Coprinopsis an Galloway-Dung

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 3.056 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von coprinusspezi.

  • Hallo Dungpilzfans,


    hier eine Coprinopsis, die in größerer Zahl an der mir von Eike zugesandten Proben von Galloway-Dung erschien und immer noch nachwächst.


    Die Art ist extrem winzig, zumindest die meisten Exemplare davon.





    Mikroskopisch auffällig die verzweigten Velumzellen und das Fehlen von Schnallen. Die Sporengröße passt nicht zur anfangs vermuteten xenobia, so variabel darf die dann wohl doch nicht sein, auch wenn Sporengrößen bei Tintlingen ja gerne mal etwas abweichen. C. filamentifera hätte ganz anders geformte Sporen.

    Bleibt eigentlich nur noch candidolanata, die Nobi per PN auch noch genannt hat und an die ich erst wegen Seltenheit nicht richtig glauben wollte. Aber alles andere passt eben nicht.


    Nun müsste man bei candidolanata unterschiedlich geformtes Velum finden, also große längliche Zellen in Ketten und eben die kleinen verzweigten Elemente, die auch oben schon zu sehen sind. Bei letzteren gibt es keinen Zweifel, die großen Elemente sind oft schwer von der HDS zu unterscheiden und bei der Winzigkeit der Fruchtkörper ist es recht schwer, das Velum separat zu bekommen. Werde mal noch versuchen das im Auflicht bei 100-fach zu bekommen, da ist die Struktur klarer als im Quetschpräparat.


    Zum Vergleich mal noch die Zeichnungen von Andreas Melzer, die leider nicht mehr online sind:

    Solche Zellen fanden sich auf dem Hut, das würde gut zum Velum von candidolanata passen, sofern ich das hier nicht mit HDS-Zellen verwechsle. Die hier waren aber schon recht lose:


    Hier ist mir auch noch etwas unklar, was das genau darstellt, vielleicht sind hier auch Tramazellen mit reingerutscht:


    Sporen:


    Bei den Sporen gibt es in der Literatur auch ganz schön große Abwechungen.

    Andreas Melzers Beschreibung: 9,5-12,5 x 5-7,5 µm, im Mittel 10,4-11,5 x 6,2-6,6 µm, mittlerer Q=1,68-1,74

    Gröger-Schlüssel:7,5-10,5 x 5-7 Q 1,25-1,75

    grzyby.pl: 7.3-10.7 x 4.8-7.2 µm; Q = 1.25-1.75; av. Q = 1.45-1.55; av. L = 8.7-9.6 µm, av. B = 5.8-6.5 µm


    Die unteren Beschreibungen passen von der Sporengröße her sehr gut zu diesem Fund, Andreas' Größenangaben eher weniger.


    Insgesamt würde ich hier candidolanata sehen, wenn auch mit kleiner Restunsicherheit wegen des Velums, aber das lässt sich hoffentlich noch klären, es wachsen ja noch genug nach.


    Viele Grüße,

    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

    • Offizieller Beitrag

    Hi Matthias,


    was sagt denn der Ludwig?


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Schön, dass Du den Pilz hier zur Diskussion stellst, Matthias!:thumbup:


    Ich denke, Coprinopsis candidolanata ist tatsächlich die beste Option!

    Parallel untersuche ich ja ebenfalls diesen Tintling an Galloway-Dung, den uns Eike schickte.

    Die unteren Beschreibungen passen von der Sporengröße her sehr gut zu diesem Fund, Andreas' Größenangaben eher weniger.

    Andreas hat den Tintling als neu für Deutschland im Tintling 57.2008 an Pferdedung vorgestellt.

    Coprinopsis candidolanata_Melzer, Tintling 57, 2008.pdf

    Dort gibt er die Sporen mit 10-11,2 x 6,2-7,5 x5-5,5 µm etwas kleiner an.

    Zum Vergleich meine Maße: 8,5-10,5 x 4,5-6 µm.

    Insgesamt würde ich hier candidolanata sehen, wenn auch mit kleiner Restunsicherheit wegen des Velums, aber das lässt sich hoffentlich noch klären, es wachsen ja noch genug nach.

    Die von Dir gezeigten genoppten Velumzellen sehe ich ebenfalls, dazwischen glaube ich dickere, birnenförmige Elemente zu erkennen.

    Untersuche das Velum mal in Kongorot, da kann man das besser sehen.

    was sagt denn der Ludwig?

    Leider hilft er uns nicht weiter, da er die Art nicht kennt und sie lediglich in einer Fußnote zu C. cortinatus erwähnt.


    Lieber Matthias,

    Du hast die Zeichnungen von Andreas eingestellt.

    Hast Du eigentlich das gesamte Portrait?

    Falls nicht kann ich gern weiterhelfen, auch mit denen der anderen Dungtintlinge.


    Liebe Grüße, und es wäre doch gelacht, wenn wir den Tintling nicht sicher geklärt bekämen!

    Nobi

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    Chips: 72

  • Hallo Nobi,


    danke für die Ergänzung. Wegen der Sporen mach ich mir kaum Gedanken, das sollte passen. Beim nächsten Exemplar mach ich mal Kongorot dran. Problem ist aber nicht, die Strukturen zu erkennen, sondern wegen der Kleinheit des Pilzes die richtig zuzuordnen.

    Hier hab ich noch ein Bild von einem Hut bei 100-fach + Zoom gemacht, die größeren länglichen Zellen scheinen nur die HDS zu bilden, nicht frei als Velum draufzuliegen:


    Aber was sollte es sonst sein - mal schauen, was sich noch rausfinden lässt, werde mich wieder melden.


    Vorhin noch vergessen: Von Andreas hab ich alle Tintlings- und Faserlingsbeschreibungen komplett, ich hab das als HTML, so wie es auf Andreas' Server lag, als die Seite noch existierte.


    Viele Grüße,

    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

    2 Mal editiert, zuletzt von Mreul ()

  • Hallo Matthias

    Hallo Nobi

    Makroskopisch würde ich da C.xenobius zu sagen, kenne aber den C.candidolanata selber auch noch nicht! Die Bilder bei Andreas zeigten eine optisch andere Art mit größeren Sporen.

    Mikroskopisch wären deine Sporen zwar zu klein sowohl für C.xenobia als auch zu C.candidolanata aber im Quotient bleiben diese bei C.xenobia! Die Sporen von C.candidolanata sollten gedrungener sein. Da bei „Coprinus“ alles beim Velum anfängt müsste man mal genau die Velumbeschaffenheit beobachten ob die noppigen Abschnitte bzw. Abbrüche an den Velumästen so dicht liegen, wie in der Zeichnung für C.candidolanata dargestellt. Das Velum von C.xenobia scheint da etwas lockerer in den Astabschnitten.

    Aus meine Sichtweise im Augenblick Tendenz zu C.xenobia.

    Mache auch noch mal einige Sporenmessungen von ausgereiften Frk.

    Waren die Messungen von naturgewachsenen Frk. in Freiheit oder aus der Dose?


    Beste Grüße

    Hans

  • Hallo Hans,


    danke für Deine Meinung.

    Es stimmt, der Sporenquotient passt hier nicht auf candidolanata - fängt hier etwa bei 1,7 an und geht bis 2,0. Ich versuche nochmal einen Ausgereiften zu bekommen und dessen Sporen genau zu messen, sollte kein Problem sein.

    Auch das Velum hab ich mir angeschaut, nach wie vor finde ich nur diese verästelten Elemente und diese nicht sonderlich dicht für meine Begriffe. Also auch candidolanata passt nicht überzeugend. Bei xenobia passt eigentlich alles, nur die Sporengröße weicht schon arg ab. Alle Exemplare stammen aus der Dose, vor Ort hat die keiner von uns gesehen, daher kann ich mir schon vorstellen, dass da ein bisschen was zu klein gerät, aber so konstant und deutlich zu klein ist schon merkwürdig. Kann auch nicht ganz glauben, dass das hier die gleiche Art wie der sein soll, es aber auch nicht ausschließen:

    (PDF) Coprinopsis xenobia, descripción y primeras localizaciones en España. Comparación filogenética con Coprinopsis luteocephala.


    Allerdings kenne ich beide Arten nicht und kann die Variabilität nicht einschätzen.

    Schaue dann noch nach vollreifen Sporen, wenn sich da nichts weiter ergibt, bleibe ich hier vorerst bei Coprinopsis cf xenobia (kleinsporig). Ein paar Exemplare hab ich schon für eine Sequenzierung aufbewahrt, hoffe das diese winzigen Dinger dafür reichen, Vergleichssequenzen scheint es ja für beides zu geben (davon ausgehend, dass die natürlich wieder richtig bestimmt wurden). Denke, das ist die beste Option hier vernünftig weiterzukommen. Jedenfalls sehe ich mich nicht in der Lage, das hier morphologisch zu klären, nach Sporen-Q und auch nach dem, was ich an Velum sehe ist aber candidolanata zumindest ziemlich sicher auszuschließen.


    Viele Grüße,

    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

  • Danke für die ergänzende Antwort, Matthias!

    Jedenfalls sehe ich mich nicht in der Lage, das hier morphologisch zu klären, nach Sporen-Q und auch nach dem, was ich an Velum sehe ist aber candidolanata zumindest ziemlich sicher auszuschließen.

    Der Meinung bin ich inzwischen auch. Ich gehe davon aus, dass wir die gleiche Art untersuchen.

    Zum Vergleich hier mal ein Makro



    und hier ein Mikro des Velums in Kongorot.



    Wenn das tatsächlich xenobia im von Dir verlinkten Artikel ist, würde ich die ebenfalls ausschließen wollen.

    Makroskopisch ist das ein völlig anderer Pilz. Und dann haben wir ja noch signifikante Unterschiede in der Sporengröße.


    Da scheint tatsächlich keine gesicherte Bestimmung ohne Sequenzierung möglich zu sein.

    Das Thema bleibt spannend!


    Liebe Grüße

    Nobi

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    Chips: 72

  • Hallo Matthias

    Hallo Nobi

    Soweit sind wir gleicher Meinung. Die Sporen fallen ca. 2 µm zu klein aus wo meiner Meinung bei 12 (12,5) µm Ende ist.

    Ich meine aber auch schon diese deine Maße irgendwo für C.xenobia gelesen zu haben!

    Wichtig ist mal insbesondere auch die Konstruktion des Stielvelums festzuhalten!

    Dieses weicht bei nahestehenden Arten oft mal vom Hutvelum ab und zeigt Besonderheiten die auf dem Hut nicht zu finden sind.

    Beste Grüße

    Hans

  • Hallo Hans,


    das wäre natürlich interessant, wenn irgendwo diese Maße für xenobia angegeben wären, würde das die Bestimmung sehr absichern. Allerdings bin ich mir in dem Fall dann nicht mehr sicher, ob das im verlinkten Dokument dann die gleiche xenobia sein kann, die sind makroskopisch wie in der Sporengröße dann schon deutlich anders.


    Habe nun Sporen eines aufgeschrimten, ansonsten schon zerfallenen Exemplars untersucht. Die Maße sind nahezu identisch zu meinen bisherigen: 8,5-10,5 x 5-5,5µm.



    Stiel hab ich einen untersucht, leider war da nicht viel vom Velum dran zu sehen, habe derzeit kein brauchbares Exemplar mehr da, nur zerfallene und extrem winzige Babys, also es wächst noch was nach.

    Immerhin, am Stiel sind eindeutige, zahlreiche Schnallen vorhanden, die hab ich an anderen Stellen nicht gesehen, zumindest keine eindeutigen.




    Viele Grüße,

    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

  • Hallo Matthias

    Ich bin mit dem Forum und Internet nur wenig vertraut und habe deine Anwort hier gerade erst an der Glocke gesehen!

    Also die Sporenform wäre typisch für Xenobia aber die Sporenform zu klein.

    Jetzt müsste man die Velumverhältnisse mal abgleichen!

    In wie weit es da noch eine evtl. andere nahestehende Art gibt würde ja nur eine DNA erbringen.

    Zumindest hast du erkannt, daß die Schnallen am Stiel bzw. an der Stielbasis am ehesten sichtbar sind.

    Liebe Grüße

    Hans