Ausflug bei fehlender Sonne, aber mit Strahlung

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 1.882 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Wutzi.

  • Wir hatten uns schon lange vorgenommen, mal wieder die Halde des berüchtigten Wismut-Schachtes 371 bei Bad Schlema aufzusuchen und eine kleine Bilderserie über die einzelnen Schritte der Haldensanierung zu fertigen. Am Mittwochnachmittag trafen wir dort nur noch 2 Arbeiter, die ihre Gerätschaften säuberten und bei unserem Eintreffen am Eingangstor sogar sehr bereitwillig und freundlich Auskunft zu ihrer Arbeit erteilten. Dann gesellte sich noch ein Fuchs hinzu, der von der Belegschaft regelmäßig mit Leckerbissen versorgt wird und deshalb zahm geworden ist. Auf dem Haldenareal ist er sicher, weil die Arbeiter den örtlichen Jäger dazu überredet haben, ihm nichts anzutun. Wir hatten einen schönen Blick auf den Förderturm mit den Nebenanlagen. Der Uranabbau war dort auf mehreren Sohlen betrieben worden; zuletzt bis in ca. 1500m Tiefe. Endziel der Sanierung ist Wald. Zuerst wird der profilierte Schotterabraum mit 80 cm Lehm überdeckt (mit Verdichtung). Darauf kommt Mutterboden, der mit einer speziellen Gras-Kräutermischung eingesät wird. Das Ganze vegetiert paar Jahre vor sich hin und wird gemäht, damit sich die Lehm-Bodenschichten stabilisieren können. Zum Schluss wird aufgeforstet. Ein relativ großer Teil der Halde wird die nächsten Jahre noch weiter mit zu entsorgenden, radioaktivem Schotter aufgefüllt, der immer wieder bei Straßensanierungen entdeckt und geborgen wird. Auf dem Haldenplateau entdeckten wir sogar eine Grube, in der besonderer Sondermüll eingebaut wird (Asbest?). Obwohl wir gut 2 km an einem Waldrand entlang liefen, fand sich kein einziger Pilz.

  • Hallo Kauz,

    interessant. Das radioaktive Zeug bleibt also einfach so auf dem Haufen liegen und wird mit Erde bedeckt. Was passiert mit dem, was darauf wächst? Wird das der ganz normalen Verwertung zugeführt. Ich kann mir vorstellen, dass die Holzbalken der Bäume, die dort später einmal wachsen immer noch ein wenig „leuchten“ und was ist mit Beeren und Pilzen? Soll das Areal eingezäunt werden?


    Der Fuchs tauscht wohl gerade seinen Winter- in einen Sommermantel. Die dunklen Socken sind witzig.

    Danke fürs Mitnehmen.

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


    Hier im Forum gibt es grundsätzlich keine Verzehrfreigaben.

    Pilzsachverständige findest du hier.

  • Obwohl wir gut 2 km an einem Waldrand entlang liefen, fand sich kein einziger Pilz.

    Hallo Kauz,


    das ist allerdings in diesen Tagen eher normal. Egal, in welchem Gebiet ich mich bewege: weit und breit keine Pilze zu sehen :(

    Danke für deinen Bericht.


    Liebe Grüße

    Rotfuß

    "Pilze sind erst einmal nicht anwesend, sie verstecken, verbergen, verschließen und tarnen sich, aber es gibt eine Wahrscheinlichkeit und eine Hoffnung, sie zu finden. Die Suche bedeutet Aufbruch, Verheißung, Abenteuer, und je vergeblicher und erfolgloser der letzte Pilzgang war, desto mehr Spannung, Erfüllung, Belohnung verspricht der nächste." (Hans Helmut Hillrichs: Pilze sammeln)


    Pilzmärchen

  • Hallo Kauz,

    interessant. Das radioaktive Zeug bleibt also einfach so auf dem Haufen liegen und wird mit Erde bedeckt. Was passiert mit dem, was darauf wächst? Wird das der ganz normalen Verwertung zugeführt. Ich kann mir vorstellen, dass die Holzbalken der Bäume, die dort später einmal wachsen immer noch ein wenig „leuchten“ und was ist mit Beeren und Pilzen? Soll das Areal eingezäunt werden?


    Der Fuchs tauscht wohl gerade seinen Winter- in einen Sommermantel. Die dunklen Socken sind witzig.

    Danke fürs Mitnehmen.

    Hallo, Wutzi, die WISMUT AG hat in den zurückliegenden Jahrzehnten schon etliche Halden mit riesigem Aufwand saniert und danach freigegeben. Abgezäunt wird nichts. Auf dem sanierten Haldenareal gegenüber wurde sogar ein Golfplatz gebaut, der sich großer Beliebtheit erfreut. Die ca. 1 Meter dicke Lehm-Erde Schüttung legt radioaktive Feinpartikel fest, die ansonsten vom Wind weggetragen werden könnten und immobilisiert aus den Haldenkörpern austretendes Radon-Gas über lange Zeit bis es über teils radioaktive Spaltprodukte zu ungefährlichen Elementen geworden ist. Unsanierte Halden zu betreten ist bei windigem Wetter ungefährlich. Man sollte nur drauf achten, dass man keinen Dreck von dort mit den Schuhen verschleppt. Ich habe zu DDR-Zeiten in einem alten Haus bei Schwarzenberg gewohnt. Nach den Wende kam auch zu uns ein Trupp vom Bundesamt für Strahlenschutz, der im Erdgeschoss gemessen hat. Im Keller war der Grenzwert ums 15fache überschitten. Bei etlichen Häuser gab es noch deutlich höhere Belastungen. Unter den WISMUT-Bergleuten gab es zahlreiche Lungenkrebstote. Zu DDR-Zeiten hat sich auf auf Halden aus den 50er und 60er Jahren oft spontan Kiefern-Birkenbewuchs eingestellt. Dann wuchsen auch Pilze. Diese haben wir stehen lassen. Pilze von sanierten Halden sind unbedenklich.

  • Danke Kauz,

    von der Wismut weiß ich wenig. Nur das Wichtigste==Gnolm4: Die Russen waren scharf auf das Uran. Radongas und strahlendes Zeugs hat die Menschen krank gemacht und die Bergarbeiter haben Schnapsdeputate bekommen.

    Insofern, danke für die Horizonterweiterung.

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


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    Einmal editiert, zuletzt von Wutzi ()