Russula violeipes, lilacea und weitere

Es gibt 2 Antworten in diesem Thema, welches 2.742 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Sebastian_RLP.

  • Hallo zusammen,


    Donnerstag abend war ich nochmals unterwegs und konnte wieder einige Russula finden. Allerdings soviele, dass eine genaue Dokumentation jedes einzelnen nicht möglich war.


    Ich fange mal mit denen an, die aus meiner Sicht relativ sicher durch mich bestimmt werden konnten:


    Ein erster begegnete mir gelb leuchtend bei Buche. R.violeipes

    Der leuchtend gelbe Hut war klebrig, die Huthaut dehnte sich beim abziehen. Ich hatte den Begriff "gelatinös" im Kopf. Bei MXM habe ich später "wachs- und gummiartige Huthaut" als Beschreibung gefunden, was es gut trifft. Auffallend waren rötliche Töne am Stiel, so meine Wahrnehmung.


    Der Geschmack war mild. SPP IIa

    Reaktion auf Guajak sehr langsam, dann grünlich.

    Entscheidende Hinweise fand ich in der HDS. Bereits in Wasser an vielen Stellen gut zu erkennen die pfriemförmigen Haare auf tönnchenförmigen Basalzellen.


    Die Sporen auch sehr passend. Amyloid, breit gratig, netzig. 8x7ym.

    Den nächsten Fund habe ich mittlerweile unter R. Lilacea abgelegt. Gefunden in einem Waldstück was von Hainbuchen dominiert auch Buchen und vereinzelt auch andere Bäume hat. Hier waren auf kleinem Raum zahlreiche unterschiedliche Arten zu finden. Dazu später mehr. Der R. Lilacea stand bei Buchen und Hainbuchen. Der Hut zeigte sich bräunlich, gelblich breit gerieft. Die Lamellen waren weiss, eher entfernt stehend und anastomisierend. Auffällig der schöne deutlich rosa überhauchte Stiel.


    Guajak zeigte an der Stielrinde eine extrem langsame Reaktion. An den Lamellenschneiden sofort grünlich. FeSO4 aus meiner Sicht negativ.


    SPP kam ich auf IIa (eigentlich irgendwas zwischen 1b und 2a, siehe Bilder), Geschmack mild.


    Sporen isolierte amyloide Warzen, auffallend entfernt stehend. 7-8x6ym



    Wunderschön dann die zahlreichen IPH in Karbolfuchsin. Muss das nächste mal auf die Primordialhyphenbüschel achten, die man wohl am frischen Pilz als Bereifung wohl schon mit der Lupe wahrnehmen kann.


    Die weiteren Funde konnte ich letztlich nicht fertig bestimmen. Entweder weil sie kein Sporenpulver hergeben oder weil die Zeit fehlte. Letztere läuft mir auch gerade davon. Deswegen hier mal ein paar Eindrücke und später vielleicht mehr.


    Irgendwas Richtung R.risignella??? Leider kein SPP zu gewinnen. Mild bei Hainbuche.


    Der nächste irgendetwas aus der Sektion Coccinaea bei SPP 4c und mildem Geschmack.


    Soviel erstmal dazu, später vielleicht mehr.


    LG Sebastian.

  • Hallo Sebastian,

    das sind ja ganz tolle Täublinge, die du da auf den Tisch legst.

    R. violeipes kaufe ich sofort (auch wenn man, mit Verlaub, auf deinen beiden Huthautbildern praktisch nichts erkennt), ebenso die R. risigallina. Wenn du vorhast, R. risigallina noch zu mikroskopieren, dann achte auf die Primordialhyphen und ganz wichtig: auf kopfig-keulige Haarendglieder. Letzteres ist für diese Art ziemlich typisch.

    Zu Pilz Nr. 2: der Spp-Abwurf, den du zeigst, finde ich für 2a zu hell, das ist eher 1b. Nun hat R.lilacea als Spp-Farbe 1a, das passt also nicht 100%ig. Daher ist es möglich, dass es etwas noch Besseres ist, nämlich R. zvarae, welche der R. lilacea sehr ähnlich ist. R. zvarae hat 1b, und was noch wichtiger ist, kein rein isoliertwarziges Ornament, sondern einige Verbindungslinien zwischen den Warzen.

    Noch zum letzten Pilz: makroskopisch kommt R. laeta in Frage. Da habe ich aber mit deinem Sporenfoto ein Problem: es hat anscheinend die Sporen mehrerer Arten durcheinandergewürfelt. Man sieht relativ grobwarzige und gleichzeitig sehr feinwarzige Sporen, was eigentlich nicht sein kann. Wie auch immer, wenn es wirklich R. laeta sein sollte, und du die Huthaut mikroskopierst, kannst du dich auf was gefasst machen. R. laeta hat die wüsteste, unordentlichste Huthaut aller Täublinge, wie ein unaufgeräumtes Zimmer. Es liegen inkrustierte PH, dicke tennisschlägerförmige Dzy, keulige Dzy, dünne lange Dzy, inkrustierte Dzy und Haare wild durcheinander, so dass man erstmal nur Chaos empfindet.

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

    Einmal editiert, zuletzt von Oehrling ()

  • Hallo Oehrling,


    Danke für deine Einschätzung. In der Tat ist es schwierig, die visuellen Eindrücke der HDS von R.violeipes in Wasser ins Bild zu bannen. Im Mikroskop ist das schon sehr klar, wenn man die gesamten Strukturen quasi in 3D mit der Schärfeebene durchrastern kann. Habe mal die "pfriemförmigen Haare auf tönnchenförmigen Basalzellen" gekennzeichnet (siehe Pfeile). Wie gesagt, in "3D" eindeutig, in 2D teilweise nur Anteile, weil Reste in einer anderen Schärfeebene liegen.



    R. zvarae hatte ich mir auch angeschaut, finde jedoch nach wie vor lilacea passender, wegen des Sporenornamentes (auch wenn das an ganz vereinzelten Stellen mal so wirkt, als ob zwei Warzen zusammenfliessen, sehe ich die Teilnetzigkeit wie für Zvarae beschrieben hier nicht). MXM beschreibt zudem auch das Sporenpulver von lilacea analog zu zvarae 1a-b. Eigentlich war das nach der SPP-Tafel von MXM dunkler als 1b und heller als 2a. Tja.


    R. laeta könnte passen. Ich habe noch getrocknete Huthaut aufbewahrt. Werde aber erst nach dem Urlaub in zwei Wochen zum mikroskopieren kommen, wenn wieder zu Hause (so lange mache ich den bayrischen Wald unsicher, ohne Mikroskop). Ich bin sehr gespannt, ob ich das von dir beschriebene Chaos zu Gesicht bekomme. Sehr interessant. Es kann sein, das bei den Sporen etwas durcheinander geraten ist, musste zum Schluss aus Zeitgründen alles schnell schnell gehen. Durchaus möglich das ich das Deckplättchen mit den richtigen Sporen auf einen "kontaminierten" Objektträger gelegt habe.


    Beste Grüße

    Sebastian