Candelabrum spinulosum - Ein Winzling aus dem Bach

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 2.670 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von nobi_†.

  • Hallo zusammen,


    gestern war ich in einem nahegelegenen Gebiet, das ich noch nicht nach Pilzen inspiziert habe. Viel gab es wegen der Trockenheit nicht, aber entlang und in Bächen wird man immer fündig.


    Gefunden habe ich einen Winzling aus der Gruppe der aero-aquatischen Hyphomyceten. Diese bilden speziell geformte Konidien, um Luft einschließen zu können und so auf dem Wasser schwimmen zu können. Die Formen, die dabei entstehen sind oft sehr ästhetisch und speziell. Viele sind daher nicht schwer zu bestimmen, wobei es aber wie überall auch schwere Gruppen gibt.


    Hier eine sehr kleine, relativ leicht kenntliche Art, Candelabrum spinulosum. Suchen kann man sowas an Rändern von Bächen oder stehenden Gewässern auf frisch angetrockneten Substraten, denn die Pilze bilden sobald sie eine Zeit lang vom Wasser freiliegen ihre Konidien. Man sieht dann maksorkopisch nichtssagende weißliche Beläge, oft sehr klein, manchmal aber auch mehrere Zentimeter groß wie hier. Und das, obwohl die einzelnen Konidien, und aus nahezu nichts anderem besteht der Pilz, nur 14-17µm im Durchmesser haben und damit einer der kleinsten Aero-Aquaten ist.


    Der Standort:


    Umgebung:


    Details:





    Charakteristische Konidien, grob 14-17µm Durchmesser, oben mit fein rauer Oberfläche, damit hält sich die Luft im Inneren besser. Für das Präparieren empfiehlt es sich, z.B. etwas Seife ins präparat zu geben, dann bekommt man störende Lufteinschlüsse recht gut raus und sieht die Struktur der Konidien besser.



    Hier eine Fokusreihe mit den verschiedenen Schärfeebenen nebeneinander. Die Strukturen sind sehr schwer zu stacken.


    War nur noch die Frage, um welches Substrat es sich handelte. Konnte von der Umgebung her nur Fichte oder Erle sein, eventuell noch angeschwemmte Birke oder Kiefer.

    Für die Bestimmung nicht relevant, aber damit die Funddaten komplett sind.


    Mikroskopisch im Querschnitt anhand der großen Poren ist schon klar, dass es Laubholz ist.



    Radialschnitt:


    Tangentialschnitt mit einreihigen, homogenen Markstrahlen:



    Das Substrat ist hier also Erle gewesen.


    Sicher ist die Art alles andere als selten, wird aber viel zu selten gesucht.

    Etwas Literatur dazu noch: Voglmayr - Die aero-aquatischen Pilze des Sauwaldgebietes


    Viele Grüße,

    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

  • Hallo Matthias,


    schöne Vorstellung dieser Art :) Die ich bis jetzt noch nicht gefunden habe.

    Für das Präparieren empfiehlt es sich, z.B. etwas Seife ins präparat zu geben, dann bekommt man störende Lufteinschlüsse recht gut raus und sieht die Struktur der Konidien besser.

    Danke für den Tipp, dass werde ich mal versuchen, denn ich habe hier eine vermutliche Candelabrum brocchiatum liegen.


    Gut möglich, dass ich dich das schon vor einiger Zeit gefragt hatte, aber machst du Beleg von deinen Funden, auch speziell von diesen Funden ?


    VG : Thorben

  • Hallo Thorben,


    Candelabrum brocchiatum habe ich wiederum noch nicht gefunden. Kommt früher oder später sicher auch mal dazu, so wie bei Dir spinulosum, soll ja nicht gerade selten sein.

    Belege mach ich nicht konsequent immer, aber von dem hier natürlich schon (Nr. #7667).


    Viele Grüße,

    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

  • Lieber Matthias,


    ganz herzlichen Dank für die Vorstellung dieses winzigen Pilzes!

    Allein dieses Foto von Candelabrum spinulosum ist ja der Hammer!:thumbup:



    Wunderbar auch Deine Erläuterungen zu den aero-aquatischen Hyphomyceten und wie man so etwas finden kann.

    Der verlinkte Artikel von Hermann Voglmayr ist ebenfalls allererste Sahne und motiviert zusätzlich, auf die Jagd nach dieses Zwergen zu gehen.

    Er hat übrigens C. spinulosum in 18 von 24 untersuchten Gebieten nachweisen können! Scheint ein Massenpilz zu sein.;)

    Auch wenn es allerorten schon wieder viel zu trocken ist, diese kleinen Schönheiten kann man immer entdecken!


    In Pilze-Deutschland.de kommt außer Aegerita candida diese ökologische Pilzgruppe fast nicht vor.

    Es wird höchste Zeit, dass wir das ändern!


    Liebe Grüße

    Nobi

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    Chips: 72

  • Hallo Nobi,


    so ganz Massenpilz scheint der hier nicht zu sein oder zumindest scheint er in der Natur nicht ganz so oft zu fruktifizieren. Habe schon über 10 Aero-Aquaten dokumentiert (Candelabrum spinulosum, Clathrosporium compactum, Peynorelina glomerulata, Helicoon sessile, Helicodendron tubulosum, H. giganteum, H. triglitziense, Aegerita candida, Aegeritina tortuosa, Pseudaegerita viride, Pseudaegerita sp, usw), das war aber das erste Mal, dass ich Candelabrum gefunden habe.

    Sicher müsste man noch verstärkt stehende Gewässer und Laub darin anschauen, da sind weitere Arten zu erwarten. Und melden müsst ich die auch mal, wobei viele gar noch nicht in der Artenliste enthalten sind.


    Viele Grüße,

    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

  • Habe schon über 10 Aero-Aquaten dokumentiert (Candelabrum spinulosum, Clathrosporium compactum, Peynorelina glomerulata, Helicoon sessile, Helicodendron tubulosum, H. giganteum, H. triglitziense, Aegerita candida, Aegeritina tortuosa, Pseudaegerita viride, Pseudaegerita sp, usw)

    Heißt das, dass Du Deine Rohfassung der "Aero-aquatischen Hyphomyceten im Fichtelgebirge" vom 07.10.2016 erweitert hast?==Gnolm11

    Falls ja, wäre ich natürlich sehr daran interessiert!


    Liebe, neugierige Grüße

    Nobi

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    Chips: 72

  • Hallo Nobi,


    die müsste ich mal wieder erweitern, es fehlen da auch noch die ganzen Funde vom letzten Jahr. Also leider gibt es noch keinen allzu großen Fortschritt, aber das gehe ich mal wieder an, so ich es irgendwie schaffe. Sobald ich da was habe bekommst Du es natürlich.


    Edit: Hast ne Mail bekommen. :)


    Viele Grüße,

    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

    Einmal editiert, zuletzt von Mreul ()