab!
Nun mal die Nase zuhalten!
An einem weißlichem Dunghäufchen war ich bereits vorbeigegangen, als Peter dort braunviolette Becherchen entdeckte und mich zurückrief.
Ihhh. Hundedung.
Der ist selbst für uns Dungis mit gewissen Berührungsängsten verbunden.
Dennoch eingetütet und wegen der runden Sporen als Pseudombrophila bulbifera bestimmt!
Kracher! Bisher nur zwei Funde bei „pilze-deutschland.de“.
Es folgen drei Dungtintlinge.
Der winzige Herzsporige Tintling (Coprinopsis cordispora),
der Schneeweiße Dungtintling (Coprinopsis nivea)
und der Zarte Tintling (Parasola misera), eine wunderschöne „Pilzblume!“
Echte Blumen gab es auch noch, wie diese hübsche Kartäusernelke.
Womit ich zu den Nichtcoprophilen wechsle.
Für die witterungsbedingt leider +/- fehlenden Wiesenpilze, sprich Saftlinge, Ellerlinge, Rötlinge oder Wiesenkeulen, sprangen bereitwillig viele Becherlinge ein.
Wie dieser seltene Warzigsporige Kotling (Iodophanus verrucisporus).
Oder der Karamellbraune Borstenbecherling (Sepultariella semi-immersa).
Toll auch Ascobolus foliicola (sorry, kein deutscher Name), der in einer Fahrspur auf verrottendenden Pflanzenstängeln wuchs. Dank der violetten Sporen bekommt er seine intensive Farbe.
Mehrfach gefunden wurde der Klee-Sklerotienbecherling (Sclerotinia trifoliorum).
Hier sieht man einen Fruchtkörper mit Sklerotium.
In großflächigen Polstern des Glashaar-Widertonmooses (Polytrichum piliferum) am Fuße der Teufelsmauer fruktifizierte zu Tausenden das Punktiertsporige Moosschälchen (Neottiella vivida).
Ebenfalls ein Massenpilz, allerdings in den sandigen und tonigen Gebieten, war der Kleinsporige Sandborstling (Geopora arenicola).
Die Apothezien sind zuerst kugelförmig und platzen später am Scheitel auf.
Im ausgewachsenen Zustand sind sie schließlich schüsselförmig geöffnet.
Hier einmal zwei geschnittene, tief in den Boden eingesenkte junge Fruchtkörper.
Mit einem herbstlich bunten Espenblatt möchte ich mich von euch verabschieden.
Ich hoffe, dass ich euch etwas von der tollen Atmosphäre dieser wunderbaren kleinen aber feinen Tagung vermitteln konnte.
Nicht versäumen möchte ich, mich an dieser Stelle ganz herzlich bei Hartmut (Harzi) und Silke für die tolle Organisation zu bedanken!
Gern würde ich mir die Hänge am Ochsenkopf noch einmal ansehen, wenn die Saftlinge „blühen“ und die Wiesen in den herrlichsten Farben leuchten lassen.
Dass es feine Vorträge und eine kleine Pilzausstellung mit vielen Besuchern gab, sei der Vollständigkeit halber noch erwähnt.
Und der Vollständigkeit halber gibt es abschließend noch ein Gruppenfoto mit fast allen Teilnehmern. Danke für das stimmungsvolle Bild, Torsten!
Liebe Grüße vom Nobi
PS. Auf einige Highlights habe ich bewußt verzichtet, da eventuell noch eine Publikation folgen wird. Und wir wollen die Spannung ja hochhalten!
Falls einige Teilnehmer noch mit Fotos und Texten ergänzen möchten, würde ich mich sehr freuen!
Her damit, sage ich nur!