Röhrlinge vom Wochenende

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 3.734 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Karl W.

  • Hallo zusammen,


    nach Täublinge vom Wochenende möchte ich Euch noch einige Röhrlinge zeigen. Am Samstag mit Jochen (Lucky), ging es zunächst an einen Standort des Satansröhrlings, der sich jedoch nicht zeigen wollte. Sein gerne an ähnlichen Standorten wachsender Partner war zumindest anzutreffen.

    Wurzelnder Bitterröhrling (Caloboletus radicans)


    Nur wenig später dann eine kleine Überraschung. Zwar noch ein Zwerg, aber dafür aus einem bisher nicht bekannten Myzel.

    Satansröhrling (Rubroboletus satanas)


    Auch eine hübsche Ansammlung von Raufüßen war nicht zu verachten
    Hainbuchen-Röhrling (Leccinum pseudoscabrum)

    Herausragend für diesen Tag war jedoch ein anderer Dickröhrling. Ich hatte ihn noch nicht oft gefunden und war von dem außerordentliche Farbenspektrum überrascht, weshalb es auch ein paar Bilder mehr gibt.
    Glattstieliger Hexenröhrling (Suilellus queletii)



















    Wer den Pfennig nicht ehrt ist des Talers nicht wert lautet ein altes Sprichwort, weshalb auch der wesentlich häufigere Bruder nicht zu kurz kommen soll.

    Netzstieliger Hexenröhrling (Suilellus luridus)



    Rotes Fleisch in der Stielbasis kommt gelegentlich vor, aber ob man daraus gleich eine var. queletiformis machen muss?


    Eine Binsenweisheit: Zu junge oder zu alte Fruchtkörper zeigen noch nicht oder nicht mehr deutlich, ihre arttypischen Merkmale


    Es ist aber ebenfalls noch der Netzstielige Hexenröhrling (Suilellus luridus)


    Sonntag mit Rainer in der Eifel gab es nennenswerte Mengen vom

    Sommer-Steinpilz (Boletus reticulatus) ups die Gattung gibt es noch ==Gnolm7
    @ edit: der korrekte Name ist Boletus aestivalis. Danke Christoph!



    Einge waren noch madenfrei und geeignet für den Verzehr geeignet ==Gnolm13


    In frischen Zustand immer eine Augenweide für mich

    Flockenstieliger Hexen-Röhrling (Neoboletus erythropus)








    Nicht minder schon, aber das sagt ja schon sein Name

    Schönfuß-Röhrling (Caloboletus calopus)


    Lange hielten wir Ausschau nach einem typischen Vertreter der Kalkbuchenwälder und damit endet auch mein Bericht

    Bronzeröhrling oder auch Schwarzhütiger Steinpilz (Boletus aereus)


    LG Karl

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Karl!


    Ist ja irre! :thumbup:
    Vor allem die tollen Kollektionen vom Glattstieligen, mit dem ganzen Spektrum an möglichen Farben und Formen sind richtig beeindruckend. den würde ich auch gerne mal in so variierenden Kollektionen beobachten.



    LG, Pablo.

  • Hallo Karl


    Top Funde ( Waging und Umgebung fast keine Pilze ) und schöne Bilder !


    Frage , was ist für Flockenstieliger Hexen richtige Lateinische Name ? Neoboletus erythropus oder praestigiator ? und welche für Neoboletus erythropus var discolor ?


    LG beli !

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Beli!


    Das ist ein kompliziertes Problem.

    Wenn du ganz auf der sicheren Seite sein willst, dann müsstest du wohl zum Flocki "Neoboletus praestigiator" sagen.
    Die Schwierigkeit liegt darin, was Persoon wohl damals als "Boletus erythropus" beschrieben hat. Weil er zur Stielbasis rötliches Fleisch beschreibt, kann man darunter auch den Glattstieligen Hexenröhrling (Suillellus queletii) verstehen. Das Problem ist nur: Auch normale Flockis können gelegentlich weinrötliches Fleisch in der Stielbasis haben.
    Nun wurde aber ein (wenn auch reichlich holpriger und nicht gerade schlüssiger) Neotypus von "Boletus erythropus" angelegt, was aber nicht gerade gut nachvollziehbar ist (ganz andere Gegend, anderes Land als der Persoonsche Fund), und dieser Neotypus wäre dann ein Glattstieliger und damit Synonym zu Suillellus queletii.
    Dem kann man folgen, dann muss man den Flocki als Neoboletus praestigiator bezeichnen.
    Dem muss man aber nicht folgen, wenn man die Neotypisierung nicht anerkennt, und kann weiter davon ausgehen, daß Persoon mit seiner Beschreibung eben den Flocki gemeint hat, und dann wäre Neoboletus erythropus weiterhin ok.


    Das Taxon "erythropus var. discolor" dagegen würde ich komplett streichen und gar nicht mehr verwenden.
    "Boletus discolor" im originalen Sinne beschreibt eine gelbe Farbform vom Glattstieligen Hexenröhrling. "discolor" wurde schon so konfus, diffus und auch falsch verwendet, daß man den Begriff eigentlich ignorieren müsste:
    So zB Benennungen wie "Boletus luridiformis var. discolor" - gruselig, weil "luridiformis" eh schon eine gelbliche Form vom Flocki beschreibt, und discolor da definitiv gar nicht dazu verwendet werden kann, weil eben als Farbvarietät zu queletii gehörend...
    In Kombination mit "erythropus" kann man's eigentlich nur dann verwenden, wenn man "Boletus erythropus" im Sinne von Fries als Glattstieligen Hexenröhrling verwendet.


    So...
    Hoffentlich jetzt nicht allzu viel durcheinander gebracht auf die Schnelle und ausreichend Verwirrung gestiftet.
    Langer Rede kurzer Sinne:
    Neoboletus erythropus kannst du natürlich ganz normal für Flockis verwenden, damit gibst du aber automatisch zu verstehen, daß du die Neotypisierung nicht akzeptierst.
    Was in Ordnung ist aus meiner Sicht.

    "erythropus var. discolor": Gibt's im grunde genommen gar nicht. Jedenfalls nicht, wenn man "Neoboletus erythropus" weiterhin für den Flocki anwendet.



    LG; Pablo.

  • Servus Beli,


    Pablo hat eigentlich schon alles erklärt. Immerhin habe ich ja die Kombination Neoboletus erythropus "verschuldet". Für mich ist die Persoon'sche Beschreibung ein Mischmasch aus beiden Arten. Das rote Fleisch der Stielbasis deutet, wie Pablo schon schrieb, auf den Glattstieligen hin (auch wenn der Flocki eben auch mal rotes Fleisch unten in der Stielbasis haben kann), die Erwähnung von deutlichen Schüppchen am Stiel weist m.E. aber auf den Flocki hin.

    Fries hat dann die Persoon'sche Beschreibung als Flocki gedeutet. Und seitdem hieß der Pilz immer Boletus erythropus. Es gibt m.E. keinen Grund, diesen etablierten Namen künstlich umzudeuten.

    Dann besteht das Problem, dass der Neo-/Epitypus ohne Beschreibung der Merkmale hinterlegt wurde und somit nicht geklärt werden kann, on er auf den Protolog passt. Es gibt nur ein Foto und eine DNA-Sequenz.Und die ist nichtmal eindeutig nachvollziehbar, da bei der Typisierung die falsche GenBanknummer angegeben wurde.


    Ich hatte aber die Kombination Neoboletus erythropus (Pers.) C. Hahn vor dem Typisierungsversuch veröffentlicht, um eben den alten Gebrauch des Namens weiter zu ermöglichen.


    Das Problem ist auch, wie der Flocki dann heißen müsste. Es gibt ja auch noch Boletus luridiformis. Und wer sagt, dass Boletus praestigiator nicht Neoboletus xanthopus ist? Ich muss da aber nochmal die Originaldiagnose nachlesen.


    Karl W – danke für die tolle Röhrlingskollektion. Zur Nomenklatur: Boletus reticulatus blaut im Fleisch laut Iconotypus und kann daher kein Steinpilz sein. Deshalb sollte die Art Boletus aestivalis heißen.

    Zur Netzhexe:

    Suillellus luridus s. str. hat auch das weinrote Fleisch in der Stielbasis. Suillellus luridus var. queletiiformis wird (wenn man das anerkennen will) aufgrund der Hutfarben (ohne Oliv, mehr Orangetöne ) und des oft aber nicht immer gelben Röhrenbodens abgetrennt (etwas sehr dünn, finde ich).

    Für mich hast du normale, typische S. luridus var. luridus abgebildet (Hutmitte mit etwas Olibstich, finde ich, Hutrand sehr gerne mit karmin bis orange).

    Zum Hainbuchenröhrling: Die Gattung Leccinellum wird nicht von jedem anerkannt (Kuo fährt aktuell ein sehr breites Konzept von Leccinum). Wenn man den Hainbuchenröhrling als Leccinum bezeichnet, dann müsste man auch die Blaunuss, Chamonixia caespitosa, zu Leccinum stellen (was Kup getan hat). das aber nur am Rande, denn ob Leccinum oder Leccinellum ist ja völlig wurscht, wenn es um Bildbezeichnungen geht - wichtig ist, dass man den selben Pilz meint.


    Liebe Grüße,

    Christoph


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Hallo Karl,

    schon wieder so eine Bilderbuch-Pilzstory. Das ist ja irre, was Ihr an Röhrlingen entdeckt habt. Die meisten kenne ich nur von Bildern und den Glattstieligen überhaupt nicht. Die kleine Netzhexe hätte ich nicht als solche erkannt. Da hätte ich wohl einen zu blass geratenen Flocke vermutet. Danke, dass Du uns teilhaben lässt.

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


    Hier im Forum gibt es grundsätzlich keine Verzehrfreigaben.

    Pilzsachverständige findest du hier.

    • Offizieller Beitrag

    Hi Karl,


    bei den schönen Bildern kommt einerseits große Freude ob der schönen Bilder auf; andererseits aber auch ein bisschen "Wehmut" wegen der vielen schönen Pilze, die es hier nicht gibt und dann noch den Glattstieligen in den tollen Farbtönungen, den ich bisher noch nie sehen durfte. ==Gnolm2


    Vielen Dank für den schönen Bericht.


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


    PSV-Prüfungstemine 2024: hier

  • Hallo Karl,


    was für eine tolle Vorstellung von vielen Röhrlingen, die es bei mir derzeit auch geben sollte aber nicht gibt||. Den Satan hatte ich noch nie so früh im Jahr. Der 29. 07. ist mein Rekord. Um den Schwarzen und die Glattstieligen beneide ich dich. Die scheint es bei mir nicht zu geben.


    Bitte zeige mir weiter solch schöne Kollktionen da ich derzeit nichts finde.


    VG Jörg

  • Hallo zusammen,

    schön, dass Euch mein Beitrag gefallen hat, auch wenn ich nicht sehr optimistisch bezüglich einer baldigen Fortsetzung bin.

    Die kleine Netzhexe hätte ich nicht als solche erkannt. Da hätte ich wohl einen zu blass geratenen Flocke vermutet. Danke, dass Du uns teilhaben lässt.

    Hallo Claudia,

    das kann Dir ja zukünftig nicht mehr passieren. Die Farbe ist absolut typisch für den Netzstieligen Hexenröhrling, wobei man das Netz natürlich nur mit der Lupe oder eben in dem vergrößerten Ausschnitt sieht.


    Hallo Pablo,

    danke für Deine ausführliche Erläuterung zur Nomenklatur.


    Hallo Christoph,

    auch Dir herzlichen Dank. Mit Boletus reticulatus das war ein Flüchtigkeitsfehler. Meine Bilder vom Sommersteinpilz aus den zurückliegenden Jahren sind alle mit Boletus aestivalis beschriftet :)

    Bezüglich S. luridus hast Du, besonders wenn man die Hutfarbe betrachtet, natürlich völlig recht. Die rote Stielbasis ist mir bisher bei S. luridus nicht so aufgefallen, aber bei typischen Exemplaren schneide ich auch nur selten noch einen Fruchtkörper durch.

    LG Karl