Hallo, liebe Pilzfreunde!
Herbstzeit ist Fichtelgebirgszeit, zumindest für mich - und das schon seit gut 20 Jahren.
Auf verwunschenen Pfaden durch die ausgedehnten Wälder streifen, sich an dem ein oder anderen Weiher eine Pause gönnen, hin und wieder einen Gipfelblick genießen und sich von der fränkischen Küche verwöhnen lassen - das ist Entspannung pur für Körper und Seele!
Und dann gibt es ja noch unsere Lieblinge, die Pilze.
Durch dieses wunderbare Hobby lernte ich Matthias kennen, der mich und meine Freunde nach 2015, 2016, 2017 und 2018 auch in diesem Jahr Anfang Oktober zu unserer Freude wieder bei zwei Touren begleitete. Davon möchte ich gern erzählen und Euch an unseren Erlebnissen teilhaben lassen. Da es nach dem trockenen „Katastrophensommer“ wider Erwarten noch einen tollen und artenreichen Pilzherbst gab, sind doch recht viele Bilder zustande gekommen, die ich trotz „Rotstift“ nicht alle in einen Beitrag packen konnte, deshalb die zwei Teile!
Matthias hat mir dankenswerter Weise wieder erlaubt, einige seiner Bilder zu nutzen, die ich rechts unten mit einem kleinen © Matthias versehen habe.
Und nun Vorhang auf.
Verwunschene Wege, mal schmal…
mal breiter.
Die Fliegenpilze sorgten für leuchtende Farbtupfen, wohin man schaute.
Manchmal in Gelb
meist natürlich in ihrer angestammten Farbe.
Bleiben wir beim Rot und wechseln zu den Rotkappen.
An einem bekannten Standort fanden wir unter Espen die Weißstielige oder Espen-Rotkappe (Leccinum leucopodium). Ich nenne sie einfach mal so.
Birken-Rotkappen (Leccinum versipelle) gab es auch und das in nie dagewesener Menge!
Wo Rotkappen wachsen, sind Birkenpilze natürlich nicht weit!
Ob Gemeine (Leccinum scabrum), ohne schwarze Stielschuppen wohl eher Graufilzige Birkenpilze (Leccinum cyaneobasileucum).
Klingt gut. Danke Pablo, Jörg und Peter!
Vielverfärbende (Leccinum variicolor), die sich bereits durch ihre scheckigen Hüte verraten
oder Weiße, die übrigens nicht im Moor wuchsen, sondern in einem Hangwald (unter Birke, klar). Hat jemand eine Idee, auf welchen Namen die hören könnten?
Ahhh. Ebenfalls Graufilzige Birkenpilze, weiße Variante (Leccinum cyaneobasileucum). Danke nochmals, ihr Drei!
Die weißen blieben im Wald stehen, von den anderen kamen die knackigsten ins Körbchen.
Die Wanderung durch den „Rotkappen- und Birkenpilzwald“ führte uns übrigens von Weißenstadt nach Grub, wo unser Ziel das Gasthaus Wunderlich war.
Dort gab es mit den Quärkla eine regionale Spezialität zu verkosten.
Und das am Ruhetag! Ein Anruf hatte genügt, dass uns dennoch die Tür geöffnet wurde! Gelebte Gastfreundschaft!
Hatten wir die Ausflüge bisher ohne Matthias gemacht, konnte ich ihn am 03.10. endlich zu einer gemeinsamen Runde begrüßen. Genau, am Tag der deutschen Einheit. Der „Wessi“ und der „Ossi“. Wie symbolträchtig. Meine liebe Frau und unsere Freunde wanderten den laaaaaangen Quellenweg, währende Matthias und ich eine kurze und intensive Runde ins Zeitelmoos bevorzugten. Nun kommen auch endlich die kleineren Pilz zu ihrem Recht.
Niederliegender Schwindling (Rhizomarasmius setosus), ein häufiger, allerdings unscheinbarer Besiedler verrottender Buchenblätter mit auffällig behaartem Stiel.
Farblich ähnlich, ebenfalls mit behaartem Stiel, allerdings auf alten Blattstielen und weiteren verrottenden Pflanzenteilen wachsend ist das Rotstielige Fadenkeulchen (Typhula erythopus).
Dann zeigte mir Matthias einen kleinen Stein mit winzigen schwarzen Punkten. Was ist das denn?
Nun, es handelt sich hierbei um eine Flechte, die Kiesel-Porpidie (Porpidia crustulata). Hier erkennt man schön die kleinen Becherchen, also die Apothezien. Schon spannend, welche Lebensräume diese Zwerge zu besiedeln in der Lage sind.
Einige größere Ascomyceten fanden wir auch, wie diese Gallertkäppchen (Leotia lubrica)
oder die hübschen Hasen-Öhrlinge (Otidea leporina).
Sehr gefreut habe ich mich über die Grünspitzige Koralle (Ramaria apiculata), die ich vorher noch nie bewusst wahrgenommen hatte.
Und diesen Laubwald-Hörnling (Calocera cornea) fand ich so bizarr, dass ich ihn einfach fotografieren musste! Selten, dass man ihn so verzweigt antrifft.
Bleiben wir noch ein wenig am Holz und bewunderen diese prächtigen Schmetterlinge (Trametes versicolor)
sowie die nicht minder schönen Blauen Saftporlinge (Oligoporus caesius).
Auch die Babys des Dunklen Hallimasch (Armillaria ostoyae) fand ich äußerst fotogen und zeige sie Euch gern.
Diese jungen Moos-Schwefelköpfe (Hypholoma polytrichi) fielen durch ihre satte orangbraune Färbung auf.
Die Art gehört zu den weniger bekannten der Gattung und ich habe sie bisher erst einige Male gefunden.
Kleine Blätterpilze gab es zuhauf, unmöglich sie alle zu zeigen, deshalb an dieser Stelle nur noch zwei von Matthias fotografierte.
Weißmilchender Helmling (Mycena galopus).
Mousseron, Knoblauch-Schwindling (Mycetinis scorodonius).
Trivial, aber dennoch hübsch anzuschauen. Goldröhrling (Suillus grevillei).
Ein Highlight für mich und ein persönlicher Erstfund war der Rötende Wachstrichterling (Cantharellula umbonata), den mir Matthias an einer altbekannten Stelle zeigte.
Auf dem Rückweg zum Parkplatz trafen wir einen Pilzsammler, der sich beklagte, dass es heuer keine Steinpilze gäbe.
Kurz darauf entdeckte Matthias einen Prachtburschen von Kiefern-Steinpilz (Boletus pinophilus), vor dem ich erstmal auf die Knie gehen musste.
Hier in seiner ganzen Schönheit.
Und hier sehen wir Matthias bei der Arbeit im „Tintlingsfeld“. Junge Schopfis gehören paniert und gebacken zu seinen kulinarischen Favoriten und von denen gab es noch so viele, dass es für eine ausgiebige Mahlzeit reichte!
Schließlich entdeckten wir direkt am Wegrand zu unserer großen Freude noch eine Gruppe wunderschöner Kiefern-Habichtspilze (Sarcodon squamosus).
Unmitelbar am Parkplatz fand ich schließlich noch diese braunen „UMOs“, die Matthias sofort als Leberbraune Ackerlinge (Agrocybe erebia) ansprach und die ich bisher nur von Bildern kannte. Ein weiterer Erstfund für mich!
Nachdem ich mich von Matthias für diesen Tag verabschiedet hatte, fuhr ich noch zum Fichtelsee, um die eingangs erwähnten Tageswanderer dort abzuholen und zurück zu unserer FeWo zu bringen. Der See lag da wie im Märchen!
Da ich noch ein wenig Zeit hatte, schaute ich an einigen wassernahen Erlenzweigen nach, ob nicht, wie dieses Jahr bereits in Mecklenburg, die Erlen-Narrentasche (Taphrina alni) zu finden war. Und tatsächlich konnte ich sie auch hier in ihrer ganzen Schönheit entdecken!
Ich denke, jetzt habt Ihr erstmal genug zu lesen und zu sehen bekommen, sodass ich mich bis zum Teil 2 des Beitrages von Euch verabschieden möchte. Dann können wir auch einen Überraschungsgast begrüßen!
Zum Abschluss noch eine Bild vom Fichtelsee in der Abenddämmerung.
Liebe Grüße vom Nobi