Pilze vom Markt

Es gibt 44 Antworten in diesem Thema, welches 15.182 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Oehrling.

  • Der Goldpilz dürfte mit sehr großer Wahrscheinlichkeit keine Tremella (Zitterling) sein. Die Konsistenz des Fleisches bei Zitterlingen ist gallertiger bzw. "glasiger" als das, was man hier sieht. Ich halte es nicht für unwahrscheinlich, dass man beim Mikroskopieren dieses Pilzes nicht einmal Basidien, sondern Asci finden würde.

    Na, hoffentlich stimmen wenigstens die anderen Benennungen.

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Hi,


    Die schwarzen, fetten Röhrlinge sind mit absoluter Sicherheit nicht Boletus aereus.

    Das mag für unser geschultes Auge ersichtlich sein, aber wahrscheinlich kaum für den Händler. Wie viele Kunden fragen schon nach dem wissenschaftlichen Namen der Ware. Ich wette er hat auch nur "Schwarzer Steinpilz" bei einer beliebigen Suchmaschine eingegeben. ;)

    Es wird ja durchaus das Herkunftsland auf dem Schild angegeben (wenn das denn stimmt). Der Pilz soll demnach aus Kanada stammen. Sicher aber nicht aus der Zucht, da ja alle Röhrlinge (Ausnahme Buchwaldoboletus) Mykorrhizapilze sind.


    LG Thiemo

    Bestimmungen anhand von Fotos sind immer unter Vorbehalt und mit Restrisiko!

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    Einmal editiert, zuletzt von Steigerwaldpilzchen ()

    • Offizieller Beitrag

    Servus!


    Ach, interessant. So wie das gelbe Dingens nun aussieht, würde ich mich Oehrling noch eher anschließen wollen: Schaut schon nach einem Ascomyceten aus. Irgendwas operculates aus der Pezizales - Verwandschaft vielleicht (gehören ja auch Morchellaceae aber auch Helvellaceae wie zB Gyromitra dazu).
    Bei dem Röhrling weiß ich ja nicht, woher der Händler seine Infos hat. Ich weiß nur, daß die Infos falsch sind. :gzwinkern:


    Aus Kanada stammen die auch eher nicht - es sei denn, sie würden da tatsächlich kultiviert. Was auch bei Mykorrhizapilzen (wie den meisten Röhringen) durchaus möglich ist, aber irrsinnig aufwendig, weil man ja die Mykorrhizapartner mitkultivieren muss, um einen einigermaßen wirtschaftlichen Ertrag zu erhalten.

    Mir ist aber noch was viel interessanteres aufgefallen bei den Röhrlingen: 100g für knapp 5 eu ?!?

    Ist ja irre.
    Wenn das denn tatsächlich ein Neoboletus ist, und auch annähernd so schmeckt wie Neoboletus erythropus- jetzt fange ich gerade an zu rechnen. Im September an die richtigen Stellen in der Nähe rausgelaufen oder geradelt, 10 Kilo Flockis abgeräumt (zur richtigen zeit am richtigen Ort hier in der Gegend gar kein Problem) - bedeutet das dann, knapp 500eu in vier Stunden verdient? ==Gnolm11



    LG, Pablo.

  • Aber nur theoretisch, denn man darf ja gar nicht in den Wald, 10 Kilo Flockies abräumen, und sie hinterher käuflich anbieten - unabhängig von der Wuchs- bzw. Fundsituation. Das wäre illegal und könnte zu einer Anzeige führen, wenn jemand Wind davon bekäme. Theoretisch gebe ich dir allerdings recht. Ich habe auch schon, als ich im Wald vor Hunderten Steinpilzen stand, mal kurz gerechnet.

    FG

    Oehrling

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Stephan!


    Sehr richtig. :thumbup: Rein theoretische Überlegung. Vor allem: Wo hin sollte ich die bitte auch verkaufen? Denn ein Abnehmer würde sich in dem Fall ja ebenfalls strafbar machen (auch wenn's wohl nur als OWI läuft).
    Lustigerweise in dem Fall schon, nicht so aber beim Kaufen von unbekannten (und eher undefinierten) Pilzen aus anderen Ländern. :gzwinkern:


    Es gibt in Deutschland übrigens auch Sondergenehmigungen, die glaube ich auf Ebene einzelner Gemeinden ausgestellt werden, damit zB Restaurants mit heimischen Wildpilzen (in überschaubaren Mengen) beliefert werden können.
    Was ich eigentlich gar nicht schlecht finde, wenn denn die vergabe der Lizenzen mit einem gewissen Augenmaß erfolgt (die Sammler also sowohl Formen- und Artenkenntnis als auch ökologisches Verständnis nachweisen müssten).
    Flockis sind da noch eher unkritischer als edulis, weil viel weniger Leute die sammeln. Gerade im Odenwald und Pfälzerwald stand ich schon in Wäldern, wo so dermaßen viele waren, daß man auch 100 Kilo hätte einsammeln können und es wären immer noch reichlich rumgestanden (alte und kleine halt). Das hatte ich ganz so krass mit edulis bisher nur in Norditalien gesehen. Da sammeln aber die Leute noch massiver, und natürlich viele auch kommerziell. Was man den Wäldern halt auch stellenweise ansieht. Es fehlt "Biomasse".



    LG, Pablo.

  • Danke fürs wiederholte Nachhaken, Lena!:thumbup:

    Bei aller Sympathie für den Händler (vielfältiges, buntes Pilzsortiment) zeigt es sich doch, dass er nicht wirklich weiß, was er verkauft!

    Was ich bei Lebensmitteln, insbesondere bei Pilzen, für äußerst bedenklich halte!


    So wird ein Bronzeröhrling (Boletus aereus) angeboten, der keiner ist, ein "Gelber Zitterling", der eher eine Lorchel ist (würde ich übrigens gern mikroskopieren) sowie Raupenpilze (Cordiceps spec.), die nicht genau benannt werden können, letztere zu einem Dumpingpreis!


    Erinnert mich irgendwie an das Buch "Tödliche Pilze" der Tintlings-Herausgeberin Karin Montag.

    Dort werden als Pfifferlinge deklarierte Pilze an einem Marktstand angeboten, die in Wirklichkeit junge, tödlich giftige Orangefuchsige Rauhköpfe (Cortinarius orellanus) sind.


    Leider gibt es in Deutschland wohl keine Gesetze, die solche Angebote verbieten. Und offensichtlich auch keine Marktkontrollen.==6


    Liebe Grüße

    Nobi

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  • Hallo,

    bin mittlerweile auch der Meinung, das man ohne gewisse Vorkenntnisse dort nicht unbedingt einkaufen sollte.
    Wenn man nicht weiß, welche Pilze gezüchtet werden können und welche nicht und sich auf den Händler der anscheinend die Pilze ohne besondere eigene Kenntnisse vom Pariser Großmarkt importiert verlässt, könnte man ein Risiko eingehen. Bei einigen handelsüblichen Arten in seinem Angebot sollte man auf der sicheren Seite sein aber andere Arten sind mir etwas suspekt.
    Ich habe mir mal die Webseite von dem Stand angesehen und selbst dort gibt es außer dem Botanischen Namen null Informationen wo die Pilze angebaut wurden oder wo sie gesammelt wurden. Ein paar weitere Informationen zur Verwendung in der Küche oder zum Geschmack würden sicher auch helfen mehr zu verkaufen. Aber auch diese Infos fehlen. Alles etwas amateurhaft.


    Grüsse

    Plejades

  • Hi.


    Sehr interessanter Thread.

    Die Oudemansiella sah komisch aus, daher Danke für den Link zum Paper.


    Der Röhrling ist meiner Meinung nach aus den wärmeren Gefilden, sicher nicht aus Kanada. Ich würde meinen das ist einer aus der Phlebopus Verwandtschaft.


    LG.

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  • Hallo


    Egal aus welchen Land kommt es das Röhrling weil es kann auch in Keller oder Zimmer Kultivieren werden


    Phaeogyroporus portentosus ( In China Kultivieren diese Pilz in Massen )


    -


    LG beli !

    • Offizieller Beitrag

    Servus!


    Oh, stark. :thumbup:
    Ganz heißer Tip von Beli, und dann macht das auch Sinn.
    Ich finde übrigens, daß man da jetzt auch nicht so hart mit dem Händler ins Gericht gehen sollte. Wenn das denn alles Zuchtpilze sind, darf man ruhig von ihrer Ungiftigkeit ausgehen. Egal ob der Händler nun einen wissenschaftlichen Namen dafür weiß oder nicht. Türlich wär's schon, Genaueres erfahren zu können, aber so wie ich das jetzt einschätze: Der Stand in Münster kauft seine Ware eben von anderen Händlern weltweit. Wenn er danach guckt, daß er eben nicht mit Wildpilzen, sondern mit Kulturarten handelt, ist er (mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit) auf der sicheren Seite.



    LG; Pablo.

  • Phaeogyroporus portentosus

    = Phlebopus portentosus aktuell soweit ich weiß. Wobei mir der Unterschied zu Phlebopus marginatus nicht ganz klar ist. Würde meinen es ist das gleiche.

    Edit: Laut Index Fungorium wohl doch 2 Arten. Wobei man über P. portentosus außer den Artikeln zur Zucht wenig findet.


    Kurzer Artikel zur Zucht hier.

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    • Offizieller Beitrag

    Hi.


    Auf Index Fungorum sollte man sich da nicht verlassen, was Synonymien betrifft. Da sind auch Neoboletus erythropus und Neoboletus luridiformis zwei verschiedene Arten.
    Man müsste entsprechende Studien suchen, in denen die beiden Taxa verglichen werden, am besten ach genetisch, und sich dann ein Bild machen. Sieht aber so aus, also wären die sich zumindest sehr ähnlich.



    LG; Pablo.

  • Hey. Stimmt natürlich. Ich habe jetzt doch noch was dazu gefunden:

    Zitat

    In 2009, Lei et al. reported [16] the occurrence of P. marginatus Watling & N. M. Greg in the Xishuangbanna, Yunnan, based on their collections from Xishuangbanna, and indicated that P. portentosus and B. brevitubus were synonymous with P. marginatus. P. marginatus was published based on collections from the vicinity of the Swan River Colony in Western Australia [5], which differs from P. portentosus in having no diverse cystidia on the hymenium and is also clearly separated in molecular analysis [4]. P. portentosus (Berk. & Broome)
    Boedijn is the most appropriate name for the Chinese edible black bolete based on the authors’ research results.

    Also vermutlich existieren Unterschiede hinsichtlich Geografie, Mikroskopie und Molekulargenetik. Das Paper mit der DNA Analyse ist leider nicht frei zugänglich aber es scheint demnach schon was eigenes zu sein. Der Artikel ist übrigens auch allgemein ganz interessant.

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  • Hallo,


    meines Erachtens ist nicht der Lebensmittelhändler, sondern der Inverkehrbringer der Waren dafür verantwortlich die Sicherheit des Produktes zu gewährleisten und die Behörden die entsprechenden Unternehmen zu prüfen.


    Bei EDEKA habe ich Stockschwämmchen im Einmachglas gesehen, nur die Hüte, verarbeitet. Keine Sau kann sie in diesem Zustand noch sicher als Stockschwämmchen erkennen. Glaubt ihr denn irgendein Angestellter bei Edeka hinterfragt da noch, ob da nun wirklich Stockschwämmchen drin sind?


    Ich kann mich daran erinnern, dass bei Lidl mal vor vielen Jahren jemand den ganzen "Rucola" aufgekauft hat; es war ein findiger Mitbürger der festgestellt hat, dass hier tatsächlich Kreuzkraut im Regal liegt.


    Kein Händler kann es leisten alle seine Produkte zu kennen und seine Sicherheit gewährleisten zu können (ausgenommen Kleinbauern etc. die ihre eigenen Produkte verkaufen, aber diese wären dann ja auch gerade wieder die Inverkehrbringer).


    Der Händler ist eben nur ein Händler und kein Pilzexperte.

  • Ahoj,


    was, zum Henker, wollte denn der "findige" Mitbürger mit Kreuzkraut?

    Wenn es denn das Jakobs-Kreuzkraut war, so ist es doch nur giftig...


    Und, ja, eben der inverkehrbringende Händler ist dafür verantwortlich,

    seine Produkte zu kennen.


    LG

    Malone

    Link zu Pilzlehrwanderungen: Pilzschule Rhein-Main

    Link: Verzehrfreigaben gibt es online nicht

    Galerie: Pilzfotos "zum Anfassen"/Stereobilder

    Der frühe Vogel fängt den Wurm. Soll er doch im Dunkeln tappen...ich fange lieber Pilze. Fossas sind auch nur aktiv, wenn es sich lohnt.

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  • Hallo,


    das meinte ich. Es war fälschlicherweise Kreuzkraut statt Rucola im Regal und der aufmerksame Bürger hat dann erstmal alles gekauft, um es aus dem Verkehr zu ziehen und dann gemeldet. Also top reagiert. Er wollte halt einfach vermeiden, dass da Zeit verloren geht und das noch bei irgendjemanden im Einkaufswagen landet. War mal vor etlichen Jahren in der Zeitung.


    Aber auf was ich hinaus wollte, der Fehler lag da halt nicht beim Supermarkt, sondern beim Lieferant. Im Supermarkt kann man nicht erwarten dass das Personal diese Prüfung durchführen kann.


    Es wäre natürlich generell wünschenswert, wenn Pflanzenkenntnis in der Gesellschaft weiter verbreitet wäre, aber das ist ein anderes Thema.


    LG, Michael.

  • Bei EDEKA habe ich Stockschwämmchen im Einmachglas gesehen, nur die Hüte, verarbeitet.

    Bei den "Stockschwämmchen" im Supermarkt handelt es sich fast ausnahmslos um den Zuchtpilz Pholiota nameko, nicht um "das" Stockschwämmchen Pholiota mutabilis. Dies sollte selbstverständlich auf dem Etikett mit draufstehen, tut es ja auch eigentlich immer. Generell sollte bei Verkaufspilzen, insoweit es über Champignon, Pfifferling und Seitling hinausgeht, der wissenschaftliche Artname angegeben werden, damit der Käufer weiß, worauf er sich einlässt. Das wäre für mich ein Zeichen für Seriosität.

    FG

    Oehrling

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