Willkommen in Teil 23 der Forumsreihe „QGIS für Pilzfreunde“!
Dieser Beitrag entstand mit QGIS 3.10 unter Windows 10.
Hier die Übersicht über alle Teile dieser Forumsreihe.
In Teil 22 wurde QGIS 3.10.0 auf dem PC eingerichtet mit ETRS 89 / UTM 32N (Baden-Württemberg) als Koordinatenbezugssystem und OSM als Hintergrundkarte.
! Heute wird es bunt !
Ziel: Darstellung des Kartierungsgebietes inklusive der "Biotope"
Beim Kartierungsgebiet handelt es sich um ein Übergangsmoor, das im 19. und 20. Jahrhundert ab und zu als Torfstich genutzt wurde.
1937 wurden ca. 11 ha als NSG und 1970 als Bannwald ("Alter Bannwald") ausgewiesen.
Eine Erweiterung des NSGs auf ca. 63 ha erfolgte 1983.
Der Bannwald wurde 1998 auf ca. 66 ha erweitert, nahezu deckungsgleich mit dem NSG von 1983.
Sowohl NSG als auch Bannwald sind allgemein unter dem Namen Waldmoor-Torfstich bekannt.
Das folgende Bild zeigt unser Ziel für heute. Das große, dunkelgrüne Polygon stellt den Umriss des gesamten NSGs dar. Bei den schwarzen Linien handelt es sich um den Rundweg durch das NSG sowie um ein Sträßchen.
Ein dünnes, grünes Polygon im zentralen Teil zeigt den Umriss des "Alten Bannwaldes".
Die einzelnen "Biotope" gemäß LUBW sind als farbige Flächen ausgeführt:
Fangen wir also an:
a) Gewinnen und Abspeichern der Rohdaten
Als Rohdaten dienen zwölf gpx-Dateien, die ich hier in komprimierter Form zur Verfügung stelle: Waldmoor-Torfstich.zip.
Wir gehen nun folgendermaßen vor:
Zuerst erzeugen wir im Bereich des Projektes einen Ordner "gpx-Importe".
Dann dekomprimieren wir die .zip-Datei und speichern die gewonnenen gpx-Dateien in obigem Ordner ab.
b) Import der gpx-Dateien
Wir starten QGIS und navigieren im Browser-Fenster zu unseren gpx-Dateien.
Wir selektieren sämtliche gpx-Dateien gemeinsam und ziehen die gesamte Packung ins Layer-Fenster:
Daraufhin öffnet sich ein kleines Menü, in dem wir die Zeile mit "tracks" clicken und mit OK den gpx-Track übernehmen
(Die GPX-Daten wurden ursprünglich in BaseCamp als Tracks generiert):
Dieses "Spielchen" nach Bild 2 wiederholt sich nun noch elf mal, bis sämtliche zwölf Tracks übernommen worden sind.
Danach haben wir folgendes Ergebnis, wobei im Bild-Fenster alle übernommenen Tracks als feine Linien sichtbar sind:
c) Anpassen der Layer
Zur Übersichtlichkeit klappen wir im Layer-Fenster die einzelnen Layer-Bereiche zu und sortieren per Drag & Drop nach Bild 4. Hier sind oben vier Layer angeordnet, die Linien darstellen werden, darunter die restlichen Layer, die zu farbigen Flächen werden sollen:
d) Bearbeiten der "Linien"
Der Layer "Strasse" soll eine dicke, schwarze Linie ergeben.
Dazu wird dieser Layerbereich heruntergeklappt, und mit Doppelclick auf "- - Straße tracks" öffnen wir die Layereigenschaften. Hier stellen wir Farbe und Breite nach Bild 5 ein, übernehmen mit Anwenden und schließen mit OK ab:
Das nächste Bild zeigt das Ergebnis:
Entsprechend verfahren wir mit "Rundweg", "NSG" und "Bannwald_alt", und zwar ungefähr in den Farben und Liniendicken, wie sie im folgenden Bild zu sehen sind:
e) Umformen der "Biotope" zu eingefärbten Flächen
Um gpx-Layer in Flächen unzuwandeln, muss man aus ihnen Shapefile-Layer generieren. Wie man das in einfacher Art und Weise hinbekommt, zeige ich am Beispiel "Heidewald":
Wir selektieren "- - Heidewald tracks" und öffnen das Menü: Vektor > Geometrie-Werkzeuge > Linien zu Polygonen (Bild 8).
Im erscheinenden "Linien zu Polygonen"-Menü clicken wir den Browse-Button und wählen im Kontext-Menü "In Datei speichern" (Bild 8a)
Im nächsten Menü manövrieren wir zum Ziel-Ordner "Shape-Exporte" für das abzuspeichernde Shapefile und speichern als Heidwald.shp ab (Bild 8b). Vorher natürlich den Ordner erstellen!
Zurück im "Linien zu Polygonen"-Menü jetzt noch mit "Starte" den Vorgang der Shapefile-Generierung starten und mit "Schließe" abschließen:
Als Ergebnis ist im Layer-Fenster im Heidwald-Bereich ein Layer "Polygone" entstanden, der im Bildfenster als dunkel olivgrüne Fläche zu sehen ist (Bild 10). Auf die Füllfarbe hat man in dieser Situation keinen Einfluss:
Entsprechend verfahren wir mit den restlichen sieben "Biotopen" (im Layerfenster unterhalb "Heidwald").
Und so entsteht schließlich folgendes Bild:
Nun kann man abschließend die Farben der einzelnen Flächen nach eigener Anschauung optimieren, indem man eine andere Farbe wählt und ggf. die Deckkraft reduziert.
Dazu muss man im Layer-Fenster nur auf den entsprechenden "Polygone"-Layer doppelclicken und dann in den Layereigenschaften die Anpassungen vornehmen (hier im Beispiel "Moorkern1" - Weiß mit 100 % Deckkraft):
Hier das Endergebnis, nachdem auch für die restlichen "Biotope" Shapefiles generiert und die Flächen farbig ausgefüllt wurden:
Abschließend speichern wir das Projekt als QGIS für Pilzfreunde 23.qgs im Projektordner ab.
Das war’s für heute. Ich hoffe, es war nicht zu stressig
Über Fragen und Anregungen würde ich mich freuen!
Viel Erfolg!
Bernd
Glossar, Abürzungen:
Biotop - Charakteristischer Lebensraum in der Natur mit Tieren, Pflanzen und Pilzen
BW – Baden-Württemberg
Georeferenzierung – Objekt (Karte, Foto...) mit geografischen Koordinaten versehen
DGM – Digitales Gekändemodell, Gebäude und Bewuchs sind eliminiert
DGMx - Digitales Geländemodell mit x Metern Gitterweite
DOM – Digitales Oberflächenmodell
ETRS89 / UTM (Universal transverse Mercator) - Flächengetreues KBS in der Einheit Meter, d.h. geeignet zum Messen von Strecken und Flächen
Gauss-Krüger - Flächengetreues KBS in der Einheit Meter, allerdings inzwischen vielfach durch ETRS89 / UTM ersetzt worden
Georeferenzierung (Geocodierung, Verortung, Geotagging) - Einen Datensatz, z.B. ein Foto oder eine Karte, mit Koordinaten versehen
GIS – Geoinformationssystem
Google Maps - Online-Kartendienst von Google LLC
GPX (GPS eXchange Format) – für Datenaustausch mit GPS-Empfängern
KBS - Koordinatenbezugssystem
KML (Keyhole Markup Language) - Austauschformat für Geodaten, vorgesehen für Google Earth (aber auch für GPS-Empfänger nutzbar)
KMZ - dasselbe wie KML, lediglich in komprimierter Form
Lidar (Light Detection And Ranging) – Laser-Scan der Geländeoberfläche
LiMT – Linke Maustaste
LUBW - Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg
Open Data – Für jedermann frei nutzbar zur Verfügung gestellte Daten
OSM – OpenStreetMap
QGIS – Kostenfreies, sehr mächtiges GIS
Pflanzengesellschaft - Spezifische Gruppe von Pflanzen mit gleichen ökolog. Ansprüchen und mit Wechselbeziehungen zueinander
ReMT – Rechte Maustaste
Rasterlayer - Layer, bestehend aus bildhaften, pixelcodierten Geodaten
Schummerung – Pseudo-3D-Darstellung durch Schattenwurf
Shape, Shapefile - Datei zum Darstellen von Punkten, Linien und Polygonen (Flächen)
Tiles – Karten in Form von sogen. „Kacheln“
URL – ein Internet-Link oder die Adresse einer Website
Vektorlayer - Layer, bestehend aus vektorcodierten Geodaten, d.h. aus Punkten, Linien und Polygonen (Flächen)
WGS 84 EPSG:4326 – globales KBS, bei GPS-Empfängern verbreitet, nicht zum Messen geeignet
WGS 84/ Pseudo-Mercator EPSG:3857 – globales KBS für WMS-Einbindungen, nicht zum Messen geeignet
WMS (Web Map Service) – Internet-Schnittstelle für Landkarten