Erstfunde im Auwald.

Es gibt 20 Antworten in diesem Thema, welches 7.249 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Schupfnudel.

  • Hallo.


    Gestern bin ich mit einem weiteren pilzverrückten Menschen durch den Auwald gezogen und konnte ein paar Erstfunde verbuchen.

    Auch ein paar alte Bekannte ließen sich blicken. :)



    1. Gleich ein Erstfund vorneweg.

    Pluteus leoninus - Löwengelber Dachpilz. Ein sehr hübscher Pilz. Er stand seltsamerweise auf einer Wiese. Wird wohl Holz drunter gewesen sein. Weil es ein Erstfund war und die Wiese eh gemäht wird, durfte er mit zur Dokumentation.




    Sporenabdruck:




    2. Tränender Saumpilz.




    3. Grubiger Wurzelschleimrübling



    4. Diverse Dachpilze die ich nur geknipst habe.




    5. Der Faltentintling.



    6. Und die strubbelige Hasenpfote (cf.?).



    7. Spindelige Rüblinge. Ganz frisch.



    Mit Spinne, die sich in den Vordergrund drängt.


    8. Karbolegerling. Typisch stinkend.




    9. Ein paar zerfressene Safranschirmlinge (C. rhacodes).



    10. Ein unbestimmter Täubling mit schönen gelben Lamelen auf nicht so schöner Beinbehaarung abgelichtet. :huh: Die Hände brauche ich um zu fokussieren...



    11. Ein Risspilz. Da er mir abgebrochen ist durfte er mit. Bleibt aber unbestimmt mangels Erfahrung und Mikroskop.





    12. Und der zweite Erstfund des Tages. Der Düstere Rotfußröhrling (Xerocomellus porosporus). War der einzige Röhrling im Wald.






    13. Zu guter Letzt - Judasohren. Teilweise handgroß aber schlecht zu erkennen auf dem Bild. :huh:




    War eine schöne Tour. :)


    Nicht abgelichtet aber gesehen: Ein einzelner Hallimasch, ein Perlpilz, ein Breitblatt, Frauentäublinge, unbestimmte Tintlinge und Minipilzchen, zwei weitere Champignons und ein kleiner gelber Porling.

    Es lohnt sich also momentan mal zu schauen, sofern ihr auch Regen abbekommen habt, was ich euch wünsche.


    LG,

    Schupfnudel.

    Bin lediglich fortgeschrittener Anfänger.
    Posts sind nicht als Essensfreigabe zu verstehen. :-]

  • Hallo Schupfi. Ist das nicht wunderbar?! Pilze! Den Löwengelben Dachpilz kannte ich noch nicht. Danke fürs Zeigen. Heute habe ich zwei Risspilze entdeckt, die ich noch bestimmen muss und einen Täubling. Das artet gerade richtig in Arbeit aus, denn morgen geht es ja wieder in den Wald. Wir haben ein ganz wunderbares Hobby, meinst Du nicht auch?

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


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    Pilzsachverständige findest du hier.

  • Hallo Schupfnudel,

    hast du vom Täubling noch ein Bild der Hutoberfläche? Oder weißt du noch, welche Farbe die Huthaut hatte? Dann kann man vielleicht was dazu sagen.

    Am Löwengelben Dachpilz möchte ich Zweifel anmelden, du hast ja selbst auch welche, weil das Habitat ganz offensichtlich nicht stimmt. Das ist schon ein Dachpilz, aber wohl nicht der Löwengelbe, denn er ist auf dem Hut gar nicht richtig gelb. Ich hätte jetzt eher ein stark ausgeblasstes Exemplar vom Rosastieligen Dachpilz (Pluteus roseipes) vermutet.

    Freundliche Grüße

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Das ist schon ein Dachpilz, aber wohl nicht der Löwengelbe, denn er ist auf dem Hut gar nicht richtig gelb. Ich hätte jetzt eher ein stark ausgeblasstes Exemplar vom Rosastieligen Dachpilz (Pluteus roseipes) vermutet.

    GriasDi Oehrling, griasDi Schupfnudel,

    P. leoninus und P. roseipes werden von manchen Autoren, wie z. B. Ludwig, sogar nur als Varietäten aufgefasst. Beide haben die typisch samtige Huthaut mit den spitz nach oben zulaufenden tropfenförmigen Huthautzellen. Ich hab bisher keine Übergangsfomen gesehen. Nur typische gelbe oder rosagraue. Ich war deshalb sehr überrascht als ich diese Synonymisierung im Ludwig gelesen hab. Unbedingt mikroskopisch abgrenzen muss man P. leoninus mit dem makroskopisch sehr ähnlichen P. chrysophaeus, der eine andere Huthaut hat. Mir ist diese Aufsammlung auf dem Hut nicht samtig genug für P. leoninus.

    Schau Dir einfach kurz die Huthaut an, die ohnehin sehr sehenswert, wenn's P. leoninus ist.

    An liabn Gruaß,

    Werner

  • Hallo!


    Wie du siehst, wutzi, war ich wieder zu voreilig mit meiner Benennung. Gelb + Dachpilz ist demnach nicht direkt der Löwengelbe. Wie immer gibt es Verwechsler. Du könntest den ja mittlerweile mikroskopisch auflösen. Ich leider nicht.


    Am Löwengelben Dachpilz möchte ich Zweifel anmelden, du hast ja selbst auch welche, weil das Habitat ganz offensichtlich nicht stimmt. Das ist schon ein Dachpilz, aber wohl nicht der Löwengelbe, denn er ist auf dem Hut gar nicht richtig gelb. Ich hätte jetzt eher ein stark ausgeblasstes Exemplar vom Rosastieligen Dachpilz (Pluteus roseipes) vermutet.

    Hi Oehrling.


    Zweifel nehme ich gerne entgegen, weil ich mir Sachen gut merke, wenn ich Fehler mache. :)

    Erstmal zum Täubling. Ich selber habe kein Foto vom Hut gemacht, weil ich nur die hübsche Lamellenfarbe dokumentieren wollte. Aber der Pilzfreund der dabei war hatte noch eins, was ich anhängen kann. Gleich vorneweg - ich habe keine weitere Doku - also nicht hauen. Spekulationen nehme ich trotzdem gerne.


    Und nun zum Dachpilz.


    Was ich entkräften kann ist die Tatsache, dass der nicht gelb sei. Der war schon richtig hübsch gelb aber wahrscheinlich sind meine Fotos nicht ideal. Gut sieht man es am Hutrand. Ich hänge mal die restlichen Bilder, die ich zur Doku gemacht habe in dem Spoiler an.


    Ich weiß nicht ob P. roseipes mehr rosa am Stiel haben sollte, wie es der Name vermuten lässt...

    Ludwig schreibt auch, dass der überwiegend an Nadelholz sitzt, was in dem Auwald so gut wie gar nicht vorkommt und er in DE nördlich der Mainlinie so gut wie fehlen würde. Freilich alles nur ein Indizienprozess.


    P. chrysophaeus kann ich dagegen noch weniger entkräften. 123pilze schreibt recht passend:

    "Mischwald, gern Auwald, auf vermodertem Laubholz, Stümpfe, Sägespanreste, verrottenden Ästen, oft auch auf vergrabendem Holz und deshalb am Boden wachsend"

    wobei man wieder nicht weiß woher diese Erkenntnisse kommen. Von Ludwig und FN jedenfalls nicht.


    Der Vorschlag gefällt mir aber trotzdem ziemlich gut. Leider wird's wohl wieder bei der Vermutung bleiben müssen ohne Mikroskop zumal mir bei der Recherche eben noch weitere gelbhütige Pluteen entgegen geworfen wurden. Wie immer das Angebot meinerseits ihn an kompetente Hände zu verschicken, falls sich jemand berufen fühlen sollte.


    Herzlichen Dank schon mal für die Diskussion und den fachkundigen Input.


    LG.

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    • Offizieller Beitrag

    Ahoi!


    Der Dachpilz ist durchaus bemerkenswert!

    An Pluteus chrysophaeus sowie an Pluteus leoninus mag ich nicht recht glauben - Pluteus roseipes kenne ich nicht. Aber gibt es da nicht noch mehr Arten mit potentiell gelben Farben?
    Pluteus leoninus sollte schon einen deutlich filzigen Hut haben.
    Pluteus chrysophaeus aber einen glatten, und auch einen schlankeren Habitus. Ich hatte den nur einmal an arg modrigem Laubholz in einem Auwald, vielleicht hilfts ja zum vergleichen:





    LG; Pablo.

  • Hallo Schupfnudel,

    super dass das mit dem Foto von der Täublingsoberseite noch geklappt hat. Man kann hier aufgrund des stark gerieften Hutrandes, des augenscheinlich gelben Sporenpulvers und der Kleinheit und Zerbrechlichkeit des Pilzes auf eine Tenellae spekulieren, von denen es ein paar rot- bzw. violetthütige gibt (die freilich eher im Nadelwald vorkommen:rolleyes:). Aufgrund des speziellen Auwald-Biotops kann das aber auch was richtig Seltenes sein.

    FG

    Oehrling

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  • Hallo nochmal.


    Danke Pablo für dein Vergleichsbild. Dein Pilz sieht schon auch nochmal anders aus als meiner, wie du ja selbst auch meintest, und deine Kollektion ähnelt schon mehr dem was ich beim Tintling als Beispiel gesehen habe. Und weitere Arten scheint's schon auch zu geben, weil's ja sonst viel zu einfach wäre.


    Vermutlich wird's auf "ein schöner gelber Dachpilz" herauslaufen und ich nenne ihn halt Helmut oder so. Das gute daran ist, dass jeder gelbe Dachpilz wieder ein potentieller Erstfund ist, da ja nie eine konkrete Bestimmung durch mich möglich war. Kann man also auch positiv sehen.
    Einen kleinen Einblick habe ich trotzdem bekommen und der nächste gelbe Dachpilz wird dann, solange noch kein Mikroskop im Haushalt weilt, lediglich abgelichtet.



    Danke auch nochmal an dich, Oehrling, für die Sektionsvermutung. Die genannten Merkmale würden, abgesehen von den Nadelbäumen, gut passen. Die Lamellen waren übrigens deutlich queradrig, immerhin das habe ich mir noch gemerkt.


    LG.

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  • Hallo Schupfnudel, dein Risspilz sieht für mich interessant und ungewöhnlich aus mit diesem abgefaserten Hutrand. Könnte das auf starken Regen zurückgehen? Falls nicht: ja, wirklich interessant. Was ich auf die Entfernung aber leider nur sagen kann ist, dass ich denke, es handelt sich um eine höckersporige Art mit ganz bereiftem Stiel. Für mehr müsste ich ihn selbst untersuchen.

    Herzlich, Ditte

  • Hi Ditte.


    Wir hatten zwar Regen aber eigentlich keinen Starkregen. Der Pilz stand direkt am Wegrand und roch nicht spermatisch. Zwei Bilder vom Pilzwanderkollegen kann ich dir noch anhängen, die sind etwas besser als meine. Vielleicht erkennst du da schon ob das an der Witterung liegen könnte.



    Falls du nach den Bildern noch Interesse haben solltest, kann würde ich ihn, falls er noch durchhält, morgen tagsüber mal aufs Fenster zum Trocknen legen und könnte ihn dir schicken. Den Sporenabwurf auch, wenn der was bringen sollte. Kannst einfach 'ne PN schreiben dann.


    LG,

    Schupfnudel

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  • Danke dir! Also für mich sieht das so aus, als sei der eben so. Ja, wenn du magst, dann trockne ihn und schick ihn mir - und ich seh, was ich machen kann. Schick mir einfach eine mail an meine gmx. Adresse: Also Vorname.Bandini at gmx.de, dann schick ich dir meine Adresse.

    Liebe Grüße Ditte

  • GriasDi Schupfnudel,


    schaut so aus, dass Ludwig mit seiner Synonymisierung von P. roseipes und P. leoninus recht hat, und Dein Fund tatsächlich eine Übergangsform darstellt. Die Hutbeschaffenheit Deines Fundes gleicht makroskopisch meinem Fund von P. roseipes schon sehr. Gefunden im Voralpenland südlich von München. Fichtenforst am Wegrand, scheinbar auf dem Boden.




    Hier auch noch ein P. leoninus-Fund aus einem Kiefernmischwald bei Bamberg auf sandigem Boden direkt am Wegrand scheinbar auf dem Boden.





    An liabn Gruaß,

    Werner

  • Hi Werner,


    deine Vergleichsbilder sind schon nah dran an meinem Pilz, wenn auch etwas filziger. Dann wären wir mit viel Skepsis hier einmal im Kreis gelaufen um dann wieder bei P. leoninus inklusive P. roseipes rauszukommen, wenn man der Auffassung folgen mag, dass die zusammengehören. ^^


    Immer wieder schön, dass man hier im Forum so viel Fachkompetenz fachsimpeln lassen kann.


    LG,

    Schupfnudel

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  • schaut so aus, dass Ludwig mit seiner Synonymisierung von P. roseipes und P. leoninus recht hat

    Ach, ich weiß nicht. Das hat mir noch nie gefallen, genauso wenig wie das plautus-Aggregat. Pilze, die makroskopisch doch so deutlich unterschiedlich aussehen, vermag ich nicht in die selbe Art reinstopfen wollen.

    Ich habe natürlich keine Ahnung, ob da schon mal die Sequenzierer dran waren. Bei den Rehbraunen gibts ja mittlerweile auch mehrere.


    Beste Grüße

    Harald

  • Hi Harald,


    das wäre natürlich super. Dann lege ich ihn zum Trocknen neben den Risspilz. Versand schaffe ich dann aber nächste Woche erst (gilt auch für Dittte).


    Dankeschön!


    LG.

    PS: Witziger fun-fact am Rande - der Dachpilz riecht jetzt, wo er bereits leicht angetrocknet ist, exakt wie mein Parasol-Pilzpulver. :huh:

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  • O. k., dann wird er eben aufgegessen, wenn er sich schon nicht eindeutig benennen lässt:D. Ich habe aus dieser tollen Diskussion auch was neues gelernt, nämlich dass P. leoninus und P. roseipes von LUDWIG zusammengeschmissen werden - und dass wir also irgendwie alle recht hatten<3. Ist doch auch was tolles.

    FG

    Oehrling

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  • Hallo Schupfnudel, deine Sendung hab ich bekommen, und eben habe ich den Fund untersucht. Es handelt sich um Inocybe tabacina. Wieder weiß ich nicht, wie deren deutscher Name heißt. Ich war zuerst irritiert, weil sehr wenig von der für die Art typischen Velipellis in der Hutmitte zu sehen ist. Aber es passen die Hutfarbe, der oft abgeriebene Hutrand, die recht glatte Hutoberfläche, der sehr helle Stiel, das Habitat und die Mikrodetails. Ich häng mal ein Bild von einem Hut der Art an.

    Inocybe tabacina ist keine häufige Art, du hast damit also einen schönen Fund gemacht!

    Herzliche Grüße an alle, Ditte

  • Hallo Ditte,


    auch an dich herzlichen Dank für die Untersuchung. Freut mich, dass der Pilz sogar einen Namen bekommen durfte. Bei Risspilzen ist das ja alles andere als einfach. Schön, dass wir hier Experten haben, die auch zu solchen Funden was sagen können.


    Liebe Grüße.

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