QGIS für Pilzfreunde Teil 29 – Nachkorrekturen 1

  • Willkommen in Teil 29 der Forumsreihe „QGIS für Pilzfreunde“!


    Dieser Beitrag entstand mit QGIS 3.10.3 unter Windows 10.


    Hier die Übersicht über alle Teile dieser Forumsreihe.


    Heutiges Ziel: Wir werden einige Nachkorrekturen durchführen


    Es wird dringend empfohlen, die QGIS-Version 3.10.3 "long time release repository (most stable)" zu verwenden (Stand Februar 2020).



    Aufgabenstellungen im Einzelnen:

    a) Umbenennen einiger Layer

    b) Umbenennungen in der Funde-Attributtabelle

    c) Erweiterung der Fläche vph (Heidestadium)

    d) Vereinzelung aller Flächen (Differenz-Werkzeug)



    a) Umbenennen einiger Layer

    Die meisten Layer möchte ich hier derart umbenennen, dass die Namen aussagekräftiger werden.

    So z.B. in der Layergruppe Sphagnetum_magellanici_Moor1. Hier werden der Polygonlayer in sma_flaeche und der Linienlayer in sma_umriss umbenannt:





    b) Umbenennungen in der Funde-Attributtabelle

    Mit Rechtsclick im Layerfenster auf Funde_WT_2017_2019 (ganz oben) und Selektion von Attributtabelle öffnen wir die Attributtabelle unserer Funde.

    Es es gilt, etwas in der Tabelle zu ändern, aktivieren wir den Editier-Modus (1.).

    Durch Linksclick auf die Überschrift pfl_ges wird nach den Pflanzengesellschaften, zum Eintrag eva manövriert und wie folgt ersetzt:

    Zeile mit id = w1937: eva → ev4; w1934: eva → ev4; w1935: eva → ev4; w1933: eva → ev3.

    Durch diese Änderungen wird die Fundstelle besser gekennzeichnet.


    Vor der Ersetzung:




    Nach der Ersetzung sieht das so wie im folgenden Bild aus (1.).

    Dann noch Änderungen abspeichern (2.) und Editiermodus verlassen (3.):




    Tipp: Man kann während des Editiervorgangs beide Fenster auf den Monitor bringen und sich bei der Selektion einzelner Objekte folgendermaßen helfen lassen: Selektiert man in der Attributtabelle eine oder mehrere Zeilen, so werden diese im Kartenfenster farblich hervorgehoben. Führt man einen Rechtsclick auf ein Feld der Tabelle aus, erhält man das in Bild 4 erkennbare Kontektmenü. Selektiert man dort Objekt aufleuchten lassen, dann blinkt das Objekt im Kartenfenster auffällig!






    c) Erweitern der Fläche vph (Heidestadium)

    Die Fläche der Pflanzengesellschaft Heidestadium vph soll soweit vergrößert werden, dass sie nahezu die angrenzenden Flächen berührt. Vorher soll allerdings die Fläche des "Biotops" Misse mis in einem bestimmten Bereich verkleinert werden.

    Dazu wird der Layer mis_flaeche aktiviert und sichtbar gemacht und der Editiermodus (1.) eingeschaltet. Jetzt wird noch das Knotenwerkzeug (2.) aktiviert.

    Der Mauszeiger wird im Kartenfenster zu einem Kreuz. Nun doppelclickt man auf den Knoten A, hält beim zweiten Click die Maustaste gedrückt und zieht sie bis nach B, wo man sie loslässt. Beim Loslassen wird die Änderung übernommen.




    Wir bleiben im Editiermodus bei aktiviertem Knotenwerkzeug und nehmen uns den Layer vph_flaeche vor, indem wir ihn aktivieren und sichtbar machen.

    Die Knotenpunkte von vph_flaeche ziehen wir ganz nahe an die angrenzenden Flächen heran, entsprechend dem Vorgehen bei mis_flaeche.

    Notiz: Löschen eines Knotens erfolgt, indem man ihn anclickt und dann die <Entf>-Taste betätigt. Hinzufügen kann man einen Knoten, imdem man auf ein Linienstück doppelclickt.

    Das Ergebnis sollte etwa so aussehen:






    d) Vereinzelund aller Flächen (Differenzwerkzeug)


    Wir beginnen damit, dass wir die reinen Umrisse von sma, evm, ev3, ev4, vab, vpm, vpn, vpb, vpd, vp, vps und miss unsichtbar schalten, indem wir die Haken entfernen. Jetzt sind nur noch die reinen Flächen/Polygone sichtbar.Dadurch wird die Übersichtlichkeit erhöht:





    Zwei der Kartierungsflächen (vps und vpd) sind von anderen überlagert. Da dies stört, wollen wir die Flächen mit Hilfe des Differenz-Werkzeugs vereinzeln.

    Dazu erhöhen wir erst einmal die Deckkraft aller Flächenlayer auf 100 Prozent, indem wir jeweils über Layereigenschaften > Symbolisierung den Deckungsgrad-Schieber ganz nach rechts ziehen. Bei geringerem Deckungsgrad hat die folgende Differenzbildung bei mir nicht funktioniert!


    Vereinzelung von vps:

    Wie man leicht nachprüfen kann, wird vps von vpn, vpb und vpd überlagert.

    Wir nennen den Layer vps_flaeche um in vps_flaeche_alt und lassen den Layer aktiviert.

    Wir aktivieren das Differenz-Werkzeug via Vector > Geoverarbeitungswerkzeugt > Differenz.

    Vom Eingabelayer vps_flaeche_alt soll der Layer vpn_flaeche abgezogen werden. Als Differenz genügt uns ein temporärer Layer.


    Sobald dies alles parametriert ist, wird die Differenzbildung mit Starte ausgelöst:





    Es ergibt sich ein neuer Layer Differenz. Mit einem Click auf Schließen beenden wir diese erste Differenzbildung


    Wichtig: Jetzt QGIS nicht beenden, anderenfalls ist der temporäre Layer, der ja noch gebraucht wird, möglicherweise pfutsch!

    In diesem Zusammenhang ist es besonders wichtig, Die stabile QGIS-Version 3.10 zu verwenden, um Programmabstürze während der Arbeit zu vermeiden.





    Den temporären Layer nennen wir in Differenz1 um.

    Mit den Einstellungen des nächsten Bildes können wir zeigen, dass vpn_flaeche aus vps_flaeche entfernt wurde:





    Als Zweites wenden wir das Differenz-Werkzeug auf Differenz1 und vpb_flaeche an, und generieren einen temporären Layer Differenz, welches wir in Differenz2 umbenennen ...


    ... Als Drittes und Letztes wird das Differenz-Werkzeug auf Differenz2 und vpd_flaeche angewendet; hier müssen aber einen echten Differenz-Layer generieren und als vps_flaeche abspeichern:







    Schauen wir auf das Ergebnis: Wenn wir vps_flaeche sichtbar und vpn_flaeche, vpb_flaeche und vpd_flaeche unsichtbar schalten, erkennen wir, dass es funktioniert hat:





    Nun zu vpd_flaeche und seinen beiden Überlagerungen ev3_flaeche und ev4_flaeche.

    Hier gehen wir entsprechend so vor, wie im vorherigen Beispiel dargestellt. Auch hier lässt sich am Egebnis zeigen, dass die Differenzbildung funktionierte:




    Nun sind sämtliche Flächen voneinander separiert, d.h. es existieren keinerlei Überscneidungen mehr.


    Schließlich blenden wir wieder sämtliche Flächen ein und führen die Beschriftung für vps_flaeche und vpd_flaeche noch einmal durch:






    Das wär's für heute. ;)


    Nun noch das Projekt abspeichern als QGIS für Pilzfreunde 29.qgs.


    Über Fragen und Anregungen würde ich mich riesig freuen!:kaffee:





    Ausblick


    Im nächsten Teil wird es darum gehen, einige Fundpunkte im Kartenfenster an eine passendere Position zu verschieben:
    Eigene Versuche mit verschiedenen handelsüblichen GPS-Empfängern ergaben eine maximale Messungenauigkeit von etwa ± 15 Metern. Um die Ungenauigkeit zu ermitteln, sollte man den GPS-Empfänger an einer best. Stelle über einen oder mehrere Tage hinweg eingeschaltet lassen. Aus der sich ergebenden "Spur" dieses Einzelpunktes erhält man eine "Hausnummer" für die maximale Ungenauigkeit an dieser Position.

    Wie kommt man mit dieser an sich sehr störenden Ungenauigkeit in QGIS zurecht?:

    Während der Kartierung eines jeden Fundes notiert man zusätzlich, in welchem Areal man sich gerade befindet. Liegt der Fund also z.B. im Bereich der Pflanzengesellschaft vab, dann notiert man dies zusätzlich zu allen anderen Fundparametern.

    Sind die Funde später ins QGIS übertragen, hat man noch abzuchecken, für welche Fundpunkte sich Widersprüche zwischen dem Punkt im Kartenfenster und dem Eintrag in der Fundtabelle (Attributtabelle) ergeben. Diese Fundpunkte müssen dann im Kartenfenster umpositioniert werden.



    Viel Erfolg!

    Bernd




    Meine Ausrüstung vor Ort:

    Android-Smartphone Moto G7 Plus mit folgenden, für die Kartierung benutzten Komponenten:

    MeinePilze - Pilzbestimmungs-App zum Erstellen der Fundlisten etc. Die Funde sind automatisch georeferenziert.

    Locus Map - GPS-Software zur Darstellung des Kartierungsgebietes mit sämtlichen Pflanzengesellschaften, Biotopen, Tracks, Wegpunkten. Außerdem zur Erstellung georeferenzierter Bilder.

    Easy Voice Recorder - App für zusätzliche Audio-Notizen.



    Literatur:

    Dierßen, B. & K. Dierßen (1984): Vegetation und Flora der Schwarzwaldmoore.‑ Beih. Veröff. Naturschutz Landschaftspflege Bad.‑Württ., 39: 1‑512

    Dierßen, K. (1990): Einführung in die Pflanzensoziologie (Vegetationskunde)

    Grossmann, A. (1985): Die Höheren Pflanzen und Moose des Bannwaldes Waldmoor-Torfstich, ihre Vergesellschaftung und ihre Standorte. In: Der Bannwald "Waldmoor‑Torfstich".‑ Mitt. forstl. Versuchs‑ und Forschungsanstalt Bad.‑Württ., "Reihe Waldschutzgebiete", 3: 29-51

    HAAS, H. & G. KOST (1985): Basidiomycetenflora des Bannwaldes "Waldmoor-Torfstich". In: Der Bannwald "Waldmoor‑Torfstich".‑ Mitt. forstl. Versuchs‑ und Forschungsanstalt Bad.‑Württ., Reihe Waldschutzgebiete, 3: 105-123

    Oberdorfer, E. (1992): Süddeutsche Pflanzengesellschaften - Teil I: Fels- und Mauergesellschaften, alpine Fluren, Wasser-, Verlandungs- und Moorgesellschaften.

    Oberdorfer, E. (1992): Süddeutsche Pflanzengesellschaften - Teil IV: Wälder und Gebüsche



    Glossar, Abürzungen:

    ASCII - American Standard Code for Information Interchange

    Biotop - Charakteristischer Lebensraum in der Natur mit Tieren, Pflanzen und Pilzen

    Bulte - Über dem Wasserspiegel zeitweise überschwemmter Moorbereiche (Hoch- und Übergangsmoore) herausragende Erhebungen. Sie sind mit Moosen

    (Polytrichum, Sphagnum), Wollgräsern (Eriophorum).und/oder Moosbeeren (Oxycoccus) bewachsen.

    BW – Baden-Württemberg

    Canvas - Fenster; Landkarte; Anzeige; dasjenige, was man im Kartenfenster sieht

    CSV - Comma Separated Values; einfach strukturierte Textdatei

    DGFM - Deutsche Ges. für Mykologie

    DGM – Digitales Gekändemodell, Gebäude und Bewuchs sind eliminiert

    DGMx - Digitales Geländemodell mit x Metern Gitterweite

    DOM – Digitales Oberflächenmodell

    EPSG - European Petroleum Survey Group Geodesy

    ETRS89 / UTM (Universal transverse Mercator) - Flächengetreues KBS in der Einheit Meter, d.h. geeignet zum Messen von Strecken und Flächen

    Fazies - Aspektwechsel innerhalb gleichartiger Bestände (Dierßen 1990)

    Gauss-Krüger - Flächengetreues KBS in der Einheit Meter, allerdings inzwischen vielfach durch ETRS89 / UTM ersetzt worden

    Georeferenzierung (Geocodierung, Verortung, Geotagging) - Einen Datensatz, z.B. ein Foto oder eine Karte, mit Koordinaten versehen

    GIS – Geoinformationssystem

    GNSS - Global Navigation Satellite System

    Google Maps - Online-Kartendienst von Google LLC

    GPX (GPS eXchange Format) – für Datenaustausch mit GPS-Empfängern

    GRASS - Geographic Resources Analysis Support System

    HTML - Hypertext Markup Language

    KBS - Koordinatenbezugssystem

    KML (Keyhole Markup Language) - Austauschformat für Geodaten, vorgesehen für Google Earth (aber auch für GPS-Empfänger nutzbar)

    KMZ - dasselbe wie KML, lediglich in komprimierter Form

    Lidar (Light Detection And Ranging) – Laser-Scan der Geländeoberfläche

    LiMT – Linke Maustaste

    LUBW - Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg

    Map Canvas - Kartenfenster, also der Bereich, in dem die Karte angezeigt wird

    m.ü.NN. - Meter über Normal Null

    ONB - Obere Naturschutzbehörde

    Open Data – Für jedermann frei nutzbar zur Verfügung gestellte Daten

    OSM – OpenStreetMap

    Passpunkte – Referenzpunkte beim Georeferenzieren von Karten

    Plugins - Programmerweiterungen

    Projektbereich - Gesamtbereich des QGIS-Projektes im Rechner, beinhaltet das gesamte "Ordnergebäude" inklusive der Projektdateien und aller Daten; hier in der Forumsreihe ist es der Ordner \_QGIS für Pilzfreunde\ mit sämtlichen Unterordnern und Dateien. Will man ein QGIS-Projekt auf einem anderen Rechner laufen lassen, so braucht man lediglich den Projektbereich zu kopieren!

    Projektdatei - Datei mit Endung .qgs, über die QGIS gestartet wird. Sie enthält die Projekteigenschaften, die Verknüpfungen zu den im Projekt enthaltenen Layern und vieles mehr. Sie enthält jedoch nicht die Daten

    QGIS – Kostenfreies, sehr mächtiges GIS

    Pflanzengesellschaft - Spezifische Gruppe von Pflanzen mit gleichen ökolog. Ansprüchen und mit Wechselbeziehungen zueinander

    ReMT – Rechte Maustaste

    Rasterlayer - Layer, bestehend aus bildhaften, pixelcodierten Geodaten

    Schummerung – Pseudo-3D-Darstellung durch Schattenwurf

    Shape, Shapefile - Datei zum Darstellen von Punkten, Linien und Polygonen (Flächen)

    Tiles – Karten in Form von sogen. „Kacheln“

    URL – ein Internet-Link oder die Adresse einer Website

    Vektorlayer - Layer, bestehend aus vektorcodierten Geodaten, d.h. aus Punkten, Linien und Polygonen (Flächen)

    UTM - Universal Transverse Mercator

    Vektorlayer - Layer, bestehend aus vektorcodierten Geodaten, d.h. aus Punkten, Linien und Polygonen (Flächen)

    WFS - Web Feature Service

    WGS84 - World Geodetic System 1984

    WGS 84 EPSG:4326 – globales KBS, bei GPS-Empfängern verbreitet, nicht zum Messen geeignet

    WGS 84/ Pseudo-Mercator EPSG:3857 – globales KBS für WMS-Einbindungen, nicht zum Messen geeignet

    WMS (Web Map Service) – Internet-Schnittstelle für Landkarten







  • Bernd Miggel

    Hat den Titel des Themas von „QGIS für Pilzfreunde - Nachkorrekturen“ zu „QGIS für Pilzfreunde Teil 29 – Nachkorrekturen 1“ geändert.