Waldspaziergang mit Pilzen und Flechten

Es gibt 12 Antworten in diesem Thema, welches 4.672 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Hallo zusammen,

    nach zwei Tagen Bewegungsarmut und Faulsein im Kreise der Familie schrie der Wald förmlich nach mir. Ich bin seinem Ruf gefolgt und habe gleich ein paar Pilze gesät. Tuppie hat das schon vor zwei Jahren mit erstaunlichen chinesischen Pilzsamen ausprobiert. Der Erfolg war wohl eher mäßig, wenn ich mich erinnere. Bei mir war das heute auch eher eine selektive Auswilderung von alten Austernpilzen und Samtfußrüblingen, die der Gütekontrolle vor der Zubereitung nicht standgehalten haben. Die habe ich zurück in den Wald gebracht und an Wurzelstöcken und Totholz "gesät bzw. wohl eher ausgesetzt. Mal sehen ob es wenigstens an einem der Stämme funktioniert. Wenn dort künftig Austern oder Samtfüße wachsen, gehen die selbstverständlich auf mein Konto. Eine andere Verbreitungsart kann gar nicht infrage kommen.

    Und wie das immer so ist im Wald, gab es Einiges zu entdecken.


    Die Flechten blühen. Hier vermute ich die Rosa Köpfchenflechte - Dibaeis baeomyces


    Gleich danach zwei auf einen Streich. Aber mehr als Cladonien kann ich da nicht vermuten.


    Sch

    Hübsche Schmetterlingstrameten gab es auch. Die haben jetzt wohl ihre beste Zeit.


    Mit diesem Täubling habe ich nach Weihnachten ehrlich gesagt nicht mehr gerechnet. Ich fand ihn da, wo im Spätsommer die Apfeltäublinge wachsen. Also vermute ich, dass es auch einer ist.


    Orangeseitlinge finde ich in diesem Winter oft. Ein schönes Leuchten in der lichtarmen Zeit.


    Nerdpilze gab es natürlich auch. Der hier wuchs an Eberesche.


    Dieses resupinate Rindengeschwurbel umhüllte eine Fichte. Es soll tatsächlich Menschen gebend die diesen Pilzen einen Namen geben können.


    Die Sparrigen Schüpplinge sind zwar nicht mehr taufrisch aber immerhin noch als solche erkennbar.


    In allerbester Verfassung dagegen fand ich diese Ziegelroten Schwefelköpfe.


    Und auch einige Rauchblättrige Schwefelköpfe sind ganz frisch gewachsen.


    Die Schwefelköpfe mussten mit und werden demnächst zu einer üppigen Mahlzeit verarbeitet==Gnolm13.


    Zwei Stunden im Wald und schon ist das Gefühl der Übersättigung verschwunden. Jetzt genieße ich den "Rest" des Tages mit einem schönen Buch unterm Weihnachtsbaum bzw. besser daneben.

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


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  • Hallo Claudia,


    ein schöner Bericht! Vor allem die beiden Flechten am Anfang gefallen mir sehr gut. Der erste deiner Nerdpilze ist Phlebia radiata, momentan ziemlich häufig auf Totholz zu finden.


    Björn

    Hallo Björn,

    danke fürs Mitkommen. Danke für Deinen Tipp. An Phlebia radiata hatte ich im ersten Moment auch gedacht. Aber die Fruchtkörpern waren viel derber, als ich sie je gesehen habe, deshalb habe ich die Idee wieder verworfen.

    Lieben Gruß


    Claudia


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  • Hallo Claudia,


    wie schön zu sehen, dass Christbäume noch mit Lametta geschmückt werden so wie ich es aus meiner Kindheit kenne und seitdem nicht mehr gesehen habe.


    Heute konnte ich nach vielen Wochen auch zum ersten Mal wieder nach den Pilzen sehen - es ist einfach unglaublich wie viele und welche Pilze an einem 26.12. zu sehen waren! Hätte ich jetzt auch nicht gedacht, dass ich Ende des Jahres wieder über Bestimmungsliteratur sitze (ohne Rindengetöns welches ich mir ja sowieso erst gar nicht antue ;) ) und, wenn ich denn einen dabei gehabt hätte, meinen Korb gut mit Speisepilzen hätte füllen können - einfach irre was da Ende Dezember noch blüht und wächst und gedeiht!

    Liebe Grüße und geniese ein gutes Glas gefült mit was auch immer und vielleicht einem guten Buch und/oder guter Musik neben Deinem Weihnachtsbaum.


    Maria

  • Dieses resupinate Rindengeschwurbel ...

    Eindeutig eine weit verbreitete und schwierige Gattung. ==Gnolm19

    Aber mit schönem Klang. "Resupinates Rindengeschwurbel"

    Hallo Hausmann, nicht nur wohlklingend sondern auch überaus zutreffend.==Gnolm7


    Hallo Maria,

    Bleilametta ist zwar giftig, doch zweimal im Jahr gehe ich das Risiko ein. Zum Schmücken und Abnehmen- jedes Mal ein Ritual, jeden Faden einzeln aufhängen. Aber mit guter Musik und ist das eine schöne meditative Übung.

    Danke für's mitkommen. Ja, es wächst wirklich noch allerhand und vor ein paar Tagen hatten wir noch einmal eine Pilzpfanne. Eine späte Pilzsaison hat auch gute Seiten. Der Wald übt in der lichtarmen Zeit eine noch größere Anziehungskraft als sonst.

    Hab auch Du eine entspannte Zeit und vielleicht noch ein paar freie Tage.

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


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  • Hallo Claudia,


    also, mal abgesehen von den Pilzen, das Deckengewölbe da im Wohnzimmer, und die Tischbeine, alle Achtung :daumen:.

    Hallo Claudia!

    Genaudas war mir auch als erstes aufgefallen auf Deinem Weihnachtsbaumbild. Und das Lametta. Sieht klasse aus!

    Ich habe tatsächlich eine Packung noch in den Tiefen meiner Weihnachtsdeko-Kisten, wage mich es aber nicht zu benutzen, da es die letzte ihrer Art ist.


    Danke fürs Mitnehmen. Heute geht es für mich auch endlich wieder mal raus. Die letzten Tage waren bei uns, wie wohl bei vielen Menschen, mit zu viel Familie und Essen gefüllt. Ich freue mich schon!

  • Hallo Claudia,


    also, mal abgesehen von den Pilzen, das Deckengewölbe da im Wohnzimmer, und die Tischbeine, alle Achtung :daumen:.

    Hallo Radelfungus, nachdem wir vor 15 Jahren das Haus saniert hatten, habe ich mir Stück für Stück "neue" alte Möbel angeschafft und mich von den Presspappmöbeln getrennt. Außer Küche, nein paar Regale, Sessel und Sofa ist jetzt alles alt - also zum Typ passend==Gnolm13. Da sind ein paar schöne Teile dabei und weil ich mir viel Zeit gelassen und selber ein bisschen restauriert habe, war das eine ziemlich günstige Sache. Manchmal ein bisschen wie Überraschungsei mit Nieten und Hauptgewinn.

    Das "Deckengewölbe" ist ein schlichtes ausgebautes Obergeschoss in einem Fachwerkhaus, nichts Aufwendiges.


    Hallo Tuppie, Ihr alten Rätzelbratzen guckt aber auch ganz genau hin==Gnolm7! Ich habe heute mal überlegt, wie lange ich das Lametta eigentlich habe und bin zu dem Schluss gekommen, dass es 40 Jahre oder älter ist. Es ist nämlich von meiner Oma aus dem Westen, die 1981 verstorben ist. Da es jedes mal wieder sorgfältig abgenommen und aufbewahrt wird, hält es quasi ewig. Du kannst Dein Lametta ruhig verwenden, es geht nicht kaputt. Es macht halt nur ein bisschen Arbeit. Und man sollte wirklich bewusst damit umgehen. Blei ist giftig und gehört nicht in die Umwelt.

    Ich habe mal gegoogelt. Bleilametta ist nicht verboten, es wird nur nicht mehr hergestellt. Reste gibt es noch online. Ich fand dazu Folgendes:

    Das ist aber nicht das Ende für alle Fans des guten alten Bleilamettas. Riffelmacher und Weinberger verkaufen aktuell (Stand: November 2019) immer noch ihre Bleilametta-Restbestände aus dem Lagerir?t=netzlupe-21&l=am2&o=3&a=B07P8SMW4P. Wie lange diese noch reichen werden, ist unbekannt.

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


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  • Hallo Tuppie, Ihr alten Rätzelbratzen guckt aber auch ganz genau hin ==Gnolm7 ! Ich habe heute mal überlegt, wie lange ich das Lametta eigentlich habe und bin zu dem Schluss gekommen, dass es 40 Jahre oder älter ist. Es ist nämlich von meiner Oma aus dem Westen, die 1981 verstorben ist. Da es jedes mal wieder sorgfältig abgenommen und aufbewahrt wird, hält es quasi ewig. Du kannst Dein Lametta ruhig verwenden, es geht nicht kaputt. Es macht halt nur ein bisschen Arbeit. Und man sollte wirklich bewusst damit umgehen. Blei ist giftig und gehört nicht in die Umwelt.

    Meine Oma hat das Bleilametta nach dem Abhängen immer mit dezenter Hitze und mit Pergamentpapier abgedeckt gebügelt, und ist trotzdem unter meist widrigen Umständen fast hundert Jahre alt geworden.

    Das Blei in Form von Lametta auf den Christbaum zu hängen ist so ziemlich die harmloseste Art, damit umzugehen.

    • Offizieller Beitrag

    MoinMoin!


    Ich mach hier mal kurz noch ein Stück weiter:
    Der nach den Orangeseitlingen an Eberesche ist auch wieder Phlebia radiata (Orangeroter Kammpilz). Ist halt farblich sehr variabel.

    Anschließend an dem noch durchgehend berindeten Fichtenstämmchen: Wenn man Porlinge mit dem Aussehen an noch einigermaßen frischem Nadelholz mikroskopiert, landet man in den meisten Fällen bei Cinereomyces lindbladii (zu deutsch grauer Resupinatporling oder so ähnlich). Ist aber auch mikropflichtig, wie diese ganzen resupinaten, weißlichen Porlinge.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,

    der Orangerote Kammpilz hat mich verwirrt. Björn hatte ihn ja schon als solchen identifiziert , Der Pilz hatte hatte eine ziemlich feste Konsistenz, deshalb hatte ich den nicht als solchen erkannt.

    Den Grauen Resupinatporling werde ich mir hinter die Ohren schreiben und ab sofort immer vermuten. Damit werde ich sicher ehrfurchtsvolle Bewunderung ernten==Gnolm7.

    Lieben Gruß


    Claudia


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    • Offizieller Beitrag

    Hallo!


    Falls du MelzersReagenz im Haus hast, oder dir mal irgendwann zulegen möchstest:
    Die Hyphen von Cinereomyces lindbladii sind amyloid. Damit kann man den noch etwas sicherer eingrenzen. Zwar gibt es weitere Porlinge mit einer solchen Reaktion, aber die sehen meistens etwas anders aus, Antrodia xantha zB hat eine andere Konsistenz und feinere Poren.

    Makroskopisch sieht das mit der amyloiden Reaktion bei Cinereomyces lindbladii dann so aus:



    LG, Pablo.