Porling und Blättling

Es gibt 12 Antworten in diesem Thema, welches 4.806 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Hi zusammen,

    ich habe gestern vier Pilze gefunden, die ich gerade zu bestimmen versuche. Vielleicht könnt ihr mir ja Feedback geben, ob das so passt.


    Pilz 1: wuchs auf verwesendem Laubholz, meiner Vermutung nach der Lentinus brumalis/Winterporling.


    Pilz 2: Auf dem gleichen Substrat wie Pilz 1 - ich denke hier handelt es sich um Lenzites betulina/Birkenblättling.


    Pilz3: Das Substratholz konnte ich nicht mehr sicher bestimmen. Möglicherweise Kiefer. Er roch sehr intensiv nach etwas Harzigem. Ist es Neolentinus lepideus/Schuppiger Sägeblättling?


    Pilz 4: Gleiches Substrat wie Pilz3. Ist es Polyporus tuberaster/Sklerotienporling? Kann der am Hutrand so wattig ausfallen oder ist das eine andere Art?


    Vielen Dank und LG

    Phillip

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Phillip!


    Pilz 1 und Pilz 3 ist beides >Lentinus arcularius (Weitlöchriger Stielporling)<, nur eben in unterschiedlichen Entwicklungsstadien der Fruchtkörper.

    Pilz 2 ist famos: Das ist Lenzites warnieri (Auenblättling).

    Pilz 3 hast du schon richtig als Neolentinus lepideus eingeordnet. :thumbup:

    Kannst du was zum Fundort sagen, speziell zum Auenblättling? Das ist eine ziemlich seltene, ökologisch spezialisierte Art (Charakterart thermophiler Stromtäler, insbesondere Oberrhein), die in den meisten Gegenden in Deutschland komplett fehlt.



    LG; Pablo.

  • Danke Pablo! Ich war gerade nochmal vor Ort und konnte mir an einer Stelle mit verschieden alten FK den Übergang von Pilz 1 zu Pilz 4 ansehen. Dass dieser hübsche Goldton beim Hut derart ausblasst bei den älteren Exemplaren hat mich wohl auf die falsche Fährte gebracht.

    Der Fundort zwischen Darmstadt und Eberstadt ist ca. 8 km Luftlinie vom Rhein entfernt. Sonst ist da kein Gewässer in der Nähe. Baumarten sind da vornehmlich Buche und Kiefer, keine Weiden oder Ulmen oder Eschen. Denkst du trotzdem es ist Lenzites warneri? Die Lamellen sind in der Tat stärker gegabelt als bei Lenzites betulina...

  • Hallo Pablo,

    Sind Polyporus brumalis und P. arcularius inzwischen synonymisiert? Wenn nicht, dann habe ich offenbar ein Problem... Zumindest Bild 1 hätte ich ohne P. brumalis zugeschlagen. Wie unterscheidest Du die beiden?

    Viele Grüße

    Manfred

    Ich sag immer "egal", obwohl es nicht egal ist.
    ...naja, egal...

  • GriasDi Pablo,

    ich hab das gleiche Problem wie Manfred.

    Ich hätte Nr.1 auch als P. brumalis bestimmt.

    Ich kenne allerdings sowohl P. arcularius, wie auch Lenzites warnieri nur aus der Literatur.

    Die gibts bei uns nicht.

    Sollten die jungen P. arcularius nicht wenigstens bewimperte Hutränder haben?

    An liabn Gruaß,

    Werner

    • Offizieller Beitrag

    Morgen!


    Ich bin ziemlich sicher, daß das alles Lenzites warnieri ist, auch die etwas merkwürdig gewachsenen Fruchtkörper in Beitrag #3. Das Substrat ist hier ja nicht erkennbar, denn die umstehenden Bäume sind beudetungslos für die Art eines Totholzes - das müsste man schon für sich bestimmen.

    Darmstadt passt aber ja durchaus in die Region eines Verbreitungsschwerpunktes. Meine Funde sind aus der Gegend um Mannheim (übrigens jeweils an Pappel), was ja nun nicht gerade weit weg ist.

    Da muss auch keine unmittelbare Gewässernähe bestehen. Wichtiger scheint die wärmebegünstigte Lage zu sein, und das Totholz sollte einigermaßen dick sein sowie eher sonnig liegen (also nicht zB mitten im dichten Wald oder in einer schattigen Schlucht). Ist aber relativ variabel, denke ich - ebenso wie das Substrat.
    Die Art ist nur insgesamt einfach selten. Von Lenzites betulina aber nicht nur durch die mehr regelmäßig gegabelten lamellen zu unterscheiden, sondern auch durch ein anderes Farbspektrum, eine andere Struktur der Hutoberseiten und tendenziell dickere, fleischigere Fruchtkörper.


    Wegen Pilz 1: Ich halte Lentinus brumalis und Lentinus arcularius durchaus für zwei getrennte, eigenständige Arten. Ob das auch genetisch untermauert ist, müsste man mal nachforschen. Hier in der Gegend sieht das aber rein morphologisch schon nach zwei ziemlich konstant trennbaren Arten aus. Etwas aufpassen muss man wegen den gewimperten Huträndern: Erstens kann das Lentinus brumalis auch, zweitens kann das auch bei Lentinus arcularius mal undeutlich ausgeprägt sein. In diesem Fall hat auch das Bild eine leichte Unschärfe, so daß ie Hutränder gar nicht so genau erkennbar sind, ob da noch eine feine Struktur vorhanden ist. Dazu kommt, daß die Hutränder noch eingerollt sind, dadurch sind die besonders ausgeprägten Wimpern direkt am Rand noch gar nicht erkennbar.Bei so jungen Fruchtkörpern hätte man dann bei L. arcularius die Haare auf dem Hut, die zum Hutrand hin länger werden - aber eben nicht konstant ausgeprägt wären.
    Aber: Lentinus arcularius hat noch ein paar weitere Details, die ich sogar für noch konstanter als die Wimpern am Hutrand halte. Dabei auch ein anderen Farbspektruum im vergleich zu Lentinus brumalis, nämlich generell heller, gerade jung mehr ins Graue tendierend. Die Hutoberfläche ist etwas anders strukturiert, nämlich zunächst mit stärker ausgeprägtem Filz oder sogar einer fast striegeligen Behaarung zum Hutrand hin - später (alte Fruchtkörper) dann mehr grobschuppig als bei L. brumalis. Die Porenform ist nach meinen beobachtungen ebenfalls ein sehr gutes Merkmal - und noch konstanter als die Porengröße. Bei L. brumalis können die Poren stellenweisel etwas verlängert sein, aber insbesondere zum Stiel hin und um den Hutrand wird man da immer auch zahlreiche +/- isodiametrische Poren finden. Bei L. arcularius sind alle Poren (auch bei jungen fruchtkörpern und auch am Stiel bzw. Hutrand) recht deutlich heterodiametrisch - das ist ebenso wie die Farben und die filzige Hutoberseite hier schön ausgeprägt.
    Ein Hilfsmerkmal kann auch noch das unteschiedliche phänologische Maximum der beiden Arten sein: Lentinus arcularius bildet eben bevorzugt im April / Mai frische Fruchtkörper, wenn es schon wieder recht warm und auch oft sonnig und trocken ist.
    Jedenfalls: Vom gesamteindruck her würde ich auch Phillips ersten Pilz für Lentinus arcularius halten, nicht für Lentinus brumalis.



    LG; Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Bon Soir!


    Da machte man mir heute ein Angebot, das ich nicht ablehnen konnte.
    Ein Angebot von Lentinus arcularius für einen Fototermin:








    So eine Kollektion habe ich auch noch nie gesehen, also mit Fruchtkörpern in so vielen unterschiedlichen Entwicklungsstadien und Übergängen.

    Und solche ganz lütten Pins hatte ich noch gar nicht, wenn ich mich richtig erinnere.
    Das ist tatsächlich alles ein Pilz (also ein Mycel), alles an einem kaum unterarmdicken Rotbuchenast. Die ganz jungen sind im Prinzip nicht von Maiporlingen (Lentinus lepidus) zu unterscheiden, auch Tigger (Lentinus tigrinus) sehen jung ganz ähnlich aus.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,


    die Fotosession mit so hübschen "Models" hat sicher viel Spaß gemacht. Tolle Aufnahmen! Den Weitlöcherigen Stielporling habe ich noch nie gefunden.


    Liebe Grüße

    Rotfuß

    "Pilze sind erst einmal nicht anwesend, sie verstecken, verbergen, verschließen und tarnen sich, aber es gibt eine Wahrscheinlichkeit und eine Hoffnung, sie zu finden. Die Suche bedeutet Aufbruch, Verheißung, Abenteuer, und je vergeblicher und erfolgloser der letzte Pilzgang war, desto mehr Spannung, Erfüllung, Belohnung verspricht der nächste." (Hans Helmut Hillrichs: Pilze sammeln)


    Pilzmärchen

    • Offizieller Beitrag

    Salve!


    Oh ja, das war schon schön - allerdings waren die auch so ziemlich die einzigen frischen Pilze, die hier zu finden waren.
    In der nördlichen Oberrheinebene ist die Art durchaus häufig und scheint auch recht trockentolerant zu sein.



    LG; Pablo.

  • Hallo


    Ein mein aus Mediterranraum Polyporus Fund an tote Lorberbaumast gefunden . Hab gemeint das um P. ( Lentinus ) arcularius gehet ( Haarige Hutrand ) aber jetzt bin nicht mehr siecher .


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    Hab diese Fund mit fast alle Europäische ( ca 17 Arten ) vergleichen aber nicht so ähnlich gefunden auch mit P. meridionalis und andere Mediterranische Arten .


    Was kann das für Polyporus sein ? etwas ungewöhnlich ( ausgeblasen Hut ) P. Arcularius oder etwas anderes


    LG beli !

  • Mal kurz noch eine Frage zu Lenzites warnieri. Ich hab ihn mal nachgeschaut auf der DGfM-Seite. Er ist für diesen Quadranten noch nicht dokumentiert. Macht es Sinn ihn zu "melden"? Wenn ja, an wen sollte ich mich wenden und kann ich als Laie etwas zur Dokumentation beitragen?



    LG Phillip

  • Hallo Phillip,


    bitte die Funddaten zu mir (Fundort, Funddatum, Finder, MTB, Wirt). Ich leite die Daten dann auch noch zum Kartierungsbeauftragten des entsprechenden Bundelandes weiter.


    Zur Unterscheidung von P. arcularius und P. brumalis ist die Porengröße ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal:


    P. arcularius 1-3 Poren/mm

    P. brumalis 3-4 Poren/mm


    Meist sind die Fruchtkörper von P. arcularius relativ klein.


    Mikroskopisch hat P. brumalis Sporen 6-7 x 2-2,5 µm, P. arcularius 7-9 x 2,5-3 mm


    LG

    Frank

    • Offizieller Beitrag

    Salve!


    Deinen Fund würde ich schon auch für Lentinus arcularius halten, Beli. :thumbup:
    Schreibt Frank ja auch, daß die oft eher klein sind, die fruchtkörper, und eben gerade wenn sie älter werden auch gerne mal ganz schön hell.

    An verkohltem Holz (und wohl auch unverkohlt, wenn Hasel?) wäre da noch Polyporus (jetzt auch Lentinus?) corylinus, der müsste aber weniger stark bewimperte Hutränder haben (egal in welchem Entwicklungsstadium), noch heller in der Färrbung sein und zwar ebenfalls deutlich heterodiametrische, aber kleinere Poren - wobei ich den noch nicht in der Hand hatte. Die anderen Arten mit dem Aussehen (auch P. meridionalis, wenn ich das jetzt richtig erinnere) wären eher Bewohner von offenen Flächen an Graswurzeln zB, aber nicht direkt an Hlz wachsend.



    LG; Pablo.