Unbekannter Wiesenbewohner - Ackerling? Träuschling?

Es gibt 17 Antworten in diesem Thema, welches 5.143 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von zuehli.

  • Hallo Leute,


    ich war gestern auf einer freistehenden Wiesenfläche in einem Industriegebiet in der Hoffnung, Nelkenschwindlinge zu finden.
    Die Suche blieb erfolglos, habe aber eine andere Art gefunden, die ich nicht genau bestimmen kann.
    Habe mir verschiedene Gattungen angesehen und denke, er könnte zu den Ackerlingen gehören.
    Der voreilende Ackerling könnte m.E. passen, doch bei dem sollten die Lamellen ja ausgebuchtet angewachsen sein. Bei meinen Exemplaren sieht es für mich so aus, als wären die Lamellen fast frei. Außerdem wirkt der Stiel auf den meisten Fotos im Netz etwas dicker.
    Ebenfalls ähnlich finde ich den Krönchenträuschling, den ab der Mitte aufwärts gerieften Stiel glaube ich auf den Fotos zu erkennen, doch der Hut soll angeblich dickfleischig sein, was ja eindeutig nicht der Fall ist...
    Geruch war pilzig, konnte keine spezielle Duftnote erkennen.
    Geschmacksprobe wurde nicht genommen.

    Habt ihr eine Idee, was das sein kann?

    LG und ein schönes WE.

    Jim


  • Hallo EarthwormJim,

    dies ist mein erster Beitrag in diesem Forum und ich hoffe, dass ich mich nicht schrecklich blamiere :-).

    Für mich sieht das Pilzchen nach einem Vertreter der Galerina-Fraktion (Häublinge) aus. Ich freue mich aber über Belehrungen.

    Gruß

    Armin

    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    ich denke mal, dass du bei Agrocybe pediades fündig werden wirst "Jim".


    Übrigens cooler Nickname. Das erinnert mich immer an "die gute alte Zeit". ==Gnolm8


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


    PSV-Prüfungstemine 2024: hier

  • Servus beinand',

    ein Träuschling fällt aus, weil es ein Schwarzsporer ist. Ich hätt auf den ersten Blick bei der Fk-größe, der Lamellenfarbe und dem Habitat auch gleich A. pediades gesagt. Was mir aber gar nicht gefällt, ist dieses ausgeprägte Teilvelum. Das ist zumindest sehr untypisch, wenn nicht unmöglich. Makroskopisch würd ich mich den deshalb nicht so benennen trauen. Für A. elatella würd das besser passen. Da muss man aber dann mikroskopieren.

    An liabn Gruaß,

    Werner

    • Offizieller Beitrag

    Servus beinand',

    ein Träuschling fällt aus, weil es ein Schwarzsporer ist. Ich hätt auf den ersten Blick bei der Fk-größe, der Lamellenfarbe und dem Habitat auch gleich A. pediades gesagt. Was mir aber gar nicht gefällt, ist dieses ausgeprägte Teilvelum. Das ist zumindest sehr untypisch, wenn nicht unmöglich. Makroskopisch würd ich mich den deshalb nicht so benennen trauen. Für A. elatella würd das besser passen. Da muss man aber dann mikroskopieren.

    An liabn Gruaß,

    Werner

    Sieh es mir bitte nach Werner. Nach 12 km-Wanderung in praller Sonne ohne Kopfbedeckung... ==Gnolm4==Gnolm5 Auf jeden Fall gebe ich dir recht.

  • Hallo EarthwormJim,

    dies ist mein erster Beitrag in diesem Forum und ich hoffe, dass ich mich nicht schrecklich blamiere :-).

    Für mich sieht das Pilzchen nach einem Vertreter der Galerina-Fraktion (Häublinge) aus. Ich freue mich aber über Belehrungen.

    Gruß

    Armin

    Hallo Armin,


    toll, dass du dich zum ersten Mal bei einer Bildbestimmung versucht hast :daumen:

    Und ich gebe da Werner völlig recht: Blamieren geht hier nicht und wer in solchen Kategorien denkt, wäre fehl am Platz. Wir lernen einfach voneinander. Da gibt es die, die einfach viele Jahre und Erfahrung en weiter sind, welche, die als AnfängerInnen hier im Forum gestartet und mit der Zeit immer mehr dazugelernt haben (wie ich :)) und all die, die hier ganz neu reinschnuppern, weil sie auch die Begeisterung für Pilze gepackt hat.

    Mit Ackerling wird Werner da richtig liegen. Aber deine Idee mit der Galerina ist auch erstmal nicht total abwegig: kleiner brauner Pilz mit dunklem Sporenpulver und Ring am Stiel. Galerina wachsen , so weit ich weiß, auf Holz und nicht frei auf der Wiese, wie die Pilze oben. Aber ansonsten bist du nahe dran. Weiter so!


    Liebe Grüße

    Rotfuß

    "Pilze sind erst einmal nicht anwesend, sie verstecken, verbergen, verschließen und tarnen sich, aber es gibt eine Wahrscheinlichkeit und eine Hoffnung, sie zu finden. Die Suche bedeutet Aufbruch, Verheißung, Abenteuer, und je vergeblicher und erfolgloser der letzte Pilzgang war, desto mehr Spannung, Erfüllung, Belohnung verspricht der nächste." (Hans Helmut Hillrichs: Pilze sammeln)


    Pilzmärchen

    • Offizieller Beitrag

    Aber deine Idee mit der Galerina ist auch erstmal nicht total abwegig: kleiner brauner Pilz mit dunklem Sporenpulver und Ring am Stiel. Galerina wachsen , so weit ich weiß, auf Holz und nicht frei auf der Wiese, wie die Pilze oben. Aber ansonsten bist du nahe dran.

    Nur noch eine kleine Korrektur, damit hier das nicht so stehen bleibt und sich das Jim oder Armin hier merken. Bei G. marginata gebe ich dir recht. Der hat einen Ring und wächst auf Holz. Aber hast du eine Ahnung, wie viele Galerinen es gibt, die im Moos ohne Holzkontakt oder einfach in Wiesen oder auf Brachflächen wachsen? Die meisten Arten sind übrigens unberingt.


    Es ist keine einfache Gattung, weswegen ich die auch ausklammere. Ich hab schon mit den Inocyben, Tintlingen und meinen sonstigen Arbeitsschwerpunkten mehr als genug an der Backe. ;)


    l.g.

    Stefan

  • Hallo,

    Vielen Dank für eure Bestimmungshilfen!

    Achja, Träuschlinge sind Schwarzsporer, das habe ich nicht bedacht.
    Habe Agrocybe elatella mal verglichen, die Beschreibung passt ganz gut.

    Was mich etwas irritiert, sind die Lamellen. Auf verschiedenen Seiten habe ich gelesen, dass diese fast entfernt stehen sollen. Bei meinen Exemplaren hatte ich den Eindruck, dass sie relativ gedrängt stehen und dabei fast frei wirken, anstelle von ausgebuchtet breit angewachsen zu sein, wie in der Beschreibung stand. Oder erkenne ich das nur nicht richtig bei meinem Querschnittbild?

    Mir fällt es immer noch ziemlich schwer, die einzelnen Merkmale zu erkennen.
    Wenn ich mir manchmal Artbeschreibungen ansehe und da zum Beispiel die Stielfarbe als weiß bis cremefarben beschrieben wird und die Farbe anhand der Fotos auf mich wie hellbraun bis braun wirkt, weiß ich nicht so richtig, wie ich die Farbtöne denn jetzt richtig einordnen soll.

    Könnt ihr mal einen Blick auf diese Zeichnung werfen, ob ich das mit der Anheftung der Lamellen richtig verstanden habe?

    @ Stefan: Ja das Spiel habe ich als Kind auch gerne gespielt, obwohl es zu meiner Zeit damals schon eher oldschool war. :)

    LG Jim

    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    dein gemaltes Bild passt soweit.


    Ansonsten sprichst du ein generelles Problem an. Die Pilzliteraturautoren schreiben gerne voneinander ab. Wenn der "große Altmeister" bestimmte Merkmale vorgibt, bzw. aus der Originalbeschreibung übersetzt hat, dann ist das so. Diese Angaben können fehlerhaft oder falsch übersetzt worden sein.

    2. können Pilze variabler ausfallen, als es in den Büchern steht.


    Das ist ein großes Problem über welches ich letztes Jahr auch gestolpert bin. Ich habe ein wiss. Großpilzprojekt betreut und bin aller Nase lang über solche "Ungenauigkeiten" gestolpert. Ich musste sehr oft meine eigenen Funderfahrugnen einbringen, die sich teilweise sehr von den Beschreibungen in den (populären) Pilzbüchern unterschieden.


    Da hilft nur Spezialliteratur. Gattungsmonographien, Pilzbildatlanten von Ludwig oder PdS, Pilzfloren wie GPBW oder gute Schlüsselwerke wie Gröger oder FN. Diese sind dann zu vergleichen und nach Möglichkeit mit der eigenen Funderfahrung in Übereinstimmung zu bringen.


    War eine Heidenarbeit.


    l.g.

    Stefan


    P.S. Earthworm Jim passt genau in meine Sturm- und Drangzeit. :)

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


    PSV-Prüfungstemine 2024: hier

  • Servus beinand,

    die Lamellen des Schnittbildes würd ich als breit und fast frei oder angeheftet bezeichnen. Solche angefteten Lamellen werden aber dann frei, wenn die Fk alt werden, sich der Hutrand nach oben biegt und die Lamellen sich dann vom Sziel gänzlich entfernen. Ois ned so einfach!

    Der Lamellenansatz ist also grundsätzlich, wenn es nicht direkt um die Unterscheidung "ausgebuchtet oder herablaufend" geht, sehr variabel.

    In dem Fall mit dem Ackerling finde ich das ausgeprägte TeilVelum wichtiger. Wenn das aber zufällig witterungsbedingt gefehlt hätte, hätt ich den ohne drüber nachzudenken als A. pediades durchgehen lassen.

    An liabn Gruaß,

    Werner

  • Hallo zusammen,

    war etwas eingespannt die letzten Tage, daher komme ich jetzt erst zum Antworten.

    Ja das Thema scheint sehr komplex zu sein. Und dass Pilze so variabel erscheinen, macht es nicht leichter.


    Ich denke, ich werde mich erst mal weiter in die Basics einlesen und versuchen, jedes Jahr ein Paar neue Arten kennenzulernen. Habe mir hierfür das Buch "Grundbuch Pilzbestimmung" von Rita Lüder und das "Handbuch für Pilzsammler" von Andreas Gminder besorgt.


    Kennt ihr vielleicht gute Ansprechpartner im Raum NRW für professionelle Pilzwanderungen in Form eines Einzel-Coachings? Habe ein paar Arten, die ich für Speisezwecke gerne bestimmen lernen würde, wo ich mich alleine nicht ranwage.

    LG

    Jim

  • Hallo Jim,


    NRW ist ja relativ groß, wo genau bist du denn unterwegs? Wir haben hier im Ruhrgebiet den Arbeitskreis Pilzkunde Ruhr, der ein- bis zweimal im Monat auf Exkursion geht, ebenso der Mykologische Arbeitskreis Bergisches Land etwas weiter südlich. Das sind dann zwar keine Einzelexkursionen, aber man lernt trotzdem eine Menge, wenn man da regelmäßig unterwegs ist. Jetzt ist aktuell zwar erstmal keine Exkursion wegen Corona, aber das ändert sich hoffentlich in Zukunft auch wieder.


    Björn

  • Hi Björn,


    das klingt gut, ich wohne bei Köln, beide Arbeitskreise wären für mich gut zu erreichen.
    Werden dort gewisse Vorkenntnisse erwartet, oder spielt das keine Rolle?
    Habe gerade mal auf der Website vom Mykologischen Arbeitskreis Bergisches Land geguckt, was bei der Kartierungsexkursion im Februar alles gefunden wurde. Einen Großteil der Arten sagen mir nicht mal vom Namen her was... Kann ich mir gut vorstellen, dass man da einiges lernt.

    LG

  • Hallo Jim,


    wir erwarten keine Vorkenntnisse und freuen uns über jedes neue Gesicht. Wie du an den Fundlisten siehst, sind das natürlich Kartierungsexkursionen und keine Speisepilzsammlungen. Aber so lernt man ja eh viel mehr Pilze kennen.


    Björn

  • Hallo Jim,


    vielleicht wäre auch mal ein ordentlicher Anfängerkurs was für dich?

    Schau mal hier (in der Hoffnung, dass aufgrund der aktuellen Situation die Kurse auch tatsächlich stattfinden):

    Termine 2020 | Pilz-Museum Bad Laasphe


    Oder vielleicht gibt es auch was an einer VHS in deiner Nähe?

    Für ein Einzel-Coaching muss sich ja erstmal einer finden, der so was machen würde.


    Beste Grüße

    Harald

  • Hallo zusammen,

    Björn: Klingt super, dann werde ich dieses Jahr mal vorbeischaun, sobald wieder Exkursionen stattfinden können.

    Harald: Der erste Einsteigerkurs im September könnte mit meinem Herbsturlaub kollidieren, aber den zweiten im Oktober werde ich mir vormerken. Die Idee mit den Volkshochschulen finde ich ebenfalls super. Habe mal ein paar abgeklappert, aber derzeit scheinen keine Kurze geplant zu sein. Kann mir gut vorstellen, dass sich das noch ändert, wenn es auf den Herbst zugeht. Es muss nicht unbedingt ein Einzel-Coaching sein. Ich hatte nur diese Idee, weil ich eben eine Reihe Arten habe, die mich besonders interessieren. Dachte mir, dass man diese im Einzel-Coaching effektiver lernen kann. Aber wahrscheinlich ist es keine schlechte Idee, erst einmal mehr Grundwissen aufzubauen.

    Vielen Dank für die Tipps!

    LG Jim

  • Die Idee mit den Volkshochschulen finde ich ebenfalls super. Habe mal ein paar abgeklappert, aber derzeit scheinen keine Kurze geplant zu sein. Kann mir gut vorstellen, dass sich das noch ändert, wenn es auf den Herbst zugeht.

    Die Volkshochschulen sind mit der Planung des 2. Semesters noch nicht so weit. Die Programme dafür dürften so Anfang/Mitte Juni rauskommen. Pilzkurse finden ja meistens im Herbst statt, Frühjahrs- und Sommerkurse sind eher die Ausnahme.


    Beste Grüße

    Harald