D&D-Tagung 2019 - Finale furioso

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 2.754 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Auch wenn die Dünen- und Dungpilztagung 2019 schon wieder zwei Wochen zurückliegt, gibt es immer noch ein paar Arten, die bisher nicht gezeigt wurden. So erreichten mich mittlerweile von Torsten einige großartige Fotos, die ich samt seiner fachlich interessanten und gleichzeitig humorvollen Kommentare gern noch zeigen und damit ein grandioses Finale furioso einleiten möchte. Vorab noch zwei Bilder von Torsten, meinem lieben norddeutschen Pilzfreund.

    Wie man ihn kennt. Auf allen Vieren durch die Wiesen „sprintend“! ==18


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    So kennt man ihn auch. Ausdauernd und gewissenhaft bei der täglichen Fundbearbeitung.


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    Los geht’s. Ab jetzt spricht Torsten.


    Marcelleina personii---Blauvioletter Rundsporbecherling---ist in der Dose schön nachgereift und wurde auf einer Wagenspur auf dem Ochsenkopf entdeckt.


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    Markant sind die globosen Sporen und das irreguläre Retikulum auf diesen. Sporendurchmesser 8,5- 10 µm und der große Lipidtropfen war 6- 6,5 (-7) µm. Insgesamt drei Apothecien wuchsen auf nacktem Lehm mit Barbula unguiculata, Phascum cuspidatum, Homalothecium lutescens und einem Cerastium juv.

    Der NOBI tippte auf Ascobolus :) ---Du erinnerst Dich. Typisch Dungpilzfreak.....Spass muß sein mein lieber Nobi. ==2


    Sehr schön und sicher oft übersehen auch Tubaria minutalis (Kleinster Tropetenschnitzling)---eine winzige Tubaria, mit einem Hutdurchmesser unter 1 cm. Sporen 7,5- 8,5 x 4- 5 µm mit reichlich typischen Cheilozystiden. Auch vom Ochsenkopf gesammelt. Wollte keiner so richtig mitnehmen...Ich mag diese kleinen Braunen und habe ihn eingedost und entlarvt.


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    Ein hübscher Zwerg von Harzis Magerrasen ohne Saftlinge. ;)

    (Insiderwitz, da sich Harzi regelmäßig für die fehlenden Saftlige entschuldigte. Hartmut, auch ohne Saftlinge war es einfach toll!:thumbup:Der zu sehende Becherling ist übrigens noch nicht „zu Ende bestimmt“. Anm. Nobi)


    Die auffällige Tomentella fibrosa fand ich an einem Kiefernhang auf dem Weg zu den Tongruben auf Erde zwischen Moosen wie Fissidens. Die kalkholde Art ist durch ihre roströtliche Fabe, das Fehlen von Schnallen (!!) und die subglobosen, bifurkaten Sporen sehr gut zu bestimmen.


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    Hier noch ein Mikro von Maren.


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    Nachtrag. Die "verrostete" Tomentella hat ja einen geilen deutschen Namen: Schnallenloser Stachel-Filzpilz......das ist ja schon fast Literatur :D


    An dem Kiefernhang wuchs auch der wunderschöne Marzipanschneckling (Hygrophorus agathosmus) der uns zuerst seinen Marzipangeruch verheimlichte, aber dann im "warmen Gefilde " des Mikroskopieraumes doch verwöhnte mit dem Duft aus der "Lübecker Marzipanfabrik".


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    Überrascht war ich auch von Arrhenia acerosa, den ich bei Harzgerode am Selkefall fand. Dieser zarte, graue Seitling wuchs in einem Glyceria-Phalaris Flachwasserröhricht auf den Blattresten von Phalaris (Rohrglanzgras).

    Der Biotop wird sicherlich periodisch im Jahr überschwemmt. Auf Blattresten fand ich diese spatelige, bis 3 cm große Art noch nie. Bei Harzi im Harz wird man halt überrascht.


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    Die vorerst letzte „Torsten-Art“ ist Antinoa pulchella, ein winziges gelbes Becherchen auf Kiefernadeln. Ich zeige euch hier die tolle Collage von Torsten (Anm. Nobi).


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    Torsten schreibt dazu folgendes.

    Zur Antinoa pulchella kann ich nur sagen das die Art auf verrottenden Nadeln von Pinus sylvestris gefunden wurde. Zotto schrieb:"...das ist Antinoa pulchella oder A. acuum, da ist noch manches nicht ganz klar. Sowas sollte mal sequenziert werden. Damit man mal sieht, ob sich dieser Pilz zu A. juniperinella gesellt oder zu Calycina....".

    Auffällig das zitronengelbe Exsudat an der Außenseite und die mit lichtbrechendem Inhalt gefüllten Paraphysen. (Foto: Maren).


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    So sucht der Ahnungslose zu Recht bei Calycina. Bei Pilze Deutschlands findet man die Art noch unter Pezizella pulchella Fuckel 1870. Matthias und ich haben uns jedenfalls die Zähne an dem kleinen Gelben ausgebissen und Zotto hatte aufgrund unserer Beschreibung sofort den Namen parat. Wenn die Art häufig wäre, dann hätten Matthias & ich das Ding schon längst gefunden. Wir untersuchen regelmäßig die Nadelstreu von Pinus. Auch für mich ein toller Fund und im Norden bislang noch nicht gefunden.


    Ich übernehme mal wieder und bedanke mich bei Torsten für die klasse Fotos und Texte!

    Soweit dieser Nachtrag, der gleichzeitig Beginn des Finale furioso ist.

    Denn einen haben wir noch…………………!

    Einen absoluten Höhepunkt für die Kleinpilzfreaks!

    Matthias wird sicher demnächst davon berichten und damit den Thread würdig beenden.


    Liebe Grüße vom Nobi

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    Chips: 72

    Einmal editiert, zuletzt von nobi_† ()

  • Servus

    Ihr wisst schon, dass das die Höchststrafe für´s "Nichtdabeigewesensein" ist;)

    Das sind klasse Funde und wie immer wunderschön in Szene gesetzt.

    Mercy - und auf den Höhepunkt fiebere ich schon hin:/( ist dieser Satz zulässig? Denke schon, es ist nach Mitternacht ^^)


    Grüße

    Felli

  • Das sind klasse Funde und wie immer wunderschön in Szene gesetzt.

    Mercy - und auf den Höhepunkt fiebere ich schon hin:/

    Freut mich, dass es Dir gefällt, Felli!

    Und der Höhepunkt - naja für Dich nicht neu, aber hoffentlich interessant.


    Gute Nacht wünscht der Nobi.

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    Chips: 72

  • Servus zusammen,


    Der Höhepunkt dieser Tagung wurde bereits am ersten Exkursionstag gefunden, natürlich von Raritäten-Aufspürer Torsten Richter. Wie es aber sehr häufig der Fall ist, kommen die besten Funde nicht nach akribischer Suche nach etwas Speziellem zustande, sondern sind reine Zufallsentdeckungen. So auch hier. Torsten, der sich neben Pilzen auch sehr für Moose interessiert, nahm eine kleine Probe eines Mooses, zusammen mit einem kleinen Stück Erde, zur Bestimmung mit. Unter der Stereolupe tauchte dann am äußersten Rand der Probe ein kleines dunkles Pilzchen von wenigen Millimetern Größe auf, das schon makroskopisch nach etwas Besserem aussah.

    Eine kurze Untersuchung einer Mini-Probe des Pilzchens zeigte riesige, dicke, halbmondförmige Sporen, die so nicht zu erwarten waren. Spontan hatten wir dafür keinen Namen parat, waren aber natürlich bereits in Extase und wussten, dass das eines der Tagungshighlights sein würde. Noch unwissend verabschiedeten sich die Pilzfreunde allmählich aus dem Mikroskopieraum, nur Torsten Richter blieb zurück. Mit lauten Klopfgeräuschen an der bereits verschlossenen Tür meldete sich Peter Welt dann zu nächtlicher Stunde und überraschte Torsten mit einer spontanen Idee, nämlich Selenaspora. Diese stellte sich bei späterer Überprüfung der Merkmale als Volltreffer heraus. Und da es nur eine Art in dieser heute zu den Sarcosomataceae gestellten Gattung gibt, war die Art als Selenespora guernisacii bestimmt. Nach unserem Kenntnisstand Zweitfund für Deutschland wie für Europa.


    Makrobild von Selenaspora guernisacii zusammen mit dem Moos Pterygonereum subsessile (Foto und Bestimmung des Mooses: Torsten)


    Mikromerkmale:

    Sporengröße: (34)37-50(53) x (15)17-22(23)µm, größte Ausnahmespore: 62 x 25µm.



    Das Excipulum ist bei dieser Art auch sehr charakteristisch:


    Direkt daneben wuchs auch noch ein weiteres Moos: Pterygonereum ovatum (Foto und Bestimmung: Torsten)


    Viele Grüße,

    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

  • Hallo!


    Was für eindrucksvolle Bilder von Findern und Gefundenem.


    VG Ingo W

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130+4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134+7 (7.Platz im APR 2022) = 141+4 (KISD-Prozente von GnE) = 145-15 (APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (APR 2024) = 133

    Link: Gnolmengalerie

    Link: Einladung APR 2024

    Link: Nanzen 2024

    Link: APR 2024

  • Servus,

    Dass ist ja mal ne Doku, echt super,und ein einmaliger Abschluß eurer Tagung.

    Hab ich schon gesagt dass ich mich eine wenig ärgere

    nicht dabeigewesen zu sein ?

    Und ja, dass ist natürlich ein Highlight - den hat man ja wirklich nicht oft.

    Scheint neuerdings aber tatsächslich öfter gefunden zu werden,

    auf jeden Fall klasse , Da -Wahnsinn


    Grüße

    Felli

  • Danke für diesen würdigen Abschluss des Threads und damit auch der fantastischen Tagung, Matthias!:thumbup:

    Nach unserem Kenntnisstand Zweitfund für Deutschland wie für Europa.

    Nicht ganz. In Europa soll die Art laut Mycol. Bav. 2018, wo sie von Felli, Inge (alias Roni1), Till und Christoph ausführlich vorgestellt wurde, bereits aus Frankreich, Dänemark, den Niederlanden und Georgien nachgewiesen sein.

    Apropos Mycol. Bav. 18 (2017). Mein Heft ist einfach nicht auffindbar.

    Felli, Du als Mitautor solltest doch ein PDF von dem Artikel haben. Daran wäre ich sehr interessiert und sicher auch die anderen am Fund Beteiligten.

    Es wäre toll, wenn Du mir die Arbeit zukommen lassen könntest, ich würde sie dann weiterverteilen.


    Hab ich schon gesagt dass ich mich eine wenig ärgere nicht dabeigewesen zu sein ?

    Hast Du das schon mal gesagt? :D

    Echt schade, dass sich die BMG-Tagung und die der D&D-Freunde überschnitten haben.

    Wir hätten Dich sehr gern in unserer Runde begrüßt!

    Nächstes Mal bist Du mit dabei!


    Liebe Grüße

    Nobi

    Hier geht es zu meinen Themen.

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    Chips: 72

    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    ja sehr schönes Finale. ==Gnolm8Leider bin ich in letzter Zeit von den nicht phytopathogenen Ascos abgekommen. Ich freue mich für euch, dass ihr so tolle Kleinbecherlingsfunde machen konntet und habe mit großer Freude eurem Tagungsbericht gelesen.


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, ihr "Zufallspilzentdecker"!


    Aber ohne Suchen auch keine Funde, noch nicht mal Zufallsfunde.
    Die Arbeit auf Knien und Händen, die Bestimmungsarbeit und dann die wahnsinnig schönen Bilder - dafür meine Hochachtung.

    Ein Genuß, dieser Beitrag! :thumbup:



    LG, Pablo.