Liebe Pilzfreunde,
trotz Trockenheit fand ich am Freitag in meinem Hauswald unter einer Eiche endlich den ersten Täubling. Kammtäubling mit sehr scharfem Geschmack und einem Geruch der etwas an Camembert erinnert. SPP blasscreme, Guajakreaktion schnell positiv. Verwechselung wäre mit R. pectinata möglich. R. sororia hat eine schwache Guajakreaktion, andere ähnliche Arten schmecken nicht scharf.
Brauner Camembert-Täubling (Russula amoenolens)
Über ein nicht mehr fotogenes Exemplar des Sonen-Täublings habe ich mich ebenfalls gefreut, da die Art hier selten gefunden wird.
Am Samstag ging es mit Jochen (Lucky) in parkähnliche Biotope westlich von Mönchengladbach, da es dort örtlich mehr geregnet hatte.
Kammtäubling mit mildem Geschmack bei Eiche, oft aber leider nicht immer mit rotbraunen Flecken an der Stielbasis. Geruch unangenehm aber mit irgendwie fruchtiger Komponente. SSP dunkelcreme. Verwechselung ist leicht mit Russula insignis (früher livescens) möglich, dessen Stielbasis aber meist gelb ist und sich mit Laugen orangerot färbt.
Kratzender Kammtäubling (Russula recondita) Der früher gebräuchliche Name R. pectinatoides bezieht sich auf eine amerikanische Art.
Zwei kleine hellgelbe Exemplare mit mildem Geschmack und irgendwie fischartigem Geruch waren unschwer zu erkennen. Die Art kann jedoch auch (meistens gemischte) violettliche und grüngelbe Hutfarben haben oder mit ausgeblassten Rändern und grüngelber Mitte vorkommen. Oft sind die Stiele teilweise violett überzogen.
Violettstieliger Pfirsichtäubling (Russula violeipes)
Hier eine Gruppe von 2017. Violettstieliger Pfirsichtäubling (Russula violeipes)
Dann gab es ein Massenvorkommen von ca. 150 Exemplaren des Blaugrünen Reiftäublings unter einigen Linden. In typischer Ausprägung mit vorhandenem Reif ist dieser milde Täubling mit blass cremefarbigem Sporenpulver oft gut anzusprechen. Ein wichtiges Merkmal ist das Fehlen jeglicher violettlicher Töne unter der Huthaut. Sicherheit bei der Bestimung geben oft erst die partiell netzigen Sporen. Beim Ausblassen von der Mitte her, aber manchmal auch von Beginn an, treten mehr Brauntöne in den Vordergrund Ähnlich ist R. plumbeobrunnea, jedoch in der ITS-Region identisch.
Blaugrüner Reiftäubling (Russula parazurea)
Blaugrüner Reiftäubling (Russula parazurea) ohne violettliche Töne beim Abziehen der Huthaut
Mein persönliches Highlight war jedoch ein Fund unter Hainbuche, welche die Bestimmung erleichterte. Die Art hatte ich bisher am Niederrhein noch nicht gesehen. Russula carpini hat dunkelgelbes Sporenpulver IV c und milden Geschmack. Seine Farbe kann über gelbgrün bis bräunlichrot aber auch purpurfarben variiren und meistens treten Mischtöne auf.
Hainbuchentäubling (Russula carpini)
Weitere Arten an diesem Tag waren meist Einzelexemplare oder von Schnecken besuchte Fruchtörper und daher ohne Fotos. Frauentäubling (R. cyanoxantha), Papageientäubling (R. ionochlora). Wechselfarbige Dotter-Täubling (R. risigallina), Ockerblättriger Zinnobertäubling (R. pseudointegra) der bereits gezeigte Braune Camembert-Täubling (Russula amoenolens) und Russula cuprea agg.
Sonntag mit Rainer in der Eifel. Viele Wälder der Eifel sind noch trocken und entsprechend pilzarm, aber Rainer hatte ein Gebiet in der Nordeifel ermittelt, welches mehr Niederschlag abbekommen hatte. Wir bewegten uns überwiegend unter Buchen auf Kalk teilweise mit eingestreuten Eichen und kleineren Bereichen mit Fichte und Kiefer.
Selten habe ich so viele Frauentäublinge gesehen und man hätte mehrere Körbe füllen können was wir uns allerdings verkniffen haben. Das hätte angesichts diverser rothütiger und weitere Arten, die einige Bestimmungsarbeit erforderten, einfach zuviel Zeit gekostet. Auffallend war, dass nahezu ausschließlich Grüntöne dominierten und man musste immer wieder prüfen, ob die Lamellen wirklich speckig waren oder ob sich andere Arten wie der Grüne Speisetäubling (R. heterophylla) dazwischen befanden. Ich schreibe bewusst nicht elastisch, da es einige Arten ohne splitternde Lamellen gibt, die häufiger für Frauentäublinge gehalten werden. Beim Frauentäubling kann man die Lamellen unter dem Daumen zerquetschen und es fühlt sich fast an, als ob man über eine Speckschwarte reibt. Die grünen Formen wurden früher als Varietät pelteraui abgetrennt aber genetisch gibt es wohl keinen Unterschied zur Normalform.
Frauentäubling (Russula cyanoxantha)
Es gab immer wieder weitere "noch schönere" Kollektionen, aber wenden wir uns den Roten zu. Bei den den zahlreiche Fruchtkörpern musste man aufpassen, um keine Mischkollektionen zu erwischen und eine Vorauswahl erfolgte bei makroskosich nicht erkennbaren Arten über Geschmack.
Ein deutlich scharfer Täubling, aber nicht so brennend scharf wie die Speitäublinge um Russula emetica, entpuppte sich später durch cremefarbenes nicht weißes! Sporenpulver sowie ein Gilben an den Lamellen als Schwachfleckender Täubling (Russula persicina)
Ebenfalls zahlreich fanden wir einen, rosaroten Täubling welcher fast immer von der Hutmitte her ausblasst. Ein unverwechselbares Merkmal offenbart sich unter der Lupe., was ihm seinen deutschen Namen eingebracht hat. Freunde der Chemie sollten nicht versäumen die wunderschöne Farbreaktion des Stiels mit Sulfvanillin zu testen.
Netzflockiger Rosa -Täubling (Russula velutipes)
Hier die beschriebene Stielzeichnung
Sehr scharfer Geschmack, cremefarbene Lamellen und die samtig matte Hutfarbe verraten einen weiteren roten Täubling, der dazu auf Stiel und Lamellen eine starke Guajakreaktion zeigt.
Scharfer Zinnobertäubling (Russula rubra)
Weitere rote Täublinge, die einem das Leben nicht gerade erleichterten, waren vereinzelt der Ockerblättriger Zinnobertäubling (Russula pseudointegra) und ein nicht näher untersuchter, scharfer Weißsporer.
Farbliche Abwechselung bot da eine interessante Erscheinung des Stinktäublings (Russula foetens / subfoetens)
Ein Exemplar wuchs auf dem Hut seines Untermannes
Für Zweifler hier die Bruchstelle
Weiter geht es mit einem blassgelben, sehr scharfen Weißsporer, der sich durch weiße Lamellen von weißes Sporenpulver leicht von ausgeblassten Exemplaren des ebenfalls sehr scharfen Sonnentäublings (Russula solaris) unterscheiden lässt. Diese seltene Art kommt wohl nur im Buschenwald auf Kalk und oft nur in Einzelexemplaren vor. Sonntag war es erfreulicherweise anders.
Blassgelber Täubling (Russula raoultii)
Es wurde nochmal bunt. Von einheitlich dunkel violett, bis grüngelb kann einem der nächste Vertreter das Leben schwer machen. Recht große Fruchtkörper, milder Geschmack und dunkelgelbes Sporenpulver, reichen für eine makroskopische Bestimmung oft nicht aus.
Wechselfarbiger Ledertäubling (Russula romellii)
Die mühsame Bewältigung eines steilen Hangs bei lebhaftem Sonnenschein bescherte uns noch ein außergewöhnliches Vorkommen. Hexenringe, zusammengeballte große Fruchtkörper, meterlange Schlangen sind mir von dieser Art schon begegnet, aber 30 m den Hang herunter Pilz an Pilz und an der steilen Böschung zur Straße eine weitere Gruppe ließen einem die Augen übergehen. Der Stinktäubling (Russula foetens), soll sich durch fehlende gelbe KOH-Reaktion im Fleisch von Russula subfoetens unterscheiden. Nach eigener Beobachtung und mündlicher Information durch Felix Hampe, ist diese Reaktion uneinheitlich und momentan fällt mir eine Trennung schwer. Weitere ähnliche Arten unterscheiden sich durch anisähnlichen Geruch wie der Mandeltäubling (Russula grata) oder einer unglaublichen Mischung aus starkem Anisgeruch und dem typische Foetensgeruch (Russula fragrantissima).
Stinktäubling (Russula foetens / subfoetens)
Den Abschluss bildet ein Schwärztäubling, der sequenziert wird. Ziemlich scharfer Geschmack und starke Schwarzfärbung ohne verhergehendes deutliches Röten weisen in Richtung Kohlentäubling (Russula anthracina), welcher jedoch nur mäßig scharf sein soll und einen rosa Refelx in den Lamellen haben sollte. Russula acrifolia, ebenfalls direkt schwärzend, mit sehr scharfem Geschmack und schmierigem Hut kann man ebenso ausschließen, wie den Mentholtäubling (Russula albonigra)
Schwärztäubling (Russula cf. anthracina)
Zu erwähnen wäre noch ein einzelner Kurzstieleiger Ledertäubling (Russula curtipes), einer aus der Gruppe um Russula olivacea einige Weißtäublinge aber man kann einfach nicht Alles bearbeiten. Schleißlich gab es ja auch noch Röhrlinge und ein Bisschen was Anderes, denen vielleicht noch ein zweiter Teil des Wochenendes gewidmet wird. Wir traten jedenfalls sehr zufrieden den Heimweg an.
LG Karl