Frage zu Rotkappe und Pfifferling

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 2.458 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Tricholomopsis.

  • Hallo,


    anbei zeige ich euch zwei Pilze, die ich heute gefunden habe. Weitere folgen noch in einem anderen Beitrag diese Woche. Vielen Dank für Anregungen.


    Herzliche Grüße,
    Wolli


    1. Rotkappe, aber welche?


    Von den Schüppchen und vom Aussehen her würde ich auf LECCINUM SCABRUM tippen, aber dort waren Buchen und Eichen. Es gibt leider kein Bild vom Habitat. Anderseits kann ich auch nicht ausschließen, dass doch wo eine Birke stand. jedenfalls nicht in unmittelbarer Nähe.



    2. Blasser Pfifferling / CANTHARELLUS PALLENS ?


    Er stand einsam zwischen Eichen und Buchen.


  • Hallo Wolli,

    Nr. 1 müsste der Hainbuchenröhrling (Leccinum pseudoscabrum/carpini) sein, denn der Birkenpilz (Leccinum scabrum) schwärzt nicht nach dem Durchschneiden. Aber natürlich nur, wenn am Fundort auch Hainbuchen vorhanden waren.

    Bei Nr. 2 habe ich Schwierigkeiten mit der Benennung, denn die Pilze sind noch sehr jung. Gibt es denn ein Foto von der Hutoberseite?

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • GriasDi Wollipilz,

    den Pfifferling würd ich auch so bezeichnen.

    Typisch ist das Vorkommen bei Eiche, Buche und die knalligen Lamillen trotz der sonst so blassen Farben.

    Die "Rotkappe" ist ein Hainbuchenraufuß.

    Da muss also eine Hainbuche gewesen sein.

    Typischvist das starke Schwärzen und die wie gehämmert aussehende Huthaut.

    Wie kommst Du eigentlich auf Rotkappe.

    Der hat doch rein gar nichts rötliches.

    An liabn Gruaß,

    Werner

  • Bin ganz bei Werner, der Pfifferling ist nicht untypisch. Hatte letzte Woche solche mit ebenfalls blassem Hut. Die standen auf einem sonnigen Platz, waren auch noch sehr jung und standen ca. 2 Tage in der Sonne.


    LG Mischa

  • Servus beinand,


    nur als Nachtrag zum Hainbuchenröhrling: der wächst auch bei Haselnuss (da zweimal geschrieben wurde, dass eine Hainbuche da gewesen sein muss). Habe ich selber schon gefunden - am Kesselberg (Oberbeyern, Alpen, zwischen Kochel- und Walchensee. Da wachsen keine Hainbuchen mehr (Klima passt nicht mehr). Ich habe eine ganze Kollektion unter einem Haselstrauch gehabt.


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Hallo zusammen

    Auf Pilze Deutschland ist Cantharellus pallens ein Synonym von Cantharellus subpruinosus Eyssart. & Buyck, Bull. Soc. mycol. Fr. 116(2): 129 (2000)

    In (PDF) Cantharellus (Cantharellales, Basidiomycota) revisited in Europe through a multigene phylogeny
    ist wieder C. pallens die anerkannte Art. Zumindest was die untersuchten Kollektionen betrifft, scheinen da überwiegend sudeuropäische Funde berücksichtigt zu sein. Weiß jemand, ob die Arbeit allgemein anerkannt ist?

    LG Karl

  • Wie kommst Du eigentlich auf Rotkappe.

    Der hat doch rein gar nichts rötliches.

    Das tut jetzt nichts zur Bestimmung aber ich meine mal gelesen zu haben, dass die Unterscheidung "Birkenpilz" zu "Rotkappe" v.a. dadurch gemacht wird, dass die Röhren bei den "Birkenpilzen" unter der Huthaut hervorquellen.

    Und dass es somit auch braunhütige Arten gibt, die eigtl. den "Rotkappen" zuzurechnen sind. (Ob das beim Hainbuchen-Raufuß so ist, weiß ich gerade nicht so genau.)


    Ist ja für die meisten nicht so wichtig aber würde gern wissen, ob das stimmt oder eher Quatsch ist. Kann da jemand noch was dazu sagen? :)


    Grüße

    Peter

  • Hallo Peter,

    unter dem Hut hervorquellende Röhren mit einem sehr tiefen Burggraben hat man bei alten Rotkappen auch, das kann man gerade in einem parallel laufenden Thread studieren. Zuverlässiger als makroskopisches Unterscheidungsmerkmal ist die überhängende Huthaut.

    Neulich habe ich übrigens gehört, dass der Hainbuchenröhrling weder ein "Birkenpilz" noch eine "Rotkappe" ist, sondern nochmal was eigenes, und dass für ihn und seinen nächsten Verwandten, den Gelbporigen Raufuß, eine neue Gattung aufgestellt worden sein soll.

    FG

    Oehrling

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  • Servus beinand,


    nicht nur soll, sondern wurde (schon vor vielen Jahren, nämlich 2003 von Bresinsky und Manfr. Binder) - die Gattung Leccinellum. Die Gattung enthält die Raufüße mit gelbem Hymenophor (zumindest Poren) und damit auch den Hainbuchenröhrling. Ich habe in der aktuellen Mycologia Bavarica einen sehr ausführlichen Artikel über die Gattung Leccinellum publiziert.


    Kuo hat einen breitere Sicht auf die Gattung Leccinum und inkludiert hier auch Leccinellum, was nur geht, wenn man auch Gattungen wie die Blaunuss (Chamonixia) und weitere als Leccinum bezeichnet (daher hat Kuo die Kombination Leccinum caespitosum für die Blaunuss definiert). Es gibt also wieder die Möglichkeiten, entweder eine sehr große, breit angelegte Gattung zu akzeptieren oder mehrere kleinere. Wobei die klassischen Birkenpilze und Rotkappen auch bei spaltender Sicht in einer Gattung Leccinum bleiben. Ich persönlich bleibe bei Leccinellum - das Konzept ist für mich nachvollziehbar (Kombination aus Hymenophorfarbe und Anatomie) und ich habe mich die letzten fast 20 Jahre dran gewöhnt.


    Tagedieb: Birkenpilze im engeren Sinn schwärzen nicht im Fleisch. Es gibt Arten, die schmutzig grau verfärben, so z. B. Leccinum schistophilum s. str. oder Leccinum roseofractum und Leccinum pulchrum, während die Rotkappen im Fleisch schwärzen (die Nadelwaldrotkappen sind da manchmal eine Ausnahme). Und wie schon geschrieben wurde ist die überhängende Huthaut ein weiteres Hilfsmerkmal, wobei es auch Rotkappen gibt, deren Huthaut nur sehr wenig übersteht (z. B. Leccinum roseotinctum). Man muss bei Pilzen oft mit Merkmalskombinationen arbeiten. Das macht es schwer, aber auch spannend ;)


    Liebe Grüße,

    Christoph