Hallo zusammen,
unter kundiger Führung streiften wir gestern zu viert einige Stunden durch den Schaumburger Wald. Es gab gab erfreulich viele Pilze, sodass sogar Speisepilzsammler auf Ihre Kosten kamen.
Hainbuchenrauhfüße (Leccinum pseudoscabrum) in unglaublichen Massen, wobei ich die Variabilität der Hutfarbe und Stielbekleidung junger Exemplare interessant fand.
Neben von Schnecken heimgesuchten Fahlen Röhrlingen (Hemileccinum impolitum), zeigten sich knackige Anhängselröhrlinge (Butyriboletus appendiculatus)
Der Gallenröhrling (Tylopilus felleus) war für mich erst auf den zweiten Blick erkennbar
Kaum zählbar waren die Büschel von jungen Spindeligen Rüblingen (Gymnopus fusipes)
Normalerweise lege ich beim Fotografieren von Gruppen ungern den größten Pilz um, weil das für meinen Geschmack das Bild etwas "zerschlägt". In diesem Fall habe ich eine Ausnahme gemacht, da ich die schöne Gruppe nicht auseinander reißen wollte und es stand eben nur noch ein großes Einzelexemplar zur Verfügung.
Hainbuchen-Milchling (Lactarius circellatus)
Hier eine Gruppe von einem benachbarten Friedhof zum Vergleich
In noch nie gesehenen Mengen gab es eßbare Täublinge, wie hier den Fleischroten Speisetäubling (Russula vesca)
Reichlich vorhanden waren auch Graue Reiftäublinge (Russula parazurea), Papageientäublinge (Russula ionochlora), Frauentäublinge (Russula cyanoxantha) in allen möglichen Farbtönen kreuz und quer durcheinander. Wärend zwei Begleiter schon schnippelten fielen mir etwas abweichende Exemplare auf und eine starke FeSO4-Reaktion wies in die richtige Richtung, die sich später durch Criens in der Huthaut bestätigte.
Grüner Speisetäubling (Russula heterophylla)
Der interessanteste Fund war jedoch eine rote Art mit stark rot gefärbten Stielen. Milder Geschmack, unauffälliger Geruch, helle Lamellen zunächst keine Idee. Während ein Exemplar zum Aussporen lag, zeigte ein Blick ins Mikroskop mehrfach septierte Dermatozystiden, die auch noch nicht zum Ziel führten. Heute morgen dann Sporenpulver 2a/b, fast kreisrunde Sporen mit sehr flachem Ornament, die alleine schon zur Bestimmung gereicht hätten. Bei den leicht angetrockneten Exemplaren waren jetzt auch bräunliche Flecken am Stiel erkennbar, der gekerbte Hutrand war auffälliger und die Stielbasis roch angenehm honigartig.
Honig-Täubling (Russula meliolens)
Der Fund des Tages war jedoch ein Rötling, der sich erst nach dem Aufsammeln durch entsprechendes Sporenpulver auf einem der Hüte verriet. Von eingen kleinen hellhütigen Rötlingen nur mikroskopisch sicher zu unterscheiden. Heterodiametrische Sporen und andere HDS schlossen Entoloma speculum aus. Entoloma sericellum hätte Cheilozystiden, welche nicht vorhanden waren, Entoloma neglectum ist deutlich genabelt und nicht so hell, Entoloma pallens hat keine Schnallen.
Da blieb nur Entoloma olorinum übrig
LG Karl
Im Schaumburger Wald Niedersachsen
- Karl W
- Erledigt
Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 4.532 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Grünspan.
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Hallo Karl, danke für die ausführliche Beschreibung Deiner Täublingsbestimmung. Irgendetwas bleibt immer hängen, auch wenn ich selten die Chance habe unter Hainbuchen oder auf Kalk zu suchen. Bei dem Rötling erstarre ich vor Ehrfurcht. Wie kann man diesen kleinen weißen Winzling als bestimmte Art eines Rötlings identifizieren. Das wird mir immer ein Rätsel bleiben.
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Toll Karl!
Da wär ich gern dabei gewesen.
Mein Hotspot in einem wärmebegünstigten Eichen-Hainbuchenwald bei Bamberg ergab leider nur ein paar alte Boletus aereus und eine Amanita ceciliae. Leider hat es schon wieder 3 Wochen nicht geregnet.
Schöner Beitrag!
An liabn Gruaß,
Werner
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Hallo Karl!
Uiuiui, das ist ja das reinste Pilzfeuerwerk! Danke fürs Mitnehmen auf Eure Tour.
Immer lehrreich Deine Erläuterungen zu den absolut gelungenen Fotos!
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Hallo Karl,
es ist einfach Wahnsinn was bei dir und anderenorts so alles wächst. In meiner Steppe habe ich heute einige Stinktäublinge gesehen, das war es aber auch schon. In diesem Jahr bin ich derjenige der neidvoll auf andere Gegenden blicken muss .
Besten Dank für die schönen Bilder.
VG Jörg
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Hallo, Karl!
Eine sehr bemerkenswerte Gallenröhrlingskollektion.
Da hätte ich auch erstmal Schwierigkkeiten gehabt mit der Ansprache. Bei genauerem Blick ist es dann klar, aber so eine Wuchsform habe ich bisher noch nicht gesehen.LG; Pablo.
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Bei dem Rötling erstarre ich vor Ehrfurcht. Wie kann man diesen kleinen weißen Winzling als bestimmte Art eines Rötlings
Hallo Claudia,
das ist der Ehre zuviel . Sporenpulverfarbe rosabraun ähnlich wie bei Dachpilzen und eckige Sporen legen die Gattung Entoloma sehr einfach fest und kleine, weiße Entoloma gibt es nicht so viele. Die Art war mikroskopisch recht schnell geklärt.
LG KarlToll Karl!
Mein Hotspot in einem wärmebegünstigten Eichen-Hainbuchenwald bei Bamberg ergab leider nur ein paar alte Boletus aereus und eine Amanita ceciliae. Leider hat es schon wieder 3 Wochen nicht geregnet.
Schöner Beitrag!
Danke Werner,
in meinem direkten Umfeld sieht es momentan noch schlechter aus. Ich bin meine vier besten Standorte abgefahren und sah in fast drei Stunden nicht einen Pilz. Erst zum Ende hin stand an einem Teichrand ein zerfressener Täubling und eine Wurzelnder Bitterröhrling. Bei meinem Wochenendbesuch im Schaumburge Wald kam ich mir vor wie in einer OaseUiuiui, das ost ja das reinste Pilzfeuerwerk! Danke fürs Mitnehmen auf Eure Tour.
Immer lehrreich Deine Erläuterungen zu den absolut gelungenen Fotos!
Hallo Tuppie,
freut mich, dass es Dir gefallen hat und war ja auch nach längerer Zeit endlich mal wieder ein Beitrag.es ist einfach Wahnsinn was bei dir und anderenorts so alles wächst. In meiner Steppe habe ich heute einige Stinktäublinge gesehen, das war es aber auch schon. In diesem Jahr bin ich derjenige der neidvoll auf andere Gegenden blicken muss.
Besten Dank für die schönen Bilder.
Hallo Hannes,
ich war ja froh, mal wieder etwas zeigen zu können. "Neidvolle" Blicke in andere Gegenden werfe ich schon seit längerer Zeit und habe am Wochenende daher die Gegend gewechselt . Die Fundorte liegen ja im südlichen Niedersachsen und ich wohne am Niederrehin. Zum Glück hat es sich gelohnt.Eine sehr bemerkenswerte Gallenröhrlingskollektion.
Da hätte ich auch erstmal Schwierigkkeiten gehabt mit der Ansprache. Bei genauerem Blick ist es dann klar, aber so eine Wuchsform habe ich bisher noch nicht gesehen.Hallo Pablo,
ich stand noch rätselnd davor als schon eine Stimme sagte " Ah, schön. Die Gallis sind auch da". Das war dann eben der Heimvorteil. Überzeugt war ich erst, nachdem ich mir den größeren Fruchtkörper angesehen und sicherheitshalber probiert habe.
LG an Alle Karl -
Hallo Karl,
...wow, da war ja einiges bei euch los! Vielen Dank fürs mitnehmen!
Die Hainbuchenrauhfüße sehen ja toll aus - wunderschön!
Liebe Grüße,
Carina