Kurztripp in Brandenburger Wald mit Erstfund.

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 3.488 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Schupfnudel.

  • Hallo!


    Gestern musste ich jemanden in Brandenburg abliefern. Auf der Hinfahrt fielen mir am Straßenrand diverse riesige Parasole auf, so dass es in den Füßen zu kribbeln begann.


    Leider hatte ich nur eine knappe Stunde Zeit - daher lief ich im Schnelldurchgang durch den Wald - obwohl ich gerne den ganzen Tag genutzt hätte, denn es war, im Gegensatz zu meiner Gegend, einiges los.

    Täublinge und Milchlinge musste ich deshalb links liegen lassen.


    Aber ein paar schöne Funde gab es trotzdem. Zwei unbekannte habe ich auch dabei.

    Korrekturen wie immer erwünscht.


    1. Infundibulicybe gibba oder I. costata? Ich habe Probleme die auseinander zu halten. Kein süßlicher Geruch für mich wahrnehmbar. Stiel jung in Lamellenfarbe, alt dann aber deutlich dunkler.


    2. Ein Rotfuß.



    Frischer Anschnitt.


    Nach ein paar Minuten war es dann klarer. Xerocomellus cisalpinus. :)


    3. Noch ein Rotfuß.



    Recht dunkel der Stiel...


    Inklusive Schnittbild lande ich dann bei X. porosporus.


    4. Suillus grevillei gab es einige.


    5. Bei dem bräuchte ich mal Hilfe. Calocybe? Habe einige mitgenommen, nur habe ich sie im Kofferraum des Autos vergessen mit dem ich unterwegs war. :(


    Sehr klein, wuchsen neben dem X. cisalpinus und den Infundibulicyben. Direkt am Waldweg (sandiger Boden, Mischwald).




    Auffallend viel Myzelfilz:


    6. Amanita fulva war häufig.



    7. Scleroderma sp.


    8. Und der Erstfund. Agaricus moellerii - Perlhuhn-Champignon. Hübscher Pilz. :)

    Leider standen sie ziemlich im Gestrüpp so dass man keine Bilder von dem Trupp machen konnte. Dürften so 20 Stück gewesen sein.






    9. Zu guter letzt noch ein Weichritterling der in Massen auf dem Waldweg stand. Vermutlich nicht bestimmbar, oder?


    Häufig mit kleinem Buckel.



    Weißer Hutrand:



    Lamellen:



    Danke fürs Anschauen/Helfen. :)


    LG.

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    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    zu deinem X. cisalpinus. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass Toffel/Steffen und ich mal einen gleich aussehenden gefunden hatten, den er als X. porosporus bestimmt hat. Der darf im Ausnahmefall auch mal so blauen, laut Toffel. Immerhin ist derjenige in Sachsen, der sich mit den Filzern bisher am intensivsten beschäftigt hat. Ich widerspreche ihm da nicht.


    Zu deiner vermuteten Calocybe. C. carnea wäre möglich, allerdings kenne ich die Art nicht mit einem so starken Basismycelfilz. Zudem müsste er, zumindest leicht, ein bisschen mehlartig riechen. Amyloidität der Sporen wären hier ein gutes Bestimmungsmerkmal gewesen.


    Zu deiner Melanoleuca: da hilft nur mikroskopieren, alle wichtigen Daten sammeln/notieren und mit dem Gröger, Münzmay und FN schlüsseln. Die einzelnen Schlüsselergebnisse notieren und dann auf eine Melanoleuca-Monographei hoffen. Dann kannst du mit deinen Notizen den Pilz bestimmen...


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


    PSV-Prüfungstemine 2024: hier

  • Hi!


    Der X. cisalpinus ist, wie ich finde, recht typisch mit der Verfärbung, dem hellen, weißen Hutfleisch und den rosa Stellen in der Huthaut zwischen den Rissen. Hast du noch Fotos von dem Exemplar, das du gefunden hast?


    Calocybe (Rugosomyces scheinbar mittlerweile?) carnea hatte ich auch im Verdacht, aber mir fehlt in der Gattung leider die Erfahrung und der Myzelfilz hat mich auch verschreckt. Mehlgeruch konnte ich leider auch nicht wahrnehmen aber wie gesagt, ich hatte es eilig und habe nur kurz drüber geschnüffelt, Bilder gemacht und bin dann weitergezogen. :)


    Bei dem Weichritterling dachte ich mir dagegen schon, dass der wahrscheinlich Melanoleuca spec. bleiben wird.


    Danke für deine Rückmeldung!


    LG,

    Schupfnudel

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    • Offizieller Beitrag

    Ach noch eine Sache. Zu deinem Perlhuhn: Ich würde noch mal zur Absicherung nachmikroskopieren, da sich Perlhuhn und Rebhuhn sehr ähneln können. Zumindest hatte ich schon Funde, die ich nur aufgrund der Zystideneigenschaften bestimmen konnte.


    Von dem X. porosporus haben wir leider damals keine Fotos gemacht.


    l.g.

    Stefan

  • GriasDi Schupfnudel,

    meiner Meinung nach gibt's keine Alternative zu Calocybe carnea.

    Den Ttichterling würd ich noch bei I. gibba einordnen und der Rotfuß blaut halt schon sehr stark und hat aber auch gar kein rot am Fuß...

    Da muss man halt doch kurz schaun, ob die Sporen truncat sind oder nicht.

    Zu so merkmalsarmen Melanleuca sag ich makroskopisch nur Melanoleuca.

    An liabn Gruaß,

    Werner

  • Heyho.


    Ja, dass die beiden Hühnerchampignons oft ähnlich sind hatte ich auch gelesen. Ich bin dann bei A. moellerii gelandet, weil er extrem gegilbt und intensiv nach Karbol gerochen hat was eher für das Perlhuhn spricht aber cf. kann man sich bei mir eigentlich meistens dazu denken. Mikroskopieren kann ich ja bekanntermaßen leider nicht. :)


    Danke auch an Werner für die Einschätzungen. Calocybe carnea hatte ich irgendwie immer etwas kräftiger erwartet aber das ist ja wirklich ein schmächtiger Geselle dann. :)


    Bei dem Rotfuß beziehst du dich auf den vermuteten X. cisalpinus oder? Das mit dem Rot im Stiel ist für mich etwas verwirrend. Im Kibby ist er nur mit einem Fitzelchen rot in der Stielbasis abgebildet und hier im Portrait wird geschrieben: "im Stiel zur Stielbasis hin auch mit roten Flecken (nicht Punkten!) oder Maserungen". Im Schlüssel von Harald Andres Schmid steht:

    "Fleisch der Schnittfläche in der Stielbasis kräftig rhabarberrot gefleckt (manchmal auch weiter oben oder gegen die Stielrinde)"

    Klingt also für mich danach, dass er eher kleinflächig rötet im Stielfleisch. Das würde dann ja passen - hier noch einmal ein weiteres Schnittbild nachdem das Blau etwas verblasst war - da sieht man dann insbesondere bei dem rechten vor allem in der Stielbasis auch nochmal rötliche Anteile:


    Vielleicht verstehe ich aber auch gerade was falsch.


    LG.

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    • Offizieller Beitrag

    Salve!


    Bei deinem Filzi sehe ich jetzt nichts rötliches in der Stielbasis - nur ein paar rötliche Faserchen in der Stielmitte. Cisalpinus kann sowas mal haben, aber normalerweise eher in der Stielmitte (wie chrysenteron), und eher schwach ausgeprägt, weniger in der Stielbasis.
    Rotes / Weinrotes Fleisch ganz unten in der Stielbasis wäre eher was für einige seltenere Arten bei Xerocomellus: Kann wohl bei ripariellus und fennicus auftauchen (wenn auch da meistens fehlend), ist aber recht stark ausgeprägt zB bei marekii, sarnarii oder poederi (letzterer ohne blauendes Fleisch).
    Aus dem Grund (Farbe Stielbasis, ganz unten) würde ich hier unter anderem auch porosporus ausschließen, denn bei dem geht die Rußbraune (macnhmal auch rote, auch das kann der) Farbe bis wirklich ganz runter.


    LG, Pablo.

  • Ich hab's jetzt nochmal markiert was ich als rötliche Anteile ansehen würde. :)




    Aus dem Grund (Farbe Stielbasis, ganz unten) würde ich hier unter anderem auch porosporus ausschließen, denn bei dem geht die Rußbraune (macnhmal auch rote, auch das kann der) Farbe bis wirklich ganz runter.

    Zudem hat porosporus ja keine rötlichen Anteile in in den Huthautrissen.

    Welcher käme denn noch in Frage, wenn nicht X. cisalpinus? Ich komme beim schlüsseln immer bei dem raus. :)



    Hier nochmal beide im Vergleich aber mit ca. 15 Minuten nach Anschnitt:

    Links der vermutliche X. cisalpinus, rechts der vermeintliche X. porosporus (da würde auch das was du beschreibst passen, dass das rote/bräunliche in der Stielbasis bis ganz runter geht).


    LG.

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  • Servus Schupfnudel,


    den Xerocomellus cf. cisalpinus würde ich auch nachmikroskopieren. Das rötliche in den Rissen ist nur bei einem Teil des Hutes zu sehen, sodass das auch eine untypische Überpigmentierung sein kann. Ich würde da X. porosporus auch nicht völlig ausschließen.


    Calocybe carnea wäre auch mein Tipp, wobei die Sporen von Calocybe natürlich inamyloid sind (Climbi hat da vermutlich gerade ums Eck gedacht, vielleicht wegen der Melanoleuca).


    Zum Perl- / Rebhuhn. Die beiden Arten stehen mittlerweile in unterschiedlichen Sektionen. Das Rebhuhn habe ich aber selber auch erst zweimal gesehen. Typisch für das Rebhuhn ist ein deutliches Röten im Fleisch, das er mit Agaricus freirei, mit dem er in einer eigenen Sektion – Agaricus sect. Hondenses – steht, gemein hat. Das Gilben ist beim Rebhuhn schwach ausgeprägt und kann auch ganz ausfallen.


    Das Perlhuhn kenne ich nur deutlich gilbend. Er kann später auch etwas schmutzig bräunlich werden, aber so richtig röten habe ich ihn noch nicht gesehen. Insofern ist dein Fund für mich ein echtes Perlhuhn und damit Teil der Sektion der Giftegerlinge und nicht der sect. Hondenses. Die einzige Art der sect. Xanthodermatei, die ich kenne, die auch deutlich rötet, ist Agaricus pseudopratensis. Wobei sie genetisch da sehr basal steht und nicht ganz klar zur Sektion gehört.


    Zur Infundibulicybe - Fungi of Temperate Europe zufolge soll I. costata im getrockneten Zustand mit KOH auf der Huthaut schwarz werden, I. gibba nicht. Makroskopisch unterscheiden sich die beiden am besten an der Stielfarbe. Bei I. gibba ist der Stiel sehr hell, wie die Lamellen gefärbt, bei I. costata hat er Hutfarbe und ist damit klar dunkler als die Lamellen (wobei das mehrere Arten in der Gattung machen). Für mich schaut's aber schon nach I. costata aus.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    • Offizieller Beitrag

    MoinMoin!


    Bei dem, was du als X. cisalpinus vorstellst, hatte ich ja gar keine Einwände. Ich hab' nur versucht, das mit den rötlichen Farben im Stielfleisch etwas zu beschreiben.
    In dem neuen Schnittbild erkenne ich gut die einzelnen roten Fäserchen in der Stielmitte. In der Stielbasis, das sind ja wirklich nur ein oder zwei winzige Punkte. Das darf passieren, das darf im Grunde bei allen Röhrlingen passieren. Ansonsten ist die Stielbasis innen hier doch eher gelb / ockergelb bzw. mit leichtem Olivton - also schon so, wie ich das für X. cisalpinus erwarten würde. Ist bei X. chrysenteron übrigens recht ähnlich, bei X. porosporus (danke für's danebenlegen) eben im Unterschied ganz unten in der Stielbasis schon durchgehend pigmentiert (rußbraun, seltener aber auch rot!).

    Einzige ernst zu nehmende Verwechslungsoptionen für deinen cisalpinus - Fund wären aus meiner Sicht X. ripariellus und X. fennicus - wobei die beiden gerne (nicht immer) eine +/- rote Huthaut haben. Also nicht Subkutis, sondern tatsächlich HDS.
    Hutfarben und auch Farbe der Subkutis ist aber bei Filzern so eine Sache, das variiert bei vielen Arten recht stark (beides!), wobei ich in der Tat auch noch keine cisalpinus ohne wenigstens ein bisschen rot unter der Huthaut gesehen habe. Ich würde nur nicht kategorisch ausschließen wollen, daß porosporus das gelegentlich auch mal kann.
    Christoph hat aber schon recht: Mikroskopisch hast du zumindest diese beiden Arten schnell unterschieden (Sporen truncat bei porosporus).



    LG, Pablo.

  • Hallo nochmal.


    War wieder mal ein sehr erhellender Thread für mich aus dem ich mir viel mitnehmen konnte. Herzlichen Dank an alle und ein schönes Wochenende. :)


    LG.

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