Unbekannter Schneckling

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 2.481 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Climbingfreak.

  • Hallo,


    diesen Schneckling fand ich vor einigen Tagen im Laubwald auf Kalk. Buchen waren beherrschend, aber es gab auch Hainbuchen, Eichen und anderes. Der trockene Hut wies eine kalte bräunliche Farbe auf, die am Rand etwas heller wurde. Mit etwas Phantasie kann man eine leichte radiale Hutzeichnung ausmachen; diese fällt auf den Bildern aber mehr auf als in der Realität. Die Lamellen waren rein weiß und mehr oder wneiger gerade am Stiel angewachsen. Der ebenfalls trockene (vielleicht leicht klebrige) Stiel war ebenfalls rein weiß, an der Stielspitze weiß punktiert und wies eine Art feine Zeichnung (eingetrockneter Schleim?!) auf. Ein Geruch war nicht wahrnehmbar.


    In der Umgebung waren auch teils vertrocknete Exemplare von Hygrophorus eburneus bzw. discoxanthus zu finden - so dass der Verdacht im Raum steht dass auch mein Exemplar vertrocknet gewesen sein könnte. Ob Hut und/oder Stiel einmal schleimig waren ist also nicht auszuschließen.


    Ich bin mit dem Schlüsseln einfach nicht zurecht gekommen - nichts scheint so recht zu passen. Ideen?


        

  • Hallo Thomas,


    auch ich kämpfe gerade mit einem Schnecklings-Problem (Bild unten) auch bei meinem passt nichts so richtig. Die gängige Fachliteratur widerspricht sich stellenweise und ich kenne auch keinen Schnecklings-Experten (Hinweise werden dankbar entgegen genommen).

    War das denn das einzige Exemplar, gab es keine älteren? Wenn da eine eingewachsen faserige Huthaut zu erkennen ist - ich meine es zu erahnen - könnte ich mir H. arbustivus vorstellen. Ich meine zu erinnern, dass der mit KOH gelb wird, probiers mal.


    Ich hänge meinen mal an, weil wir gerade beim Thema sind und der deinem auch entfernt ähnlich sieht. Hier habe ich als Arbeitsnamen H. lindtneri, sicher bin ich mir keineswegs.


    Beste Grüße

    Harald

  • Danke Dir für Deine Antwort. leider war der vorgestellte Fund der einzige Fruchtkörper. KOH 20% hatte ich auf Stiel, Lamellen und Hut gemacht, leider ohne Farbveränderung. Lediglich die Huthaut hatte sich entfärbt (sah eher aus wie aufgelöst). Sollte die Farbreaktion auch bei eingetrockneten Fruchtkörpern funktionieren? Wenn ja, dann ist mein Fund doch etwas anderes.


    H. linderi durfte ich in den letzten Wochen häufig finden, da er hier bei uns als auch der BMG-Tagung einer der häufigsten Schnecklinge war. Ich habe ihn stets mit aprikosenfarbenen Lamellen (im Alter scheint das intensiver zu werden) und mit gelborangen Hutmitte gefunden, während der Hutrand vor allem bei jungen FK fast weiß, allenfalls cremefarben war. Die Farbe Deines Fundes ist mir - wenn man den Farben auf dem Bild vertrauen darf - zu wenig organge bzw. zu viel braungelb. Was spräche bei Deinem Fund gegen H. unicolor?

  • Puh, ja unicolor. Ich weiß nicht so recht, den meinte ich eher so zu kennen, wie Du den lindtneri beschreibst. Allerdings entwirrt es die Situation nicht, wenn man im Fungi Europaei Bd. 6 Hygrophorus nachschlägt. Dort werden carpini, lindtneri und unicolor in einen Topf geworfen. So wie ich das sehe, lassen sich auch so gut wie keine mikroskopischen Unterschiede ausmachen - was die Bestimmung erleichtern könnte.


    Hier ist der, den ich unicolor genannt habe, das wäre ja nach deiner Beschreibung eher lindtneri, oder?

  • Hier ist der, den ich unicolor genannt habe, das wäre ja nach deiner Beschreibung eher lindtneri, oder?

    Ich würde den tatsächlich H. lindtneri nennen! :) Allerdings verfüge ich keinesfalls über aktuelle Literatur; ich nutze FN, Gröger, Ludwig und vor allem GP BaWü. Möglicherweise ist mein Artenverständnis von lindtneri (bzw. den ähnlichen Arten) veraltet oder schlicht falsch.

  • Servus beinand',

    ich würd mich da an Gröger halten. H. unicolor und H. carpini sind ja Grögersche Arten. Wobei er die Konspezifität von seinem H. carpini mit dem Moserschen H. lindtneri, die an Hasel gebunden sein soll, diskutiert. Er unterscheidet nach Ökologie bzw. Mykorrhizapartner und auch jung schon trockener oder schmieriger Stiel. H. unicolor ist bei Buchen auf unseren Jungmoränen regelmäßig zu finden, wobei wir hier wegen der Buchenzugehörigkeit gar nicht den Versuch unternehmen ihn mit H.carpini/lindtneri zu vergleichen. Ich hab allerdings einen ähnlichen Schneckling bei Hainbuche oder Hasel auch noch nicht gefunden. Wenn der Mykorrhizapartner ned klar ist, wird's schwierig. Auf jeden Fall sind die Dinger immer mit "sensu..." zu bestimmen, wobei ich mich an den Gröger halten würd.

    An liabn Gruaß aus München,

    Werner

  • Wenn der Mykorrhizapartner ned klar ist, wird's schwierig.

    Hallo Werner,


    da liegt der Teufel im Detail (wie so oft), bedauerlicherweise habe ich bei meinem Fund die Umgebungsflora nur grob inspiziert. Prinzipell waren da viele Eichen mit hier und da eingestreuten Hainbuchen. Ich meine ein Buchenblatt auf meinem Bild zu sehen und der Wuchsort war direkt unter Weide. Tja, vielleicht stand ja auch noch irgendwo eine Hasel rum...
    Ich muss die Tage nochmal hin, um die Gegend genauer unter die Lupe zu nehmen.


    Beste Grüße

    Harald

  • So, jetzt war ich gerade nochmal am Fundort und die "Befürchtungen" bestätigen sich. es wächst in unmittelbarer Umgebung Eiche; Hainbuche, Hasel und Weide. Buchen waren nicht zu sehen. Ca. 100 m weiter waren allerdings ein paar wenige Buchen und darunter ein Schneckling mit wesentlich hellerem, fast weißem Hutrand und orangebrauner MItte (analog meines zweiten Bildes), den ich dann als unicolor betiteln würde. Ächz...

    Das erste Bild von mir, der etwas braunere, würde ich nach den neuen Erkenntnissen und sensu Ludwig jetzt tatsächlich als lindtneri benennen.


    Ich neige dazu, Schnecklinge in Zukunft stehen zu lassen.

    Harald

    • Offizieller Beitrag

    Ich neige dazu, Schnecklinge in Zukunft stehen zu lassen.

    Harald

    Hi,


    würde ich an deiner Stelle auch tun, aber NUR, wenn die zu viele Baumarten an einem Fundpunkt stehen. Bei unicolor vs. lindtneri wirds schwer, wenn du Fagaceaen und Betulaceaen dort stehen hast o. ähnliches, aber ansonsten sind die recht dankbar in der Bestimmung und wenns "nur" über den Geruch ist.


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.