Rost auf unbekannter Pflanze

Es gibt 19 Antworten in diesem Thema, welches 4.659 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Felli.

  • Servus,

    Bei einem Spaziergang (Magerrasen über Kalk) fiel mir eine nicht blühende Pflanze mit schön gelb-leuchtenden,

    relativ dicken Blättern auf.

    Blätter ca 1-1,5 x 0,5-0,7 cm, Stengel etwa 15 cm hoch, bei Bruch milchend.

    Die Färbung der Blätter wird durch einen Rostpilz? erzeugt, der erst orange Punkte auf der Blattunterseite bildet ( stachelartige Auswüchse mit Phialiden und kleinen Konidiosporen),

    die dann zu braunen Punkten mit braunen, feinrau-warzigen Sporen werden.

    Befallen ist hauptsächlich der obere Pflanzenteil.

    Leider hab ich keinen Schimmer was das für ein Gewächs ist und wie der Rost dazu heißt.


    Was meint denn ihr dazu?



    Pflanze:

    Detail



    Sporen reif


    Stachelartige Hyphen in Kongorot


    Phialiden + Konidien in Kongorot


    Grüße

    Felli

  • Hallo Felli,

    Bei der Pflanze denke ich in Richtung Euphorbia... ...und dann ginge es in Richtung Aecidium euphorbiae

    Viele Grüße

    Manfred

  • Hallo zusammen,


    die Pflanze ist, wie schon geschrieben, eine Euphorbia. Hilfreich wäre es zu wissen, welche Euphorbia genau. Wuchsen dort in der Nähe auch nicht deformierte Pflanzen?

    Die kleinen gelben Punkte mit den Konidien sind die sog. Spermogonien, das Stadium 0 des Rostpilzes. Dann haben wir da in braun noch die Telien. Da die Teliosporen einzellig sind, ist es keine Puccinia (die gibt es auf Euphorbia gar nicht), sondern ein Uromyces (Melampsoras gibt es zwar auch auf Euphorbia, die bilden aber Aecien vom Caeoma-Typ und die sehen wir hier nicht). Und um da weiter zu kommen, wäre der genaue Wirt jetzt sehr hilfreich.


    Björn

    • Offizieller Beitrag

    Ja spannend; Spermogonien und Telien an einer Pflanze finde ich auch nicht alle Tage. :)


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Ich habe mich vorhin auch gefragt welche Wolfsmilch es sein könnte und tendiere stark zur Zypressen-Wolfsmilch (Euphorbia cyparissias) aber sicher bin ich mir nicht. Da braucht man wirklich ein Foto einer nicht befallenen Pflanze.


    Liebe Grüße


    Maria

  • Servus,

    Hilfreich wäre es zu wissen, welche Euphorbia genau. Wuchsen dort in der Nähe auch nicht deformierte Pflanzen?

    Welche Euphorbia das genau ist , kann ich nicht sagen. in der näheren Umgebung (5m Umkreis) wuchsen bestimmt noch "normale" Pflanzen, hab ich aber nicht beachtet:(

    Ich habe mich vorhin auch gefragt welche Wolfsmilch es sein könnte und tendiere stark zur Zypressen-Wolfsmilch (Euphorbia cyparissias) aber sicher bin ich mir nicht.

    Ich muß mir diese Pflanzen echt mal genauer ansehen!X(


    Ja, jetzt hab ich mir das Pflänzchen auf

    Homepage

    angeschaut, und da stand bei der Zypressenwolfsmilch Euphorbia cyparissias:


    Die Pflanze wird oft vom Erbsenrost befallen und sieht dann stark verändert aus:

    P1760960_aa.jpg

    Kannst du uns auch noch zeigen, wie die Oberfläche der Teliosporen aussah? Warzig? Mit Längsleisten? Glatt?

    Ja, die sehen eigentlich glatt aus,

    bis auf einzelne Sporen bei denen man streckenweise Warzen erkennen könnte

    hier die Bilder:

    in Baumwollblau glatt

    mit Lugol

    Pfeile zeigen auf Warzen



    möglicher Weise täuscht das aber und es löst sich nur die Sporenhaut


    Ich kann leider nicht mehr dazu sagen


    Grüße

    Felli

  • Hallo zusammen,


    von DEM Erbsenrost zu sprechen ist auf Euphorbia eher ungünstig, weil es viele verschiedene Roste gibt, die auf Euphorbia Aecien vom Aecidium-Typ ausbilden und zu solchen Deformationen führen. Auf Euphorbia sind die praktisch nicht zu bestimmen und man muß dann wissen, auf welche Pflanze sie wirtswechseln. Aber das nur am Rande.


    Zu den Sporen: Bei Phytoparasiten braucht man eigentlich nie irgendwelche Färbemittel oder sonstige Chemie, die kann man einfach in Wasser mikroskopieren. Deine Fotos scheinen aber eher optische Schnitte durch die Spore zu zeigen. Versuch doch mal, den Fokus etwas höher auf die Oberseite der Spore zu setzen. Ich hänge mal zwei Bilder mit unterschiedlichem Fokus an, beim zweiten kann man die Oberfläche und die Stacheln deutlich besser erkennen:


    Björn

    • Offizieller Beitrag

    Wahnsinn, beim 2. Bild sieht man die Warzen richtig gut. :daumen:

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Servus,


    Versuch doch mal, den Fokus etwas höher auf die Oberseite der Spore zu setzen. Ich hänge mal zwei Bilder mit unterschiedlichem Fokus an, beim zweiten kann man die Oberfläche und die Stacheln deutlich besser erkennen:

    tja Björn, hab ich gemacht!

    Nur wenn keine Stacheln da sind gibt`s auch keine zu sehen.

    Also die Teliosporen sind so weit ich das beurteilen kann glatt.



    das was am 2.Bild als dunkle Punkte erscheint sind die Bläschen in der Spore!

    Also Börn wenn du willst schick ich dir die Blättchen zu, obwohl ich denke dass du selber recht viel zu tun hast.


    Grüße

    Felli

  • Hallo Felli,


    ich kann gerne auch einen Blick auf deinen Fund werfen. So ein Phyto braucht ja nicht viel Zeit unterm Mikro. Ich glaube aber, daß die Erfolgswahrscheinlichkeiten bei der Bestimmung deutlich steigen, wenn du erst noch mal schaust, ob du an der Stelle gesunde Pflanzen findest, die wir dann bestimmen können. Ansonsten sieht das für mich auf deinem letzten Bild schon warzig aus, das sind keinesfalls irgendwelche Bläschen in der Spore.

    Eine letzte Frage noch: Wo hast du die Pflanze gefunden? Planar, collin, hochalpin?


    Björn

  • Servus Björn,

    Eine letzte Frage noch: Wo hast du die Pflanze gefunden? Planar, collin, hochalpin?

    die Pflanzen wuchsen auf etwa 630m Höhe, also eher collin.

    Ich werd das nächste mal schauen was da so noch rumsteht:)


    Was käme deiner Meinung nach in Frage wenn die Sporen tatsächlich glatt wären ?

    Oder gibt es keinen solchen Rost mit glatten Teliosporen:/


    Grüße

    Felli

  • Hallo Felli,


    gehen wir einfach mal alle in Frage kommenden Pilze durch:


    Uromyces excavatus auf E. verrucosa, planar-hochmontan, Sporen undeutlich dichtwarzig, im oberen Teil mit feiner Stäbchenstruktur

    Uromyces euphorbiae-dulcis auf E. dulcis, Sporen zart netzig

    Uromyces winteri auf E. falcata, Sporen warzig bis längsleistig. Bisher im Gebiet fehlend

    Uromyces laevis auf E. seguieriana, Sporen völlig glatt

    Uromyces sublevis auf E. glareosa, E. seguieriana, Sporen dicht feinwarzig

    Uromyces alpestris auf E. cyparissias, montan-hochmontan, Sporen fein punktwarzig

    Uromyces scutellatus auf E. cyparissias, E. esula, E. glareosa, E. lucida, E. salicifolia, E. seguieriana, E. verrucosa, E. virgata, E. exigua, E. peplus, planar-hochmontan, undeutlich flache oder fehlende Keimporenkappe am Scheitel, Sporen groben Warzen bzw. Wülsten

    Uromyces kalmusii auf E. cyparissias und E. esula, wärmeliebend, collin, Sporen mit dichstehenden Warzen, oft zu schiefen Längsleisten zusammenfließend. Die Längleisten reichen bis in die Keimporenplatte hinein

    Uromyces striolatus auf E. cyparissias, collin-hochmontan in den Alpen, Sporen mit z.T. unregelmäßig verteilten Längleisten besetzt, papillöse Keimporenkappe glatt


    Also käme mit ganz glatten Sporen wohl nur U. laevis in Frage. Du kannst ja auch mal mit dem Gäumann (gibt es digital bei der ETH) und Jules Homepage vergleichen. Hast du die Sporen auch gemessen?


    Björn

  • Ansonsten sieht das für mich auf deinem letzten Bild schon warzig aus, das sind keinesfalls irgendwelche Bläschen in der Spore.

    Hallo Björn,

    nach Vergleich mit diversen Aufnahmen aus meinem Bildarchiv bin ich ebenfalls der Meinung, dass die Sporen warzig sind. Die hellen Pünktchen auf einigen Sporen sind m. E. erhaben.

    LG Karl

  • Ups, doch soviele=O

    Hast du die Sporen auch gemessen?

    ja ,hab ich,

    20 x15µ, 22x14µ, 24 x 22µ, 26 x 23µ,27 x 22µ, 28 x 20µ

    sehr unterschiedlich geform, manchmal an Rötlingssporen erinnernd


    haben die Teliosporen jetzt Wülste? s. Bild


    Grüße

    Felli

  • Hallo zusammen,


    für den Moment nur ein kurzes, schnelles Update. Felli hatte mir Material zugeschickt, daß ich mir gerade unter dem Mikro angeschaut habe. Die Sporen sind ganz eindeutig nicht glatt, sondern haben eine ganz leicht aufgeraute Oberfläche. Fotografisch ist das leider nur schwer einzufangen, optisch war es aber gut erkennbar. Insbesondere fiel bei einer Spore auf, daß diese Grübchen am Sporenende in Reihe angeordnet sind. Interessanterweise fanden sich auch einige Aeciosporen im Präparat sowie einige seltsam tropfenförmig deformierte Sporen.

    Die Ausmessung von 25 Sporen ergibt im Mittel eine Größe von (25+-1.5) µm x (19+-2) µm bzw. Sporen im Größenbereich (22-29) µm x (16-25) µm.

    Damit tendiere ich momentan vorsichtig entweder zu U. excavatus oder U. alpestris, die man über die Wirtspflanze gut trennen kann.



    Björn

  • Servus Björn,

    Dank dir, dass du dich der Sache angenommen hast:thumbup:.

    Dann ist jetzt das mit den Sporen wenigstens geklärt.

    Wenn ich das nächste mal an den Fundort komme schau ich welche Wolfsmilcherlinge da so rumstehen.

    Bis dahin lass ich den Rost unter U. alpestris cf. laufen, da für mich die Ornamentation eher feinwarzig ist, wenn man sie so schlecht fotgrafieren kann.

    Grüße + Dank

    Felli