Liebe Pilzfreunde,
und schon wieder ist der Frühling so trocken, dass einem angst und bange werden kann.
Laut meiner Recherche bescherte uns die erste Aprilhälfte gerade einmal 3% der üblichen Niederschlagsmenge!
Bei einer Stipvisite Anfang März in „meinem“ Mochelwald schien die Welt noch in Ordnung. In allen Farben zeigten sich die z.T. noch regennassen Blüten.
Märzenbecher
Grüne Nieswurz (Helleborus viridis)
Blaustern
Seidelbast
oder, etwas später, das Gelbe Windröschen.
Auch einige größere Pilze gab es schon, wenn auch „nur“ an Holz, wie den Goldgelben Zitterling (Tremella mesenterica), mit dem ich farblich an die letzte Blüte anknöpfen möchte.
Ebenfalls immer wieder ein Hingucker ist der prächtige Gezonte Ohrlappenpilz (Auricularia mesenterica), ein Pilz, den ich erst seit wenigen Jahren regelmäßig finde.
Etwas düsterer geht es weiter mit dem Stoppeligen Drüsling (Exidia glandulosa), der zahlreich an einer abgestorbenen Esche fruktifizierte. Hier ein Bild von seiner Rückseite.
Da fand ich auch einen kleinen Pyrenomyceten, den ich wegen seiner kugeligen und maulbeerartigen Fruchtkörper für den Maulbeer-Kugelpilz (Bertia moriformis) hielt.
Zu meiner Überraschung hatte der max. 0,5 mm kleine Pilz winzige Sporen und entpuppte sich als Grevilles Schwarzbecher-Kernpilz (Nitschkia grevillei).
Nach düster kommt schwarz!
Mit einem Rest Optimismus bin ich nach der Lockerung der Corona-Auflagen vor ein paar Tagen nochmals in das Gebiet gefahren.
Einfach nur schockierend. Vertrocknete Pflanzen, knochenharte rissige Böden, von Morcheln und anderen Frühjahrspilzen nicht der Hauch einer Spur!
Es war so frustrierend, dass meine Kamera beinahe gestreikt hätte. Gerade mal eine Art habe ich an diesem schwarzen Tag vor die Linse bekommen.
Es handelt sich um den Mahonienrost (Puccinia mirabilissima), den Verursacher dieser surreal verfärbten Mahonienblätter, der einfach nicht zu übersehen war.
Hier sehen wir die hübschen Telio- und Uredosporen.
Schnitt!
Und Beginn des nächsten Teiles dieses Beitrages.
Wenn scheinbar alles vertrocknet ist, muss man sich eben auf den Weg machen, die Feuchtigkeit zu suchen.
Diese gibt es z.B. ganzjährig in einem kleinen Sumpfgebiet meines Hauswaldes, nur wenige Fahrradminuten von meinem Zuhause entfernt.
In den feuchten Gräben und Senken kann man an Holz, an Zapfen oder auf dem nassen Boden immer irgendwelche Kleinpilze finden.
Wie z.B. Annulusmagnus triseptatus, einen Kernpilz an untergetauchtem Holz, dessen Ascus in Kongorot besonders schön leuchtet.
Die Art ist offensichtlich sehr häufig, jedoch in Sachsen bisher noch nicht nachgewiesen.
Immer wieder schön anzuschauen sind auch die Becher des Glänzenden Schwarzborstlings (Pseudoplectania nigrella), den man ebenfalls in solch einem Biotop finden kann.
Wir nähern uns nun langsam den in der Überschrift angekündigten Bienenkörben und begeben uns an den Uferbereich eines von einem kleinen Bach gebildeten Tümpels.
Hier konnte ich an feucht liegenden Fichtenzapfen eine ganze Reihe sogenannter aero-aquatischer Hyphomyceten entdecken, kurz Aero-Aquaten genannt.
Vereinfacht gesagt findet bei diesen Pilzen der Lebenszyklus sowohl über als auch unter Wasser statt.
Wir können sie uns wie Mini-U-Boote vorstellen, die zur Fortpflanzung an die Wasseroberfläche auftauchen.
Dazu müssen deren Sporen natürlich schwimmfähig sein, sie müssen also Luft einschließen können, was zum Teil zu bizarren Formen führt.
Wer näheres darüber wissen möchte, dem empfehle ich die Arbeit „Die aero-aquatischen Pilze des Sauwaldgebietes“ von Hermann Voglmayr,
eine fantastische Einführung in eine wunderbare und den meisten unbekannte Welt.
Die Bestimmung der folgenden Pilze hat mein lieber Freund Matthias (Mreul) übernommen, ohne den ich übrigens nicht auf die Idee gekommen wäre, mir diese „Winzpilze“ (meist < 100 µm) anzuschauen. Fast alle der folgenden Fotos stammen von ihm, dem Hexer, dem Zauberer an Mikroskop und Kamera, dem es gelingt, nahezu unsichtbares sichtbar zu machen. Ich habe seine Bilder mit einem © Matthias-Stempel versehen.
So, nach all der Theorie nun aber weiter mit einigen Bildern.
Kleinen Wollknäueln gleicht Spirosphaera floriformis, die „Blumenähnliche“, deren Konidiengröße hier 60-90 x 45-80 µm betrug. Zwei Aufnahmen im Auflicht.
Und hier im Durchlicht, wo die gebogenen, gekrümmten Zellen gut zu erkennen sind.
Kommen wir nun endlich zu den Bienenkörben, den Helicoil-Wasserpilzen, wie Dieter (Schwammer-Dieter) sie nennt.
Deren Sporen ähneln hohlen Tonnen, bestehen aus gewundenen Hyphen und gehören für mich zu den schönsten Pilzsporen, die ich je sah.
Mit Sporen von 50-60(65) x 25-40(45) µm dachten wir hier zuerst an Helicodendron conglomeratum?, vermuten aber inzwischen,
dass es sich um unausgereifte Sporen vom Großen Helicoil-Wasserpilz (Helicodendron giganteum) handelt.
Wie dem auch sei und wie auch immer sie heißen mögen, sind sie nicht wunderschön, diese winzigen Bienenkörbe!
Abschließend möchte ich Euch den „Riesen“ dieser Gattung zeigen. Und das ist nun wirklich Helicodendron giganteum mit Sporen bis 110 x 60 µm.
In einem feuchten Graben eines Wegrandes
fand ich ihn auf vielen Fichtenzapfen. Der weiße Belag ist der Pilz.
Matthias hat ihn sensationell in Szene gesetzt.
Genießt einfach die Bilder im Auflicht
und im Durchlicht.
Ich hoffe, dass ich Euch etwas von der Freude vermitteln konnte, die die Beschäftigung mit solchen außergewöhnlichen Pilzen macht und vielleicht schaut ja der ein oder andere von Euch zukünftig etwas genauer hin, wenn er in solchen Biotopen unterwegs ist. Für mich war das jedenfalls eine Begegnung mit einer anderen, mir bisher nahezu unbekannten Welt.
Bedanken möchte ich mich ganz herzlich bei Matthias, ohne den der zweite Teil dieses Beitrages nicht entstanden wäre!
Liebe Grüße vom Nobi