QGIS für Pilzfreunde Teil 30 – Nachkorrekturen 2

  • Willkommen in Teil 30 der Forumsreihe „QGIS für Pilzfreunde“!


    Dieser Beitrag entstand mit QGIS 3.10.3 unter Windows 10.


    Hier die Übersicht über alle Teile dieser Forumsreihe.


    Heutiges Ziel: Wir werden einige weitere Nachkorrekturen durchführen


    Ich möchte dringend empfehlen, die QGIS-Version 3.10.3 "long time release repository (most stable)" zu verwenden (Stand Februar 2020).



    Aufgabenstellungen im Einzelnen:

    a) Beschriften der Funde mit der zugehörigen Pflanzengesellschaft

    b) Umbenennungen

    c) Umpositionieren in den Randbereichen

    d) Vereinzeln direkt übereinander liegender Fundpunkte


    Es wird gestartet, wie es Bild 1 zeigt: Der Layer Funde_WT_2017_2019 ist im Layerfenster selektiert und es ist das KBS EPSG25832 eingestellt;

    denn wir wollen uns heute um eine Korrektur der Funde kümmern und in der Einheit Meter messen.




    a) Beschriften der Funde mit der zugehörigen Pflanzengesellschaft:

    Wir öffnen die Layereigenschaften des selektierten Layers und klappen in der Rubrik Beschriftungen das Werte-Menü auf. In diesem Kontextmenü selektieren wir das Feld pfl_ges (1.). Hierbei handelt es sich um das gleichnamige Feld der Attributtabelle. Dann noch die Buttons Anwenden (2.) und OK (3.) clicken:



    Im Kartenfenster erkennt man das Ergebnis: Jedem Fundpunkt wird der der zugehörige Text aus der Attributtabelle hinzugeschrieben.

    Einige dieser beschrifteten Funde habe ich mit einem roten Pfeil versehen.





    b) Umbenennungen:

    Wenn man bei der Kartierung vor Ort vergisst, einem Fund seine Pflanzengesellschaft zuzuordnen oder wenn man eine falsche PflGes zuordnet, kann man dies hier nachträglich korrigieren. Im folgenden Beispiel werde ich einige "vergessene" Pflges nachtragen.

    Zur Vorbereitung sollen in der Attributtabelle des Layers Funde_WT_2017_2019 die Spalten wgs_84_dec, y_lat, x_lon, pfl_ges ganz nach links verschoben werden.

    Dazu wird die Attributtabelle geöffnet und mit einem Rechtsclick auf eine beliebige Spaltenüberschrift ein Pulldown-Menü geöffnet, in dem wir Spalten anordnen selektieren:




    Im erscheinenden Menü Tabellenspalten anordnen ziehen wir mit der LiMT nacheinander die entsprechenden Einträge ganz nach oben und schließen dann mit OK ab:




    Nun können wir Kartenfenster und Attributtabelle gemäß Bild 6 anzeigen.

    Wir selektieren mit der Rechteckauswahl die fünf dargestellten Fundpunkte, die dadurch im Kartenfenster gelb erscheinen und in der Attributtabelle gehighlightet werden.

    Bei diesen Funden wurde vor Ort vergessen, ihnen das "Biotop" Mis zuzuordnen.

    Nun noch in der Attributtabelle unten links das kleine Menü ausklappen und Alle gewählten Objekte anzeigen selektieren:




    Daraufhin werden in der Attributtabelle nur die selektierten Punkte angezeigt. Es handelt sich um sieben Funde, verteilt auf fünf Fundkoordinaten.

    Wir schalten den Editiermodus ein und tragen in der Tabelle in der Spalte PflGes überall den Text mis ein:




    In der rotviolett unterlegten PflGes vpm ist ein einziger Fundpunkt vorhanden, der als Kennung vab trägt. Hier entsprechend in vpm umändern.


    Änderungen abspeichern (Diskettensymbol) und Editiermodus verlassen - mis (und auch vpm) wurden übernommen:






    c) Umpositionieren in den Randbereichen:

    Durch die GPS-Unschärfe von bis zu plusminus 15 Metern liegen einige Fundpunkte im Kartenfenster falsch. Da vor Ort während der Fundeingabe die Pflanzengesellschaft korrekt eingegeben wurde, kann man im Kartenfenster ablesen, in welchen Bereich der Punkt eigentlich gehört. Entsprechend ist der Fund zu verschieben. Das sei an folgendem Beispiel gezeigt (Randbereich zwischen den Bereichen vph (gelb) und vps (graugrün)). Die beiden innerhalb vps liegenden Fundpunkte tragen die Bezeichnung vph und sind mithin in den gelben Bereich zu verschieben. Das Linien-Messwerkzeug zeigt, dass ihre Entfernung dorthin etwa 3,5 Meter beträgt. Es spricht also nichts dagegen, die Punkte nach Gelb zu verschieben:





    Dies führen wir nun für diese beiden Punkte und auch noch für alle anderen Punkte, die falsch liegen, durch:






    d) Vereinzeln direkt übereinander liegender Fundpunkt:

    Da oft mehrere Funde auf den gleichen Koordinaten liegen, ist es im Hinblick auf größere Übersichtlichkeit ratsam, diese Fundpunkte "künstlich" zu vereinzeln.

    Es spricht im Grunde genommen ja auch nichts dagegen, solange die Umpositionierung nicht die Unschärfe des GPS-Empfängers überschreitet.

    Hierzu halten wir im Layerfenster Funde_WT_2017_2019 aktiv und stellen Kartenfenster und Attributtabelle wiederum nebeneinander dar.

    Nun in der Attributtabelle die Spaltenüberschrift wgs_84_dec clicken, um nach dieser Spalte zu sortieren. Die Mehrfachfunde an ein und derselben Stelle sind markiert:




    Nun in der Attributtabelle eine der beiden Zeilen selektieren (1.) des ersten Mehrfachfundes clicken. Dann das Werkzeug Zu ausgewählten Objekten zoomen (2.) clicken. Daraufhin wird dieser Fund ins Bild gerückt (3.). Wir können jetzt den Editiermodus aktivieren:




    Um diesen Fundpunkt zu verschieben, aktivieren wir das entsprechende Werkzeug (links oben im Bild):




    Das Verschieben erfolgt durch zwei Linksclicks, den ersten auf die alte Position, den zweiten auf die Zielposition. Ergebnis:




    Alle anderen Mehrfachfunde entsprechend Punkt für Punkt in die nähere Umgebung verschieben, wie es die Bilder 12 - 15 zeigen.

    Sind alle Mehrfachfunde vereinzelt, dann die Änderungen abspeichern und den Editiermodus verlassen.

    Das kann dann endgültig z.B. so aussehen:




    Die Beschriftung der Funde kann man auf Wunsch jetzt natürlich via Eigenschaftentabelle auf den Pilznamen umstellen:





    Das wär's für heute. ;)


    Nun noch das Projekt abspeichern als QGIS für Pilzfreunde 30.qgs.


    Über Fragen und Anregungen würde ich mich riesig freuen!:kaffee:



    Ausblick


    Im nächsten Teil möchte ich eine erste Fragestellung/Aufgabenstellung angehen: Welche Funde wurden in den baumfreien Bereichen gemacht. Dies beinhaltet die Anwendung der Werkzeuge "Vektorlayer zusammenführen" und "Zuschneiden", außerdem den Export des Ergebnisses als csv-Datei.



    Viel Erfolg!

    Bernd




    Meine Ausrüstung vor Ort:

    Android-Smartphone Moto G7 Plus mit folgenden, für die Kartierung benutzten Komponenten:

    MeinePilze - Pilzbestimmungs-App zum Erstellen der Fundlisten etc. Die Funde sind automatisch georeferenziert.

    Locus Map - GPS-Software zur Darstellung des Kartierungsgebietes mit sämtlichen Pflanzengesellschaften, Biotopen, Tracks, Wegpunkten. Außerdem zur Erstellung georeferenzierter Fotos.

    Easy Voice Recorder - App für zusätzliche Audio-Notizen.



    Literatur:

    Dierßen, B. & K. Dierßen (1984): Vegetation und Flora der Schwarzwaldmoore.‑ Beih. Veröff. Naturschutz Landschaftspflege Bad.‑Württ., 39: 1‑512

    Dierßen, K. (1990): Einführung in die Pflanzensoziologie (Vegetationskunde)

    Grossmann, A. (1985): Die Höheren Pflanzen und Moose des Bannwaldes Waldmoor-Torfstich, ihre Vergesellschaftung und ihre Standorte. In: Der Bannwald "Waldmoor‑Torfstich".‑ Mitt. forstl. Versuchs‑ und Forschungsanstalt Bad.‑Württ., "Reihe Waldschutzgebiete", 3: 29-51

    HAAS, H. & G. KOST (1985): Basidiomycetenflora des Bannwaldes "Waldmoor-Torfstich". In: Der Bannwald "Waldmoor‑Torfstich".‑ Mitt. forstl. Versuchs‑ und Forschungsanstalt Bad.‑Württ., Reihe Waldschutzgebiete, 3: 105-123

    Oberdorfer, E. (1992): Süddeutsche Pflanzengesellschaften - Teil I: Fels- und Mauergesellschaften, alpine Fluren, Wasser-, Verlandungs- und Moorgesellschaften.

    Oberdorfer, E. (1992): Süddeutsche Pflanzengesellschaften - Teil IV: Wälder und Gebüsche



    Glossar, Abürzungen:

    ASCII - American Standard Code for Information Interchange

    Biotop - Charakteristischer Lebensraum in der Natur mit Tieren, Pflanzen und Pilzen

    Bulte - Über dem Wasserspiegel zeitweise überschwemmter Moorbereiche (Hoch- und Übergangsmoore) herausragende Erhebungen. Sie sind mit Moosen

    (Polytrichum, Sphagnum), Wollgräsern (Eriophorum).und/oder Moosbeeren (Oxycoccus) bewachsen.

    BW – Baden-Württemberg

    Canvas - Fenster; Landkarte; Anzeige; dasjenige, was man im Kartenfenster sieht

    CSV - Comma Separated Values; einfach strukturierte Textdatei

    DGFM - Deutsche Ges. für Mykologie

    DGM – Digitales Gekändemodell, Gebäude und Bewuchs sind eliminiert

    DGMx - Digitales Geländemodell mit x Metern Gitterweite

    DOM – Digitales Oberflächenmodell

    EPSG - European Petroleum Survey Group Geodesy

    ETRS89 / UTM (Universal transverse Mercator) - Flächengetreues KBS in der Einheit Meter, d.h. geeignet zum Messen von Strecken und Flächen

    Fazies - Aspektwechsel innerhalb gleichartiger Bestände (Dierßen 1990)

    Gauss-Krüger - Flächengetreues KBS in der Einheit Meter, allerdings inzwischen vielfach durch ETRS89 / UTM ersetzt worden

    Georeferenzierung (Geocodierung, Verortung, Geotagging) - Einen Datensatz, z.B. ein Foto oder eine Karte, mit Koordinaten versehen

    GIS – Geoinformationssystem

    GNSS - Global Navigation Satellite System

    Google Maps - Online-Kartendienst von Google LLC

    GPX (GPS eXchange Format) – für Datenaustausch mit GPS-Empfängern

    GRASS - Geographic Resources Analysis Support System

    HTML - Hypertext Markup Language

    KBS - Koordinatenbezugssystem

    KML (Keyhole Markup Language) - Austauschformat für Geodaten, vorgesehen für Google Earth (aber auch für GPS-Empfänger nutzbar)

    KMZ - dasselbe wie KML, lediglich in komprimierter Form

    Layer - Ebene

    Lidar (Light Detection And Ranging) – Laser-Scan der Geländeoberfläche

    LiMT – Linke Maustaste

    LUBW - Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg

    Map Canvas - Kartenfenster, also der Bereich, in dem die Karte angezeigt wird

    m.ü.NN. - Meter über Normal Null

    ONB - Obere Naturschutzbehörde

    Open Data – Für jedermann frei nutzbar zur Verfügung gestellte Daten

    OSM – OpenStreetMap

    Passpunkte – Referenzpunkte beim Georeferenzieren von Karten

    PflGes - Pflanzengesellschaft

    Plugins - Programmerweiterungen

    Projektbereich - Gesamtbereich des QGIS-Projektes im Rechner, beinhaltet das gesamte "Ordnergebäude" inklusive der Projektdateien und aller Daten; hier in der Forumsreihe ist es der Ordner \_QGIS für Pilzfreunde\ mit sämtlichen Unterordnern und Dateien. Will man ein QGIS-Projekt auf einem anderen Rechner laufen lassen, so braucht man lediglich den Projektbereich zu kopieren!

    Projektdatei - Datei mit Endung .qgs, über die QGIS gestartet wird. Sie enthält die Projekteigenschaften, die Verknüpfungen zu den im Projekt enthaltenen Layern und vieles mehr. Sie enthält jedoch nicht die Daten

    QGIS – Kostenfreies, sehr mächtiges GIS

    Pflanzengesellschaft - Spezifische Gruppe von Pflanzen mit gleichen ökolog. Ansprüchen und mit Wechselbeziehungen zueinander

    ReMT – Rechte Maustaste

    Rasterlayer - Layer, bestehend aus bildhaften, pixelcodierten Geodaten

    Schummerung – Pseudo-3D-Darstellung durch Schattenwurf

    Shape, Shapefile - Datei zum Darstellen von Punkten, Linien und Polygonen (Flächen)

    Tiles – Karten in Form von sogen. „Kacheln“

    URL – ein Internet-Link oder die Adresse einer Website

    Vektorlayer - Layer, bestehend aus vektorcodierten Geodaten, d.h. aus Punkten, Linien und Polygonen (Flächen)

    UTM - Universal Transverse Mercator

    Vektorlayer - Layer, bestehend aus vektorcodierten Geodaten, d.h. aus Punkten, Linien und Polygonen (Flächen)

    Verschneidung - Überlagerung von GIS-Ebenen

    WFS - Web Feature Service

    WGS84 - World Geodetic System 1984

    WGS 84 EPSG:4326 – globales KBS, bei GPS-Empfängern verbreitet, nicht zum Messen geeignet

    WGS 84/ Pseudo-Mercator EPSG:3857 – globales KBS für WMS-Einbindungen, nicht zum Messen geeignet

    WMS (Web Map Service) – Internet-Schnittstelle für Landkarten