Willkommen in Teil 28 der Forumsreihe „QGIS für Pilzfreunde“!
Dieser Beitrag entstand mit QGIS 3.10.3 unter Windows 10.
Hier die Übersicht über alle Teile dieser Forumsreihe.
Heutiges Ziel: Wir werden einige Layer im Kartenfenster beschriften.
Es wird dringend empfohlen, die QGIS-Version 3.10.3 "long time release repository (most stable)" zu verwenden (Stand Februar 2020).
A) Vorarbeit:
Wir beginnen damit, dass wir einigen Layern passendere Namen zuteilen:
a) NSG wird umbenannt in NSG_1983
b) Bannwald_alt wird umbenannt in NSG_1937.
Dann sieht das QGIS-Fenster wie folgt aus:
B) Die Beschriftungstexte (fett) und die zu beschriftenden Layer:
a) Linien-Layer (tracks):
nsg_1937 - NSG_1937
nsg_1983 - NSG_1983
b) Polygon-Layer (Flächen):
sma - Sphagnetum_magellanici_Moor1
evm - Eriophorum_vaginatum_Monilia_Moor2
ev3 - Eriophorum_vaginatum_Moor3
ev4 - Eriophorum_vaginatum_Moor4
vab - Vaccinio_Abietetum
vpm - Vaccinio_uliginosi_P_sylvestris_P_mugo
vpn - Vaccinio_uliginosi_Pinetum_sylvestris_Bachniederung
vpb - Vaccinio_uliginosi_Pinetum_sylvestris_Birkendominanz
vpd - Vaccinio_uliginosi_Pinetum_sylvestris_Dickung
vph - Vaccinio_uliginosi_Pinetum_sylvestris_Heidestadium
vps - Vaccinio_uliginosi_Pinetum_sylvestris_Torfstich
mis - "Biotop" Misse
C) Beispiel Linienlayer nsg_1983
Durch Doppelclick auf den Layer nsg_1983 tracks öffnet sich das zugehörigen Layereigenschaften-Menü. Hier selektieren wir Beschriftungen, klappen das oberste Menü herunter und selektieren Einzelne Beschriftungen:
Wir selektieren die Rubrik Text und geben wie folgt ein:
Bei Wert wird name überschrieben mit 'nsg_1983' (also in einfachen Hochkommata).
Als Textgröße wähle ich 10, als Textfarbe schwarz:
Anschließend selektieren wir die Rubrik Platzierung und punkten derart, dass der Text parallel zur Linie verläuft.
Außerdem selektieren wir, ob der Text über, auf oder unter der Linie angeordnet wird.
Nun den Button Anwenden clicken und kontrollieren, ob uns das Ergebnis gefällt. Falls ja, wird mit OK abgeschlossen:
Das Ergebnis sehen wir hier:
D) Beispiel Polygonlayer mis
Durch Doppelclick auf den Polygonlayer der Layergruppe Misse öffnet sich das zugehörigen Layereigenschaften-Menü. Hier selektieren wir Beschriftungen, klappen das oberste Menü herunter und selektieren Einzelne Beschriftungen:
Die beiden nächsten Bilder zeigen, was einzugeben und zu selektieren ist. Rubrik Text:
Rubrik Platzierung:
Der Ankerpunkt der Beschriftung wird ins Zentrum der sichtbaren Fläche gelegt:
Nachdem man noch Anwenden und OK geclickt hat, ist die Beschriftung mis abgeschlossen. Im Ergebnis erkennt man außerdem, dass die Beschriftung des Linienlayers (nsg_1983) automatisch ins Bild gerückt wird:
Sind sämtliche Beschriftungen vollzogen, sieht es wie folgt aus:
Zoomt man ins Bild hinein, erkennt man, dass einige Beschriftungen etwas "unglücklich" platziert sind (Pfeile):
vps, vpd sowie sma: vps sollte im blauen, vpd im olivgrünen Bereich liegen, und sma wird von den Sternen des Polytrichum-Fazies überdeckt.
Zur Abhilfe wird man für diese drei Fälle als Ankerpunkt der Beschriftung nicht das Zentrum der jeweiligen Fläche heranziehen, sondern so parametrieren, dass Position und Winkellage des Textes manuell eingestellt werden können.
Hier möchte ich das Vorgehen an vps (verantwortlich für die blaue Fläche des Torfstichs) erläutern. Letztendlich soll diese Beschriftung manuell an der Stelle platziert werden, auf die der rote Pfeil zeigt:
E) Beispiel Beschriftung vps manuell in Position und Winkel einstellbar
Über Rechtsclick auf den entsprechenden Polygonlayer und Click auf Attributtabelle des Kontextmenüs öffnen wir diese. Wir werden sie weiter unten um drei Spalten mit den Namen x, y und rotation erweitern:
In der Attributtabelle schalten wir den Editiermodus ein (1.) und clicken auf Neue Spalte (2.). In das sich öffnende Menü tragen wir die unten stehende Werte für die x-Koordinate ein (3.): Name = x, Typ = Dezimalzahl (real), Länge = 20, Genauigkeit = 4. Dann schließen wir mit OK ab (4.):
Entsprechend wird eine weitere Spalte für die y-Koordinate hinzugefügt mit den Werte: Name = y, Typ = Dezimalzahl (real), Länge = 20, Genauigkeit = 4. Mit OK abschließen.
Schließlich fügen wir noch eine Spalte für den Drehwinkel hinzu mit den Werten: Name = rotation, Typ = Dezimalzahl (real), Länge = 20, Genauigkeit = 4. Mit OK abschließen.
Wie man im nächsten Bild erkennen kann, sind in der Tabelle rechts die drei Spalten tatsächlich generiert worden.
Nun müssen wir noch die Änderung in der Tabelle abspeichern (1.) und den Editiermodus wieder verlassen (2.).
Dann die Tabelle schließen (3.):
Jetzt öffnen wir die Layereigenschaften und clicken ganz unten auf x:
Im sich öffnenden Menü clicken wir auf Feldtype: Ganze Zahl, double... und selektieren x (double).
Entsprechend verfahren wir mit y und selektieren y (double), schließlich mit Drehung und selektieren rotation (double).
Damit ist die Beschriftung vps für das manuelle Verschieben und Drehen vorbereitet!
Zum Verschieben von vps muss natürlich der zugehörige Layer selektiert bleiben (1.). Wir clicken auf den Verschieben-Button (2.), worauf der Cursor die Form eines Kreuzes annimmt, und dann auf vps (3.), worauf der Editier-Modus automatisch aktiviert wird:
Nun clicken wir auf die Zielposition (blauer Torfstich), worauf die Beschriftung dorthin verschoben wird:
Um den Beschriftungswinkel einzustellen, wird auf den Verdrehen-Button und dann auf die Beschriftung geclickt.
Bei nicht gedrückter linker Maustaste lässt sich der gewünschte Winkel leicht verändern und mit einem weiteren Linksclick die Veränderung abschließen:
Hier das Ergebnis (1.). Dann noch die Änderungen abspeichern und den Editiermodus verlassen (2.):
Führt man obige Prozedur auch noch mit den beiden anderen Beschriftungen vpd und sma durch, kann das Ergebnis wie im nächsten Bild aussehen.
Das war wohl ein recht langer Weg, doch es hat sich gelohnt. Jede Beschriftung liegt in dem ihr zugeordneten Bereich.
Nun noch das Projekt abspeichern als QGIS für Pilzfreunde 28.qgs.
Das wär’s für heute.
Über Fragen und Anregungen würde ich mich riesig freuen!
Viel Erfolg!
Bernd
Meine Ausrüstung vor Ort:
Android-Smartphone Moto G7 Plus mit folgenden, für die Kartierung benutzten Komponenten:
MeinePilze - Pilzbestimmungs-App zum Erstellen der Fundlisten etc. Die Funde sind automatisch georeferenziert.
Locus Map - GPS-Software zur Darstellung des Kartierungsgebietes mit sämtlichen Pflanzengesellschaften, Biotopen, Tracks, Wegpunkten. Außerdem zur Erstellung georeferenzierter Bilder.
Easy Voice Recorder - App für zusätzliche Audio-Notizen.
Literatur:
Dierßen, B. & K. Dierßen (1984): Vegetation und Flora der Schwarzwaldmoore.‑ Beih. Veröff. Naturschutz Landschaftspflege Bad.‑Württ., 39: 1‑512
Dierßen, K. (1990): Einführung in die Pflanzensoziologie (Vegetationskunde)
Grossmann, A. (1985): Die Höheren Pflanzen und Moose des Bannwaldes Waldmoor-Torfstich, ihre Vergesellschaftung und ihre Standorte. In: Der Bannwald "Waldmoor‑Torfstich".‑ Mitt. forstl. Versuchs‑ und Forschungsanstalt Bad.‑Württ., "Reihe Waldschutzgebiete", 3: 29-51
HAAS, H. & G. KOST (1985): Basidiomycetenflora des Bannwaldes "Waldmoor-Torfstich". In: Der Bannwald "Waldmoor‑Torfstich".‑ Mitt. forstl. Versuchs‑ und Forschungsanstalt Bad.‑Württ., Reihe Waldschutzgebiete, 3: 105-123
Oberdorfer, E. (1992): Süddeutsche Pflanzengesellschaften - Teil I: Fels- und Mauergesellschaften, alpine Fluren, Wasser-, Verlandungs- und Moorgesellschaften.
Oberdorfer, E. (1992): Süddeutsche Pflanzengesellschaften - Teil IV: Wälder und Gebüsche
Glossar, Abürzungen:
ASCII - American Standard Code for Information Interchange
Biotop - Charakteristischer Lebensraum in der Natur mit Tieren, Pflanzen und Pilzen
Bulte - Über dem Wasserspiegel zeitweise überschwemmter Moorbereiche (Hoch- und Übergangsmoore) herausragende Erhebungen. Sie sind mit Moosen
(Polytrichum, Sphagnum), Wollgräsern (Eriophorum).und/oder Moosbeeren (Oxycoccus) bewachsen.
BW – Baden-Württemberg
Canvas - Fenster; Landkarte; Anzeige; dasjenige, was man im Kartenfenster sieht
CSV - Comma Separated Values; einfach strukturierte Textdatei
DGFM - Deutsche Ges. für Mykologie
DGM – Digitales Gekändemodell, Gebäude und Bewuchs sind eliminiert
DGMx - Digitales Geländemodell mit x Metern Gitterweite
DOM – Digitales Oberflächenmodell
EPSG - European Petroleum Survey Group Geodesy
ETRS89 / UTM (Universal transverse Mercator) - Flächengetreues KBS in der Einheit Meter, d.h. geeignet zum Messen von Strecken und Flächen
Fazies - Aspektwechsel innerhalb gleichartiger Bestände (Dierßen 1990)
Gauss-Krüger - Flächengetreues KBS in der Einheit Meter, allerdings inzwischen vielfach durch ETRS89 / UTM ersetzt worden
Georeferenzierung (Geocodierung, Verortung, Geotagging) - Einen Datensatz, z.B. ein Foto oder eine Karte, mit Koordinaten versehen
GIS – Geoinformationssystem
GNSS - Global Navigation Satellite System
Google Maps - Online-Kartendienst von Google LLC
GPX (GPS eXchange Format) – für Datenaustausch mit GPS-Empfängern
GRASS - Geographic Resources Analysis Support System
HTML - Hypertext Markup Language
KBS - Koordinatenbezugssystem
KML (Keyhole Markup Language) - Austauschformat für Geodaten, vorgesehen für Google Earth (aber auch für GPS-Empfänger nutzbar)
KMZ - dasselbe wie KML, lediglich in komprimierter Form
Lidar (Light Detection And Ranging) – Laser-Scan der Geländeoberfläche
LiMT – Linke Maustaste
LUBW - Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg
Map Canvas - Kartenfenster, also der Bereich, in dem die Karte angezeigt wird
m.ü.NN. - Meter über Normal Null
ONB - Obere Naturschutzbehörde
Open Data – Für jedermann frei nutzbar zur Verfügung gestellte Daten
OSM – OpenStreetMap
Passpunkte – Referenzpunkte beim Georeferenzieren von Karten
Plugins - Programmerweiterungen
Projektbereich - Gesamtbereich des QGIS-Projektes im Rechner, beinhaltet das gesamte "Ordnergebäude" inklusive der Projektdateien und aller Daten; hier in der Forumsreihe ist es der Ordner \_QGIS für Pilzfreunde\ mit sämtlichen Unterordnern und Dateien. Will man ein QGIS-Projekt auf einem anderen Rechner laufen lassen, so braucht man lediglich den Projektbereich zu kopieren!
Projektdatei - Datei mit Endung .qgs, über die QGIS gestartet wird. Sie enthält die Projekteigenschaften, die Verknüpfungen zu den im Projekt enthaltenen Layern und vieles mehr. Sie enthält jedoch nicht die Daten
QGIS – Kostenfreies, sehr mächtiges GIS
Pflanzengesellschaft - Spezifische Gruppe von Pflanzen mit gleichen ökolog. Ansprüchen und mit Wechselbeziehungen zueinander
ReMT – Rechte Maustaste
Rasterlayer - Layer, bestehend aus bildhaften, pixelcodierten Geodaten
Schummerung – Pseudo-3D-Darstellung durch Schattenwurf
Shape, Shapefile - Datei zum Darstellen von Punkten, Linien und Polygonen (Flächen)
Tiles – Karten in Form von sogen. „Kacheln“
URL – ein Internet-Link oder die Adresse einer Website
Vektorlayer - Layer, bestehend aus vektorcodierten Geodaten, d.h. aus Punkten, Linien und Polygonen (Flächen)
UTM - Universal Transverse Mercator
Vektorlayer - Layer, bestehend aus vektorcodierten Geodaten, d.h. aus Punkten, Linien und Polygonen (Flächen)
WFS - Web Feature Service
WGS84 - World Geodetic System 1984
WGS 84 EPSG:4326 – globales KBS, bei GPS-Empfängern verbreitet, nicht zum Messen geeignet
WGS 84/ Pseudo-Mercator EPSG:3857 – globales KBS für WMS-Einbindungen, nicht zum Messen geeignet
WMS (Web Map Service) – Internet-Schnittstelle für Landkarten