Unbekannter Rindenpilz an Fichte

Es gibt 14 Antworten in diesem Thema, welches 4.058 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von thorben96.

  • Hallo zusammen,


    ich bearbeite nicht gerne Rindenpilze, weswegen dieser Fund auch so spät kommt.

    Der Fund stammt vom 14.03.2020 und wurde an Fichte gefunden.

    Hier sind die Bilder:

    1.


    2.


    3. in Kongorot, hier fädige Zystiden


    4.


    Jemand eine Idee was das sein könnte ?


    VG: Thorben

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Thorben!


    Ich denke, das sind eher Hyphidien als Zystiden. Wenn die Sporen überwiegend dünnwandig (bzw. Wände nur schwach verdickt) sind, dann sollte das Radulomyces confluens sein. Der geht hin und wieder auch an Nadelholz. Sollten sich die Sporen aber durchgehend als dickwandig erweisen (und dazu auch cyanophil), dann würde ich zu Hypochnicium bombycinum umschwenken. Wobei ich den noch nicht mit solchen Hyphidien gesehen habe, ausschließen würde ich es aber nicht, daß der das auch kann.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,


    also ich habe gerade die Sporen in Baumwollblau angeguckt und die sehen so aus:

    5.


    Meinst du das mit cyanophil ?


    VG : Thorben

    • Offizieller Beitrag

    Hi.


    Eher nicht. Bei cyanophilen Sporen sollten die Sporenwände schon massiv den Farbstoff aufnehmen und dunkelblau werden.

    Sieht bei Hypochnicium bombycinum dann eher so aus:







    Also eher wie bei vielen operculaten Becherlingen, deren cyanophile Sporenwände (mitsamt Ornament) sich mit BWB eben so schön anfärben lassen.


    Kleine nachträgliche Idee: Die Fruchtkörper von Hypochnicium bombycinum sind normalerweise auch nicht warzig, höchstens wenn frisch und gut durchfeuchtet mal spärlich mit kleinen Knübbelchen ausgestattet.
    Makroskopisch würde das also bei dir auch eher zu Radulomyces confluens passen.
    Die Sporengrößen sind dagegen eher wenig hilfreich, bei H. bombycinum kommen auch mal Kollektionen mit kleineren Sporen (bis 10/11µm maximal) vor und bei R. confluens Kollektionen mit größeren Sporen (bis max. 11/12µm). Die Wände bei R. confluens können verdickt sein, aber bei H. bombycinum sind die Sporen eigentlich schon konstant erkennbar dickwandig.



    LG; Pablo.

  • Hallo Pablo,


    ok so etwas wie auf deinem Bild konnte ich jetzt nicht sehen.

    Ich speichere den Pilz als Radulomyces confluens ab, es sei denn es gibt noch andere Vorschläge ?


    VG : Thorben

    • Offizieller Beitrag

    Hej.


    Ich hab mal die Doku von Hypochnicium bombycinum oben vervollständigt. Die Kollektion da ist schon ungewöhnlich knubbelig, weil eben auch ganz frisch, jung und gut durchfeuchtet.
    Dokus zu Radulomyces confluens habe ich >hier< einige gespeichert.
    Ich finde die beiden nicht unbedingt immer einfach zu trennen, denke bei deinem Fund aber schon eher an den reibeisenpilz.



    LG; Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Frank!


    Aye. Da hatte ich gar nicht mehr dran gedacht - variiert freilich bei R. confluens ein wenig mit der Farbe der Fruchtkörper (die recht variabel ist), aber eine reaktion sollte es in jedem Fall geben.

    Hab mal die entsprechenden Bildchen noch raausgekramt, zum vergleich wie es ideal aussehen sollte.

    Radulomyces confluens:


    Hypochnicium bombycinum:



    LG; Pablo.

  • Hallo zusammen,


    Frank:

    Radulomyces confluens wird mit 3 % KOH immer zitronengelb auf dem Hymenophor. Das ist eine gute Hilfe bei der Bestimmung.

    Das werde ich morgen am Frischmaterial ausprobieren.

    Ich habe aber jetzt nur KOH-20% :/


    @Pablo:

    Klasse Gegenüberstellung :daumen::)


    VG : Thorben

  • Hallo zusammen,


    ich konnte leider nichts mehr am Fundort finden :(

    Jetzt habe ich am Exsikkat den Test mit KOH gemacht.

    Darf die Reaktion auch rötlich-braun sein ? Bei mir ist die Reaktion rötlich braun :/


    VG : Thorben

    • Offizieller Beitrag

    Bon Soir!


    Rotbraun / Organgebraun / Ocker wäre Radulomyces rickii:


    Aber achtung: ich bin mir eher nicht so sicher, ob 20% KOH wirklich so gut ist. Eventuell fallen damit Reaktionen auch mal anders / stärker aus, als mit 3-10% KOH, oder?
    Persönlich bin ich (bei Rindenpilzen) nur noch mit 3% oder 5% zugange. Eher deswegen, weil ich mit höheren Konzentrationen mehrfach das Problem hatte, daß sich gerade dünne, empfindliche Fruchtkörper einfach auflösen und die Reaktion gar nicht mehr beurteilbar ist.
    Daß es mit hoch konzentriertem KOH auch mal falsch-positive Reaktionen geben kann, habe ich selbst noch nicht so beobachtet, könnte aber passieren, glaube ich?



    LG; Pablo.

  • Hallo zusammen,


    Radulomyces rickii wird mit 3 % KOH bräunlich, das ist richtig. Mit 20 % KOH ergeben sich oft andere Ergebnisse in der Färbung von Corticiaceen als mit 3-5 % KOH. Ich glaube nicht, dass R. rickii an Nadelholz vorkommt. Also entweder es ist nicht R. confluens oder das 20% ige KOH narrt uns. Ich kann es momentan leider nicht nachvollziehen, da ich solch starkes KOH nicht im Hause habe.


    LG

    Frank