Mal was ganz anderes... (hier ist ja off topic) - ein Blick in den Himmel

Es gibt 12 Antworten in diesem Thema, welches 2.599 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Tricholomopsis.

  • Servus beinand,


    ich habe irgendwie zu viele Hobbys. Pilze allein sind ja nicht alles. Neben Frau (kein Hobby, klar) und Hund (auch kein Hobby) mache ich viel Musik, ich spiele intensiv Schach und ich habe ein Faible für die Astronomie/Astrophysik. Schon als Kind habe ich unzählie Nächte mit Fernglas und/oder kleinem Teleskop verbracht. Nach langer Pause habe ich hier wieder begonnen, aktiv zu werden. Zum Sterngucken habe ich einen Achtzöller (gehört der Schule, ich kann ihn abr asleihen), um Fotografieren nutze ich aber ganz simpel Kamera und Stativ. Ich habe mir eben eine mechanische Nachführhilfe gekauftt (tickt wie eine Eieruhr und dreht sich mit 15° pro Stunde, um die Erddrehung halbwegs auszugleichen).

    Mit meinem 200 mm-Tele kann ich damit immerhin 4 Sekunden belichten, ohne dass die Sterne länglich werden. Dann macht man eben mal 100 Bilder (oder mehr), stackt die und hat dann (hoffentlich) schöne Fotos. Falls es euch interessiert, kann ich ab und zu mal welche vorzeigen (manchmal hockt man abends/nachts ja mehr am Mikroskop als am Teleskop/der Kamera).


    Hier ist der sogenannte Hantelnebel (Messier 27) - bitte draufklicken, dann wird es größer und man sieht mehr:



    Ein alter Stern hatte sich hier aufgebläht, seine Hülle abgestoßen und ist dann zu einem Weißen Zwerg kollabiert. Die bei der kleinen Explosion abgestoßene Hülle sieht man jetzt als Nebel um den Stern herum. Der Nebel hat mittlerweile ca. drei Lichtjahre Durchmesser. Da das System 1400 Lichtjahre von uns entfernt ist, sieht man hier auf dem Foto eigentlich, wie der Nebel und der Stern vor 1400 Jahren aussahen.

    Der Nebel ist grünlich, da man vor allem Licht sieht, das durch Anregung von Sauerstoff entsteht. Wenn man genau hinschaut, sieht man etwas Rot am Rand des Nebels - da kollidiert er mit dem dünnen Gas im Weltraum (Wasserstofff leuchtet nach Anregung rot).


    Wer den Hantelnebel selber sehen will - er ist im Sternbild Vulpecula (die kleine Füchsin, wenn man es übersetzt) - und im Fernglas schon als kleinner Fleck zu sehen. Die schwächsten Sterne auf dem Foto sind knapp über der 13. Größenklasse (für die, die das verstehen/nachvollziehen). Bei so schwachen Sternen gibt es wenig Angaben zur visuellen Helligkeit, sondern nur auf gewisse Frequenzbänder bezogen. Jedenfalls müsste der kleine Stern in der Mitte des Nebels nicht der Zentralstern sein, denn der hat nur 14. Größenklasse (Weißer Zwerg, weit entfernt, Oberflächentemperatur mit 100.000 Grad viel viel heißer als die Sonne, aber eben klein und sehr weit weg). Der Stern in der Mitte steht näher uns (scheinbare Helligkeit von 11,75 mag).


    Unabhängig von den physikalischen Details - ich hoffe, ihr könnt die Ästhetik und die Faszination ein bisserl nachvollziehen.

    Für mich ist die Astronomie eine willkommene Abwechslung von der Pilzbestimmung. Der Tag und die Nacht müsste nur mehr Stunden haben...


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Hallo Christoph,

    ich habe zwar kein Equipment zur Beobachtung, aber immer wenn ich auf einer Berghütte übernachte, schau ich mir mit Begeisterung die Sterne an. Es ist einfach großartig, wenn man gefühlt 3x soviele Sterne sieht wie in einem städtischen Großraum.

    LG Karl

  • Hallo Christoph,

    ich habe zwar kein Equipment zur Beobachtung, aber immer wenn ich auf einer Berghütte übernachte, schau ich mir mit Begeisterung die Sterne an. Es ist einfach großartig, wenn man gefühlt 3x soviele Sterne sieht wie in einem städtischen Großraum.

    LG Karl

  • Servus ihr beiden,


    freut mich, dass ich euch etwas abwechseln konnte :-).


    Karl: ja, der Blick nach oben, vor allem in den Bergen, ist immer wieder eindrucksvoll. Vor allem, wenn man die Milchstraße hell und strukturreich sieht, was in der Stadt nicht mehr möglich ist.


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Christoph servus,

    wäre toll, wenn du hier auch ab und zu etwas von unserem fantastischen Sternenhimmel und was sonst alles dazu gehört, einstellen würdest. Auch ich interessiere mich schon seit Kindertagen für Astronomie und auch Raumfahrt. Ich bin ein Jahrgang, der noch miterlebte, als man begann, den Mond mit Hilfe von Raketen zu erforschen, die man aber dort nicht in eine Umlaufbahn bringen konnte oder gar eine Landung möglich gewesen wäre, sondern man machte ununterbrochen Fotos während- man kann schon sagen- des Absturzes der Rakete auf die Mondoberfläche, bis zum Aufprall und alles zerstört war. Die Entwicklung seit dem war atemberaubend. Nicht zuletzt die unvorstellbaren Fotos die Hubble in den letzten mehr als 20 Jahren geschossen hat. Ich habe mir vor langen Jahren ein japanisches Fernglas mit 20- facher Vergrößerung gekauft, mit dem man normalerweise nicht aus der Hand beobachten kann, da alles verwackelt wäre. Das Fernglas hat aber eine elektronische Stabilisierung und wenn man die einschaltet, steht das Bild wie eingefroren. Man kann damit ca.10 mal mehr Sterne und Sonstiges sehen, als mit dem bloßen Auge. So genug geschrieben, jedenfalls ist der Weltraum, wie auch unsere Pilze, einfach nur faszinierend. Viele Grüße

    Thomas

    AUCH VON MIR KEINE ESSENSFREIGABE. EINE BESTIMMUNG IST OHNE JEDE GARANTIE.

  • ja, der Blick nach oben, vor allem in den Bergen, ist immer wieder eindrucksvoll. Vor allem, wenn man die Milchstraße hell und strukturreich sieht, was in der Stadt nicht mehr möglich ist.

    Liebe Grüße,

    Christoph

    Am eindrücklichsten habe ich das vor viiieeeeelen Jahren auf einer Reise in die Provence-Alpen erlebt.

    Wir haben gezeltet und es war genau um die Zeit der Leoniden. Wir lagen eher vor dem Zelt und schauten fasziniert in den Himmel. So viele Sterne und Schnuppen habe ich seither nie wieder gesehen.

  • Servs Tuppie, servus alle,


    ich erinnere mich noch an den Sternenhimmel in den Anden in über 4000 Meter Höhe oder auch an den Sternenhimmel in Patagonien. Glasklare Luft, kaum Lichtverschmutzung... nur gab es damals keine Möglichkeit, g'scheit zu fotografieren. Als ich diese Forschungsreisen gemacht hatte (mykologische Reisen natürlich), war noch die Zeit der Analogfotografie.


    Heute sieht das ganz anders aus. Man kann per Digitalkamera auch Hunderte von Einzelfotos machen und die dann eben miteinander verrechnen bzw. diese aufaddieren. Dafür erzeugt der Chip in der Kamera ein Hintergrundrauschen - aber das kann man mittlerweile auch wieder rausrechnen lassen. Die Software gibt es kostenlos.


    Sprich: jeder, der eine Kamera mit gutem Objektiv hat und zudem ein Stativ, der kann heute Astrofotos machen, die früher ohne Teleskop nicht möglich gewese wären.


    Da Bergwald gerne weitere Fotos sehen will, zeige ich noch einen Klassiker vor: Messier 51 - das ist eine Spiralgalaxie, die mit einer kleinere Galaxie zusammengestoßen ist und dadurch verformt wurde. Das Galaxienpaar steht im Sternbild der Jagdhunde, unterhalb der Deichsel des sog. Großen Wagens.



    Man muss hier wieder das Bild anklicken, um es größer zu sehen. Ich habe hier keinerlei Nachführung verwendet, also die Erddrehung nicht ausgeglichen, sondern viele viele Einzelbilder zu je 0,6 Sekunden Belichtungszeit gemacht, dann gestackt und mit Photoshop nachbearbeitet.


    Man sieht die Spiralarme, die etwas zusammengestaucht wurden und auch die Verbindung zur zweiten Galaxie knapp rechts oberhalb, wenn man genau hinschaut. Der Kern der größeren Galaxie ist sehr hell - man nennt solche Galaxien auch Seyfert-Galaxien. Da sitzt ein riesiges Schwarzes Loch, das Unmengen an Materie einsaugt, wodurch sehr viel Strahlung erzeugt wird.


    Um die Spiralarme mit einem Teleskop direkt sehen zu können, müsste man sehr viel Geld ausgeben und ein wirklich großes Teleskop kaufen. Mit einer Spiegelreflexkamera plus Teleobjektiv, Geduld und PC geht es aber auch so. Ganz wenig oval sind die Sterne aber noch (wegen der Erddrehung). Da ich mittlerweile einen mechanischen Nachführapparat habe, werde ich das Foto wiederholen, wenn mal wieder ein klarer Himmel ohne Mond sein sollte (spätestens im nächsten Frühjahr, denn im Sommer steht diese Galaxie bei mir in Richtung Augsburg mit entsprechender Lichverschmutzung). Ich habe nur nach Süden einen fast unverschmutzten Himmel (und Süden ist am Wichtigsten).


    Für diejenigen, die sich tiefer auskennen, das Bild nochmal, aber hier mit einem Stern, den ich dank der aktuelle Datenbanken (gab es früher auch nicht) und den aktuellen Missionen wie z. B. Gaia2 nachschlagen konnte und dessen scheinbare Helligkeit nachschlagen konnte.



    Bis zur 6. Größenklasse können wir Sterne mit dem bloßen Auge sehen. Fünf Größenklasse Unterschied bedeuten die 100fache Helligkeit - ein Stern erster Größenklasse ist 100 mal heller als einer der 6. Größenklasse und entsprechend 10.000 mal heller als einer der 11. und 1.000.000 mal heller als einer der 16. Größenklasse.


    Als ich früher mit meinem (kleinen) Teleskop beobachtet hatte, kam ich knapp über 10. Größenklasse. Mit dem (teuren) Achtzöller meiner Schule bis knapp über die 14. Größenklasse - und das schafft man per Foto auch ohne Teleskop.


    Natürlich kann man auch mit einem Teleskop fotografieren, dann kann man viel lichtschwächere Strukturen nachweisen. Aber dann muss die Nachführung sehr genau sein, das Teleskop darf nicht wackeln - die nötige Montierung ist entsprechend teuer und der Aufwand groß. Die Fotos, die ich hier zeige, kann hingegen jeder, der ein Stativ und eine Kamera besitzt, selber machen. Die Nachbearbeitung in Photoshop ist etwas tricky, aber es geht ;-).


    Als letztes zeige ich noch einen Kugelsternhaufen - diese Objeke umkreisen unsere Milchstraße. Messier 4 steht recht niedrig über dem Horizont. Man kann ihn in einem Fernglas gut als Nebelfleck sehen. Mit einer Kamera kann man aber schon die ersten Sterne dieses Haufens auflösen. Ich finde ihn ziemlich hübsch.



    Auffällig ist das senkrechte Band aus mehreren Sternen (10. Größenklasse). Daran kann man Messier 4 immer sofort erkennen. Direkt links unterhalb dieses Bandes sieht man einen länglichen Stern - das sind zwei Sterne, die sehr nah beieinander stehen - dafür ist meine Objektivlinse zu klein, um die in zwei Einzelsterne aufzulösen.


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Hallo Christoph,


    tolle Bilder, das macht mir direkt auch mal wieder Lust, das Spektiv einzupacken und auf DSO-Suche zu gehen. Es gibt ja mittlerweile tolle Apps wie z. B. "Sky Guide" fürs Ipad, die es sehr leicht machen, die Objekte am Himmel aufzufinden.

    In den Genuss von Farben, wie Du sie hier zeigst, kommt man aber nur auf fotografischem Weg. Selbst mit dem besten Spektiv sieht das Auge nur Grauwerte.

    Was ich unbedingt mal probieren will, ist die Milchstaßenknipserei mit einem Ultraweitwinkel (14mm) und einer Vollformat-DSLR. Man belichtet hierbei bei sehr lange (30-45sec.)und dank des großen Bildwinkels bemerkt man gar nicht, daß die Sterne eigentlich strichförmig sind.

    Ein paar Tipps dazu gibt es hier:


    Milchstrasse fotografieren: Die richtige Ausrüstung - Stephan Wiesner Fotografie


    Viele Grüße

    Ralph

  • Hallo Christoph,

    das Leben ist zu kurz all die spannenden Dinge zu tun, auf die frau Lust hat. Deine Bilder vom Sternenhimmel sind beeindruckend. Ich genieße den Nachthimmel hier im halbverlassenen Dorf, wo es kaum Lichtverschmutzung gibt und bei Neumond sehe ich von Zeit zu Zeit die Milchstraße direkt über mir. Dann ist es meist eisig kalt und lange in die Sterne gucken ist nichts für Frostbeulen. Für milde Sommernächte - die sind hier in meinem Tal auch rar - trotz Klimawandel - habe ich seit Jahren eine App für Greenhörner und "Gelegenheits - in die Sterne gucker"- Star walk. Ich nutze sie nur selten, aber manchmal, wenn ich wissen will, wer was ist, kommt sie doch zum Einsatz. Am besten finde ich es einfach so auf dem Liegestuhl mit dem Hund in eine Decke gekuschelt in den Himmel zu schauen. Vorzugsweise im August um Schnuppen zu sehen. Profan im Gegensatz zu den astronomischen Leckerbissen, die Du uns zeigst, aber der Blick in die funkelnde Unendlichkeit schafft es regelmäßig, mich wieder zu erden.

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


    Hier im Forum gibt es grundsätzlich keine Verzehrfreigaben.

    Pilzsachverständige findest du hier.

  • Servus Claudia,


    oh ja, das Leben ist wirklich zu kurz, um alles zu machen. Ich werde mich ein bisserl in die Flechten einarbeiten (habe mir gerade "die Flechten Deutschlands" von Wirth et al. geleistet. Zwei tolle Bände - das wird auch wieder Zeit fressen ^^.

    Und es gibt noch so viel Spannendes - man muss einfach schauen, was man machen kann und was nicht. Die Sterne waren für mich einfach seit der Kindheit ein intensives Hobby. Ich habe es erst vor ca. 2 Monaten reaktiviert. Da aber nicht immer Neumond (plus minus mehrere Tage) ist und dann eh nicht immer klarer Himmel, laufe ich nicht Gefahr, mich zu sehr von den Schwammerln abbringen zu lassen. Und da ich das Gegenteil einer Frostbeule bin (wenn's unter 12 Grad wird, dann reicht ein T-Shirt nicht mehr...), bin ich nachts draußen bestens aufgehoben. ^^


    Und was Profanität angeht - ein Blick in die funkelnde Unendlichkeit ist niemals profan.


    Servus Thomas,


    ich habe im Moment keine App (bis auf ein Spielzeug - SkyView free, die ich aber nie nutze). Die App, die du empfiehlst, klingt gut. Ich denke, ich werde die mal ausprobieren ;-).


    Liebe Grüße (an alle),

    Christoph