QGIS für Pilzfreunde Teil 32 – Die Bodenkarte nutzbar machen

Es gibt 2 Antworten in diesem Thema, welches 3.390 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Bernd Miggel.

  • Willkommen in Teil 32 der Forumsreihe „QGIS für Pilzfreunde“!


    Dieser Beitrag entstand mit QGIS 3.10.4-A unter Windows 10.


    Hier die Übersicht über alle Teile dieser Forumsreihe.


    Ich möchte dringend empfehlen, die QGIS-Version 3.10.4 "long time release repository (most stable)" zu verwenden (Stand April 2020).


    Heutiges Ziel: Wir wollen die Bodenkarte nutzbar machen.


    Die Bereiche Polytrichum-Bulte und Alter Bannwald werden im nächsten Teil behandelt.


    Um die Bodenkarte, die ja als WMS-Layer zur Verfügung steht, für unsere Zwecke verwenden zu können, werden wir daraus ein Vektor-Layer, und zwar ein Polygon-Layer (= Flächen-Layer) erstellen. Um dies zu erreichen, gibt es mehrere Methoden. Wir werden hier die relevanten Bereiche der Bodenkarte manuell nachzeichnen.


    Aufgabenstellungen im Einzelnen:

    a) Nachzeichnen relevanter Bereiche der Bodenkarte.

    b) Feinkorrekturen

    c) Einfärben der Polygone

    d) Beschriftung der Polygone


    Los geht's!


    a) Nachzeichnen relevanter Bereiche der Bodenkarte

    Bei der im Projekt eingebundenen Bodenkarte handelt es sich um ein WMS-Layer, das wir für Auswertungen so nicht verwenden können. Was wir benötigen, ist ein Vektor-Layer, und zwar ein Polygon-Layer (Flächen-Layer).

    Diesen wollen wir hier durch manuelles Nachzeichnen der Konturen gewinnen.

    Dazu stellen wir das Kartenfenster nach Bild 1 ein: Das KBS (unten rechts) bleibt EPSG:25832 (ETRS 89 UTM Zone 32N), da es die Einheit Meter besitzt, in der wir arbeiten wollen. Für den Maßstab (unten in der Mitte) sollte momentan kein anderer Wert gewählt werden, da z.B. bei 1:5000 die Bodenkarte nicht dargestellt würde.



    Die nachzuzeichnenden Konturen (die Kennnummern der Bodenarten sind in Bild 1 im Kartenfenster ablesbar):

    b15 - Braunerde

    b22 - Pseudogley-Braunerde und Braunerde-Pseudogley

    b35 - Stagnogley aus Buntsandstein-Fließerden

    b47 - Gley, Nassgley, Kolluvium-Gley

    b200 - Hochmoor aus Torf


    Die folgenden Bilder zeigen, wie man den Polygon-Layer erstellt, und zwar als Shapedatei-Layer:






    Die Feldliste wird nahtlos im Anschluss erstellt. Das id-Feld ist automatisch vorhanden. Wir fügen noch ein einziges Feld mit folgenden Eigenschaften hinzu:

    Ein Textfeld, welches wir name nennen. Ihm werden wir später die Namen der Bodenarten zuweisen. Wir fügen es der Feldliste hinzu und schließen sie mit OK ab:






    Wir zeichnen nun das Polygon b200. Der maßgebliche Bereich der Bodenkarte ist in Grün zu sehen. Dabei gehen wir so vor, wie es Bild 6 zeigt. Der Cursor nimmt die Form eines umrandeten Kreuzes an:




    Im Hinblick auf größere Übersichtlichkeit machen wir den Layer Gebiete_und_Wege unsichtbar. Mit fortlaufenden Linksclicks auf die b200-Kontur wird nun dieses Polygon gezeichnet. Bei Geraden braucht man nur die Ecken anzuckicken. Bei Rundungen wird natürlich mehrfach geclickt. Mit einem Rechtsclick schließt man die Kontur ab und trägt dann in das sich öffnende Menü die id und den Namen der Bodenart ein, Das erste Polygon bekommt id = 1, das zweite id = 2 etc.:




    Sobald sämtliche Polygone gezeichnet sind, speichert man ab und verlässt den Editier-Modus. Als Füllung der Polygone (Attributtabelle) habe ich hier ein durchsichtiges Karree-Muster gewählt:




    Öffnet man die Attributtabelle des Layers und selektiert eines der neun Polygone, so wird es im Kartenfenster farbig markiert. So kann man am besten die noch zu korrigierenden Details erkennen:





    b) Feinkorrekturen:

    Es gilt, mit Hilfe des Knotenwerkzeugs (2. in Bild 10) Lücken zu füllen und Überlappungen zu eliminieren.


    Stützpunkt hinzufügen: Linksclick auf den Mittelpunkt eines Segments bzw. Doppelclick irgendwo auf ein Segment.

    Stützpunkt verschieben: Linksclick auf die alte, dann Linksckick auf die neue Position.

    Stützpunkt löschen: Linksclick auf Stützpunkt, damm <Entf>-Taste.


    Das Ergebnis könnte dann so aussehen:





    c) Einfärbung der Polygone:

    Nun soll jedes einzelne Polygon des Layers unterschiedlich eingefärbt werden. Das erledigen wir in den Layereigenschaften, und zwar bei Symbolisierung:

    Art der Symbolisierung: Kategorisiert; bei Wert selektieren wir die Spalte name; Farbverlauf: Random colors. Anschließend wird der Button Klassifizieren geclickt, worauf für jedes der neun Polygone eine zufällig gewählte Farbe vorgesehen wird. Abgeschlossen wird mit Anwenden und OK.




    Hier das Ergebnis:





    d) Beschriftung der Polygone:

    Nun soll noch jedes Polygon mit seinem Namen beschriftet werden. Auch das führt man in den Layereigenschaften in der Rubrik Beschriftungen durch.

    In der Unterrubrik Text wird die Größe und Farbe des Textes gewählt, in der Unterrubrik Platzierung wählt man die restlichen Parameter:






    Das Ergebnis sieht dann so aus:




    Nach Einblenden des Layers mit allen Funden haben wir das Ziel erreicht:





    Das war's - ist doch toll, oder?



    Viel Erfolg!

    Bernd




    Meine Ausrüstung vor Ort:

    Android-Smartphone Moto G7 Plus mit folgenden, für die Kartierung benutzten Komponenten:

    MeinePilze - Pilzbestimmungs-App zum Erstellen der Fundlisten etc. Die Funde sind automatisch georeferenziert.

    Locus Map - GPS-App zur Darstellung des Kartierungsgebietes mit sämtlichen Pflanzengesellschaften, Biotopen, Tracks, Wegpunkten. Außerdem zur Erstellung von Tracks und georeferenzierten Fotos.

    Easy Voice Recorder - App für zusätzliche Audio-Notizen.



    Literatur:

    Dierßen, B. & K. Dierßen (1984): Vegetation und Flora der Schwarzwaldmoore.‑ Beih. Veröff. Naturschutz Landschaftspflege Bad.‑Württ., 39: 1‑512

    Dierßen, K. (1990): Einführung in die Pflanzensoziologie (Vegetationskunde)

    Grossmann, A. (1985): Die Höheren Pflanzen und Moose des Bannwaldes Waldmoor-Torfstich, ihre Vergesellschaftung und ihre Standorte. In: Der Bannwald "Waldmoor‑Torfstich".‑ Mitt. forstl. Versuchs‑ und Forschungsanstalt Bad.‑Württ., "Reihe Waldschutzgebiete", 3: 29-51

    HAAS, H. & G. KOST (1985): Basidiomycetenflora des Bannwaldes "Waldmoor-Torfstich". In: Der Bannwald "Waldmoor‑Torfstich".‑ Mitt. forstl. Versuchs‑ und Forschungsanstalt Bad.‑Württ., Reihe Waldschutzgebiete, 3: 105-123

    Oberdorfer, E. (1992): Süddeutsche Pflanzengesellschaften - Teil I: Fels- und Mauergesellschaften, alpine Fluren, Wasser-, Verlandungs- und Moorgesellschaften.

    Oberdorfer, E. (1992): Süddeutsche Pflanzengesellschaften - Teil IV: Wälder und Gebüsche



    Glossar, Abürzungen:

    ASCII - American Standard Code for Information Interchange

    Biotop - Charakteristischer Lebensraum in der Natur mit Tieren, Pflanzen und Pilzen

    Bulte - Über dem Wasserspiegel zeitweise überschwemmter Moorbereiche (Hoch- und Übergangsmoore) herausragende Erhebungen. Sie sind mit Moosen

    (Polytrichum, Sphagnum), Wollgräsern (Eriophorum).und/oder Moosbeeren (Oxycoccus) bewachsen.

    BW – Baden-Württemberg

    Canvas - Fenster; Landkarte; Anzeige; Leinwand; Kartenfenster

    CSV - Comma Separated Values; einfach strukturierte Textdatei

    DGFM - Deutsche Ges. für Mykologie

    DGM – Digitales Gekändemodell, Gebäude und Bewuchs sind eliminiert

    DGMx - Digitales Geländemodell mit x Metern Gitterweite

    DOM – Digitales Oberflächenmodell

    EPSG - European Petroleum Survey Group Geodesy

    ETRS89 / UTM (Universal transverse Mercator) - Flächengetreues KBS in der Einheit Meter, d.h. geeignet zum Messen von Strecken und Flächen

    Fazies - Aspektwechsel innerhalb gleichartiger Bestände (Dierßen 1990)

    Feature-Layer (Eigenschaften-Layer) - Punkt-, Linien- oder Polygon-Layer (Flächen-Layer)

    Gauss-Krüger - Flächengetreues KBS in der Einheit Meter, allerdings inzwischen vielfach durch ETRS89 / UTM ersetzt worden

    Georeferenzierung (Geocodierung, Verortung, Geotagging) - Einen Datensatz, z.B. ein Foto oder eine Karte, mit Koordinaten versehen

    GIS – Geoinformationssystem

    GNSS - Global Navigation Satellite System

    Google Maps - Online-Kartendienst von Google LLC

    GPX (GPS eXchange Format) – für Datenaustausch mit GPS-Empfängern

    GRASS - Geographic Resources Analysis Support System

    HTML - Hypertext Markup Language

    KBS - Koordinatenbezugssystem

    KML (Keyhole Markup Language) - Austauschformat für Geodaten, vorgesehen für Google Earth (aber auch für GPS-Empfänger nutzbar)

    KMZ - dasselbe wie KML, lediglich in komprimierter Form

    Layer - Ebene

    Lidar (Light Detection And Ranging) – Laser-Scan der Geländeoberfläche

    LiMT – Linke Maustaste

    LUBW - Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg

    Map Canvas - Kartenfenster, also der Bereich, in dem die Karte angezeigt wird

    m.ü.NN. - Meter über Normal Null

    ONB - Obere Naturschutzbehörde

    Open Data – Für jedermann frei nutzbar zur Verfügung gestellte Daten

    OSM – OpenStreetMap

    Passpunkte – Referenzpunkte beim Georeferenzieren von Karten

    PflGes - Pflanzengesellschaft

    Plugins - Programmerweiterungen

    Projektbereich - Gesamtbereich des QGIS-Projektes im Rechner, beinhaltet das gesamte "Ordnergebäude" inklusive der Projektdateien und aller Daten; hier in der Forumsreihe ist es der Ordner \_QGIS für Pilzfreunde\ mit sämtlichen Unterordnern und Dateien. Will man ein QGIS-Projekt auf einem anderen Rechner laufen lassen, so braucht man lediglich den Projektbereich zu kopieren!

    Projektdatei - Datei mit Endung .qgs, über die QGIS gestartet wird. Sie enthält die Projekteigenschaften, die Verknüpfungen zu den im Projekt enthaltenen Layern und vieles mehr. Sie enthält jedoch nicht die Daten

    QGIS – Kostenfreies, sehr mächtiges GIS

    Pflanzengesellschaft - Spezifische Gruppe von Pflanzen mit gleichen ökolog. Ansprüchen und mit Wechselbeziehungen zueinander

    ReMT – Rechte Maustaste

    Rasterlayer - Layer, bestehend aus bildhaften, pixelcodierten Geodaten

    Schummerung – Pseudo-3D-Darstellung durch Schattenwurf

    Shape, Shapefile - Datei zum Darstellen von Punkten, Linien und Polygonen (Flächen)

    Tiles – Karten in Form von sogen. „Kacheln“

    URL – ein Internet-Link oder die Adresse einer Website

    Vektorlayer - Layer, bestehend aus vektorcodierten Geodaten, d.h. aus Punkten, Linien und Polygonen (Flächen)

    UTM - Universal Transverse Mercator

    Vektorlayer - Layer, bestehend aus vektorcodierten Geodaten, d.h. aus Punkten, Linien und Polygonen (Flächen)

    Verschneidung - Überlagerung von GIS-Ebenen

    WFS - Web Feature Service

    WGS84 - World Geodetic System 1984

    WGS 84 EPSG:4326 – globales KBS, bei GPS-Empfängern verbreitet, nicht zum Messen geeignet

    WGS 84/ Pseudo-Mercator EPSG:3857 – globales KBS für WMS-Einbindungen, nicht zum Messen geeignet

    WMS (Web Map Service) – Internet-Schnittstelle für Landkarten

  • Bernd Miggel

    Hat den Titel des Themas von „QGIS für Pilzfreunde Teil 32 – Die Bereiche Bodenkarte, Polytrichum-Bulte, Alter Bannwald“ zu „QGIS für Pilzfreunde Teil 32 – Der Bereich Bodenkarte“ geändert.
  • Hallo Josef,


    danke für den Hinweis! Schade, dass die Darstellung für meine Anwendung etwas zu grob ist.


    L.G. - Bernd :kaffee:

  • Bernd Miggel

    Hat den Titel des Themas von „QGIS für Pilzfreunde Teil 32 – Der Bereich Bodenkarte“ zu „QGIS für Pilzfreunde Teil 32 – Die Bodenkarte nutzbar machen“ geändert.