... dann kann man wohl eines der tiefgreifendsten Pilz-Glücksgefühle erleben, das man haben kann!
Dieses Glück wurde mir letzten Sonntag (02.08.2020) zu Teil, als ich – in einem anderen Wald als ursprünglich geplant – einige Stellen mit Fransigen Wulstlingen gezielt nach diesem Pilz absuchte. Davon möchte ich euch doch kurz berichten und einige Fotos zeigen. Vielleicht mag ja dann der ein oder andere hier auch noch einige Informationen, Anekdoten oder/und Fotos zu diesem einzigartigen Pilz einstellen, der mich schon seit einiger Zeit sehr fasziniert.
Wer noch nie von ihm gehört hat: Der gelbe Schuppenwulstling ist ein sehr seltener Pilz und gehört zur Gattung Squamanita. Wie alle Pilze aus dieser Gattung wächst er als Parasit auf einem anderen, ganz bestimmten Pilz (hier auf dem Fransigen Wulstling oder wahrscheinlich auch auf Amanita echinocephala). Die Rübenförmige "Wurzel" stammt vom Fransigen Wulstling, er selbst macht dann seinen eigenen Stiel und Hut darauf. Alle Pilze dieser Gattung sind äusserst selten und daher auch noch nicht gut erforscht. Er hat eine sehr markante und schöne Erscheinung!
Der Plan des Tages war, mich frühzeitig auf den Weg zu machen, um meine Pilzkontrollstelle – welche am Abend dann erstmals in dieser Saison geöffnet sein würde - in aller Ruhe einrichten zu können. Nach dem Einrichten war ein Ausflug in einen bestimmten Wald geplant, um unter anderem noch einige Speisepilze zu sammeln.
Bei der Kontrollstelle angekommen, merkte ich aber, dass ich meinen Schlüssel vergessen hatte! Also: Nochmals zurück fahren, den Schlüssel holen, und danach halt nicht mehr in den ursprünglich geplanten Wald gehen, da dieser zu weit entfernt gewesen wäre. Da ich dann aber doch noch ein bisschen Zeit hatte, überlegte ich mir, in der Nähe noch einige Stellen mit Fransigen Wulstlingen zu besuchen. Bereits im letzten Jahr hatte ich mir bewusst gemerkt, an welchen Stellen Fransige Wulstlinge wachsen, um diese Orte dann im Laufe des kommenden Jahres gezielt abzuklappern.
Nun denn, ich hätte mir die Stellen nicht merken müssen. Denn die Wulstlinge waren zahlreich am fruktifizieren.
Nach einigen (erwartungsgemäss) erfolglosen Stellen rief mich ein guter Kollege an. Wir sprachen ein wenig über die vergangenen Ferien und dies und das. Nach dem Auflegen bin ich zwei drei Meter weitergegangen, sah einen weiteren Wulstling und ca ein halber Meter dahinter erschien ein strohgoldener Hut eines Pilzes. Sofort dachte ich, tatsächlich einen gefunden zu haben! Aber konnte das sein?
Ich war mir eigentlich schon zu Beginn sicher, aber dennoch blieb eine kurze Zeit noch eine gewisse Unsicherheit. Konnte es tatsächlich möglich sein, dass ich ihn nun wahrhaftig vor mir habe? Die Wahrscheinlichkeit hierfür ist ja verschwindend klein... Aber er musste es sein, eindeutig! Alle Merkmale waren vorhanden und auch ein vorsichtiges Ertasten des unteren Stielbereiches deutete auf eine Knolle hin. Er war es!
Es war ein wirklich tiefgreifendes Glücksgefühl und es kam mir traumhaft und unwirklich vor.
Ich hatte mir schon vorher mal überlegt, was ich machen würde, wenn ich tatsächlich einen finden würde, war aber zu keinem Schluss gekommen... Stehen lassen? Mitnehmen? Zerstückeln und an andere Stellen mit fransigen Wulstlingen verteilen, damit die Wahrscheinlichkeit einer Verbreitung erhöht wird? Melden und kartieren? Oder ihn einfach stehen lassen und keine Kartierung vorzunehmen (im Sinne von: Nur ich kenne den Standort, dann kann ihm auch niemand Schaden anrichten)?
Nun denn, ich hatte ihn auf Facebook gepostet und tags darauf mit einem renommierten Pilzexperten nochmals besucht, fotographiert und kartographiert. Wir haben dann den Hut des Pilzes ein bisschen mit Laub zugedeckt und ihn stehen gelassen.
Ein guter Start in die diesjährige Saison, sozusagen
Fundort: Schweiz, Kanton Bern in einem Auenwald.
Viele Grüsse,
Bruno