Hallo, liebes Forum.
Auch in diesem Jahr führte mich ein kurzer Urlaub wie in den vergangenen Jahren ins wunderschöne Fichtelgebirge.
Quartier genommen hatte ich wie in schon im Vorjahr in Weißenstadt.
Die hübsche und sympathische Kleinstadt mit einer intakten Infrastruktur ist ein idealer Ausgangspunkt für ausgedehnte und interessante Wanderungen.
Bevor es mit den Schwammerln losgeht, möchte ich Euch einige nichtpilzliche Fotos zeigen.
Weißenstädter See
Wiesenknöterich
Mit Besuch - Garten-Laubkäfer (Phyllopertha horticola). Diese Käfer saßen nahezu an jeder blühenden Knöterichpflanze. Insgesamt waren es wohl Tausende.
Baumweißlinge (Aporia crataegi) beim Liebesspiel.
An einer Ulme fielen mir unbekannte Blattdeformierungen auf. Eine kurze Recherche ergab, dass es sich um Gallen der Ulmen-Blasenlaus (Tetraneura ulmi) handelt.
Nachdem am zweiten Urlaubstag Matthias wie bereits in den vergangenen Jahren unsere Runde bereicherte (siehe hier, mit Verweisen auf all unsere gemeinsamen Beiträge seit 2015), gab es nun auch einige Pilze zu entdecken. Einige davon möchte ich Euch gern zeigen. Dankenswerterweise hat mir Matthias wieder die Erlaubnis gegeben, seine Bilder für diesen Beitrag verwenden zu dürfen.
Ich habe sie entsprechend gekennzeichnet.
Los geht es mit einem kleinen Becherling an einem dünnen Buchenästchen, der wegen seiner tollen Färbung ein echter Hingucker ist: Zweifarbiges Haarbecherchen (Capitotricha bicolor).
Da wollten wir natürlich auch gern die Nachbarart Capitotricha fagiseda an Buchenfruchtschalen finden. Leider gab es da nur ein unfotogenes Exemplar,
dafür wurden wir mit einem reichen Vorkommen des Bräunlichen Buchenblatt-Haarbecherchen (Brunnipila fuscescens) entschädigt.
Ebenfalls an Cupulae von Buchen fand sich wie zu erwarten das häufige Weiße Haarbecherchen (Lachnum virgineum).
An Fichtenholz in einem Feuchtbiotop entdeckten wir schließlich eine deutlich gestielte Gallertträne, die wir gern Dacrymyces capitatus nennen möchten.
An einem Bachufer konnten wir an feucht liegenden Fichtenzapfen den Rosabraunen Dickbecherling (Pachyella babingtonii) finden.
Bleiben wir noch kurz bei Fichte als Substrat und schauen uns einige hängende Äste an.
Daran entdeckte Matthias zu meiner Freude den Fichten-Schalenbecherling (Triblidiopsis pinastri), einen von mehreren persönlichen Erstfunden an diesem Tag!
Schleimpilzzeit.
Die feuchte Witterung Mitte Juni (zumindest im Fichtelgebirge) war natürlich ideal für viele “Schleimer“ (Myxomyceten). Vier von denen möchte ich Euch gern zeigen.
Ich beginne mit einem Blutmilchpilz, der Größe und Färbung nach vermutlich Lycogala terrestre.
Weiter geht es mit noch jungen und unreifen Fadenkeulchen (Stemonitis spec.).
Der mit Abstand häufigste Myxo an diesem Tag war der Geweihförmige Schleimpilz (Ceratiomyxa fruticulosa), der überall wo man hinschaute fruktifizierte.
Neu für mich war der Schwarze Nadelstäubling (Enerthenema papillatum), den Matthias an mehreren entrindeten Nadelholzästen fand.
Auffallend und charakteristisch ist die deutliche Apikalscheibe.
Einige Großpilze gab es natürlich auch. Hier fotografiere ich gerade einen davon.
Hexenzwilling = Flockenstieliger Hexenröhrling (Neoboletus erythropus).
Matthias entdeckte schließlich noch den Scherbengelben Rötling (Entoloma cetratum)
sowie eine Gruppe Purpurschneidiger Bluthelmlinge (Mycena sanguinolenta), die vom Helmlingsschimmel (Spinellus fusiger) befallen waren.
Nicht selten, aber immer wieder schön anzusehen.
Kommen wir nun zu dem Höhepunkt unserer Touren.
Einem Hotspot winziger Stängelpilzchen, die wir an toten Lupinenstielen im Uferbereich des Fichtelsees fanden. Hier könnt ihr das Biotop sehen.
Matthias bei der „Arbeit“.
Einige spannende Arten gingen uns „ins Netz“, wie dieser Mützenförmige Schüsselschwindling (Calyptella capula), der zwar wie ein Becherling ausschaut, allerdings ein Basidiomycet ist.
Hier aus einer anderen Perspektive.
Kleinbecherlinge gab es natürlich auch, wie Grevilles Haarbecherchen (Cistella grevillei)
sowie ein wohl noch unbeschriebenes nicht bis kurzgestieltes Becherchen, welches dem Pokalförmigen Krönchenbecherling (Cyathicula cyathoidea) nahezustehen scheint.
Diese und alle folgenden Collagen sind - natürlich - von Matthias.
Zu unserer großen Freude konnten wir auch zwei nicht häufige Fadenkeulchen entdecken.
Hier das Herzsporige Fadenkeulchen (Typhula culmigena)
Und hier das schöne Schimmernde Fadenkeulchen (Typhula micans).
Nicht vorenthalten möchte ich euch ein in unmittelbarer Nachbarschaft an Rotem Fingerhut (Digitalis purpurea) gefundenes Becherchen,
welches die Dunkelgraue Kräuter-Pyrenopeziza (Pyrenopeziza atrata) sein könnte, was vermutlich das gleiche ist wie Pyrenopeziza digitalis.
Abschließend zeige ich euch gern noch zwei typische Becherchen an Harz.
Um sie zu finden muss man an harzigen Stellen diverser Nadelbäume suchen. In diesem Fall an Fichte.
Gelegentlich wachsen beide Arten vergesellschaftet, wie hier zu sehen ist.
Schwarzes Harzbecherchen (Sarea difformis).
Und hier das häufigere Gelbe Harzbecherchen (Sarea resinae).
Mit einem Bild des Weißenstädter Sees habe ich diesen Beitrag begonnen und mit einem Bild von diesem See möchte ich mich von euch verabschieden.
Es hat mir viel Spass gemacht, diesen Beitrag zu schreiben.
Auch wenn die meisten Pilze eher mini als maxi waren, hoffe ich, dass es euch ein wenig gefallen hat.
Liebe Grüße vom Nobi