Auf der Suche nach DEM Baumpilz

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 3.985 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Wutzi.

  • Hallo zusammen,


    vor kurzem hatte ich einen Pablopilz entdeckt, den sich der Namensgeber genauer ansehen wollte. Es war ein Stück weit weg und ich hatte nicht gleich Lust, dorthin zu laufen. Ich ließ mir Zeit bis heute, ein schwerer Fehler, wie sich herausstellte - vor allem für das Schuh/Fußwerk von Mensch und Hund. Egal, alles besser als über dieses APR nachgrübeln


    Eigentlich ging es ganz witzig los. Hier hatte sich ein kleiner Pilz mitten in einer sehr großen Buche versteckt.


    Dan folgte ungläubiges Staunen. Ich laufe da drei mal die Woche an einen Steinpilz unmittelbar vor meiner Haustür vorbei und finde ich erst, zermatscht. Unglaublich! Der hatte sich listig unter dem Herbstlaub getarnt und erst der Sturm hat ihn verraten.


    Die Geflecktblättrigen Flämmlinge sind zwar nicht mehr schön, aber es gibt sie immer noch.


    ebenso wie uralte Nebelkappen,


    und Dehnbare Helmlinge.


    Als ich in die Nähe des gesuchten Baumpilzes gelangte hörte der entspannte Waldspaziergang auf. Eigentlich sollten nach dem Anstieg auf den Rosenbergkopf nur noch ein paar hundert Meter Waldweg folgen. Denkste. Es folgten ein paar hundert Meter Schlamm. die Forstleute hatten Käferfichten gefällt und nicht nur den Weg verwüstet sondern die Baumstämme nebst Kronen säuberlich entlang des Weges abgelebt- also dort, wo ich irgendwo meinen Baumpilz wiederfinden wollte.




    Eigentlich hatte ich den Pilz bereits abgeschrieben, zumal viele Baumgruppen Reste von Schneemützen trugen. Ich konnte den Hund mit Leckerlis überreden, noch ein Stück kleines Stück mit mir Schlammtreten zu spielen. Und da war er dann:




    Ein Stückchen trocknet jetzt neben dem Hund an der Heizung.


    Auf dem Rückweg wurde ich noch mit dem Anblick von Ess-Pilzen belohnt. Die Rauchblättrigen Schwefelköpfe durften aber stehen bleiben.


    Und ganz am Ende gab's noch einen Fliegenpilzes sich unter Frosteinfluss gerade zum Königsfliegenpilz verpuppt. die Metamorphose ist noch nicht ganz abgeschlossen. Halb vier, als die Dämmerung begann, waren wir total vermoddert aber zufrieden wieder zu Hause. Ich genieße einen Tee, denke über 6b des APR nach und stelle fest, dass sich mein tiefenentspannter Seelenzustand verändert.==Gnolm4

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


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  • Hallo beli, es kann auch Antrodia xantha sein. Pablo will das untersuchen, deshalb habe ich den Pilz geholt.

    Lieben Gruß


    Claudia


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  • Servus beinand',

    Wahrscheinlich wird's A. heteromorpha sein.


    An liabn Gruaß,

    Werner

    Hallo Werner, jetzt bin ich mal richtig neugierig, was das am Ende ist. Ich lass den Pilz ein bisschen trocknen, dann schicke ich ihn zu Pablo, damit er auch ein bisschen Spaß hat==Gnolm7.

    Lieben Gruß


    Claudia


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    • Offizieller Beitrag

    Salve!


    Muss kurz was richtig Stellen: Eine extrem ausgeprägte Borkenkäfervermehrung in einem Waldstück ist keine Ursache für Waldsterben, sondern ein Symptom.

    Die Borkenkäfer können sich nur da rasant vermehren, wo sie ausreichend stark geschädigte und damit extrem anfällige Bäume vorfinden. Tatsache ist also: Wenn so eine Massenpopulation an Borkenkäfern auftritt, war ein Baumbestand bereits vorher am Absterben. Die Borkenkäfer kümmern sich nur um die Überreste, verwerten diese dann eben auch mittels einer Massenvermehrung.


    Ursachen für einsetzendes Forststerben (also vor dem Borkenkäferbefall) sind in erster Linie Fehlbewirtschaftung (Monokultur aus Baumarten, die an einem Standort nichts zu suchen haben, wie zB in vielen Gebieten Fichten), Verschwinden geeigneter Mykorrhizapartner zB durch zu hohe Nitratwerte in den Böden und Bodenvergiftung (zB durch Artenvernichtungsmittel) sowie vermehrt auftretende Dürrephasen - die gesunde Mischwälder zwar kompensieren können, artenarme Monokulturen aber nicht.

    Die letzte Stufe ist halt das Massenauftreten einzelner Schwächeparasiten (nicht nur Borkenkäferarten), was eben auch zu einem Großteil dem Rückgang der Artenvielfalt geschuldet ist: Keine Konkurrenz bei den Schwächeparasiten begünstigt das massenhafte Ausbreiten einzelner, besonders aggresiver Arten.


    Soviel mal zu den Fakten in Sachen in Sachen "Waldsterben & Borkenkäfer".

    Wie viel Sinn es in dem Zusammenhang macht, Waldstücke dann komplett zu verwüsten, darf sich nun jede/r selbst denken. Vor allem, wenn dann angedacht wird, die einen Monolkulturen aus ortsfremden Bäumen mit noch ortsfremderen Bäumen zu ersetzen. Fichten durch Douglasien zB oder ähnlichen Quatsch. Liegt ja auf der Hand, daß man damit nicht nur den selben Fehler wiederholt, den man mit der Fichte gemacht hat, sondern ihn auch noch potenzieren wird.


    Anyway: Beim "Pablopilz" war ja meine erster Gedanke - wie der von Werner ja auch: Antrodia heteromorpha (Veränderliche Braunfäuletramete).
    Das ist eine Charakterart von +/- winterkalten Bergfichtenwäldern (also da, wo Fichten auch heimisch sind!) und die sieht makroskopisch eben schon genauso aus. Ist allerdings ziemlich selten geworden, weil sie neben den authochthonen Fichtenbestönden eben auch ein spezielles Klima braucht. Im Harz gibt es sie wohl noch zerstreut, und auch in den östlichen Mittelgebirgen, Alpen müsste stellenweise auch noch gehen - bei mir in der Gegend fehlt sie dagegen. Im Hochschwarzwald wären Vorkommen theoretisch möglich, aber gefunden habe ich sie da noch nie.


    Die makroskopisch nahezu identische Schwesterart an Laubholz (in eher thermophilen Beständen, sehr selten wohl auch an Nadelholz), Antrodia serpens (= Antrodia albida s.auct. = Weiße Braunfäuletramete) ist bei mir in der Gegend nicht selten. Über eine Zusendung von einem Pilz, der allerhöchstwahrscheinlich eben Antrodia heteromorpha und nicht Antrodia serpens ist, freue ich mich natürlich wie ein Schneekönig. :)



    LG, Pablo.

  • hi Wutzi


    Ja so sah es bei uns auch aus Schlamm und viele Bäume abgeholzt. Der Käfer war wieder sehr sehr fleißig. Deine Bilder sind auf jeden Fall sehr schön. Danke fürs mitnehmen.


    LG Tomas

    Hallo Tomas,

    freut mich, dass ich dich mitnehmen konnte. Pablo hat ja gleich umfassend den Borkenkäferbefall analysiert. Der Käfer kann nix dafür. Der tut nur, worauf er genetisch gepolt ist.


    Ach ja Pablo,

    wer lesen kann und das auch gelegentlich tut, ist eindeutig im Vorteil. Ich hatte nicht mehr so richtig in Erinnerung, dass Du ja in diesem Thread hier bei meinem Baumpilz Antrodia heteromorpha vermutet hattest. Übrigens geht es mir runter wie Öl, dass in meinen ariden subpolaren Gefilden Pilze wachsen, die in Deinen sonnenverwöhnten Pilzgebieten nicht vorkommen.


    Deine Borkenkäferanalyse kann ich ergänzen um die Anmerkung, dass die Fichtenmonokulturen hier bei mir schon öfter vom Käfer geplagt waren. Allerdings haben zwei Jahre Dürre paradiesische Verhältnisse für die Borkenkäfer geschaffen. Die Tierchen konnten sich ungebremst in geometrischer Reihe vermehren. Der Versuch, die befallenen Bäume zu fällen und so die Käfer zu bekämpfen ist gut gemeint, mehr nicht.


    Die Grundsatzfrage, welche Rolle der Wald künftig spielen soll, wurde bis heute nicht einmal gestellt. Die Fichten sterben, die Holzpreise sind im Keller und Thüringenforst schreibt rote Zahlen. Gleichzeitig ertönen die Rufe, man möge den kaputten Wald rasch wieder aufforsten. Die Frage, womit und welche Baumarten wohl den künftigen Dürreperioden standhalten würden, beantworten diese Rufer nicht, wohl, weil sie über solche Nebensächlichkeiten nicht nachdenken.

    Alle machen weiter wie bisher, auch der Borkenkäfer. Ich habe auch keine Idee, aber prophylaktisch zumindest drei paar Eichen gepflanzt. Aktionismus wird kaum helfen. Die Erkenntnis, dass es sinnvoller wäre, den Wald als CO2-Speicher zu begreifen, statt weiter auf Wirtschaftswald zu setzen, wäre jedenfalls schon mal ganz gut.

    Lieben Gruß


    Claudia


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    • Offizieller Beitrag

    BonJour!


    Wobei ich glaube, daß die Fichten an sich bei dir in der Gegend nicht das Problem sind, Claudia. Im Thüringer Wald gibt es schon natürliche Vorkommen dieser Bäume. Auch das Auftreten von Antrodia heteromorpha deutet darauf hin, denn die findet man eigentlich nur da, wo es natürliche (einheimische / autochthone) Fichtenbestände gibt. Auch da ist es natürlich die Frage, wie man die pflegt. Ungünstig ist es halt, wenn man größere Flächen mit reinen Fichtenbeständen aufforstet, wo vorher zB Mischwälder gewesen waren.

    Also zB auf dürreanfälligen Böden wie südexponierten Hanglagen. Am besten schüttet man dann da noch großflächig Kalk aus (weils ja "gegen Borkenkäfer hilft" - Achtung, Sarkasmus!) auf einem ursprünglich sauren Boden, killt dadurch massenhaft Mykorrhiza (die in ursprünglich sauren Böden halt mit dem geringeren ph - Wert durch Kalkung nicht klar kommt) und schwächt so zusätzlich die Bäume, bzw. verschlechtert dadurch enorm die Wasserspeicherkapazität der Böden und die Wasseraufnahmefähigkeit der Bäume.

    Dagegen ist es eigentlich völlig in Ordnung, einen Wald zu bewirtschaften. Die Frage ist nur, wie man das sinnvollerweise so macht, daß man den Wald (also die Wirtschaftsgrundlage) dabei nicht umbringt.



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Tach!


    Auch hier schulde ich noch eine finale Auflösung:
    Klar ist der schicke Baumpilz - wie schon vermutet - Antrodia heteromorpha.

    Mikroskopisch nicht wirklich von Antrodia serpens zu unterscheiden, aber insgesamt ist der Fruchtkörper (danke für den wunderschönen Beleg) sehr typisch für diese Art, vor allem wegen den riesigen, sinuosen Poren und der Ökologie.


    Hier noch ein paar Bildchen von Claudias Antrodia heteromorpha:





    LG; Pablo.

  • Aha, danke Pablo. Solche Pilzdurststrecken wir die Dürre gerade eben, haben auch ihr Gutes. Mensch hat Zeit für Exikkate, zum Foto sortieren und benennen und anderen schönen Dingen. Jetzt kann ich die Antrodia sicher benamsen==Gnolm13.

    Lieben Gruß


    Claudia


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