Russula insignis

Es gibt 3 Antworten in diesem Thema, welches 3.794 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Karl W.

  • Hallo zusammen,


    gestern Abend habe ich eine kleine Runde auf dem Duisburger Waldfriedhof gedreht. Dort war es zwar sehr trocken und entsprechend waren fast keine Großpilze zu finden. Das Gebiet an sich scheint aber Potential zu haben und entsprechend werde ich mir da auch nach Regen mal genauer anschauen. Aber auch ohne Wasser gab es einen Täubling, den ich euch zeigen möchte.


    Makroskopisch fiel der unten gelbliche gefärbte Stiel auf. Der Geruch ging Richtung Camembert-Täubling, der Geschmack war mild. Die Stiel färbte sich unten mit 20% KOH sofort dunkelrot, während das Stielfleisch mit KOH nicht reagierte. Mit Ammoniak gab es an der Stielbasis auch eine rot-orange Verfärbung. Die Reaktion mit Guajak war mäßig, mit Eisensulfat gab es eine schwach rosa Reaktion. Begleitbaum war Quercus robur.


    Wenn ich an der Stelle aufgehört und geschlüsselt hätte, wäre ich wahrscheinlich direkt bei Russula insignis gelandet. Aber ich mußte ja unbedingt mit dem Mikroskop reinschauen. Dort zeigten sich in der Huthaut deutlich krustierte Elemente, die in Sulfovanillin leicht gelblich erschienen und sich mit Karbolfuchsin gut anfärben ließen. Also habe ich dann schlüsselmäßig bei Arten gesucht, die inkrustierte Primordialhyphen aufweisen... Zum Glück hatte ich meine Fotos in der Zwischenzeit aber auch bei FB gepostet und da hat Karl dann in Sekundenbruchteilen das Rätsel für mich gelöst. Was sich da auf dem Hut findet, sind also Velumsreste und keine inkrustierten Primordialhyphen.


    Huthaut in Kongorot

    SV

    Karbolfuchsin

    Sporen


    Björn

  • Servus Björn,


    sehr schöner Fund. Ich hatte Russula insignis letztes Jahr nahe der Alpen (auch bei Eiche) gefunden – dort ist es eigentlich zu kühl für die Art. Sie scheint dank des Klimawandels ihr Areal zu vergrößern.


    Das, was an der Stielbasis mit KOH rot wird, ist übrigens auch das Velum universale. Am Hutrand sieht man es manchmal auch makroskopisch als Überzug.

    (Funfact: auch bei Russula ochroleuca und Russula viscida ist die gelbe Stielbasis, die mit KOH rot wird, wegen des stark reduzierten Velums gelb und auch das reagiert das Velum mit KOH)


    Man hat oft nur zu sehr - vielleicht von Pilzkursen - im Kopf, dass Russula kein Velum hätte, dabei stimm das nicht. Der Grundbauplan ist mit Velum universale, es ist nur bei sehr vielen Arten völlig reduziert, bei wenigen noch sichtbar. Und manche Arten haben ja noch einen Stielring vom Velum universale.


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Christoph, Danke für deine Erklärung über das Velum.


    Jetzt ist mir vollkommen klar, warum ich z.B. bei einer R. ochroleuca nur manchmal auf "einer" Stielbasisseite oder manchmal sogar nur strichweise an der Basis eine Rotfärbung mit KOH bekomme.

    Das erklärt auch die fehlende Anfärbung bei meiner R. viscida.

    R. insignis fehlt mir leider noch, aber da dürfte jetzt nichts mehr schiefgehen.


    Björn, das ist für mich ein ganz toller Beitrag von dir. Daraus kann ich viel lernen. Die Anfärbung der HDS Hyphen in Wasser soll ja bei R. insignis ähnlich der o.a. sein und ehrlich, beim KF-Bild da hätte ich auch mal blöd geguckt. Aber auch Karl sei Dank.


    Wunderbarer Vortrag... :gwinken:

    Grüsse


    claus

  • Hallo zusammen,

    zur Ergänzung möchte ich noch sagen, dass für mich der Geruch eher fruchtig ist und nicht an den Camembert Täubling erinnert. Durch den milden Geschmack ist R. insignis aber ohnehin eindeutig vom Camembert Täubling (R. amoenolens) zu unterscheiden. Eine Verwechselung ist eher mit dem Kratzenden Kammtäubling (R. pectinatoides) möglich, besonders weil die in der Literatur erwähnten kupferroten Flecken an der Stielbasis oft fehlen. Dann hilft die KOH/NH3-Reaktion an der Stielbasis von R. insignis natürlich sehr. Allen Arten gemeinsam sind die für Täublinge eher tristen Farben und der zumindest im Alter gekerbte Hutrand. Das von Christoph erwähnte gelbe Velum am Hutrand ist auf den Bildern von Björn gut zu sehen, vorausgesetzt man weiß das es sich um Velum handelt ;).
    Ich glaube, das R, insignis am Niederrhein ebenso häufig ist, wie die beiden anderen Arten und oft übesehen wird. Manchmal teilen sie sich sogar den gleichen Standort, was ausgesprochen lästig sein kann :giggle:. Der Vollständigkeit sei noch erwähnt, das es noch weitere aber zumindest bei uns sehr seltene oder fehlende Kammtäublinge gibt.

    LG Karl

    Hier noch zwei Bilder von der Reaktion mit Ammoniak