Zwei Risspilze

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 2.726 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Ditte.

  • Hallo zusammen


    Ich habe hier zwei Risspilz-Funde, mit der vagen Hoffnung dass mir jemand helfen kann.

    Beide gefunden auf 2300m zwischen Salix herbacea.


    1) Meiner Meinung nach irgendwie Richtung I. lacera.

    Allerdings sind die Zystiden zum Teil viel extremer geformt als ich es in der Literatur finden kann:

    - Hut 10-25 mm, stets gebuckelt

    - Geruch im Schnitt spermatisch

    - Hut und Stiel gerieben etwas bräunend (oder rötend?)

    - Oberste Stielspitze mehlig, darunter fasertig

    - Fleisch im Schnitt nicht verfärbend

    - Sporen (10.1) 11.1-13.9 (14.5) x (5.9) 6.4 - 7.2 (7.5) µm

    - Cheilozystiden sehr vielgestaltig, siehe Bilder

    - Pleurozystiden metuloid, eher spärlich

    - Kaulozystiden teilweise metuloid, nur an der obersten Stielspitze vorhanden

    2) Dieser hier passt am ehesten zu I. canescens oder I. cavipes, die sollen aber beide grössere Sporen haben.

    - Hut jung mit weissen, faserigen Velumresten, ansonsten fein braun faserig, 20-40 mm

    - Stiel: Oberes Drittel mehlig. Mitte und unten etwas gelblich bis bräunlich

    - Geruch sehr schwach, unauffällig. Fleisch nicht verfärbend.

    - Sporen: (8) 9-10.8 (11.1) x (4.9) 5.2-6.2 (6.9) µm

    - Cheilozystiden 40-45 x 15.5-18 µm

    - Pleurozystiden vorhanden

    - Kaulozytiden nur im oberen Stieldrittel



    Bin gespannt, ob da jemandem was einfällt...


    Viele Grüsse

    Raphael

  • Beorn

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Hi Raphael,


    ich mach mal ein Ditte für dich. Denn vielleicht hat Ditte den Thread noch nicht gesehen oder übersehen.


    VG : Thorben

  • Hallo Raphael, die Nummer 1 ist eine Art aus der Gruppe um Inocybe helobia, du kannst sie als I. helobia s.l. bezeichnen. Die zweite ist ein klarer Fall von Inocybe canescens: solche kurzen Zystiden sind sehr selten, außerdem sind die Sporen doch typisch. Wieso sind sie dir zu klein?, du hast doch selbst eine gemessen, die über 13 µm geht. Alles übrige passt auch.... siehe Inocybe.org

    Herzlich, Ditte

  • Hallo Ditte


    Vielen Dank für die Hilfe!


    Bei I. helobia lag ich also nicht völlig daneben, die wurde ja bisher als Varietät von I. lacera geführt.

    Du schreibst jetzt helobia s.l. - heisst es da erwarten uns neue, ähnliche Arten? Ich sehe dass die auf deiner Seite als stat. nov. ined. angeschrieben ist.


    Bei I. canescens fand ich die Obergrenze ok, die Untergrenze hat mich gestört.

    Viele meiner Sporen waren unter 10 µm lang, einige sogar unter 9 µm (Schnitt 9.6 µm).

    Alle Messungen bis auf die eine im Bild waren unter 11 µm lang, deshalb hielt ich diese für einen Ausreisser und habe sie nicht beachtet.

    In der Literatur fand ich mehrheitlich Angaben von 10-13 µm (Jamoni, Stangl, Ludwig).

    Aber ich habe mich wohl davon verwirren lassen, dass die Art oft mit I. inodora gleichgesetzt wird/wurde, und die hat wohl etwas grössere Sporen.

    Ich hätte mich an die Original-Diagnose von Favre halten sollen, dann hätte alles gestimmt :)


    Viele Grüsse

    Raphael

    • Offizieller Beitrag

    Rettung erfolgt. Ist übrigens unsere leichteste Übung. :)


    Das ist ein Bug der derzeit von unserem Forenadmin bearbeitet wird. Hoffentlich ist das bald behoben.


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Hallo Raphael, die Inocybe helobia ist inzwischen durch uns ordentlich zum Artrang erhoben (siehe Myc-Bav.Artikel von 2020), das ist jetzt auch auf der Website geändert.

    Was die helobia s.l. angeht: Das bedeutet lediglich, dass die nordischen und alpinen Kollektionen noch ordentlich überprüft werden müssen.


    Canescens: Es empfiehlt sich bei dem gegenwärtigen Stand der Forschungen in Sache Inocybe auf jeden Fall bei Sekundärbeschreibungen, die nicht auf Typusuntersuchungen zurückgehen, sehr kritisch zu sein, da aufgrund der vorgenommenen Synonymisierungen sehr viel Falsches hier zu finden ist. Da du Französisch kannst, würde ich sowieso, was Scjhlüssel angeht, nur mit den Bon-Schlüsseln arbeiten. Bon hat, wie allgemein die Franzosen und auch die Italiener, die Synonymisierungen abgelehnt und die Arten beibehalten - wie sich jetzt nach und nach herausstellt, zumeist zurecht. Bon war überhaupt ein genialer Inocybe-Kenner, vor dem ich uneingeschränkt meinen (derzeit Strohhut ziehe!


    Herzlich, Ditte