Problem Rötling / Graublatt ?

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 2.622 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Felli.

  • Servus ,

    Ich habe in einem sandigen Kiefernwald ein paar Pilzchen gefunden die mir Kopfzerbrechen bereiten.

    Ich kann mich nicht entscheiden ob ich hier einen Rötling oder etwas anderes vor mir habe.

    Der Geruch war unspezifisch,

    Die Hüte leicht hygrophan, Hutrand leicht gerieft


    Unterseite

    Lamellen ausgebuchtet mit Zahn angewachsen,

    Schneiden leicht unregelmäßig gekerbt/wellig


    Schnitt


    HDS 1 Schnallen vorhanden

    HDS 2 Hyphen teils mit intrazellularem Pigment

    HDS 3 in Kongorot Hyphen teils mit Auswüchsen


    Das Sporenpulver war eher weißlich.

    Die Sporen Mikroskop aber doch leicht gefärbt.

    Lamellenquetsche x 200

    Basidien 4-sporig,+ Sporen

    Sporen 7-10µ

    Sporen in Melzer´s Reagenz

    Sporen in Baumwollblau


    Die eckig-rundliche Sporenform lässt auf einen Rötling schliessen.

    Ich hab nur keine Ahnung auf was für einen.


    Was meint denn ihr zu diesem Pilzchen ?


    Grüße

    Felli

  • Hallo Felli,

    meines Erachtens passen Standort, Jahreszeit, makroskopisches Erscheinungsbild und Sporenform recht gut zu Entoloma vinaceum (Entocybe vinacea). Deutsche Namen sind Weinroter Rötling oder Winter-Rötling.

    LG Ingo

    Die Idee klingt nicht unbedingt schlecht. Mir fiel im nachschlüsseln aber die Unterschiedliche Artenauffassung von E. vinaceum in der Literatur auf.


    Ludwig sieht diesen Pilz teilweise mit glatten Stielen aber auch mit teilweise mit deutlichen Längsstreifen, angewachsenen schwach ausgebuchteten (am Stiel nur schwach abgerundet) bis herablaufenden Lamellen.


    Funga Nordica beschreibt die Art mit glatten Stiel, welcher gelb (var.vinaceum) oder auch rauchgrau (var. fumosipes), schlüsselt diese auch so aus, mit ausgebuchtet angewachsenen Lamellen.


    Nordeloos schreibt in Fungi Europaei, Stiel oft verbogen,glatt, poliert oder sehr fein überfasert. Lamellen angewachsen oder ausgebuchtet angewachsen.


    So was sehen wir hier? Poliert ist dieser Stiel keinesfalls, auch nicht nur "fein überfasert" sondern die Überfaserung des Stiels ist ziemlich deutlich und erinnert sogar an E. sericeum Stiele. Die Lamellen sind nicht nur angewachsen, sie sind deutlich ausgebuchtet angewachsen. Quasi haben wir hier eine Mischung aus allen Drei Beschreibungen


    Das nur mal so am Rande.


    Warum ich nicht für E. vinaceum plädiere sind die Viel zu Runden und zu großen Sporen, in jeglicher Literatur wird der max Wert mit 9 µm angegeben, in der FN sogar nur mit 8µm.


    aber irgendwas aus der Ecke muss es schon sein. Ich ende mit meinem Schlüsselversuch bei E. turbidum/pseudoturbidum, aber auch da wären die Sporen zu Groß, außerdem haben die Arten einen mehr oder minder convexen bis konischen Hut und nicht so eingedrückt. Was du machen könntest wäre die Sporen nochmal nachmessen. Und in der Schreibform niederzutragen: (minimale Sporengröße) mittlere Sporengröße (maximale Sporengröße). Am Besten die Werte aus einer Messreihe nehmen. 15 Sporen sollten reichen um einen ungefähren Mittelwert zu ermitteln.

    Liebe Grüße vom Enno  



    ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~W~E~R~~~S~U~C~H~E~T~~~D~E~R~~~F~I~N~D~E~T~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~


    Übers Internet verteile ich KEINE Essensfreigabe! Wer sich unsicher ist sollte einen Pilzsachverständigen aufsuchen!


    Zu meiner Website: Pilze der Lausitz ==)==lamessbar==becher==borste


    523424-unbenannt-png

    Zur Suche eines PSV's, auch in deiner Nähe einfach >>HIER<<  entlang ;)


    100-20 fürs Adventpilzrätsel = 80

  • Hallo Felli, hallo Enno,


    also ich bleibe bei Entoloma vinaceum, zumal ich nicht sehe, dass die Sporen viel zu rund oder zu groß sind. Die Angabe von Felli (7-10 µm) entspricht aber auch nicht so ganz dem, was ich nach Betrachtung des Mikrofotos schätzen würde. Das wären eher 6-8 µm und das passt doch gut zu der Längenangabe bei Ludwig: (6) 6,5 - 8,5 (9) µm.

    Zu rund sind die Sporen ganz sicher nicht, anbei ein Foto vom Sporenabwurf einer typischen E. vinaceum aus der Senne bei Bielefeld. Die Sporen dieser Kollektion sind im Vergleich mit den Sporen auf dem Mikrofoto von Felli sogar noch etwas runder, könnten aber schon bei einem anderen Fruchtkörper (aus der gleichen Aufsammlung) sicher auch etwas eckiger sein (mit einer gewissen Variabilität muss man sich da "abfinden").

    Zum überfaserten Stiel: Auch dieses Merkmal unterliegt einer nicht geringen Variation und inwieweit ein Stiel (auf einem Foto) stark oder nur wenig überfasert aussieht, hängt nicht unwesentlich auch davon ab, wie trocken dieser Stiel ist und aus welcher Richtung das Licht auf den Stiel fällt.


    Entoloma vinaceum


    Entoloma vinaceum, Sporenabwurf von obiger Kollektion


    LG Ingo

  • Servus Ingo/ Enno

    Dank euch beiden für eure Meinung und die Mühe die ihr euch gemacht habt.

    Warum ich nicht für E. vinaceum plädiere sind die Viel zu Runden und zu großen Sporen,

    Ich hab mir die Sporenzeichnungen bei Ludwig anschauen können.

    Er zeichnet sie eigentlich bei E. vinaceum runder als diejenigen von E. turbidum.


    Die Sporenwerte hab ich nun noch einmal gemessen

    Einzelwerte:

    5x4 / 6x4/ 6x5/ 6x5/ 6x5,5/ 7x5/ 7x6,5/ 7x6/ 7x6/ 8x6/ 8x7/ 8x7/ 9x8/10x8/ 10x7/


    (5)6-8(9)((10)) x (4)5-8µ


    hier nochmal ein Bild vom Sporenabwurf


    (5)6-8(9)((10)) x (4)5-8µ


    Grüße

    Felli