Pilzesammlers Freud und Leid

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 3.299 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Gerd.

  • Als ich heute eines "meiner" Wälder betrat, begegnete mir ein gutgelauntes junges Pärchen mit einem Korb voller herrlicher "Steinpilze".
    Freundlich grüßend betrachtete ich mir den Fund, den die beiden voller Stolz präsentierten.
    Tja, wie sagt man's?:cool:


    Das bloße Worte nicht reichen würden, war mir schon vorher klar. Wer lässt sich schon gerne von einem Unbekannten im Wald seine Steinpilze schlechtreden?:evil:
    Der junge Mann willigte schließlich ein und probierte ein kleines Stückchen "Steinpilz". Als Ergebnis landete der Fund wieder umgehend auf dem Waldboden (Foto 1). Ausführlich erklärte ich den beiden anhand ihres Fundes und meiner (echten) Steinies, wie man diese von Gallenröhrlingen unterscheiden kann. Immerhin bedankten sie sich artig.


    Für die gute Tat wurde ich alsbald belohnt, als ich fünf Minuten später ein wahres Goldröhrlingdorado (Fotos 2 und 3) entdeckte.


    Liebe Grüße,
    Meinhard


    P.S.
    Wie ich in Erfahrung bringen konnte, wird in mehreren Foren über ein bestimmtes Thema diskutiert, dass auch bei mir Fragen aufwirft: wieso findet man immer wieder Goldröhrlinge, wo weit und breit keine Lärchen zu sehen sind?

  • Hallo Meinhard,


    ich sage nur: Schade um die Gallenröhrlinge...Aber hoffentlich merken sich es die Pilzsammler nun.


    Zu den Gold-Röhrlingen: Sie müssen als Begleitbaum immer eine Lärche haben, da kann sein, was will. Aber du musst bedenken, dass der mykorhizzabildende Baum bis zu 100 Meter entfernt stehen kann und selbst schon kleinste Bäume eine Mykorhizza ausbilden können. Wenn man also nach den Vorgaben sucht, findet man sicher irgendwo eine Lärche.


    Schöne Grüsse
    Gernot

  • Hi Gernot,


    lieben Dank für deine Antwort.
    Das interessiert mich jetzt wirklich! Morgen schaue ich mir den Tatort mal genauer an und werde dann darüber berichten.;)


    Übrigens haben die Goldröhrlinge - sanft geschmort mit ein paar Frühlingszwiebeln und Thymian, Salz und Pfeffer (wenig) - hervorragend geschmeckt.


    Lieber Gruß,
    Meinhard

    Erfahrungen sammelt man wie Pilze: einzeln und mit dem Gefühl, dass die Sache nicht ganz geheuer ist.

  • Hallo Meinhard und Gernot,


    Ich hab auch mal eine Frage bezüglich einer Sommersteinpilzstelle:


    Ich hatte gestern ein Sommersteinpilz an einem Graben entdeckt. Auf dieser Seite , wo der Steinpilz stand, war nur eine Wiese und keine Bäume sondern nur Gras vorhanden. Vor dem Graben (mit dem Steinpilz) war eine Straße und dann kam wieder ein Graben dann kam mehrere Meter weiter ein Weg und dann erst der Wald. ich schätze mal, dass die Entfernung vom Wald zum Pilz so ca. 15 meter beträgt. Kann das Mycelgeflecht , sich so weit erstrecken ? (muss ja, weil Mykorrhizapilz !) Aber unter zwei Gräben und noch unter einer Straße ??? hmmm, seltsam :/


    Bis dann...


    Andreas

  • Hi Andreas, grüß dich!


    Deine Erfahrungen kann ich nur bestätigen!
    Insbesondere ist mir der (relativ) hohe Abstand zum "Mutterbaum" in Wäldern Dänemarks aufgefallen.
    Ich habe da ein Paar Stellen, wo ich garantiert Sommersteinpilze finde.
    Diese sprießen in einer Grasnarbe neben einem wasserführenden Graben, der ein Feld abgrenzt, das mit Getreide oder Mais bepflanzt ist. Die ersten Bäume (Fichten und Buchen) sind im Minimum ca. 20 m entfernt!
    Soviel dazu.:cool:


    Lieber Gruß,
    Meinhard

    Erfahrungen sammelt man wie Pilze: einzeln und mit dem Gefühl, dass die Sache nicht ganz geheuer ist.

  • Hallo Andreas, hallo Meinhard,


    das ist das beste Beispiel dafür, dass man z.B. beim Goldröhrling die Lärchen oft übersieht: Der Mykorrhizabaum ist einfach sehr weit weg, so dass man ihn auch beim Suchen nicht findet.


    Das Gleiche ist bei euren Sommersteinpilzen: Wie Andreas schon schrieb, das Myzel des Sommersteinpilzes muss mit einem mykorhizzabildenden Baum in Verbinung stehen. Auch wenn dieser jetzt 15, 20 Meter entfernt steht und das Myzel unter Gräben und Straßen hindurch muss. Das die Fruchtkörper so weit entfernt stehen, ist auch zu erklären: Das Myzel breitet sich immer ringförmig aus und die Fruchtkörper werden dann immer am äußeren Ende des Myzels gebildet ---> und wenn dieses schon älter ist und schon ein Stück weit gewachsen ist, erscheinen die Fruchtkörper schon mal 20 Meter entfernt.


    Schöne Grüsse
    Gernot


    Nachtrag 11.7.2007:


    Ich habe meinen Beitrag auf die Antwort von Gerd hin abgeändert.

  • Hallo Gernot,


    Zitat


    Das die Fruchtkörper so weit entfernt stehen, ist auch zu erklären: Das Myzel breitet sich immer ringförmig aus und das Innere des "Kreises" stirbt ab. Die Fruchtkörper werden dann immer am äußeren Ende des Myzels gebildet ---> und wenn dieses schon älter ist und schon ein Stück weit gewachsen ist, erscheinen die Fruchtkörper schon mal 20 Meter entfernt.


    Da muss ich Dich etwas korrigieren:


    (1) Nur bei Saprobionten (Totmaterial abbauende Pilze) stirbt das Myzel im "Inneren des Kreises" ab.


    - Bei Mykorrhiza-Pilzen erfolgt der Stoffaustausch im Bereich der Feinwurzeln der Pflanze:
    (a) Der Pilz übergibt hier in Wasser gelöste "anorganische Stoffe" an den Partner.
    (b) Der Partner übergibt dem "Pilz" Einfach-Zucker, die der Pilz zur Ernährung braucht.
    ---> Beachte: Pilze benötigen "organische Stoffe zu ihrer Ernährung.


    ---> Das sollte bereits als Erklärung ausreichen, dass das Myzel im Inneren des Kreises nicht abstirbt darf, da sonst kein Stoffaustausch zwischen Pilz und Mykorrhizapartner mehr stattfinden würde.


    - Richtig ist, dass die Pilzfruchtkörper an den neuen Zuwachskanten des Myzels, also im Außenbereich des "Kreises" gebildet werden
    - Richtig ist auch, dass der Partner zum Teil auch 20 bis 50m (und weiter) von den Pilzfruchtkörpern entfernt stehen kann.


    Grüße
    Gerd

  • Hallo Gerd,


    da hat mich mal wieder der Teufel geritten, dass ich so einen Blödsinn verzapfe und die Saprobionten mit Mykorrhiza-Pilzen verwechsle...


    Jedenfalls danke für die Richtigstellung, so etwas wird mir in Zukunft, hoffe ich, nicht mehr passieren...


    Schöne Grüsse
    Gernot

  • Hallo Gernot,


    Zitat von Pete Longhorn


    Jedenfalls danke für die Richtigstellung, so etwas wird mir in Zukunft, hoffe ich, nicht mehr passieren...
    Gernot


    - Wer viel arbeitet, macht auch Fehler.


    ---> Geht mir auch so. Und da bin ich immer dankbar, wenn Jemand mitliest und das richtigstellt.


    Grüße
    Gerd