APR-Exkursion Botanischer Garten Bochum 12.01.2019 Teil 2

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  • Hallo zusammen,


    hier also noch der zweite Teil der APR-Exkursion im Bochumer Botanischen Garten, in dem es um die Basidiomyceten und Schleimpilze gehen soll.


    1. Ein Schleimer, um den sich Jan-Arne kümmert


    2. Clavulina rugosa


    3. Byssocorticium atrovirens. (3.9+-0.3) µm x (3.7+-0.2) µm, Q=1.0+-0.1, Basidien mit Basalschnalle


    4. Metatrichia floriformis EDIT: Trichia botrytis


    5. Eine Trichia, die Jan-Arne eingesteckt hat.


    6. Eine Lamproderma, die Jan-Arne auch an sich genommen hat.


    7. Hier lande ich bei Clitopilus scyphoides f. reductus mit Sporengröße (7.2+-0.6) µm x (4.2+-0.3) µm, Q=1.7+-0.1


    Björn

  • Hallo,


    Clitopilus scyphoides var. reductus ist für mich ein Phantom. Alles was ich bisher unter diesem Namen gesehen habe lies sich nicht von Clitopilus hobsonii s.l. unterschieden - so wird es vermutlich auch hier sein. Die Trennung nach den Sporenbreiten ist längst nicht so klar wie das in FAN suggeriert wird. Auch als Abgrenzung zwischen C. daamsii und C. hobsonii taugen sie nicht, obwohl C. hobsinii und C. daamsii molekular klar getrennte Arten sind. Die Sporenmaße der entsprechend molekular zugeordneten Kollektionen umfassen allerdings einen identischen Bereich.

    C. scyphoides f. reducta soll laut FAN Sporenbreite unter 4 µm haben, würde damit in den passeckerianus-Komplex fallen, während hobsonii Sporenbreiten mit einem Mittelwert > 5 haben soll. Das stimmt nicht so ganz, die Mittelwerte meiner Kollektionen bewegen sich im Bereich 4,5-5,1. Die gesamte Bandbreite entsprechend 4,0-6,0 µm. Bei dem CLuster das C. daamsii enthält ist der Sporenbreitenmittelwert geringfügig höher: 5,1-5,5, schließt aber nahtlos an Kollektionen des hobsonii-Clusters an.


    Deine Kollektion nimmt nach den angegebenen Sporenmaße so etwas eine Mittelstellung ein zwischen der hobsonii-daamsii-Gruppe und der passeckerianus-fasciculatus-Gruppe. Ich würde gerne - falls es einen Beleg gibt - die Sporen selbst nochmal vermessen und mir den Pilz anschauen. Wer das möglich?


    beste Grüße,

    Andreas

    • Offizieller Beitrag

    Hi Björn,


    Nummer 1 ist Physarum bivalve.

    Nummer 4 ist dann wohl doch Trichia botrytis. Wobei die auf dem zweiten Bild wiederum so aussehen, als hätten sie schwarze Köpfchen. Irgendwie hatte ich das Capillitium auch roter im Kopf. Ob da vielleicht beide Arten nebeneinander wuchsen oder sind deine Mikros aus den Exemplaren mit den dunklen Köpfen?

    Nummer 5 ist Trichia persimilis. Die außen rum hab ich vor Ort gar nicht gesehen. Irgendwie war echt alles voller Schleimer am Sonntag.

    Die Lamproderma hab ich noch offen.



    Beste Grüße
    Jan-Arne

  • Hallo zusammen,


    was den Clitopilus angeht, hatte noch ein anderer Pilzfreund Material mitgenommen. Er hat den heute auch mikroskopiert und kommt dabei auf folgende Sporengrößen:


    8,1 4,1
    7,8 4,0
    6,9 4,4
    6,9 4,6
    7,2 4,9
    7,1 4,9
    7,5 4,8
    7,4 4,2
    7,2 3,9
    8,0 4,4
    7,3 4,1
    8,1 4,5
    8,5 4,8
    7,7 4,0
    7,5 4,3
    7,5 3,7
    8,1 4,1
    7,5 4,4
    8,9 4,3
    8,6 4,3


    Im Mittel also 7.7 µm x 4.3 µm und damit etwas größer als bei mir (wobei ich auch keinen Abwurf gemacht habe, sondern einfach die Sporen, die im Präparat schwammen, ausgemessen habe). Ich selber habe leider kein brauchbares Material mehr, aber besagter Pilzfreund hat noch einen naturbelassenen kleinen Fruchtkörper, den er trocknen und verschicken könnte.


    Was die Schleimpilze angeht, sind die Mikros von den Schleimer mit den dunklen Köpfen. Ich glaube, die waren zum Fundzeitpunkt noch nicht ganz reif, mittlerweile sind die nämlich auch deutlich heller, in etwa so wie die auf dem anderen Bild.


    Björn

    • Offizieller Beitrag

    Hi Björn,


    dann hab ich zu ungenau geguckt und wir können Metatrichia floriformis vergessen. :)


    Beste Grüße

    Jan-Arne

  • Hallo,

    bei Eurem ersten Schleimer hätte ich eher an Physarum bitectum gedacht, da es so aussieht als würde sich die äußere Peridie mehr unregelmäßig öffnen, nicht wie bei Ph. bivalve schlitzmäßig. Aber ich denke Jan-Arne hat die mikroskopischen Merkmale festgehalten, da sich ja beide Arten schon durch die Sporengröße unterscheiden.

    Trichia botrytis hat immer gelbes Capillitium während Metatrichia floriforme mehr orangerötliches hat. Deshalb denke ich T. botrytis ist klar.

    Zur Lamproderma sage ich nichts genaueres. Könnte eventuell Lamproderma scintillans sein.

    LG Ulla

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Ulla,


    sieht wohl tatsächlich nach einem Schnellschuss aus.

    Ich wollte den Fund eh noch mal genauer angucken, hab das jetzt aber nach deinem Hinweis etwas kritischer gemacht.


    Es geht los mit den Sporenmaßen:

    Neubert et al. trennen beide Arten klar über die Sporengröße mit 10-14 µm für P. bitectum und 8-10 µm für P. bivalve.

    Poulain et al. schreiben im Schlüssel von 10-13 µm für P. bitectum und 8-11 µm für P. bivalve.

    Hier gibt es also eine Überschneidung, die bei den Sporenangaben im Bilderband von Poulain et al. dann noch größer wird: (10-)10,5-12(-12,5) µm für P. bitectum und 9-10,5(-12) µm für P. bivalve.

    Irgendwie nicht befriedigend... Meine Sporen liegen mit 9-11,3 µm genau im Mittel.


    Beide Arten können statt rundlich zusammengedrückt aufgerichtet wachsen. Meine Kollektion ist es und für P. bivalve ist es zumindest typischer.

    Zudem habe ich zunächst Sporen gefunden, die im Mittel unter 10 µm waren. Deshalb meine Schnelldiagnose: Physarum bivalve.


    Allerdings sprechen sowohl Capillitium (Kalkknoten nicht langgestreckt - vgl. Neubert et al.), die einseitig helleren Sporen (nur Neubert et al. erwähnen sie), das nicht gleichmäßig zentrale Aufreißen, die erkennbare Pseudocolumella (Schlüssel von Poulain et al.) sowie der Wuchs auf Holz (wieder Schlüssel von Poulain et al.) für Physarum bitectum. Seltsam, dass sich die Angaben zu beiden Arten immer unterscheiden und die Beobachtungen zur Art immer nur in einem beider Werke passen.



    Lamproderma scintillans passt übrigens. Bei der geringen Größe, dem Stiel-Sporocarpien-Verhältnis und dem Wuchs auf Krautstengel hatte ich das auch fast vermutet.


    Danke für deine Meinung!


    Beste Grüße

    Jan-Arne