Servus beinand,
endlich habe ich ein Bino. ich habe bisher meist alles frei Hand geschnitten, ohne Hilfe einer Stereolupe, was z. B. beim Präparieren von winzigen Parasiten in den Apothecien von Flechten oder winzigen Pyrenomyzeten auf Holz ziemlich haarig/schwierig war. Für Fotos hatte ich mein 10er Objektiv meines Mikroskops "missbraucht" (Auflicht per Tischlampe). Und – tadaaa – jetzt habe ich ein Bino. Meine Kamera passt noch nicht auf den Fototubus drauf (Olympus ist da sehr eigen und will nur eigene Kameras auf ihren Geräten montieren, sodass kein Adapter vorhanden ist), aber ich habe eine provisorische Lösung.
Gestackt habe ich noch nicht, ich habe erstmal nur Einzelbilder gemacht. Und für einen Test kam mir Hysterographium fraxini ganz recht. Diese Kaffeebohne auf Esche finde ich eigentlich recht regelmäßig, sie wird aber von manchen als selten bezeichnet. Ich denke, dass einfach zu wenig auf die Winzlinge geachtet wird. Dabei sind sie im Mikroskop so eindrucksvoll. Ich zeige einfach mal ein paar Fotos:
Der Ast ist rechts an der Bruchkante genau 8 mm dick – also relativ dünn. Auf diesen fingerdicken Ästen (und schmaleren) suche ich ab und zu nach den Kaffeebohnen. Sie sehen auch sehr nach Kaffebohnen aus. Allerdings sind sie nicht näher mit den Hysterium-Arten (die ja auch als Kaffeebohnen bezeichnet werden) verwandt. Selbst die Ordnung steht nicht fest. Systematische Einrodnung im Moment: Klasse Dothideomacetes; Ordnung ???, Familie ???
Bei Reife öffnen sich die Kaffeebohnen, aber auch geschlossene sind oft schon reif genug, um Sporen zu entwickeln.
Oben sieht man übrigens die einzelnen Sporen auf der Eschenrinde – diese Fruchtkörper sind also definitiv reif.
Und nochmal Kaffeebohnen ganz groß...
Unter dem Mikroskop überraschen (wer die Art nicht kennt) die großen Sporen (bis 50 µm lang), die sowohl quer- als auch längsseptiert sind. Muriform wird das genannt (wie eine Mauer aus Einzel"steinen" aufgebaut):
In Melzers werden die Sporen blaugrün, was die Sporen vieler bitunikaten Ascomyzeten machen. Ich habe aber noch nirgends etwas über diese Reaktion gelesen – da im Mikroskop oft ein Grünanteil im Blau ist, glaube ich nicht wirklich an Stärke, sondern gehe von einer anderen Substanz in den Zellwänden aus. Wissen tue ich es aber nicht.
Für Mikroskopierfreudige sind diese Kaffeebohnen toll. Allein die Sporen sind umwerfend, finde ich. Eigentlich sollte man meinen, dass eine so leicht bestimmbare Art öfter gefunden wird. Man muss aber dafür gezielt mit der Lupe Eschenäste absuchen.
Der Fund ist von gestern und stammt aus Purk (bei Moorenweis, Landkreis Fürstenfeldbruck, Obernbayern).
Liebe Grüße,
Christoph