Hallo ihr lieben,
drum prüfe, wen du einlädst. Christoph hat Toffel und mich bei der letzten BMG-Tagung zu sich eingeladen. Solche Einladungen lösen Steffen und ich recht zeitnah auch ein, insbesondere dann, wenn es Pilze gibt.
Für gestandene Sachsen ist Bayern immer ein heißes Pflaster. Es gibt unendlich viele Fettnäpfchen in die man reintreten kann, z.B. im Biergarten ein "kleines Getränk" zu bestellen, Weißwurst mit Ketchup essen ist eine Todsünde, als Nicht-Bayer kein Fan des FC Bayern sein und ähnliches. Natürlich gab es einen kulturellen Austausch am ersten Abend mit diversen Youtube-Videos z.B.
Gut, kommen wir zu den wichtigen Dingen. Hin und wieder werde ich auch noch ein paar kulturelle Schmankerl scho no einistreun.
Am ersten Tag hatte Christoph einen wichtigen Termin. So mussten Steffen und ich alleine los.
Einen Exkurs muss ich noch machen: Schuhplattler
Vergesst den Blödsinn, den die in dem Video über die Entstehung des Schuhplattlers sagen. Der ist nur zur Mückenabwehr entwickelt worden; ganz klar. Überall Mücken, egal wo man ist. Selbst bei strömendem Regen sind die Viecher noch geflogen. Wir haben das nur mit seeeehr viel Repellent überlebt. Meine rechte Hand war nach einem Mückenstich für ein paar Tage fürchterlich angesschwollen. Wenn wir ein Foto machen wollten und demzufolge ruhig stehen mussten, kamen sie in Scharen.
Also zurück zu den Schwammerln. Da Steffen und ich sind alleine los sind, hatten wir anfangs nur ein paar Trivialarten, so dass wir uns mit der Fotographie von diesen begnügt haben. Falls ihr das eine oder andere Bild nicht so toll findet, denkt bitte an die Mücken.
junge Samtfüße - Tapinella atrotomentosa
Hymenipellis radicata - Wurzelnder Schleimrübling
Speisetäubling - Russula vesca
Eutypa spinosa - Steffen fand immer spannende Pyrenos.
Polyporus tuberaster - Sklerotienporling
schöne Glockenblume
Jackrogersella cohaerens - Zusammenfließende Kohlebeere
Hier waren wir zum ersten Mal unsicher. So ein komisches Zeug ist eigentlich Steffens Metier. Hier aber war er erst Mal ratlos was das sein kann. Es fiel der Name Camarops im Feld.
Am Abend konnten Steffen und Christoph das Rätsel lösen. Bicogniaxia mediteranea - Südlicher Rindenkugelpilz (wer lässt sich nur so blöde deutsche Namen einfallen?) Ab diesem Zeitpunkt ging es mit den Pilzfunden deutlich bergauf, da Christoph uns nun begleitete. Zudem werde ich ab jetzt nur noch deutsche Pilznamen verwenden, wenn das wirklich Sinn macht.
Christoph hatte seinen Termin erledigt ab nun waren wir zu dritt und haben gezielt Habitate angefahren, die lohnenswert waren. Es ging mit einem Neufund für ein kleines Minipark-Gelände los über den Christoph sich sehr gefreut hat. Russula insignis- Milder Kammtäubling; der einzige Kammtäubling mit roter KOH-Reaktion in der Stielbasis.
Echte Mykologen in ihrem natürlichen Habitat und mit natürlichem Verhalten zu beobachten hat immer was.
Ich habe inzwischen Bjerkandera fumosa - Graugelber Rauchporling auf vergrabenem Holz gefunden.
Dort ein Massenpilz; hier selten Russula olivacea - Rotstieliger Ledertäubling; gut an der himbeeroten Phenol-Reaktion und der Hutfarbe, die sich auf den Lamellenschneiden nahe der Hutkante zeigt, zu erkennen.
Tagsüber hatte ich natürlich noch ein paar Blättchen mitgenommen und abends noch nachbestimmt. Der hier war leicht. Ramularia lapsanae an Rainkohl.
Am 2. Tag ging es in einen Auwald. "Au"wald, deswegen weil die dort Mücken fast unerträglich waren. Es ging auch gut botanisch los, denn endlich hab ich mal den Riesenbärenklau - Heracleum mantegazzianum live gesehen.
Podosphaera filipendulae an Großem Mädesüß; markant für die Art sind die Deformationen. War für mich eine Erstsichtung.
kleiner Dachpilz - Pluteus cf semibulbosus, wurde leider nicht mikroskopiert
Mycena pelianthina - Schwarzschneidiger Rettichhelmling; dort ein Massenpilz; in Sachsen dagegen... lassen wir das.
Geocacher, die ihren Müll im Wald nicht mitgenommen haben.
Christophskraut - Actaea spicata, die einzige Ranunculaceae in Mitteleuropa, die echte Beeren als Früchte hat. Klar dass mir das Christoph gezeigt hat.
Fruchtstände vom Aronstab - Arum maculatum
Massen von Hymenoscyphus fraxini standen rum; Auslöser für das Eschentriebsterben.
eine Hypoxylon an Esche, deren Namen ich vergessen habe; edit: Hypoxylon cercidiculum - Mährische Kohlenbeere; danke Werner
Einbeere - Paris quadrifolia
Einen tollen Fund hatten wir dann im Au-Wald dann doch noch. Limacella ochraceolutea - Ockergelber Schleimschirmling
Fotografierender Mykologe
Danach ging es in den Eibenwald von Paterzell. Das war für mich die Wiedersehensfreude groß, denn ich hatte daran tolle Erinnerungen. Hier mal eine Auffrischung: DGfM-Tagung Teil 2: Der geheimnisvolle Eibenwald
Es ging sehr gut los; Netzhexen - Suillellus luridus. Wir wollen ja nicht undankbar sein.
hatten wir noch kurz zuvor als Halbleiche...
endlich mal wieder "woas Gscheits"; Inocybe fraudans - Birnenrisspilz; markant sind die radialfaserige Huthaut, das schnelle Röten und der schwer zu beschreibende Geruch (aufdringlich süßlich mit stechender Gaskomponente); laut Literatur wohl mit Birnenblüten vergleichbar. Da hab ich allerdings arge Zweifel. Leider habe ich noch nie an einer Birnenblüte gerochen. Wird mal Zeit... Zumindest ist das eine Art, die makroskopisch sofort anzusprechen ist, wenn man den Geruch kennt.
Scharfblättriger Schwärztäubling - Russula acrifolia; Name ist Programm.
Auch immer wieder hübsch Delicatula integrella
auch immer wieder hübsch: fotografierende Mykologen zu fotografieren
Zungenkernkeule - Elaphocordyceps ophioglossoides; wir haben nicht nach der Hirschtrüffel gegraben, welcher dieser Pilz parasitiert
Pycnoporellus fulgens - Leuchtender Weichporling; wird mit KOH blutrot. Hier muss man aber aufpassen. Hapalopilus croceus macht das auch.
Mal noch 1-2 Impressionen
Carex cf pendula - Hängesegge; ansonsten gilt das alte Botaniker-Sprichwort: "Die Weiden und die Seggen sind des Botanikers Schrecken."
Schöner Gilbweiderich
Winterschachtelhalm - Equisetum hyemale wurde mir von Christoph gezeigt.
Über diesen Wiederfund habe ich mich auch gefreut. Inocybe lanuginosa = I. ovatocystis. Die wichtigsten Merkmale: Aufrecht geschuppte Huthaut, Pleurocystiden vorhanden; Cheilos recht kurz und gedrungen; eiförmig, Höckersporer
Mikrobild
Soo das waren die ersten beiden Tage. Am Sonntag gab es eine gemeinsame Exkursion mit einingen Münchnern. Wir sind dann extra bestimmte Kalkboleten-Habitate angefahren und auch fündig geworden.
Von meiner Seite aus wars das erstmal.
l.g.
Stefan