Bemerkenswerte (Erst)Funde Teil 3 - wer parasitiert den Parasiten

Es gibt 2 Antworten in diesem Thema, welches 1.390 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Climbingfreak.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo ihr lieben,


    Teil 1 ist hier: Zufälliger Erstnachweis für Sachsen


    Teil 2 hier: Bemerkenswerte (Erst)Funde Teil 2 - der Schlangenbrand


    nun zu Teil 3


    Ostersonntag hatte ich kurz Zeit einen mit Bäumen umrandeten Tümpel auf einer Freifläche/Acker in der Nähe aufzusuchen. Ich hatte 1-2 Wochen davor einen hübschen Anemonen- und Scharbockskrautbestand darauf entdeckt. Bei einigen der Scharbockskrautblätter hatte ich seinerzeit einen beginnenden Rostpilzbefall (aecienbildend) gesehen. Ich hoffte, dass der Rostpilz nun endlich weit genug für eine Bestimmung entwickelt ist.


    Der Rostpilz hat sich als Uromyces poae (Sporen teilweise >20µm; ohne abfallende Blättchen) herausgestellt. Das ist zumindest hier im Dresdner Raum die häufigere Art der beiden in Frage kommenden Roste.


    Nicht schlecht staunte ich, dass ich auch ein Blatt fand, was neben einem deutlichen Rostbefall auch so einen markanten braunen Blattfleck besaß. Auf der Blattunterseite fand ich in dem Blattfleck verkümmerte, bzw. abgestorbene Aecien. So ein Fund ist immer spannend, denn es Pilze, die parasitierende Pilze befallen, die sog. Hyperparasiten. Mir war sofort klar, dass ich hier so etwas gefunden haben musste. Bei diesen Hyperparasiten gibt es häufigere und auch seltener dokumentierte Arten und insgesamt deutlich mehr als man auf den ersten Blick so denkt.


    Recht häufig sind einige Tuberculina-Arten. Die ganze Gattung fällt dadurch auf, dass diese mit einem Kissen aus Konidienträgern (den sog. Sporodochien) die Aecien verstopfen. Zunächst ging ich auch erstmal von einem Vertreter der Gattung aus, bis ich dann unterm Bino einen dichtten, braunen Rasen und einzelne Konidienträger wachsen sah.


    Schnell war klar, dass es sich um ein Cladosporium handelt und tatsächlich existiert mit Cladosporium aecidiicola eine Art, die außschließlich Aecien von Rostpilzen befällt. Sie scheint ein breites Wirtsspektrum zu haben. Allerdings wird diese selten gefunden, bzw. dokumentiert. In PD existieren 2 Nachweise; in unserer Sachsenliste Stand 1.1.2020 3 Nachweise.


    Im Klenke/Scholler gibt es btw einen sehr guten Hyperparasitenschlüssel ab S. 859. Es lohnt sich also auch auf Phytoparasiten mit Pilzbefall zu schauen.


    Bilder:





    Mikrobilder:




    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


    PSV-Prüfungstemine 2024: hier

  • Hey Stefan, das ist ja toll ! Gleich 2 Pilzfunde auf einem Blatt ! Super, dass du sie hier vorstellst! Ich hatte mich beim Untersuchen des Scharbockkrauts nur auf Uromyces konzentriert . Hier gibts so viel davon, da mach ich mich auch auf die Suche nach Hyperparasiten (was für ein tolles Wort !!) .

    Die orangenen Sporen in deinen Mikrobildern sind die von der Uromyces, richtig? Die kleinen vom Cladosporium.

    LG Sandra

    Liebe Grüße aus dem Vogtland

    die Schwarzhex

    :gwinken: Sandra

    (PC 100 - 10 (fürs APR 2020) = 90 - 15 (APR 21) = 75-10 (APR22) = 65 + 7 (APR 22 Auflösung) - 5 (Rätsel-Gedicht)= 67 - 10 (APR 23) = 57 + 5 Gnanzierung = 62 - 10 (Ast-Wette gegen Björn) = 52 )

    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    mein Rekord waren 3 Pilze auf einem Blatt. Zwei Rostpilze und einen Hyperparasiten darauf.


    Ansonsten ja stimmt. Die großen orangenen Kugeln sind die Aeciosporen des Rostes; das andere sind die Konidien/Hyphen usw. von dem Cladosporium in der typischen Struktur mit den Narben/Verzweigungen. Die Gattung ist sehr häufig und leicht kenntlich. Es gibt viele Saprobionten darunter, die einfach auf abgestorbenem Blattgewebe wachsen. Die Artbestimmung ist dann meist nicht möglich, es sei denn, das Substrat, bzw. der Wirt sind markant. Dann sind die darüber bestimmbar. Sonst nur mit Sequenzierung...


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


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