Die vom Sturm gespälterte Buche - oder: Orchideen im Wilden Süden

Es gibt 53 Antworten in diesem Thema, welches 22.933 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Radelfungus.

  • Guten Abend,


    dann habe ich da noch ein paar Fliegenragwurzen, die ein bisschen anders daherkommen als sie eigentlich sollten:


    Nicht mit den sonst schlanken Blüten, sondern eher korpulent:


    Teils bollig-rundlich:



    Und dann in aller Frechheit am selben Stengel unten schlank und oben breit:


    ==zucken


    Da scheint also irgendwie die schwesterliche Spinnenragwurz hineingehuscht zu sein, die Fliegenragwurzen hybridisieren ja gerne.


    Ich habe mich drei halbe Ewigkeiten lang dumm und dibblig gesucht, aber im wirklich weiten Umkreis keine Spinnenragwurz gefunden. Der nächste Standort wäre Luftlinie ca 15 km entfernt.


    Sei´s drum, so ist es halt.


    Nachtrag: Nachdem ich gerade Karl W ´s Eifelorchideen gesehen habe, könnte ich mir auch vorstellen, dass statt der Spinne die Hummel vorbeigebrummt ist.

  • Hallo Radelfungus,


    eine sehr schöne Orchideensammlung!


    Bei der Fliegenragwurz würde ich als Laie vermuten, daß das schon ganz normale sind. Ein bißchen Variation ist ja immer ;)

    Und die sich gerade erst öffnenden Blüten (wie auf dem 3. Bild) müssen sich erst "ausrollen". Auf dem letzten Bild sieht man sehr schön, daß die "jüngste" Blüte ganz oben am Stengel noch breit wirkt, während an den unteren, älteren Blüten die seitlichen Ränder quasi nach hinten geklappt sind und sie dadurch von vorne schmaler aussehen (soweit meine Theorie).


    Viele Grüße,

    Clara (die sich auch gerne durch Orchideen von den Pilzen ablenken lässt)

  • 13.06.2021 Die Pyramidenhundswurzen blühen:


    Ich habe für kein einziges der Fotos einen Fuß neben den Weg gesetzt. Andere waren da etwas rücksichtloser:


    Sie sehen nicht alle gleich aus. Mal ist das Mittelteil der Lippe breit, mal schmal, mal mit Einkerbung...........aber die Anacamptisse neigen ja gerne untereinander zur Hybridisierung.



    Edit: Keine Ahnung, warum da wieder zwei Bilder hinten dran hängen. Das ärgert mich jedes Mal.

  • 27.06.21


    Das gefleckte Knabenkraut ist üppig und wohl gewachsen dieses Jahr, es sind wohl mindestens 300 Pflanzen auf kleinem Raum:



    Zwei Albinos waren auch darunter :


    Hier die Blätter dazu:


    Stimmt das mit dem gefleckten Knabenkraut? Oder seht Ihr eher das Fuchs´sche Knabenkraut ?

  • Was wachsen noch für Orchideen bei uns im Wilden Süden?


    Das Weiße Waldvögelein ( Cephalantera damasium) :


    Das weiße Waldvögelein ist bei uns so häufig, dass es nicht einmal in der Roten Liste Berücksichtung findet. Man trifft es auch in Parks, Friedhöfen und als Spontanansiedlung in gewöhnlichen Gärten an.

    Nichts desto trotz ist es nicht vor organisiertem Vandalismus sicher. Die Waldvögeleins auf den nachstehenden Bildern wurden tags darauf von der zertifizierten und qualitätsgesicherten Stadtgärtnerei abgemäht, obwohl es auf dem Areal gar nichts zu mähen gab (alle 100cm ein kümmerlicher Grashalm):


    Das weiße Waldvögelein ist eine sehr schüchterne Pflanze und öffnet sich nur selten und dann meist unvollständig dem geneigten Betrachter:

  • Heute habe ich mir einen altbekannten Orchideenstandort angeschaut, der letztes Jahr leider auf dreißig Meter Breite von der Landeswasserversorgung wegen einer neuen Wasserleitung tief umgepflügt und mit schweren Tiefbaugeräten malträtiert wurde.

    Da war natürlich nichts mehr zu sehen außer ein paar Pionierpflanzen. Seitlich davon entdeckte ich aber zu meiner allergrößten Entzückung einen Schwarm helmknabenkräutigerer Albinos:









    Die sprichwörtlich blütenweiße Variation hat mich fast aus den Wanderschuhen gehauen.

  • Guten Abend,


    heute am Vormittag besucht: Nach unten trapezförmig spreizende Antheren, sehr langer Sporn, kantiger Stengel, das sollte theoretisch die grüne Waldhyazinthe (Platanthera chlorantha), die auch gerne auf vom Wald beschatteten Wiesen wächst, sein:









    Ein kräftiger Horst aus drei Trieben:


  • Das Schwarze Kohlröschen, oder das Gemeine Kohlröschen, Nigritella nigra subsp. rhellicani, Gymnadenia rhellicani, je nach Vorliebe der Benamsung:









    Zum Größenvergleich:


    Bild 1 und 2 auf ca 1800m, die anderen auf ca 2350m.


    So richtig häufig sind die nicht, aber ich freue mich immer, wenn ich welche entdecke.


    Hier noch eine Detailaufnahme:

  • Guten Abend,


    Händelwurzzeit:


    Mit dem langen Sporn sollte es die Mückenhändelwurz (Gymnadenia conopsea) sein:



    Stämmige Exemplare werden bis zu 90 cm hoch:



    Wenn die Bedingungen passen, treten sie gerne im Rudel auf:


    Ab und an findet man einen Albino:


    Die Pflanzen riechen wie ein explodierter Parfümladen und bilden gerne Hybriden mit anderen Orchideen.


    Alle obigen sind vom hinterm Haus auf der Schwäbischen Alb, die nachfolgenden aus den Dolomiten:

  • Am liebsten möchte ich dem gesamten Thread den Daumen hoch geben (so etwas gibt es aber nicht, oder?)...

    Was für eine Blüten-Pracht!

    :love:

    Danke!

    Ich bin übrigens schwer beeindruckt, dass sich hier im Forum nicht nur Pilz-Expertise findet, sondern auch fundiertes Wissen zu Pflanzen, Insekten, Schnecken, ... etc. etc. Hut ab!

    Surely it is our responsibility to do everything within our power to create a planet

    that provides a home not just for us, but for all life on Earth.”


    David Attenborough

  • Guten Abend,


    es geht weiter mit dem (so hoffe ich zumindest, Korrekturen sind erwünscht) Fleischfarbenen Knabenkraut:




    Es ist ja ein bisschen schwierig mit dieser Pflanze, die deutlich längere Tragblätter als Blüten hat, aber auch gerne wahllos hybridisiert, mit dem breitblättrigen, dem gefleckten, dem Manns/Prachtknabenkraut.

  • Fleischfarbenen Knabenkraut:

    OhHA ! Also fleischfarben sieht da ja gar nix aus. Ich hoffe, bei keinem von Euch zeigt sich so eine Farbe auf unter unter der Haut :glol:


    Danke fürs Zeigen. Bin ganz neidisch auf die tollen Orchideenfunde, die ihr hier alle macht!

    LG Hilmi

    Liebe Grüße aus dem Vogtland

    die Schwarzhex

    :gwinken: Sandra

    (PC 100 - 10 (fürs APR 2020) = 90 - 15 (APR 21) = 75-10 (APR22) = 65 + 7 (APR 22 Auflösung) - 5 (Rätsel-Gedicht)= 67 - 10 (APR 23) = 57 + 5 Gnanzierung = 62 - 10 (Ast-Wette gegen Björn) = 52 )

  • Bin ganz neidisch auf die tollen Orchideenfunde, die ihr hier alle macht!

    Also meine Orchideen-Funde sind bisher irgendwie eher mehr zufällig. Aber ich freue mich jedesmal sehr darüber, weil es gibt wirklich sehr, sehr schöne Orchideen u. wo sich solche finden, gibt es auch oftmals interessante besondere Pilze.

    »Experts do not exist,

    we all are beginners

    with greater or lesser knowledge.«

    Luis Alberto Parra Sánchez

  • Weiter geht es mit der Kugelorchis ( Traunsteineri globosa ), auch Kugelknabenkraut genannt:


    Am Anfang eher pyramidal.......




    ...........machen sie voll aufgeblüht ihrem Namen die gebührende Ehre:





    Hier mit schönen Blick auf die einzelnen Blüten:



    Um die Kugelorchis zu finden muss man nicht in die Alpen fahren, man findet sie auch auf der Schwäbischen Alb.

  • Die Pyramidenhundswurzen blühen

    Von dieser Art habe ich den Eindruck, dass sie von der Klimaerwärmung sehr stark profitiert und sich unter dieser Bedingung sogar in Habitaten, die sich etwas verschlechtern, z.B. in einer Saison ausgebliebene Mahd, dennoch gut behaupten.

  • Guten Abend,


    hier die Orchidee des Jahres 2024, die Mückenhändelwurz, als Albino:


    20.06.24:


    02.07.24:


    Ein kräftiges Exemplar, Höhe ca 75cm, welches seit Jahren zuverlässig erscheint. Der einzige Albino an diesem Standort unter einigen Hundert "normal" gefärbten Kollegen.